Mittwoch, 28. Dezember 2022

Der Merkel muss weg

Wollte man es grobianisch formulieren, könnte man sagen, Reinhard Merkel sei eine miese Drecksau, die aus dem Dorf medialer Debatten hinausgeprügelt gehöre. Man kann aber auch einfach sagen: Seine Auslassungen sind dumm und niederträchtig und haben in der Öffentlichkeit nichts verloren. Des Rechtsprofessors neuester Streich: „Die Ukraine ist kausal beteiligt an der fortdauernden Erzeugung des Elends dieses Krieges.“
Ja klar, wer sich gegen seinen Mörder wehrt, ist kausal daran beteiligt, dass sich die Ermordung so lange hinzieht. Man sollte sich gefälligst einfach umbringen lassen, dann hat das Elend ein Ende.
Weil er verrückterweise die Ukrainer und Ukrainer nicht als Opfer eines unmenschlich geführten Angriffskrieges, sondern als Mittäter sieht (oder zeigen will), behauptet Merkel ferner, die Ukraine sei zu Friedensverhandlungen verpflichtet. Dass Russland keinen Frieden will und was denn eigentlich anderes als die Erreichung russländischer Kriegsziele (Abtretung von Bevölkerung und Gebiet) Verhandlungsergebnis sein könnte (denn für einen sofortigen Rückzu Russland braucht es eigentlich keine Verhandlungen, nur Putins Befehl), interessiert Merkel nicht. Ihm geht es nur darum, die ukrainischen Verteidigungsbemühungen rhetorisch zu sabotieren, indem er Unsinn verbreitet, der einem moralisch verkommenen Teil der deutschen Öffentlichkeit aus der Seele spricht.
Merkel wollte schon 2014 glauben machen, dass die Annexion der Krim zwar formal völkerrechtswirdrig, aber der Sache nach gerechtfertigt gewsen sei. Ja klar, weil die Bewohner der Krim gern Untertanen von Putins Diktatur sein wollten. Seither hat ihn der mörderische Terror, der auf der Krim, in den „Volkrepubliken“ und den 2022 zusätzlich von Russen besetzten Gebieten stattfindet, keines Besseren belehrt. Wahrscheinlich ist er der wissenschaftlich begründeten Auffassung, Gefolterte, Verschleppte und Ermmordete seien „kausal beteiligt“ am Unrecht, das ihnen geschieht, weil sie nicht einfach schon bei den Bombardierungen draufgegangen sind.
Man stelle sich vor, jemand würde mit der Autorität eines Lehrstuhlinhabers erklären, die massiven Lieferungen von Rüstungsgütern der USA an Großbritannien und die Sowjetunion seien kausal beteiligt gewesen an der fortdauernden Erzeugung des Elends des Zweiten Weltkrieges. Stattdessen hätten Churchill und Stalin mit Hitler Friedensverhandlungen führen sollen. Und am besten mit ihm eine Quote vereinbaren, wie viele Juden ihm pro Quartal zur Vernichtung übergeben werden. Was Merkel verkündet, ist im Grunde auch nichts anders als solch bösartiger Blödsinn.
Russland ist der Angreifer, die Ukraine verteidigt sich. Jedes Mittel der Verteidigung gegen einen mörderische Aggressor ist legitim. Alles Recht liegt bei der Ukraine, das Unrecht ist ausschließlich Russland zuzuschreiben. Wer das bestreitet oder auch nur durch Geschwafel verunklart, leistet Beihilfe zu Mord und Zerstörung.
Merkel ist bekanntlich ein Befürworter von Euthanasie („Sterbehilfe“), Menschenverwertung („Embryonenforschung“), Kindsmord („Abtreibung“) und allerhand anderen menschenverachtenden Grauslichkeiten, wie sie schon die Nazis gutfanden. Dass Merkel mit seinen antukrainischem Geschwätz also faktisch dem Kriegsverbrecher und Massenmörder Putin zuarbeitet, kann nicht sonderlich verwundern. Aber könnte bitte endlich Schluss sein, dass derlei unmoralischer Dreck ernstgenommen und von „Qualitätsmedien“ verbreitet wird? Kann man solch dumme und niederträchtige Personen nicht endlich aus öffentlichen Debatten heraushalten?

Dienstag, 27. Dezember 2022

Balken & Splitter (92)

Dass die Taliban verbieten, dass Frauen für NGOs arbeiten, finde ich wenig sinnvoll. Schließlich braucht doch sicher auch eine Nichtregierungsorganisation hin und wieder eine Putzfrau.

Montag, 12. Dezember 2022

Balken & Splitter (91)

Erstaunlich: Wenn die „Reichsbürger“ tatsächlich Verschwörer sind, dann stimmt ja zumindest eine „Verschwörungstheorie“.

Merke: Je minderbemittelter der Mensch, desto größer seine Begeisterung für „künstliche Intelligenz“.

„Wir als Gesellschaft nehmen diese Erkrankung nicht ernst genug“ (sagt einer über Long Covid). Das könnte natürlich auch ein kleines bisschen daran liegen, dass besagte Krankheit nicht existiert.

Sonntag, 11. Dezember 2022

Balken & Splitter (90)

Verfassungsmäßige Ordnung ist voll super und Umsturz geht ja wohl gar nicht. Das weiß doch jeder. Blöd nur, dass dann auch Gebilde wie die „Republik Österreich“ oder die „Bundesrepublik Deutschland“ illegitim sind, gehen sie doch auf Revolutionen im November 1918 zurück, auf die verfassungswidrige Ausrufung der Republik und die gewaltsame Ausschaltung wesentlicher Verfassungsorgane.

Es ist schön zu erleben, wie auch bei einer Straftat verdächtigten EU-Parlamentariern das wichtige rechtsstaatliche Prinzip der Unschuldsvermutung gilt. Selbstverständlich kämen weder Parteifreunde noch politische Gegner noch gar die Medien jemals auf die Idee, vorzuverurteilen und bloß, weil gegen jemanden ermittelt wird, politische Konsequenzen (Amtsverlust, Parteiausschluss usw.) zu fordern. 

Donnerstag, 1. Dezember 2022

Eine Kriegsverbrecherin

„Um Himmels willen nicht noch mehr Waffen in die Ukraine“: Was stellt sich diese maßlos dumme Frau eigentlich vor, was passiert, wenn die Ukrainerinnen und Ukrainer mangels Waffen und Munition nicht mehr kämpfen können? Dass Putin dann sagt: Na gut, jetzt hör ich auch auf? Glaubt sie wirklich, dass auch nur ein Mensch weniger stirbt, eine Sache weniger zerstört, eine Frau (oder ein Mann) weniger vergewaltigt wird, wenn die Ukraine wehrlos ist? Wir wissen, was in den russisch besetzten Gebieten passiert. Glaubt die Verrückte, es wäre anders, wenn Russland die ganze Ukraine besetzt hielte?
Dummheit kann, wenn sie ein bestimmtes Maß überschreitet, zur faktischen Bösartigkeit werden. Die Agitation dieser unmoralischen Person, die ja auch seit Jahrzehnten den Mord an Ungeborenen propagiert, kann, egal, ob sie auf fruchtbaren Boden fällt oder nicht und die ukrainische Verteidigungsfähigkeit dadurch geschwächt wird oder nicht, als moralisches Kriegsverbrechen gewertet werden. Im Grunde gehört diese niederträchtige Schwachsinnige also vor Gericht. Das Urteil hat sie sich ohnehin schon selbst gesprochen.

Montag, 28. November 2022

Keine Ramschbürgerschaft!

Völlig richtig, die deutsche Staatsbürgerschaft ist ein hohes Gut und darf nicht verramscht werden. Darum muss endlich Schluss sein mit der unerträglichen Praxis, jedes Jahr Hunderttausenden die Staatsbürgerschaft nachzuwerfen, die nie etwas für die Gesellschaft geleistet haben, keiner Erwerbsarbeit nachgehen, keine Steuern und Abgaben zahlen, keine Ehrenämter ausüben oder sonst irgend ein Engagement zeigen, sondern nur eine totale Anspruchshaltung an den Tag legen, die ungeniert allen auf der Tasche liegen und zu allem Überdruss noch nicht einmal die deutsche Sprache sprechen Keine Verramschung heißt: Keine Staatsbürgerschaft für Neugeborene, bloß weil deren Eltern schon Deutsche sind!

Dienstag, 22. November 2022

Nochmals zu Glauben und Wissen

Keineswegs beginnt, wie manche sagen, der Glaube dort, wo das Wissen endet. Glaube ist kein Wissensersatz. Vielmehr setzt Wissen Glauben voraus und hat Glauben zur bleibenden Grundlage.
Wissen setzt Glauben voraus: Nicht nur, weil man, um zu begründeten Annahmen zu gelangen, unbegründete Annahmen machen muss (sei es explizit oder implizit), sondern auch, weil man vor allem Annehmen und Meinen schon ein Vertrauen in die Möglichkeit und Wirklichkeit von Wahrheit haben muss. Ein Grundvertrauen, ohne dass menschliches Dasein nicht oder nur als geistig und wohl auch seelisch gestörtes möglich ist. Ohne dieses existenzielle Verhältnis zur Wahrheit, ohne das „gläubige“ (soll heißen: nicht Im Voraus begründbare, sondern immer schon alles gründende) Vertrauen darauf, dass es möglich ist, andere zu verstehen und von ihnen verstanden zu werden und sich wahrhaftig über Sachverhalte (und deren Wertung) auszutauschen, wäre jede Versuch des Verstehens und der Verständigung zum Scheitern verurteilt und in sich sinnlos.
Und nicht einmal dieses Scheitern könnte dann erfahren und verstanden werden. Denn wenn es grundsätzlich unmöglich wäre, zu verstehen, wie es sich in Wahrheit mit etwas verhält, und unmöglich, das, was ich für wahr halte, anderen mitzuteilen (und sie vielleicht sogar zu überzeugen), gäbe es keinen Unterschied zwischen gelingender und misslingender Kommunikation, zwischen richtigen und falschen Wahrnehmungen, Erklärungen, Wertungen. Alles wäre gleicht wahr und unwahr, und es wäre auch zugleich wahr und unwahr, dass alles zugleich und unwahr ist … Alles Denken und Reden wäre somit sinnlos.
Offensichtlich ähnelt die grundsätzliche, lebensnotwendige Offenheit gegenüber der Wahrheit, die das Glauben ausmacht, dem Glauben im religiösen Sinne. Auch der Gläubige hält nicht einfach etwas für wahr, sondern vor allem vertraut er, sehr allgemein gesagt, auf eine „höhere Macht“, er baut seine Existenz darauf und leitet die Angemessenheit seines Tun und Lassens davon ab. Man könnte sagen, dass im bewussten religiösen Glauben das unbewusste Glauben zu sich kommt.
Wenn von Glauben und Wissen die Rede ist, muss auch von Täuschung und Irrtum, Irrglauben und Aberglauben und nicht zuletzt vom Zweifeln die Rede sein. Zweifeln erlaubt es, vermeintliches Wissen von echtem Wissen zu unterscheiden. Der Zweifel kündigt sozusagen den Glauben (zumindest teilweise) auf, ermöglicht es sodann, zu bestätigen oder zu verwerfen und führt so zu neuem, besserem Glauben. Oder eben, anders gesagt, zu nicht in Frage gestelltem Wissen. Bis neue Zweifel kommen.
Begründetes Für-wahr-Halten setzt unbegründetes Für-wahr-Halten voraus, aber auf der Grundlage des Für-wahr-Haltens eines berechtigten Für-wahr-halten-Könnens. Das ist aus meiner Sicht das Verhältnis von Wissen und Glauben.

Dienstag, 15. November 2022

Balken & Splitter (89)

Wie gut, dass es in China, im Unterschied zum Iran, keine Menschenrechtsverletzungen gibt, die man sanktionieren müsste …
Ganz im Gegenteil, die kommunistischen Diktatur kann man besuchen, ihrem Chef die blutverschmierten Hände schütteln und bei der Gelegenheit schöne neue Geschäfte anbahnen.
Man stelle sich hingegen vor, der Iran versuchte, einen Teil des Hamburger Hafens zu kaufen …
Damit will ich die Verbrechen des iranischen Regimes nicht kleinreden. Aber die rotchinesischen Verbrechen sind nicht nur ums Zigfache größer, sondern anscheinend auch viel weniger empörend, Jedenfalls für die Politiker der „internationalen Gemeinschaft“ und „die Medien“.
Es ist einfach so: Millionen weggesperrter Uiguren oder eine totgeprügelte Demokratiebewegung in Hongkong gelten weniger als eine unverschleierte Frau.

Samstag, 12. November 2022

Glosse CXVI

An schmerzhafte Peinlichkeiten wie Dschornalismus und Dschühri habe ich mich ja, durch Abstumpfung, fast schon gewöhnt. Als aber eine „voi-là“ sagen wollte und weulah sagte, zog es mir doch noch einmal den Boden unter den Füßen weg.

Montag, 31. Oktober 2022

„Reformationstag“

Ein bisschen perverse Ironie der Geschichte ist es schon, wenn zum Beispiel in Hamburg am heutigen gesetzlichen Feiertag „Reformationstag“ staatliche und private Museen, darunter auch Kunstmuseen, bei freiem Eintritt geöffnet sind, wo doch die „Reformation“ auch ein gewaltiger Bildersturm und eine der größten Vernichtungsaktionen von Kulturgütern in der europäischen Geschichte seit der Völkerwanderung und vor Bolschewismus und Nazismus war.

Donnerstag, 27. Oktober 2022

Aufgeschnappt (bei Wladimir Sorokin)

Als der Krieg angefangen hat, habe ich ein Foto aus Kiew gesehen, wo ein Bild von Puschkin auf einer Müllhalde lag. Ich denke, die Ukrainer haben ihr volles Recht dazu. Absolut. Es findet eine Aggression Russlands gegen die Ukraine statt. Das hat nicht nur Putin zu verantworten, sondern auch die russische Kultur.

Donnerstag, 20. Oktober 2022

Balken & Splitter (88)

Obwohl die öffentlich-rechtlichen Regierungslügenverbreitungsmaschinen (ÖRR) ansonsten für „die Maske“ trommeln, blitzt manchmal ein Fünkchen Wahrheit auf. Zwar wird eisern daran festgehalten, es sei „wissenschaftlich erwiesen“, dass sie schütze ― aber wen denn nun?, wenn man fragen darf. Einst lautete das Narrativ, man schütze damit andere (die doch aber längst mehrheitlich durch Impfungen angeblich „geschützt“ sind), jetzt hingegen herrschen das Gefühl und der Aberglaube vor, es sei Selbstschutz (obwohl Geimpfte doch angeblich ohnehin „geschützt“ sind). Jedenfalls war in der ARD-Verdummungs, äh, ARD-Infotainmentsendung livenachneun" am 17. Oktober in einem Beitrag über die vielfach geforderte Maskenpflicht immerhin auch diese Graphik kurz zu sehen:
 

Während Hamburg (rote Linie) und Mecklenburg-Vorpommern (gelbe) eine Maskenpflicht hatten, hatten die übrigen deutschen Bundesländer (blaue Linie) keine mehr. Eine epidemologische Auswirkung hatten Maskenzwang oder Maskenfreiheit aber offensichtlich nicht.
Das eine Maskenpflicht keine Auswirkung auf Fallzahklen hat, weiß man übrigens schon seit 2020. Oder könnte es wissen.
Doch das wird die Obrigkeit im Herbst 2022 gewiss nicht hindern, die Maskenpflicht wieder auszuweiten. Wozu sich um die Realität scheren, wenn es um die Gefühle der Bürgerinnen und Bürger („Vati Staat, schütz mich“) geht?
Dass viele brav Masken tragende „Geimpfte“ sich „infizieren“ und Symptome aufweisen, während viele Ungeimpfte, die niemals freiwillig Maske tragen, pumperlg’sund bleiben, also eine von jedem im Bekanntenkreis beobachtbare Faktenlage, könnte die Leute irritieren. Tut es aber nicht. Sie halten aber lieber am verordneten Wahn fest, statt selbständig nachzudenken. Darin bestärken sie die ÖRR. Wem das wohl nützt?

Mittwoch, 19. Oktober 2022

Balken & Splitter (87)

Wenn man auf den Tefaubildern die bemerkenswerte Hässlichkeit  viel zu vieler iranischer Demonstrantinen, die im Westen gegen die islamische Republik demonstrieren (zum Teil mit Schah-Fahnen), sieht, versteht man, warum iranische Männer eine strikte Verschleierung befürworten.

Ein hässlicher Mann verkleidet sich sehr schlecht als Frau und erklärt, er sei nicht-binär. Und damit kommt er bei gewissen Leuten durch?

Mörderschutz

Der spanische Staat will Schutzzonen um Kindermordklitschen („Abtreibungskliniken“) errichten, innerhalb derer nicht gegen Unrecht demonstriert, nicht öffentlich für das Seelenheil der Mörder und Ermordeten gebetet werden darf. Gut so, schützt Mörder, damit die ungestört ihrem Geschäft (gern auf Krankenschein) nachgehen können! Die spanische römisch-katholische Kirche könnte darauf reagieren, indem sie ihrerseits Schutzzonen errichtet und jedem, der „Abtreibung“ befürwortet, das Betreten von Kirchen verwehrt. 

* * *

US-Präsident will die staatliche Lizenz zum Kindsmord („Recht auf Abtreibung“) zum wichtigen Wahlkampfthema machen. Wenn der Erzbischof von Washington diesen gemeingefährlichen Pseudokatholiken daraufhin nicht exkommunziert, kann sich die römisch-katholische Kirche in den USA gleich auflösen. Oder hat sie das schon?

Sonntag, 16. Oktober 2022

Glosse CXV

Hol dir den Spice, wie du ihn likest! Und scheiß auf Deutsch.

Glosse CXIV

Linke verliert nach Äußerungen von Wagenknecht so viel Mitglieder:innen wie nie zuvor. Und die müssen jetzt :draußen bleiben?

Freitag, 14. Oktober 2022

In ureigenster Sache

 

Meine Auswahl und Zusammenstellung von ein paar Beiträgen dieses weblogs ist gerade erschienen. Das Buch kann bei BoD.de (dort gibt es auch eine Leseprobe) und im übrigen Buchhandel bestellt werden.

ISBN: 978-3-7562-3437-0

Mittwoch, 12. Oktober 2022

Balken & Splitter (86)

„Weitet sich der Ukraine-Krieg jetzt auf Belarus aus?“ Man muss wohl schon die Bösartigkeit und Dummheit eines „linken“ Schreiberlings aufbringen, um eine solche Überschrift formulieren zu können.
Der „Ukraine-Krieg“ ist ja in Wahrheit der Krieg gegen Russlands gegen die Ukraine. Ausweitung, das klingt, als werde nun auch Belarus zum Ziel russischer Angriffe. Das Gegenteil ist der Fall, wie auch im zur Überschrift gehörigen Artikel steht: Es geht darum, ob Belarus an Russlands Seite die Ukraine attackiert. Aber im Weltbild des Schreiberlings ist ja immer Russland das Opfer und die sich verteigigenden Ukrainer sind die Aggrssoren ...
Er tut darum auch so, als sei es strittig, dass Putins Horden in der Ukraine Kriegsverbrechen begangen haben und noch laufend begehen. „Dazu laufen inzwischen internationale Ermittlungen, die vor allem von westlichen Staaten vorangetrieben werden.“ Ach, die östlichen Staaten (wer? Russland? China? Kirgisien?) treiben die Ermittlungen nicht voran? Sag bloß. Na, wenn der Westen ermittelt, weiß man ja, was herauskommen wird. Das arme Russland soll wieder mal an allem schuld sein, bloß weil es ein klitzekleines bisschen Angriffskrieg und Menschenrechtsverletzung vorantreibt. Kennt man ja.

Dienstag, 11. Oktober 2022

Balken & Splitter (85)

Wahlsiegerin? Vor fünf Jahren erhielt diese Partei ein Viertel der Stimmen, jetzt ist es nur noch ein Fünftel. Und selbst wenn man es sich schönredet und nur die gültig abgegeben Stimmen betrachtet, sind es 3,5 Prozentpunkte weniger, etwa ein Zehntel. Über 200.000 Stimmen (5,6 Prozent)! Und das nennt man „die Wahl gewonnen“ haben? Ich verstehe das Demokratieverständnis dieser Leute nicht und betrachte diese Art von Journalismus als Verblödungsmaschinerie.

„Unser Land zuerst!“ ― selbst dieser widerwärtige Slogan ist eine Lüge. Was schert solche Leute ein „Land“? Das klingt viel zu selbstlos, viel zu sehr sehr nach fremden Leuten. Was sie wirklich meinen ist: „Wir zuerst!“ Oder genauer genommen: „Ich, ich, ich zuerst!“

Sonntag, 9. Oktober 2022

Glosse CXIII

Aufgefordert, eine Quizfrage zu beantworten, stehen im Fernsehstudio zahlreiche Zuschauer auf. Der Moderrator spricht scherzhaft von einer nationalen Erhebung. Warum gehen deutschen Medienmenschen solche Wörter auch 77 Jahre nach dem Ende der Naziherrschaft so flott von der Zunge? (Innerer) Reichsparteitag. Großkampftag. Und noch wichtiger: Warum stößt sich niemand daran? (Außer mir.)

Wissenschaft und Glaube

„Wissenschaft ist, was wahr ist, auch wenn man nicht daran glaubt.“
Was für ein aufgeklärter Satz. Was für ein Inbegriff zeitgenössischen Weltverständnisses. Was für ein Blödsinn.
Was wahr ist, auch wenn man nicht daran glaubt ― das ist nämlich keine Bestimmung von Wissenschaft, sondern von Religion. Jedenfalls aus theologischer Sicht. Gott ist da, ob man an ihn glaubt oder nicht. Aber nur der Glaube erschließt diese Wirklichkeit des Daseins Gottes.
Wissenschaft hingegen hat es mit Wahrheitsproduktion zu tun. (Naturwissenschaft sogar nur mit der Errechnung von Wahrscheinlichkeiten.) War ist, was wissenschaftlichen Regeln folgt. Nicht, was an sich „wahr“ ist, sondern was mit wissenschaftlichen Mitteln innerhalb des wissenschaftlichen Deutungsmusters („Paradigmas“) als wahr erwiesen und von der wissenschaftlichen Betriebsgemeinde anerkannt wird, das gilt als wissenschaftliche Wahrheit.
Wissenschaft ist, das Wahres produziert, das insofern wahr ist, als es als wahr anerkannt ― in diesem Sinne: „geglaubt“ ― wird.
Die alte Devise, glauben heiße nicht wissen, ist, ich sagte es schon oft, falsch. Denn Wissen setzt Glauben voraus. Wer nichts schon für wahr hielte, bevor er Gründe dafür anführen kann, könnte auch nichts wissen. Wissen erlangt nur, wer das, was er weiß, auch glaubt. Wissen baut auf Glauben auf, aber Glaube kann auch ohne bestimmtes Wissen auskommen.

Mittwoch, 5. Oktober 2022

Dummheit, dein Name ist weiblich

„Noch immer tappen viele Frauen bei der Heirat in die Traditionsfalle und geben ihren Mädchennamen ab.“ Sonderlich intelligent ist das nicht, was die Journalstin da im Qualitätsmedium schreibt. Eher sehr dämlich. Der sogenannte Mädchenname ist ja in den meisten Fällen der Name des Vaters. Oder der der ledigen Mutter, die ihn meistens von ihrem Vater her hat. Warum dann also das Festhalten am bisherigen Familiennamen weniger „patriarchal“ sein soll, als mit der Eheschließung einen neuen anzunehmen, erschließt sich wohl nur Feministinnen. Na ja, Frauen und Logik halt.
Was heißt hier außerdem „den Mädchenamen abgeben“? Wo kommt er dann hin? Wer hat ihn? Gibt denn, wenn schon, nicht eher der Ehemann der Ehefrau seinen Namen ab?
Der Ausdruck „Traditionsfalle“ ist jedenfalls eine Idiotie eigener Art. Hier spricht sich das dumpfe Ressentiment aus, der Hass auf alles, was nicht Zeitgeist und modisches Ideologem ist. Wer hier eine Falle aufgestellt hat („die Männer“?), warum Frauen so unbedarft sind, hineinzutappen, und was überhaupt das Böse ist, das ihnen widerfährt, wenn sie denselben Nachnamen tragen wie der Mensch, den zu lieben und zu ehren die versprechen (bis zum Ehebruch oder der Scheidung), erfährt man nicht. Braucht man auch nicht. Mode ist selbsterklärend. Und jetzt sind halt anscheinend Mädchennamen und Doppelnamen (Ehemannname-Vatername) angesagt.

Freitag, 23. September 2022

Helmut Kronstetter: Rezension von Stefan Broniowskis „Romans Erzählungen“

Dieser Roman ist misslungen. Falls man überhaupt von einem Roman sprechen kann, also einem Beitrag zur narrativen Belletristik. Oder handelt es sich lediglich um eine lose und wirre Aneinanderreihung von Sätzen? Aber der Verfasser hat seinem Text die Bezeichnung „Roman“ gegeben, also belassen wir es fürs Erste dabei.
Ob ein literarischer Text gelungen oder misslungen ist, bemisst sich selbstverständlich zunächst und vor allem an seinen eigenen Ansprüchen und daran, ob und wie er diesen gerecht wird. Welches die Ansprüche des vorliegenden Textes sein könnten, bleibt unerfindlich. Die herkömmlichen Ansprüche eines Romans scheinen es jedenfalls nicht zu sein, es soll offensichtlich nicht eine Geschichte (oder auch mehrere) erzählt werden, von irgendeinem Anfang zu irgendeinem Ende, mit Haupt- und Nebensträngen des Erzählens, mit Haupt- und Nebenfiguren, mit mehr oder minder anschaulichen Beschreibungen und anregenden Gedanken.
Schon der Titel des Textes ist fragwürdig. „Romans Erzählungen“ ― soll das heißen, dass jemand namens Roman erzählt (hat), oder aber, dass ein literarisches Werk erzählt (wird) oder aus Erzählungen besteht? Soll also die erste oder die zweite Silbe von „Roman“ betont werden? Der Verfasser scheint beides für möglich zu halten und nichts von beidem zu bestätigen. Oder sogar beides. Fast scheint es überflüssig zu erwähnen, dass im ganzen Roman keine Figur namens Roman vorkommt, außer an der einen Stelle, an der erwähnt wird, dass im ganzen Roman an keiner Stelle eine Figur namens Roman vorkommt …
Die sichtbare Gliederung des umfangreichen Textes ist ausgesprochen bizarr: 153 Kapitel mit, man kann es nachzählen, insgesamt 969 Abschnitten. Dabei dürfte irgendeine Zahlensymbolik eine Rolle spielen, auch wenn man ohne weitere Hinweise (die es nicht gibt) nicht erraten kann, welche. Die Abschnitte sind von unterschiedlicher Länge und also auch die Kapitel. Kaum einmal haben zwei aufeinander folgende Abschnitte etwas miteinander zu tun, die Gliederung in Kapitel scheint zudem willkürlich. Sowohl die Verteilung der Figuren, der Erzählweisen und der Themen und Motive scheint zwar irgendeiner vorab ausgeklügelt Ordnung zu erfolgen, aber es bleibt beim besten Willen völlig unerkennbar, welcher. Der Verfasser dürfte es darauf angelegt zu haben, durch gewisse formale und inhaltliche Festlegungen möglichst große Unordnung zu erzeugen. Das immerhin ist ihm recht gut gelungen.
Der Stil, die Sprache, die Machart des Textes sind mehr oder minder gleichförmig. Eher schlicht als elaboriert, eher grau als vielfarbig. Die eingestreuten Darstellungen sexueller Handlungen zum Beispiel, allesamt übrigens solcher zwischen Männern, sind weit entfernt davon, pornographisch zu sein, dafür sind sie zu wenig erregend, zu wenig plastisch, zu wenig an die Affekte des Leser appellierend; und das gilt mutatis mutandis für alle übrigen Textstücke auch: Es wird nicht unmittelbar die Vorstellungs- und Einbildungskraft oder das Einfühlungsvermögen des Lesers angesprochen, sondern lediglich an den Intellekt appelliert. Die Texte schwanken dabei zwischen Ironie und Naivität, ohne dass die eine von der anderen immer zu unterscheiden wäre.
Nebenbei: Was der Sinn besagter „Sexszenen“ sein soll, bleibt völlig offen. Sie stehen wie Fremdkörper zwischen den Textstücken. Ein Zusammenhang mit anderem Erzählten lässt sich nahezu nie herstellen. Und wenn doch, lässt sich kaum sagen, worin er bestehen und was er zum Ganzen beitragen soll. Geht es um Sagbarkeit und Unsagbarkeit? Die Ausstellung von Intimität, um sie umso besser hinter Wörtern zu verbergen? Die Darbietung reiner Akte, die ansonsten nichts mit dem Roman zu tun haben?
Jedenfalls trägt der Sex zur Romanhandlung nichts bei. Wie auch? Es gibt ja gar keine wirkliche Handlung des Romans, auch wenn sich etwa anhand wiederkehrender Figuren gewisse Handlungsstränge abzeichnen; geht man dem freilich im Detail nach, erkennt man allerhand Lücken und Widersprüche. Man könnte auch von einem Durcheinander schier unzähliger Erzählungen sprechen, die oft irgendwo anfangen, ohne irgendwo zu enden. Oder die enden, ohne je richtig begonnen zu haben. Im Roman selbst ist von Romanen die Rede, die, wenn man es richtig versteht, Teile des Ganzen sind; vielleicht handelt es um mehr oder minder nicht zu Ende gebrachte Texte des Verfassers, die er hier sozusagen einer Resteverwertung zugeführt hat. Dagegen wäre für sich genommen nichts einzuwenden. Nur dass die Reste, wenn es denn welche sind, zu nichts Halbem und nichts Ganzem verarbeitet wurden, sondern nahezu beliebige Einlagen in der trüben Suppe des Gesamtromans bilden.
Es gibt keine Handlung des Romans, so könnte man es also auch formulieren, weil es zu viele gibt. Ein Junge verliebt sich in einen anderen, ein älterer Mann in einen jüngeren, der ihm aber merkwürdig fern bleibt, einer unternimmt Reisen mit einem seltsamen Wissenschaftler, ein anderer mit einem nicht weniger seltsamen osteuropäischen Aristokraten, zwei phantastischen Gestalten, wie sie im Buche stehen, ein weiterer gerät in allerhand seltsame Situationen, die ihn einem Geheimnis auf der Spur sein lassen, vier junge Ratten erleben diverse Abenteuer und werden zu Helden, einer findet sich in einer fremden Welt wieder, bestaunt deren Andersheit und besteht einen großen Kampf. So weit so banal. Man meint, irgendetwas davon schon gelesen zu haben, nur besser, weil eindrucksvoller und mitreißender erzählt. Und vor allem vollständig ausgeführt und nicht so bruchstückhaft, lückenhaft, ungereimt.
Aber um seine Geschichten, und neben den eben erwähnten gibt es noch jede Menge anderer, schert sich der Roman nicht eben viel. Er kümmert sich sozusagen ausschließlich um sich selbst. Wenn es in diesem Text überhaupt ein durchgehaltenes Thema gibt, dann ist das das Schreiben als solches und das Schreiben von Romanen im allgemeinen und des vorliegenden Romanes im besonderen. Der Ort dafür ist vorzugsweise irgendein Kaffeehaus. Man könnte sich vorstellen, einer habe über längere Zeit nichts anders getan, als alles aufzuschreiben, was ihm, im Café sitzend, durch den Kopf ging, wozu dann eben nicht zuletzt das Nachdenken über das Schreiben und das Nachdenken über das Nachdenken gehört hat …
Der Verfasser interessiert sich nicht im mindesten für die Figuren, die er vorkommen lässt. Keine von ihnen wird anschaulich, zumal kaum eine überhaupt auch nur beschrieben oder charakterisierend vorgestellt wird. Die meisten haben mehr oder minder dieselbe Sprechweise, die die Schreibweise ihres Erfinders sein dürfte. Der damit seine Figuren einfach zu austauschbaren Sprachrohren dessen macht, was er zufällig gerade sagen will. Darum sind es lauter Papiertiger und Pappkameraden, keine Vorführungen von Menschen aus Fleisch und Blut ― aber das auch das sagt eine von ihnen, wenn der Rezensent sich richtig erinnert, an irgendeiner Stelle ganz ähnlich schon selbst.
Der Roman ist nicht welthaltig, weil die einzige Wirklichkeit, die er zu kennen scheint, die des Gespräches ist, wohl eines Selbstgespräches mit verteilten Rollen, eines Gespräches, in dem es nur um das Sprechen und Gesprochenhaben als solches geht. Zwar werden im Roman viele Orte erwähnt, allerhand europäische Städte werden als fast austauschbare Schauplätze herumgereicht, aber im Grunde verlässt das Erzählen nie den Kaffeehaustisch, an dem es sich so gemütlich sitzen und über Gott und die Welt philosophieren lässt.
Ein Philosophieren und Theologisieren, nebenbei bemerkt, das dem Rest des Textes mehr oder minder willkürlich untergeschoben wird und sich allzu häufig nicht organisch mit ihm verbindet. Was allerdings für andere Textsorten, die in diesem, sit venia verbo, Sauhaufen von einem Roman vorkommen, ebenfalls gesagt werden muss.
Kurzum, es gibt schon deshalb keine Handlung und kein Thema des Romans, weil es im strengen Sinne keinen Roman gibt. Nichts rundet sich, weniges verknüpft sich, es gibt Andeutungen von Zusammenhängen, aber das können auch falsche oder zumindest verwischte Spuren sein und nichts kommt zu einem befriedigenden Abschluss. Dazwischen taucht allerhand erratisches Material auf, von dem schwer zu sagen ist, welche Funktion es hat, wenn es denn überhaupt eine haben soll. Nämlich eine andere als die, gewollt funktionslos zu sein.
Gegenstand des Romans, könnte man großzügigerweise sagen, ist das Stattfinden des Romans selbst. Soll man dieses Spiel der Selbstreferenzialität als postmodern deuten? Oder als postpostmodern? Gar postpostpostmodern? Handelt es sich um ein Erzählen und Nichterzählen um des Nichterzählens und Erzählens willen? Aber was soll das? Warum schreibt man derlei? Nur, um es geschrieben zu haben? Doch warum und wozu soll jemand das lesen?
Je mehr man sich in solche Fragen verstrickt lässt, desto mehr scheint man sich in den Roman selbst zu verstricken. Als ob der Rezensent auch nur eine weitere Figur des Textes wäre, wie es schon der Verfasser und der Leser ausdrücklich sind, ja sogar die Erzählung selbst tritt in der „Romans Erzählungen“ als Figur auf. Wenn diese blutleeren Gedankenspiele genau das waren, worauf der Verfasser hinauswollte, dann ist es ihm gelungen. Sein Roman ist, grobianisch gesprochen, eine einzige Hirnwichserei, ein intellektualistischer Amoklauf, ein Unterlaufen literarischer Normen und Konventionen auf gar nicht so hohem Niveau. Im Ansatz, wie man wird zugeben müssen, nicht unbedingt neu, dafür in der Ausführung erstaunlich kunstlos. So gesehen wären die Ansprüche, die der vorliegende Text für sich formulieren könnte, vollkommen erfüllt und der Roman durch und durch gelungen
 
Helmut Kronstetter ist ein Pseudonym Stefan Broniowskis. Den Roman „Romans Erzählungen“ gibt es allerdings wirklich.

Donnerstag, 22. September 2022

Nachträglich angeblich lernwillig

Der Präsident der oberösterreichischen Ärztekammer, Peter Niedermoser, hat sich gegen Massentests auf SARS-CoV-2 ausgesprochen. Getestet werden sollten, und zwar von Ärzten, Personen mit Symptomen. Mit 66 Tests pro Tausend Einwohner am Tag liege Österreich zwar weltweit an der Spitze, aber das habe zu keinerlei Verbesserung der Situation beigetragen. Er selbst lasse sich gar nicht mehr testen.
Wer derlei vor zweieinhalb Jahren schon sagte, war ein böser Schwurbler.
Niedermoser betont, es niemand ein Vorwurf zu machen, denn „im Nachhinein ist man immer klüger“. Wichtig sei aber, aus den Fehlern zu lernen. Länder wie Deutschland oder Schweden hätten mit vier beziehungsweise zwei Tests pro Tag auf Tausend Einwohner deutlich weniger getestet, die Sterberate sei in jenen Ländern jedoch besser als in Österreich. Weder habe sich die Wellenbewegung durch das Testen verändert, noch habe die Vielzahl an Tests einen Einfluss auf die Todeszahlen gehabt, so Niedermoser.
Nein, das war nicht erst „im Nachhinein“ klar, das haben manche schon 2020 gesagt und damit korrekt vorhergesagt. Aber mit Verve bestanden Regierung, „Experten“, Pharmalobby und die Mehrheit der Ärzte darauf, genau die Fehler zu machen, aus denen sie jetzt angeblich lernen wollen. (Wer’s glaubt.)

Samstag, 17. September 2022

In eigener Sache

 


Mein Roman „Romans Erzählungen“ ist erschienen. Er kann ab sofort direkt bei BoD.de oder bei jedem anderen Buchhändler bestellt werden. Die ISBN lautet 978-3-75-682198-3.

Mittwoch, 14. September 2022

Glosse CXII

Nein, bitte nicht Charles der Dritte, sondern „Karl der Dritte“ oder „Charles the Third“, von dem hässlichen Mischmasch wird mir schon ganz schwummrig.

Dienstag, 13. September 2022

Sonntag, 4. September 2022

Balken & Splitter (84)

Außerordentlich frech: Jahrzehntelang wurde eine falsche Energiepolitik getrieben, die stur auf fossile Brennstoffe setzte, Alternativen vernachlässigte und die Abhängigkeit von Putins Russland vorantrieb. Und jetzt, wo diese Politik zu Engpässen führt, soll die Bevölkerung kurz und kalt duschen.

Warum reaktiviert die deutsche Bundesregierung eigentlich nicht das „Winterhilfswerk“ unseligen Angedenkens? Dessen Motto im Volksmund war: Niemand soll hungern, ohne zu frieren.

Entlastungen: Mit Almosen das Unrecht ausgleichen, an dessen Aufrechterhaltung man sonst mit allen Mitteln arbeitet. Statt für höhere Löhne, Gehälter und Renten zu sorgen, die ja zu Lasten der Unternehmen gingen, verteilt der Staat bei der Bevölkerung eingetriebenes Steuergeld, damit die Leute die Unternehmen weiter bezahlen können.

Fachkräftemangel in Deutschland: Als Lösung wird Zuwanderung vorgeschlagen. Also die Anwerbung im Ausland, wo andere die Ausbildungskosten schon getragen haben. Aber selbstverständlich darf nicht kommen, wer will, und einfach bleiben, sondern es soll eine profilierte Selektion vorgenommen und dafür gesorgt werden, dass die Leute, falls man sie nicht mehr braucht, wieder in „ihre Länder“ zurückkehren.

Donnerstag, 1. September 2022

Balken & Splitter (83)

Lassen Sie sich unbedingt impfen, heißt es. Die vierte Impfung ist dringend nötig, heißt es. Aber zugleich heißt es: Nein, diese vierte Impfung schützt nicht vor der aktuell vorherrschenden Virus-Variante.
Da fragt man sich schon, warum die Leute sich das alles immer noch gefallen lassen. Verblödung? Abgestumpftheit? Lust an der Unterwerfung?

28 Millionen Euro will die BRD an die Hinterbliebenen des sogenannten „Olympia-Attentats“ von 1972 zahlen. Das sind über 2,5 Millionen Euro pro totem Isareli. Polen fordert von der BRD Reparationen in Höhe von 1,3 Billionen Euro. Bei 5,6 Millionen getöteten Polen 1939-1945 sind das etwas über 230.000 Euro pro Person (in dieser Rechnung sind die Zerstörungen von Sachgütern und die immaterielle Verluste nicht berücksichtigt). Ich finde Poles Forderung also im Vergleich sehr gemäßigt. Zumal der deutsche Staat, anders als beim Terrorakt von 1972, im Falle des Zweiten Weltkrieges durchaus Täter war.

Dienstag, 30. August 2022

Neun Euro sind geil

Man will herausbekommen haben, dass zehn Prozent der Fahrten mit „9-Euro-Tickets’ Autofahrten ersetzt haben. 90 Prozent der Fahrten wären also sowieso unternommen worden, waren jetzt aber eben sehr viel billiger, oder fanden überhaupt nur statt, weil’s so schön billig war.
Nur zehn Prozent! Ein lächerlich geringer Effekt angesichts der ungeheuren Kosten. Wenn denn Verlagerung von Personenverkehr von der Straße auf die Schiene ein Ziel war. Vielleicht ging es aber nur darum, die Belastbarkeit der Infrastruktur, des Personals und der Passagiere in einem deutschlandweiten Großversuch unter Realbedingungen einem Stresstest zu unterziehen.
Volle Verkehrsmittel, volle Bahnhöfe, Zugausfälle, Umleitungen, Fahrradverbote: Stress gab es genug. Aber der Ausnahmezustand in der Zeit der Billigfahrscheine war sicher nicht ausschlaggebend für die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage, derzufolge 51 Prozent der Deutschen mit dem ÖPNV nicht zufrieden sind. Mindereinnahmen der Verkehrsbetriebe oder Staatsknete, die nicht für die Verbesserung der Infrastruktur ausgegeben wird: Inwiefern war das Fast-für-lau-Herumfahren ein Erfolg, wie seine Befürworter behaupten? Weil die steuergelgesponserten Fahrscheine weggingen wie warme Demmeln? 
Zumal sich die Frage stellt: Hohe Unzufriedenheit und trotzdem über 52 Millionen verkaufte „9-Euro-Tickets“, wie passt das zusammen? Nun gut, wer ohnehin den ÖPNV nutzen musste, etwa beruflich, konnte etwas Geld sparen. Aber warum legten sich Leute den Knapp-über-gratis-Fahrschein zu, die nicht müssen und voraussehen könnten, dass Chaos und Komfortmangel fest programmiert sind?  
Was man hat, hat man. Geiz ist geil. So billig fährt man nie wieder, also fährt man. Die deutsche Schnäppchenjäger-Mentalität hat die „9-Euro-Tickets“ zum Bestseller gemacht. Darum gehen jetzt auch Leute für eine Verlängerung des Sonderangebots (oder die Bereitstellung einer ähnlichen Sparmöglichkeit) auf die Straße, die sich „normale“ Fahrscheine (mit all den Nachlässen für Rentner, Jugendliche usw.) durchaus leisten könnten.
Dass die bei solchen anlässen rhetorisch oft ins Feld geführten „sozial Schwachen“ vielleicht eher höhere Löhne und Gehälter (und Renten) brauchten, statt Mobilitätsalmosen, ist sowieso kein Thema.
Selbstverständlich wäre ein günstiger, gut ausgebauter ÖPNV ein vernünftiges Ziel. Selbstverständlich muss man weg vom Automobilismus. Aber Fahrscheine knapp vor der Gratisabgabe sind zwar populär, weil sie der Knauser- und Knicker-Mentalität entgegenkommen. Aber so lange, wer beim Bahnfahren Geld spart, sich davon womöglich doch bloß wieder Benzin (oder einen weitere Flugreise) leistet, bringen solche Rabattorgien weder der Umwelt noch der Infrastruktur etwas.

Sonntag, 21. August 2022

C’est la guerre

Vor ein paar Wochen musste ich jemanden aus meiner „Freundes“-Liste in einem sozialen Netzwerk löschen. Es ging nicht anders. Das Verhalten der „Freundin“ war unerträglich. Nicht nur hatte sie einen Text weitergeleitet, in dem Sarah Wagenknecht die Aufhebung der Sanktionen gegen Russland forderte, weil sie nutzlos seien und Deutschland schadeten, sondern sie hatte zudem auf meinen Hinweis hin, die verrückte Kommunistin und ihre Fans gehörten in die geschlossene Psychiatrie, ausdrücklich erklärt, Wagenknechts Position zu teilen.
Mit so jemandem will ich nichts zu tun haben.
Seit dem 24. Februar führt Russland einen Vernichtungskrieg gegen die Ukrainerinnen und Ukrainer. Es gibt viele Tausend Tote, Verwundete, Vertriebene, Verschleppte und ungeheure Zerstörungen. Zahlreiche Kriegsverbrechen sind bekannt. Aus guten Gründen sprechen einige von Völkermord. In einer solchen Lage kann kein Mensch unparteiisch sein. Russland ist im Unrecht, die Ukraine im Recht. Punkt. Dieser Krieg hätte niemals stattfinden dürfen, aber da er nun einmal stattfindet, darf Putin ihn nicht gewinnen, und die Ukraine ist mir allen geeignet scheinenden Mitteln in ihrem Überlebenskampf zu unterstützen. Alles andere wäre unmoralisch.
Dass die BRD, die durch ihre verfehlte Politik der Verharmlosung Putins, der „Annäherung“ und „Dialogbereitschaft“ inklusive Geschäftemacherei plus erhöhter Abhängigkeit von russischen Öl- und Gaslieferungen den russischen Angriff erst möglich gemacht hat ― trotz russischer Kriege (Ukraine, Georgien, Tschetschenien), trotz Terrors gegen die eigene Bevölkerung (etwa durch Wegsperren und sogar Ermordung von Oppositionellen, sogar im Ausland, sogar im Berliner Tiergarten), trotz antiwestlicher Cyberangriffe, trotz Finanzierung von rechtspopulistischen Parteien im Westen, trotz Einmischung in Wahlen ―, dass also die keineswegs unschuldige und unbeteiligte BRD sich den westlichen Sanktionen gegen Russland anschließt, sollte eine Selbstverständlichkeit sein.
Die Sanktionen könnten schärfer ausfallen, gewiss, aber schon in ihrer jetzigen Form schädigen sie Russlands Wirtschaft und schränken damit dessen militärisches Potenzial ein. Das ist gut und richtig. Wer etwas anderes will, der will, dass Russland seinen mörderischen und zerstörerischen Krieg zur Auslöschung der Ukraine gänzlich unbehelligt führen kann.
Dass die Sanktionen auch ein paar Unannehmlichkeiten für Deutsche bewirken, ist dabei scheißegal. Hätten sie sich, vertreten durch ihre demokratisch gewählte Regierung und die sie beherrschenden Unternehmen, halt nicht so abhängig von Russland gemacht. Spätestens ab 2014, als Russland ins Donbass einmarschierte und die Krim besetzte, hätte man alle Wirtschaftsverbindungen zu Russland kappen müssen. Darunter, dass man das aus Dummheit und Profitgier nicht tat, dürfen jetzt nicht die Ukrainer und Ukrainerinnen leiden. Was sind schon ein bisschen Inflation und Lieferschwierigkeiten gegen Verlust von Leben und der ganzen Habe! Die deutsche Wehleidigkeit ist im Vergleich zu dem, was den Menschen in der Ukraine widerfährt, unerträglich. (Die Ukrainerinnen und Ukrainer können auch nichts dafür, dass die Folgen des Kriegs und der Sanktionen für Arme schlimmer sind als für Wohlhabende, sie haben die deutsche Klassengesellschaft nicht geschaffen und ihre Abschaffung oder doch Milderung nicht verhindert ― das taten und tun die Deutschen selbst.)
Nochmals: Es gibt in diesem Krieg keine neutrale Position. Wer nicht für die Ukraine, für Völkerrecht und Menschenrechte ist, ist dagegen. Wer also in populistischer Manier „deutsche Interessen“ über Leben, Gerechtigkeit und Anstand stellt, wie es die Drecksau Wagenknecht tut, ist ― wissentlich und willentlich oder nicht ― Teil der russischen Kriegsführung und also Mitschuld an jedem einzelnen Verbrechen, das diese notwendig mit sich bringt, an all den Tötungen, Verwundungen, Verschleppungen, Vertreibungen und unvorstellbaren Zerstörungen.
Das war der Grund, warum ich eine Unterstützerin der „Meinung“ Wagenknechts keine Sekunde länger als „Freundin“ ertragen konnte. Selbstverständlich hat sie das nicht verstanden und war ganz verwundert über meine Reaktion. Sie habe doch bloß eine Meinung kundgetan, ich hätte eben eine andere Meinung, das sei doch kein Grund, sich zu zerstreiten.
Unterstützung des russischen Krieges gegen die Ukraine ist keine „Meinung“, sondern ein Verbrechen. Wenn einer einen Mord begehen will, ist das keine „Meinung“, sondern eine verbrecherische Absicht; wenn jemand den Mord verhindern könnte, sich aber gegen das Verhindern ausspricht (weil es ihm irgendwie lästig ist), ist das keine „Meinung“, sondern Beihilfe, zumal wenn der Mord tatsächlich begangen wird; und wer sich gegen den Mord wendet und verlangt, alles zu tun, ihn zu verhindern (egal, wie beschwerlich das sein mag), der hat keine „andere Meinung“ als der Mörder und seine moralischen Komplizen, sondern kann einfach Recht und Unrecht unterscheiden und ergreift Partei für das, was richtig ist.

Samstag, 20. August 2022

Balken & Splitter (82)

Auf die deutsche Sozialdemokratie (und ihre willigen Helfer) ist Verlass. Wo immer sich eine Gelegenheit bietet, etwas Dummes und Falsches zu tun, wird sie beherzt ergriffen. Die Gaspreise steigen? Es wäre ratsam, weniger Gas zu verbrauchen? Es wäre gerecht, die zu unterstützen, die auf Gasverbrauch angewiesen sind? Dann senken wir eben den Mehrwertsteuersatz! Das schafft den Anreiz, nicht weniger Gas verbrauchen. Es verbilligt Gas für alle, nicht nur für Bedürftige, und erlaubt so, den Vielverbrauchern, viel zu sparen. Ökologisch, ökonomisch und sozialpolitisch ist die Mehrwertsteuersenkung völlig Blödsinn und kontraproduktiv. Darum wird sie mit Sicherheit kommen.

Verfolgt man die deutschen (und österreichischen) Massenmedien, ist der russische Krieg gegen die Ukraine nicht mehr sonderlich interessant. Zwar sterben noch täglich Menschen, aber man berichtet darüber, wenn überhaupt, an nachgeordneter Stelle. Besonders anzuöden scheint es, wenn die ukrainische Seite erfolge erzielt. Soll das noch ewig so weitergehen?

Völlig gaga scheint die Berliner Polizei zu sein, die gegen den Chef der palästinensischen Autonomiebehörde wegen des Anfangsverdachts auf Volksverhetzung ermittelt. Hat man in der Reichshauptstadt in Sachen Kriminalitätsbekämpfung nichts Besseres zu tun? Einmal abgesehen von der Frage, welche diplomatische Immunität Abbas als Quasi-Staatsoberhaupt besitzt, was wirft man ihm denn Strafbares vor? In einem Pressegespräch soll er gesagt haben, Israel habe im zuge der Nakba „50 Holocausts“ begangen. Sprach er dabei Arabisch oder Englisch? Auf Englisch bedeutet „holocaust“ etwas anderes als auf Deutsch. Hier ist „der Holocaust“ (seit der gleichnamigen Fernsehserie Ende der 70er) eine Bezeichnung für den von Deutschen und ihren Helfershelfern begangenen millionenfachen Massenmord an Menschen mit der „Begründung“, dass sie Juden und Jüdinnen seien. Im Englischen wurde der Ausdruck „holocaust“, der im Unterschied zu „the Holocaust“ in den Plural gesetzt werden kann, aus der Bibel entnommen („Brandopfer“ auf Deutsch) und zunächst zur Bezeichnung eines starken Brandereignisses (auf Deutsch vielleicht „Inferno“) verwendet, besonders eines mit vielen Todesopfern, dann allgemein für ein brutales Geschehen, bei dem viele Menschen gewaltsam zu Tode kommen, auch zu Beispiel ein Massaker, aber auch einen Genozid. (Nachzulesen ist das in jedem guten Englisch-Wörterbuch.) Während also die Übersetzung „50 Völkermorde an Juden“ für deutsche Ohren ― die nur hören wollen, dass Deutsche das unvergleichlich größte Verbrechen aller Zeiten begangen haben ― anstößig klingen mag, wäre die Übersetzung „50 Gewalttaten mit vielen Toten“ sprachlich ― nicht sachlich! ― harmlos. Aus Gründen des Unterhaltungswertes darf man also hoffen, die Berliner Ermittlungen mögen zu einer Anklage führen und diese vor Gericht verhandelt werden. Die Gerichte der BRD sollten keine Gelegenheit auslassen, sich lächerlich zu machen.

Muss man sich Sorgen Olaf „Olaf“ Scholz machen? Angesichts der gewaltigen Erinnerungslücken, die er vorm Untersuchungsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft in Sachen „Cum-Ex-Affäre“ eingestand, kann man als medizinischer Laie kaum anders, als auf die Diagnose Demenz zu tippen.

„Genetik haben“

Letztens gehen auf der Straße ein paar Jugendliche an mir vorüber, ins Gespräch vertieft. Einer sagt: „Eines ist klar: Der Typ hat Genetik. Da muss man immer dran denken.“ ― Großartig, das muss ich mir merken: Genetik haben; früher hätte man naturblöd gesagt, aber so ist es halt viel zeitgemäßer.

Dienstag, 16. August 2022

Balken & Splitter (81)

Verstehe ich das richtig: Weil die Gasverkäufer auf Grund bestehender Verträge ihre Ware nicht beliebig verteuern können, greift ihnen Vater Staat unter die Arme und bestimmt durch ein Gesetz, dass die Gaskäufer höhere Preise zu zahlen haben, genannt „Gasumlage“. Dann jammert Vater Staat, dass die Bürger und Bürgerinnen, vor allem die einkommensschwachen, von höheren Preisen ungebührlich belastet würden. Und erwägt allerhand „Entlastungen“.
Auf die einfache Idee, dass die niedrigen Einkommen erhöht werden müssen, kommt anscheinend keiner. Höhere Preise, höhere Einkommen, das wäre ja Inflation. Die beträfe auch die (jetzt schon) höheren Einkommen, die ja dann ein bisschen weniger wert wären, und das geht nicht.

„Übergewinne“ besteuern, eine phantastische Idee! Nur dass keiner erklären kann, was genau ein Übergewinn ist. Gewinn ist Gewinn, es gibt große und kleine, aber kein Zuviel. Und gilt es nicht als Logik der Marktwirtschaft, dass steigende Nachfrage und sinkendes Angebot die Preise erhöhen? Besteht die Intention dieser Wirtschaftweise nicht darin, Profite zu maximieren? Und trotzdem machen die Mineralölkonzerne jetzt angeblich etwas falsch, weil sie genau der Logik und Intention folgen, die sonst als die Voraussetzungen der besten aller Welten gelten? „Eat the rich“ mag populär sein, und am liebsten hätten die Autofahrer und Autofahrerinnen ihren Sprit ja umsonst, aber aus Ressentiment und Widersinn wird weder soziale Gerechtigkeit noch ökonomische Rationalität entstehen. Es braucht in Wirklichkeit ein anderes Wirtschaften, eine andere Logik, ein andere Absicht ― als die, die Reichen reicher werden zu lassen und den Rest in Schach zu halten; mit spontanen, improvisierten und willkürlichen Enteignungen wird nichts erreicht als innerkapitalistische Umgruppierung und Neuformation. Das System bleibt dasselbe. (Zudem wird es verdammt schwer, Unternehmen, die hierorts kaum oder gar keine Steuern zahlen, höher zu besteuern …)

Montag, 15. August 2022

Glosse CX

Facebooks Automat übersetzt Fête de l'Assomption mit Fest der Wahrscheinlichkeit. Ich falle lachend vom Stuhl.

Dienstag, 9. August 2022

Glosse CIX

Der Dessert. Der Bruschetta. Die Pesto. Die/der Basilikum. Man muss des Französischen, Italienischen oder Lateinischen nicht mächtig sein, um solche teutonischen Geschlechtsverirrungen als Misstöne zu hören. Man muss nur Deutsch können.

Glosse CVIII

In einem Café im heutigen Lwiw () vor dem Zweiten Weltkrieg (). Nun, ich halte doch eher dafür, dass es sich in der Zeit vorm Zweite Weltkrieg durchaus um das damalige Lwiw gehandelt haben muss. Oder geht es um den ukrainischen Namen L'viv im Unterschied zum polnischen Lwów, zum russischen Lvov, zum armenische Lvov, zum jiddischen und deutschen Lemberg? Man sollte nicht so tun, als hätten die Ukrainer irgendwann der Stadt, die eigentlich anders geheißen habe, einen neuen Namen verpasst. Die Stadt wurde mit all den erwähnten Namen (und dem lateinischen Leopolis, dem französischen Léopol, dem italienischen Leopoli usw.) zu fast allen Zeiten genannt, also vorm Ersten, vorm Zweiten und sogar jetzt, vorm Dritten Weltkrieg, mal amtlich, mal mal nicht, die verschiedenen, verlustlos ineinander übersetzbaren Namen koexistierten und koexistieren selbst heute immer noch ein bisschen, zumindest in der Erinnerung und in der Phantasie

Samstag, 6. August 2022

Dienst am russischen Bären

„Amnesty international“ behauptet, die Ukraine verstoße gegen Völkerrecht, weil seine Streitkräfte im Zuge der Verteidigung gegen Russland Angriff „aus Wohngebieten heraus opriert hätten“.
Geht’s noch?
Wenn Müller den Meyer erschießen will, Meyer neben Schulze steht und Müller Schulze erschießt ― ist dann Meyer am Tod von Schulze schuld? Nein, selbstverständlich Müller.
Was für einer perversen Logik der Schuldumkehr folgt „amnesty international“ da? Auf ihrem eigenen Territorium dürfen sich die ukrainischen Verteidiger doch wohl aufhalten, wo sie wollen, wie kann das völkerrechtswidrig sein? Und um die von Russland Vernichtungskrieg betroffenen Gebiete, einschließlich der Wohngebiete, zu verteidigen, müssen die Ukrainer ja wohl von auch dort aus operieren.
Mit seinen absurden Anschuldigungen erweist sich „amnesty international“ einen Bärendienst. Die Vertrauenswürdigkeit der Organisation leidet. Ich kenne die Hintergründe nicht, weiß also nicht, was „amnesty“ dazu bewogen hat, solchen Blödsinn von sich zu geben. Das ukrainische ai-Büro war jedenfalls, wie es mitteilt, nicht in die Erstellung des Berichtes eingebunden und die Darstellung erfolgt ausschließlich russischen Angaben. 
Man sollte denken, „Amnesty international“ habe mehr als genug mit den tatsächlich Verbrechen Russlands in der Ukraine und in Russland zu tun, da müsse es nicht noch ukrainische Völkerrechtsverstöße erfinden.

Mittwoch, 3. August 2022

Wo waren die Lichtermeere?

Eine gewisse Frau Dr. K. hat sich selbst getötet. Und obwohl sich das Vorurteil fast schon allgemein durchgesetzt hat, jeder dürfe sein Leben nach Belieben beenden, gibt es nun großes Getue um diesen Selbstmord. Denn die Ärztin war Impfbefürworterin und dürfte von Impfgegnern (oder solchen, die sich dafür ausgaben) beschimpft und bedroht worden sein. Zweifellos: Das gehört sich nicht. Andererseits, wer sich öffentlich positioniert, muss es aushalten, Gegenwind zu erfahren. Dies umso mehr, wenn die eigene Position dumm und gefährlich ist. Welche Gründe die K. tatsächlich für ihre Selbsttötung hatte, ist unbekannt; brächte sich jeder um, der beschimpft und bedroht wird, wäre die Debatten-Unkultur noch einmal eine andere. Jedenfalls aber wird seit dem Bekanntwerden vom Tod der K. von interessierter Seite Betroffenheit eingefordert und von den Medien befördert. Sogar ein Lichtermeer wurde organisiert und heftig beworben. In Wirklichkeit geht es bei solchen Inszenierungen aber selbstverständlich nicht um Trauer über einen Suizid, sondern um Schuldzuweisungen. Schuld an Frau K.s Selbstmord sind die bösen Coronakritiker! Nun mag es ja durchaus sein, dass Frau Dr. K. ihres Lebens nicht mehr froh wurde. (Was sie nicht einsichtiger gemacht zu haben scheint.) Das ist vielleicht bedauerlich. Was aber ist mit all den Ärzten und Ärztinnen, Krankenschwestern und Pflegern und all den medizinischen Laien, die es in den letzten zweieinhalb Jahren wagten, dem Pandemiegeschwätz zu widersprechen und die die staatlichen Zwangsmaßnahmen kritisierten, insbesondere die nachweislich reichlich nutzlose Impferei? Auch deren Leben wurden vielfach beschädigt, viele verloren ihre Anstellungen, die Möglichkeit der Berufsausübung, ihren guten Ruf. Wo waren da eigentlich die Lichtermeere?

Rotchinas kleine bösartige Handlanger

 „Nancy Pelosis Taiwan-Besuch könnte für uns alle tödlich enden.“ ― Nun, mir persönlich würde es schon genügen, wenn es zunächst nur den Handlangern Rotchinas, die in westlichen Medien dessen Drohungen ― letztlich mit der atomaren Vernichtung der Menschheit ― verbreiten und breitwalzen, an den Kragen ginge. Was leider nicht passieren wird, weil dieses gewissenlose Gesindel der kommunistischen Diktatur unter dem Deckmantel der von Demokratie und Rechtsstaat geschützten freier Meinungsäußerung zuarbeitet

Montag, 25. Juli 2022

Ein Papst in Kanada

In der deutschen „Tagesschau“ das erschütternde Zeugnis einer Überlebenden der Hölle: In einem katholisch geführten Kinderheim sollte sie als Mädchen tatsächlich gezwungen werden, im Unterricht einen BH zu tragen. Also, wirklich, das verstößt doch gegen sämtliche Menschenrechte! Der Papst wird sich noch persönlich dafür entschuldigen.
Andere eingeborene, äh, Verzeihung, man muss ja das Fremdwort benutzen (das dasselbe bedeutet): andere indigene Kinder, las ich anderswo, seien dazu genötigt worden, sich zum ersten Mal im Leben zu waschen. Furchtbar. Auch das Essen, man mag es sich kaum vorstellen, wurde in den Heimen nicht mehr roh oder am Lagerfeuer geröstet hinuntergeschlugen, sondern am Herd zu bereitet. In einer Küche. Man ist sprachlos. Was für eine völlige Respektlosigkeit gegenüber der indianischen, äh, förstnäschlichen Kultur! Und Lesen und Schreiben sollten die armen Kleinen auch noch lernen! Es war wirklich die Hölle auf Erden.
Gut, dass die edlen Wilden, die man aus ihrer Steinzeitzivilisation herausgerissen hatte, und deren geschäftstüchtige Nachfahren immerhin eines freudig von ihren Kolonialherren übernommen haben: Das Wissen, wie man medientauglich jammert und sich zum Opfer stilisiert. Jetzt muss die katholische Kirche für ihre karitativen Monstrositäten naturgemäß zahlen. Am besten, der Papst verteilt gleich Gutscheine für Schnapsläden, den dort landet das Geld ja dann sowieso.

Sonntag, 24. Juli 2022

Abschied von der Homosexualität

Wahrscheinlich bin ich einfach zu alt. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, in denen es unter politisch bewussten Schwulen als unterdrückerische Unverschämtheit galt, wenn nach Ursachen für Homosexualität gefragt wurde. Heute, wo es keine Schwulen und keine Homosexualität mehr gibt, sondern nur noch „queere Menschen“ (und die je länger desto mehr ins Reich der Fabel gehörenden heterosexuellen Cismänner und Cisfrauen), brauchen solche Fragen gar nicht mehr gestellt zu werden, weil in jedem Fall vorab entschieden ist: I’m born this way. Wo das überhaupt noch reflektiert wird, gilt das Dogma: Es liegt alles am Gehirn.
Der Zerebralismus (also die Reduktion des Menschen auf „sein“ Gehirn) ist in Zeiten wie diesen die populäre Erklärung für alles. Offensichtlich gibt es jetzt ― nach Jahrzehnten feministischer Gegenbehauptung ― doch wieder männliche und weibliche Gehirne, die allerdings in falschen Körpern stecken können (m. in w., w. in m.); wobei es etwas rätselhaft bleibt, wie dieselbe genetische Ausstattung das Hirn und den Restkörper verschieden vergeschlechtlichen kann … Jedenfalls sind anscheinend manche Gehirne auch „inter“ und es muss wohl auch hetero-, bi- und homosexuelle Hirne geben.
Der Zerebralismus ist die biologistische Variante des Calvinismus (was sich aus der US-amerikanischen Herkunft des Queer-Geschwätzes erklärt). So wie in der protestantischen Häresie die Menschen zu Himmel oder Hölle vorherbestimmt sind, ihre Taten also aus ihrem Sein folgen ― während nach katholischer Lehre die Handlungen eines Menschen diesen zum Heiligen oder zum Sünder machen, also das Tun und Lassen das Sein bestimmt, nicht umgekehrt ―, so wurde im Zuge der konzeptuellen Amerikanisierung schließlich Homosexualität nicht mehr als homosexuelle Aktivität (also Sex von Männern mit Männern) bestimmt, sondern als Homosexuellsein der Homosexuellen quasi naturalisiert ― was etwaige homosexuelle Handlungen und Wünsche von Nichthomosexuellen als unnatürliche Verfehlungen erscheinen lassen muss; es sei denn, man behilft sich mit der reichlich verwaschenen Kategorie der „Bisexuellen“ (wobei Bisexualität nicht mehr, wie früher, eine prinzipielle Offenheit jedes Menschen meint, sondern ein bestimmtes Sein bestimmter Menschen). Von einer „homosexuellen Phase“ (in der Jungend) oder einer „Nothomosexualität“ (Gefängnis, Militär) ist schon lange keine Rede mehr. Wer es mit Personen gleichen Geschlechts treibt oder treiben will, soll gefälligst zu seiner inneren Wahrheit stehen und sich outen. Wer Schwules treibt, ist eben schwul, basta.
Nur dass es eigentlich längst gar keine Schwulen mehr gibt. Lediglich den Buchstaben G in der trüben Brühe der LGBTICQsternchen-Buchstabensuppe. Früher sollte „queer“ etwas bezeichnen, was irritierend außerhalb der Norm steht, etwas kategorial nicht Fassbares und Nichtidentes. Heute ist „queer“ zum identifizierenden Attribut und essenziellen Kollektivnamen für Angehörige einer „community“ geworden, die angeblich homo (L und G), bi (B), trans (T), inter (I), neugierig (C), queer (Q) und alles mögliche andere (Asteriskus) umfasst, also bloß nicht die (siehe oben) cis und hetero Fabelwesen, aber vielleicht sogar die. Ich weiß nicht, ob es diese Gemeinschaft/Gemeinde (das englische Wort ist uneindeutig) außerhalb des politischen Imaginären selbsternannter Avantgarden wirklich gibt, ich gehöre ihr jedenfalls nicht an. Ich bin ein Mann, der auf Männer steht, all die anderen Phänomen haben mit mir genauso wenig zu tun wie klassische Heterosexualität. Aber damit bin ich vermutlich zum Aussterben verurteilt wie ein Dinosaurier.
Auf der Höhe der Zeit, auf der ich nicht bin, ist freilich alles gerade ein bisschen kompliziert. Zwar scheinen die in „queer“ zusammengefassten Begriff wie „schwul“ (Mann mit Mann), „lesbisch“ (Frau mit Frau), , „trans“ (Mann zu Frau, Frau zu Mann), „inter“ (mit männlichen und weiblichen Geschlechtsmerkmalen) relativ stabil die gute alte Zweigeschlechtlichkeit vorauszusetzen ― wie könnte sonst zum Beispiel ein im falschen, nämlich weiblichen Körper geborene Person „in Wahrheit“ ein Mann sein? ―, aber tatsächlich ist, so die neueste Dogmatik, alles doch wieder anders, es gibt gar keine festgelegten Geschlechter (außer als repressive soziokulturelle Normativität) oder es gibt beliebig viele davon. Alles fließt, hat man beschlossen, oder doch immerhin manches oder wenigsten einiges, und Genderfluidität und die sich scharf von Binarität abgrenzende Nicht-Binarität sind in diesem neuesten Süppchen en vogue.
Etwas mysteriös bleibt, wie ein solches diverse Identitäten stiftendes Fließen irgendwelche Gemeinsamkeiten konstituieren und abgesehen von Paraden und anderen Partys ausleben lassen kann. Zumal das, was früher einmal politische Bewegung sein wollte, anfangs noch ausdrücklich etwas mit Begehren und Sexualakten zu tun hatte, aber längst niemand mehr auf „bloß Sexuelles“ festgelegt werden will. Praktizierte Sexualität ist wieder unpolitisch geworden und eher Thema von Pornographie, Versandhandel und Ratgeberformaten. Je bunter und vielfältiger hingegen das öffentliche Auftreten der „community“, desto asexueller. Das ist auch kein Wunder: Einerseits beansprucht man, genau so spießbürgerlich zu sein wie die immer noch als Mehrheit fabulierten geschlechtsstabilen Heterosexuellen, mit einvernehmlichem Erwachsenensex, „Ehe für alle“, angeschafftem Kind und Bausparvertrag. Andererseits ist die mehr oder minder schrille Tunte immer noch die populärste Repräsentation der systemimmanenten Abweichung. Dieses Paradoxon von Grau und schreiend Bunt verkörpert „queer“ heutzutage perfekt.
Was aber hat ein Mann, der auf Männer steht, mit Frauen, die auf Frauen stehen, zu tun, außer dem Formalismus in der Formulierung „gleiches Geschlecht“? Was mit einem Mann, der früher mal eine Frau war (nein, immer schon eine war!), oder einer Frau, die früher mal usw.? Was mit Zwittern, die nicht mehr so heißen dürfen? Was mit Nichtbinären, Genderfluiden und Asexuellen? Eigentlich nichts. Aber das darf er nicht allzu laut sagen, weil er damit hinter „queer“ zurückfällt.
So oder so: Ein altes Problem ist gelöst, um nicht zu sagen: liquidiert. Der ewige Skandal, dass Männer Männer begehren und es mit ihnen treiben könnten, eine Zeit lang unter dem Titel „Homosexualität“ (früher Sodomie, Päderastie usw.) abgehandelt, ist definitiv beseitigt. Erstens gibt es streng genommen gar keine Männer mehr. Und wenn zweitens doch, sind sie (zerebral) Frauen oder zumindest irgendwie weiblich oder weder noch oder auf jeden Fall nicht mehr eindeutig. Einerseits gibt es ein wahres Geschlecht (alles andere wäre respektlos gegenüber Menschen im oder nach dem Transitionsprozess) und das Gehirn sagt, welches. Andererseits gibt es gar kein richtiges Geschlecht (sexus), sondern ganz viele davon oder etwas Uneindeutiges und Flüssiges, das sagt vermutlich auch das Gehirn in seiner Diskussion mit Hormonen, Genen, Geschlechtszellen, und ansonsten gibt es nur ein soziales und kulturelles Geschlecht (genus), das einerseits willkürlich festgelegt ist, andererseits von nahezu natürlicher Verbindlichkeit ― sonst müssten ja zum Beispiel Männer, die eigentlich Frauen, und Frauen, die eigentlich Männer sind, im Zuge der Angleichung an ihr „wahre Geschlecht“ die Genus-Normen nicht üblicherweise so penibel einhalten.
Ein Mann, der auf Männer steht, ist gleich doppelt antiquiert und zudem etwas bedenklich, da Männlichkeit eigentlich nur noch als toxische vorkommt. Er ist aus der Mode. Vermutlich trauert er dem Patriarchat nach. Seine „Steckverbindung“ ist nur noch eine von vielen und in ihrer Altbackenheit ein bisschen lächerlich. Wer hingegen auf der Höhe der Zeit ist, weiß, dass es viele Geschlechter und viele Verbindungen gibt. Und das, obwohl man (siehe oben) trotz allen Geredes und aller Sprachregelungen aus der Zweigeschlechtlichkeit nicht wirklich herausgekommen ist. Noch immer wird man nämlich, wenn man (außerhalb gewisser inszenierter Sonderfallzonen) Menschen begegnet, in jedem Fall eine Zuordnung zu einem der beiden Geschlechter vornehmen können und, unter Anwendung weiterer Kategorien der Attraktivität, sein zumindest potenzielles Begehren daran orientieren. Es ist eben einfach nicht wahr, dass Selbstverhältnis und Vorlieben beliebig sind und so formbar und steuerbar wie anderes Konsumverhalten auch. Es gibt immer noch Männer und immer noch werden Männer von Männern begehrt.
Allerdings hat die modische „Verqueerung“ dessen, was einmal Homosexualität war ― mannmännliches Begehren, mannmännliche Lust und Liebe ―, zur natürlichen Variante innerhalb eines in Regenbogenfarben schillernden Spektrums von Identitäten die Homosexualität um ihren Skandal gebracht. Sie ist nichts Besonderes mehr. Und damit, wie fast alles andere Sexuelle auch (außer Pädophilie, Inzest und Kannibalismus), wurde sie auch um ihr emanzipatorisches oder gar revolutionäres Potenzial geprellt. Wo es nur noch darum geht, partikuläre Anpassungsbedürfnisse und Normalisierungsphantasien als Sonderrechte durchzusetzen ― und nicht mehr um das, was einmal als Emanzipation galt: Rechte und Pflichten unabhängig von Identität und Orientierung zu haben ―, ist Gesellschaftskritik jenseits der Integration postperverser Normabweichungen in die bestehenden Verhältnisse gar nicht mehr vorstellbar. Es soll alles bleiben, wie es ist, man will bloß ungestört ein Teil davon sein. Darum soll bei passender Gelegenheit die Regenbogenflagge allüberall gehisst werden, vorzugsweise auf Gebäuden der Staatsmacht. Kommen Staat und Mehrheitsgesellschaft dem, was die medienaffinen Avangardisten als Interessen der Mitglieder der „community“ definieren, entgegen, gibt es keinen Grund mehr, gesellschaftliche Missstände, gar gesellschaftliches Unrecht zu kritisieren, weder lokal noch global, zumindest nicht aus der Sicht eines grundsätzlich anderen, unangepassten, unvereinnahmbaren Begehrens. ― Wer also trotz des hegemonialen Projekts der Fluidität (politisch-ökonomisch gesprochen: der totalen Warenförmigkeit und der kontrollierten Verfügbarkeit) immer noch darauf besteht, ein Mann zu sein, der auf Männer steht, ist überflüssig und wird verschwinden wie ein Schneemann in der Mikrowelle.

Donnerstag, 21. Juli 2022

Hitze? Na und?

Ich habe noch nie beansprucht, meine Zeitgenossen zu verstehen. Auch jetzt verstehe ich sie nicht. Einerseits fliegen sie im Sommer gern in südliche Länder, um sich an dicht belegten Stränden in der Sonne zu grillen. Andererseits ächzen und stöhnen sie, wenn es daheim mal mehr als dreißig Grad hat. Und selbstverständlich haben sie von ihren Reisen in den heißen und sogar sehr heiße Süden keinerlei Beobachtung mitgebracht, wie die Leute dort mit Hitze umgehen. Stattdessen drängen sie sich auf schattenlosen Flächen (Stränden, Ufern) und ziehen sich fast (oder ganz) nackt aus, um möglichst viel Haut der Sonne auszusetzen. Außerdem schütten sie eiskalte Getränke und Speiseeis in sich hinein und bemerken nicht, wie das den Körper aufheizt. Was aber hätten sie von hitzegewohnten Kulturen lernen können? Man bleibt möglichst im Schatten, verhüllt sich und trinkt Tee. Schatten und kühlende Zugluft sind zudem besser als jede Klimaanlage ...
Wie auch immer. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass so eine „Hitzewelle“ vor allem im Kopf stattfindet. Man redet sich ein, es sei unerträglich heiß, und dann erlebt man es auch so. Sagt man sich hingegen: „Nun gut, es ist eben sehr warm, aber ich halte das schon aus“, und trifft seine Vorkehrungen (siehe oben), dann gibt es keinen Grund zum Jammern, Jammern, Jammern. Gewiss, Alten, Schwachen, Kranken kann Hitze sehr zusetzen, aber die haben auch andere Probleme und bedürfen eben besonderer schützender und lindernder Vorkehrungen; ein Maß für die „Unerträglichkeit“ der Temperaturen sind sie nicht.
Wer aber wirklich meint, auch im Globalen Norden wegen vermehrten Schwitzens bereits ein Opfer des Klimawandels zu sein, der könnte zum Beispiel fortan schon mal auf Flugreisen und Autofahrten verzichten, um Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren. Aber jammern und nichts ändern, das ist ein bisschen obszön und sehr dumm.

Montag, 18. Juli 2022

Balken & Splitter (80)

Wie gut das zusammenpasst: Das Gejammer über die lange Wartezeiten an Flughäfen, bevor man endlich seine Flugreise in den All-inclusive-Urlaub antreten kann. Und das Gejammere über hohe Preise für Treibstoffe und Lebensmittel. Es gibt eben keinen schöneren Luxus, als auf hohem Niveau zu jammern.

Deutschland könne sich diesen Krieg nicht leisten. Sondern? Auf welchen sollen die Deutschen noch warten?

Der viertgrößte Waffenexporteur der Welt unterstützt die Ukraine nur dürftig mit ausrangiertem militärischem Gerät. Das mag in den Bilanzen hut aussehen, in den Geschichtsbücghern nicht.

Deutschland könne der Ukraine nur wenig liefern, weil es seine eigene Verteidigungsbereitschaft sicherstellen müsse, so die Ministerin. Was stellt sie sich vor, gegen wen Deutschland sich verteidigen soll? Nochmals: Auf welchen Krieg wird da gewartet? Gegen wen will man sich denn in welchem Szenario verteidigen? Ringsum umgeben von NATO-Partnern (und Österreich und der Schweiz) ist der einzig denkbare Aggressor in Europa die Russländische Föderation. Und die führt gerade jetzt Krieg, nicht irgendwann, und zielt dabei keineswegs nur auf die Ukraine, sondern will durchaus auch „den Westen“ insgesamt treffen. Wer die Ukraine bei ihrer Verteidigung nicht unterstützt, verteidigt sich selbst nicht.

Mittwoch, 13. Juli 2022

Dienstag, 12. Juli 2022

Das Große Gegreine

Ich kann dieses Gejammere immer schlechter ertragen. wer mal so richtig jammern will, sollte vielleicht einen Kurztripp nach Somalia machen.
Übrigens hatten schon früher auch hierzulande viel zu viele Leute zu wenig Geld für Lebensmittel, Heizen, Miete und dergleichen. Das war bloß nicht so rasend interessant für die Medien.
Jetzt, wo man sich vor ein bisschen Einschränkung (die unbedeutend ist im Vergleich zu dem, was anderen anderswo widerfährt; bombardiert oder abgeknallt zu werden ist schon was anderes, als um ein Grad weniger zu heizen) gruseln kann, ist das Gegreine groß.
Tja, Leute, es ist halt Krieg. Ihr habt ihn zwar diesmal nicht angefangen (wenngleich ermöglicht), aber jetzt seht zu, dass die richtige Seite gewinnt. Sonst wird’s bitter. Richtig bitter. Auch für euch.

Glosse CVI

Ich habe heute erfahren, dass es jemanden namens Harry Styles gibt. Damit nicht genug, man teilte mir auch mit, dass es sich dabei um den ikonischsten Sänger seiner Generation handelt. Da ich schon seit langem rätsle, was (diesseits der Semiotik) „ikonisch“ überhaupt heißen soll (siehe auch „Pop-Ikone“), brauche ich mir keine Gedanken zu machen, ob es sich mit „ikonisch“ nicht eigentlich wie mit „schwanger“ verhält: einen Superlativ gibt es da nicht, nur entweder oder oder.

Freitag, 8. Juli 2022

Woran die Postmoderne schuld ist (Folge 4711)

Ein bemerkenswerter Gedanke: „Die Postmoderne“ (Foucault, Derrida, Lyotard) ist mir ihrem „Relativismus“ schuld am Klimawandel bzw. an der ungenügenden Reaktion darauf. Das ist deshalb bemerkenswert, weil sich mir jetzt die Frage stellt, ob etwas Dümmeres als diese These überhaupt noch möglich ist.

Balken & Splitter (79)

Gut, dass das endlich geklärt ist: Den „Holocaust“* haben die Ukrainer verübt. Allenfalls mit ein bisschen deutscher Hilfe.

Ausführliche Forschungen (in sowjetischer Propandaschriften, denn ernstzunehmende historische Literatur auf Deutsch existiert dazu nicht), haben ergeben, dass Stepan Bandera ein „Nazikollaborateur“, ein „Faschist“ und „Antisemit“ war. Das weiß man einfach, das ist ein Dogma und sollte eigentlich im Grundgesetz stehen.

Der ukrainische Nationalheld Stepan Bandera ist in der BRD verhasst. Obwohl er von 1945 bis zu seiner Ermordung durch den KGB 1959 völlig unbehelligt (wenn auch unter falschem Namen) in München lebte. Wenn er denn angeblich ein so prominenter Anstifter zum Massenmord war, warum wurde dann nicht nach ihm gefahndet? Hätte ihn der Mossad nicht ebenso wie Eichmann verschleppen müssen? Aber damals war jedem klar, dass die Märchen über Bandera von den Russen erfunden waren, die sich zu der Zeit noch mit ukrainischen Partisanen herumschlagen mussten und kurzerhand den Kazettinsassen Bandera zum Nazi umdichteten. Dumme Menschen (und interessierte polnische „Historiker“) wollen den Unsinn noch heute galuben.

In einer bemerkenswerten logischen Volte erklärt Micha Brumlik den ukrainischen Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk ― einen überaus verdienstvollen Mann, der kein Blatt vor den Mund nimmt und unverblümt deutsche Dummheiten und Lügen zur Sprache bringt; weshalb er in Deutschland verhasst ist ― zum „Antisemiten“, weil der die Beteiligung von Einheiten der OUN-B (Organisation Ukrainischer Nationalisten, Bandera-Fraktion) an bestimmten Massenerschießungen von (Menschen als) Juden bestreitet. (Wofür es durchaus historische Argumente gibt.) Wer leugne, dass die OUN unter Bandera an den Morden beteiligt gewesen sei, leugne die Morde und sei darum „Antisemit“. Das ist, wie wenn einer sagt: Wer bestreite, dass X. den Y. ermordet habe (weil zum Beispiel weiß, dass der Mord von Z. begangen wurde), leugne die Ermordung von Y. und billige sie deshalb. Das ist selbst für einen Herrn Brumlik ziemlich dumm.

Die Deutschen haben „Vergangenheitsbewältigung“ und „Erinnerungskultur“, aber keinerlei historisches Bewusstsein. Es ist noch nicht allzu lange her, dass gern von „polnischen Konzentrations- und Vernichtungslagern“ die Rede war. Erst ein polnisches Gesetz, dass diese unsinnige Redeweise verbot, schärfte auch den Deutschen ein, dass es deutsche Lager auf polnischem Territorium waren. Dass viele der von Deutschen (und nicht „von den Nazis“) begangene Verbrechen an der sowjetischen Bevölkerung Verbrechen an Ukrainerinnen und Ukrainern waren, ist allerdings immer noch nicht im Denken und Reden verankert. Man beglückwünscht sich zur Gastfreundschaft gegenüber ukrainischen Flüchtlingen („Jetzt müssen die aber erst einmal Deutsch lernen“), dass aber die deutsche „Ostpolitik“ mitschuldig ist an diesem Krieg, will man nicht wahrhaben. Stattdessen wird gegen den vernünftigsten Mann in ganz Berlin, den ukrainischen Botschafter, auf allen Kanälen gehetzt und intrigiert. Man stelle sich vor, eine ähnliche Medienkampagne hätte je gegen einen israelischen Botschafter stattgefunden …



* Wer weiß, warum im Deutschen das Wort ein Maskulinum ist, obwohl es im Englischen, wo es herkommt, ebenso sächlich ist wie im Altgriechischen, aus dem es entlehnt wurde?

Sonntag, 3. Juli 2022

Glosse CV

Vor wenigen Tagen feierte Peter Paul Rubens seinen 445. Geburtstag. Mag ja sein. Aber die Frage ist dann doch: Wo um Himmels willen? Jedenfalls nicht auf Erden. Hier ist er nämlich schon 382 Jahre tot und begraben. Was das Feiern in gewisser Hinsicht erschweren dürfte.

Donnerstag, 30. Juni 2022

Ein Aufruf zur Unanständigkeit

Zwanzig Unterzeichner und Unterzeichnerinnen eines öffentlichen Aufrufs fordern für Putins Vernichtungskrieg gegen die Ukraine einen Waffenstillstand und dann Friedensverhandlungen. Weil der Krieg für die ukrainische Seite nicht zu gewinnen und der Sprit in Deutschland wegen des Krieges teurer geworden ist. („In Afrika droht eine Hungerkatastrophe, die Millionen von Menschenleben kosten kann.“ Das ist wahr. Aber unerträglicherweise wurde in Afrika und sonstwo schon vor diesem Krieg gehungert und würde es unerträglicherweise auch ohne ihn. Kein Waffenstilstand und keine Kapitulation würde dem erschreckenderweise ein Ende setzen. Das „Argument“ ist heuchlerisch.)
Unter den Unterfertigten sind: Jakob Augstein, Svenja Flaßpöhler, Josef Haslinger, Alexander Kluge, Christoph Menke, Julian Nida-Rümelin, Robert Pfaller, Richard D. Precht, Edgar Selge, Ilija Trojanow, Harald Welzer, Ranga Yogeshwar - allesamt (mit anderthalb Ausnahmen) Leute, die ich seit langem als Dummschwätzer verabscheue. Mit guten Gründen und jetzt einem mehr.
Was wollen diese Leute? Keinen Diktatfrieden, sagen sie. Also sollen nicht alle Wünsche Putins erfüllt werden, nur ein paar. Was für ein netter Gedanke ... Sie wollen eine diplomatische Lösung für ein Ende des Krieges. Klingt freundlich, ist aber kriminell.
Die Rechtslage ist klar: Alle Eroberungen und Annexionen durch die Russländische Föderation sind null und nichtig. Was gibt es da zu verhandeln? Was kann bei solchen Verhandlungen herauskommen? Soll die Ukraine etwa Bevölkerung und Territorium abtreten? Soll Putin für seine Verbrechen also auch noch belohnt werden? Ganz abgesehen davon, was das für die Menschen bedeutet, die die Appellierer einer brutalen Dikatur ausliefern möchten, für Europa und die ganze Welt bedeutet es gewiss nichts Gutes, wenn Angriffskriege sich wieder lohnen dürfen und aufs Völkerrecht geschissen wird.
Ich frage mich, ob diese Herrschaten auch so locker mit Recht und Unrecht, Anstand und Unaständigkeit umgingen, wenn statt der ihnen offenkundig völlig fernen Ukraine ihr eigenes Land angegriffen worden wäre. Würden sie um des lieben Friedens willen Ostdeutschland abtreten? Fänden sie es unerfreulich, aber verzeihlich und auf dem Verhandlungswege irgendwie ausgleichbar, wenn Berlin bombardiert worde wäre und Frankfurt an der Oder ausradiert? Sähen sie noch eine Zukunft für Demokratie und Rechtsstaat in Europa und für ein halbwegs vernünftiges Völkerrecht, wenn eine Besatzungsmacht in Teilen Mitteleuropas manipulierte Referenden abhielte und daraufhin erfolgende Annexionen (und Ausrufungen „unabhängiger“ Volksrepubliken) von internationalen Institutionen anerkannt und in ihrem Bestand garantiert würden?
Von welchen Kompromissen, die auf diplomatische Wege (durch Druck des Westens!) erreicht werden sollten, phantasieren diese Leute also? Ein bisschen Frieden gibt es nicht. Ein bisschen Unrecht auch nicht. Die Alternative lautet: Entweder eine Befreiung der Ukraine vom Aggressor oder nicht. Wie viele Menschenleben, wie viel Zerstörung das kostet, hängt einzig und allein von Russland ab. Die Ukrainerinnen und Ukrainer sind Opfer – aber nicht etwa, wie suggeriert wird, ihrer sie verteidigenden Regierung, sondern des vom Kremlchef begonnen und mit äußerster Brutalität geführten Angriffs. Mag sein, dass das Ziel der Befreiunf der ganzen Ukraine militärisch in absehrbarer Zeit nicht erreicht wird; aber kein Waffenstillstand und schon gar kein „Friede“ kann auf dem Verzicht des Anspruchs auf diese Befreiung geschlossen werden. Das würde niemand in der Ukraine akzeptieren, dessen Stimme zählt (potenzielle Quislinge und Pétains also nicht eingerechnet).
Puntin ist ein Kriegsverbrecher und Initiator und Ermöglicher von Kriegsverbrechen. Mit so jemandem verhandelt man nicht. Wollen die zwanzig Appel-Unterzeichner wirklich einer ukrainischen Delegation zumuten, darüber zu „verhandeln“, ob sie denen, die ihre Mitbürger und womöglich Angehörigen ermordet, vertrieben, verschleppt, obdachlos gemacht haben, einen Teil ihrer Landsleute und Teile des Staatsgebietes ausliefern dürfen? Man muss schon ein deutscher (oder österreichischer) „Intellektueller“ sein, um die Realität so zu verkennen. Von der moralischen Dimension ganz zu schweigen.
Die de facto antiukrainischen und prorussischen „Friedensaktivisten“ des strunzdummen Aufrufs fürchten sich vor einer Eskalation. Ui, der Putin hat mit Atomwaffen gedroht! Da machen sich die „Intellektuellen“ aber mal kräftig in die (metaphorische) Hose.
Eskalation, das heißt: Die NATO kämpft auf der Seite der Ukraine gegen Russland. Begegnet der atomaren Drohung gegebenenfalls mit einer Gegendrohung. Das ist gewiss keine schöne Aussicht, aber wenn es notwendig ist, ist es eben notwendig. Wenn das der Preis ist, der zu zahlen ist, ist er extrem hoch, aber nicht zu hoch. Denn was ist die andere Option? Ein Sieg oder Teilsieg Putins. Das ist für jeden anständigen Menschen, dem an Menschenleben, Menschenwürde, Menschenrechten etwas liegt, absolut inakzeptabel.
Aber diese Appelliererinnen und Appellierer sind keine anständigen Menschen. Sie sind, aus Sorge um sich selbst, auf der Seite des Bösen. Sie legitimieren indirekt Kriegsverbrechen. Sie sagen implizit, Angriffskriege sollen sich wieder lohnen dürfen. Sie scheinen zu meinen, Russland könne ruhig Ukrainerinnen und Ukrainerinnen und deren Land vom Westen geschenkt bekommen. Für sie ist Diktatur anscheinend schon irgendwie okay, wenn der Diktator Atomwaffen und Bodenschätze hat und Getreidexporte blockieren kann. Sie spucken den russländischen Oppositionellen (den wenigen, die noch leben) ins Gesicht. Sie sind mit einem Wort von Grund auf unanständig und verachtenswert. Am liebsten würde ich von dem Gesindel nie wieder etwas hören oder lesen. Aber vermutlich werden diese Kanaillen die Menschheit weiterhin mit ihren Schwachsinnigkeiten beglücken.

Sonntag, 26. Juni 2022

Feine Ironie der Geschichte

64 Jahre nach dem Ausschluss seines Großvaters aus Politbüro und ZK wird ein Schirdewan Chef der deutschen Kommunisten. Das ist ungefähr so, als wäre Röhms Enkel 1998 Vorsitzender der NSDAP geworden.

Donnerstag, 23. Juni 2022

Ist „Antisemitismus“ ansteckend?

„Antisemitismus zu zeigen, fördert ihn“, schreibt irgend so ein Zeitungsschreiberling und erklärt diese seine anspruchsvolle Behauptung gleich im Voraus zur „Tatsache“. Aber wie soll man sich vorstellen, dass das funkioniert? Wie macht das der „Antisemitismus“, dass sein bloßes Zeigen zu seiner Förderung wird? Ganz abgesehen davon, dass strittig ist, was genau denn überhaupt „Antisemitismus“ ist (und ob strittig ist, ob das strittig ist).
Ganz allgemein: Wie soll eine Äußerung oder Darstellung, welcher Art auch immer, das anstellen, dass der bloße Hinweis auf ihr Vorhandensein („Zeigen“) dazu führt, dass sie auf Zustimmung trifft?
Wenn einer sagt: „Der Mond besteht aus Schimmelkäse“, fördert das in irgendeiner Weise diesen Unsinn? Hält irgendjemand den Satz für wahr, bloß weil er geäußert wird? Heißt ihn zu zitieren, mehr und mehr Leute von ihm zu überzeugen? Offensichtlich nicht.
Wenn „Antisemitismus“ zu zeigen, zu mehr „Antisemitismus“ führte, dann müsste, wenn man das nicht will, über „Antisemitismus“ fortan unbedingt geschwiegen werden. Bitte sprecht zum Beispiel in Schulen nicht mehr über Judenhass und wozu er geführt hat, denn „Antisemitismus“ zu zeigen, fördert ihn! Besser, ihr redet auch nicht über das Dritte Reich, das verführt die Kinder und Jugendlichen nur dazu, Neonazis zu werden ... (Vorsicht, Ironie!)
Die Behauptung des Schreiberlings ist also offensichtlich unsinnig und benennt alles andere als eine Tatsache. Aber wie kommt man darauf, solchen Unsinn von sich zu geben? Dahinter könnte die weit verbreitete (aber fast nie explizit gemachte) Vorstellung stehen, „Antisemitismus“ sei ansteckend. Also nicht ein Effekt von Unbildung, Ressentiment, Vorurteilen oder politischem Willen, sondern das Resultat eines quasibiologischen Vorgangs. Du siehst oder hörst irgendwo etwas „Antisemitisches“, und zack!, schon bist du selber „Antisemit“, ob du willst oder nicht. Da kann man nichts machen. Außer isolieren und aufs Absterben warten.
Diese falsche Vorstellung zurückzuweisen, bedeutet selbstverständlich nicht, zu leugnen, dass judenfeindliche Äußerungen oder Darstellungen den Zweck der Beleidigung oder sogar Schädigung von Juden und Jüdinnen verfolgen. Dass sie dumm und oft widerlich sind. Zuweilen sind sie aber auch bloß lächerlich. Doch nicht jeder, der irgendetwas Dummes über „die“ Juden äußert, will deshalb auch alle Juden ermorden. Es gibt schlicht keinen Automatismus, der von Herabwürdigung oder Ausgrenzung zur Vernichtung führt. Was andererseits nicht heißt, dass alles, was nicht gleich jemanden tötet oder töten will, harmlos ist. Es gilt, sehr genau zu bedenken, in welchen Kontexten was welche Wirkungen hat, haben kann, haben könnte oder haben soll.
Keinesfalls aber ist es so, dass eine „antisemitische“ Äußerung oder Darstellung einfach nur deshalb, weil sie sie „gezeigt“ wird, auf Zustimmung trifft. Ganz im Gegenteil. Gerade der aktuelle Rummel um angeblich „antisemitische“ Bildelemente eines bei der documenta fifteen gezeigten Kunstwerkes hat ja gezeigt, dass der bloße Vorwurf des „Antisemitismus“ zu entschiedener Gegenerschaft gegen das Gezeigte und zu dessen Nichtmehrzeigen geführt hat. In diesem Fall (und vielen ähnlichen Fällen) brauchte gar nicht bewiesen zu werden, dass etwas (nach welcher Begriffsbestimmung?) „antisemitisch“ ist, die massenmedial geförderte Versicherung, dem sei so, genügte vollauf.
Bedauerlicherweise hat die indonesische Künstlergruppe „Taring padi“, die mit den deutschen Befindlichkeiten, Empfindlichkeiten und von irgendwelchem Evidenzbedürfnis unberührten Hysterien wohl nicht vertraut ist, diesen Eklat gar nicht beabsichtigt. Hätte sie das, wäre daraus die beweisbare These ableitbar: „Antisemitismus zeigen, löst immer Gegenreaktionen aus.“
Das wäre, für sich genommen und weitergedacht, doch durchaus erfreulich, denn man könnte daraus sogar folgern: Wo „Antisemitismus“ öffentlich vorkommt, wird er bekämpft. Leider sind allerdings die Gründe, warum das geschieht, oft irrational. Wie das Ansteckungsmodell zeigt. So wie ein ausufernder „Antisemitismus“-Begriff jede vernünftige Diskussion erstickt („Wer in Frage stellt, ob dies oder das überhaupt antisemitisch ist, ist ein Antisemit“), verhindert die Vorstellung, Judenhass sei etwas, dem man sich, wenn man damit in Berührung kommt, nicht entziehen kann, jeden vernünftigen Umgang mit Vorurteilen, Ressentiments, Ängsten, Missverständnissen oder gewollten Lügen in Bezug darauf, was irgendjemand für „jüdisch“ hält.
Irgendeiner Form der Aufklärung ist mit der kontrafaktischen These, Antisemitismus zu zeigen, fördere ihn, und mit all den anderen überbordenden, hektisch-aktionistischen, selbstgerechten und realitätsfeindlichen Aussagen rund um den angeblichen „Antisemitismus“-Skandal bei der Kasseler Kunstausstellung jedenfalls nicht gedient.