Donnerstag, 18. Oktober 2018

Unterwegs (5)

Das phone mag smart sein, der Gesichtsausdruck der Leute, die unablässig aufs display glotzen, ist interessanterweise meist ziemlich dämlich.

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Partielle Hirnlähmung durch Smartphonitis: Einer steigt vor mir in den Fahrstuhl, steht vorm Knöpfchen und vergisst zu drücken. Wohl weil ihm gerade keiner getweetet hat, dass er das jetzt tun soll. Ich nehme mir die Zeit, warte ein paar Sekunden. Nichts. Dann drücke ich.

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Unterwegs in der Stadt, den Leuten dabei zuschauend, wie sie immer und überall auf ihr smartphone starren, selbst aber keines besitzend — fühlt sich an wie ethnologische Feldforschung. Nichtteilnehmende Beobachtung bei fremden Stämmen.

Dienstag, 16. Oktober 2018

Notiz zur Zeit (206)

Allein die Art und Weise, wie sie die Brexit-Verhandlungen führen, wäre schon Grund genug, diese Scheißengländer aus der EU zu schmeißen.

Sonntag, 14. Oktober 2018

Sympathische Manifestation

Unbedingt hat „Unteilbar“ (oder muss man das # mitschreiben?) meine Sympathie, wie auch die meisten anderen derartigen Auftritte. Hätte ich nicht diese Abneigung gegen Menschenmassen, ich hätte auch überhaupt kein Problem mitzumarschieren, wenn’s gewünscht würde. Aber … Aber ich frage mich doch, an wen eine solche Demonstration sich eigentlich richtet, was sie zeigt, was sie bewirkt. Die schon Überzeugten überzeugen einander von ihrer Überzeugtheit. Eine sonst auch nicht gerade schweigende Vielzahl widerspricht dem sonst vorherrschenden Eindruck, Rassismus sei in der Mehrheit. Und wenn es anders wäre, wenn die, die für Solidarität, Toleranz usw. usf. eintreten, tatsächlich eine Minderheit wären, hätten die Rassisten dann Recht? Geht es um Bilder? Um Selbstbestätigung? Um ein gutes Gefühl? Nicht, dass das etwas Schlechtes wäre, wenn es darum ginge. Ich bin aber überzeugt, dass eine solche Manifestation — so sympathisch sie ist, so Recht sie hat, so gut sie tut — weder einen einzigen Rassisten von seiner Dummheit und Gemeinheit abbringen wird, noch wird sie „die Politik“ dazu bringen, eine andere Politik zu machen. Wozu also „Unteilbar“?

Donnerstag, 11. Oktober 2018

Volksverräter (2)

Obwohl die allermeisten Österreicher und Österreicherinnen dafür sind, blockiert die FPÖ das generelle Rauchverbot in der Gastronomie. Was schert dieses Gesindel die Gesundheit und das Wohlbefinden von Personal und Gästen! Nun ja, mich überrascht das nicht, ich war immer schon der Meinung, Rauchen sei faschistisch …

Volksverräter (1)

Atmen wird überschätzt. „Arbeitsplätze“ (also Konzernprofite) sind viel, viel wichtiger. Kann man eine Regierung, die es, obwohl es ihr möglich wäre, willentlich unterlässt, Menschen und Umwelt vor Schädigung durch Autoabgase zu schützen, als kriminelle Vereinigung bezeichnen?

Sie kommen!

Einer Umfrage zufolge würde mehr als die Hälfte der Deutschen gerne auswandern.
Dieselbe Zahl, aber in Afrika erfragt, wird von „Experten“ gern herangezogen, um davor zu warnen, dass Millionen Menschen praktisch schon auf gepackten Koffern säßen und Europa bereits jetzt dringend Maßnahmen gegen einen künftigen Migrationstsunami ergreifen müsse.

Aborto è come affittare un sicario

„Abtreibung ist wie das Anheuern eines Auftragskillers.“ Dieser Papst und ich sind weißgott nicht in allem einer Meinung, aber wo er Recht hat, hat er Recht. Selbstverständlich ist jetzt das Wutgeheul groß. Wie kann der sowas sagen! Das geht doch nicht. Man wollte von diesem Papst doch „Reformen“: verheiratete Priester, geweihte Priesterinnen, Ehescheidung — und eben Abtreibung. Und jetzt stellt der Oberpfaffe sich so quer zu dem, was in der modernen, aufgeklärten, säkularen Gesellschaft Konsens ist. Pfui Deibel. In Wahrheit wissen alle, dass der Papst Recht hat. Jeder, der wenigstens noch eine Spur eines Gewissens hat, weiß, dass Abtreibung Mord ist. Was soll sie auch sonst sein? Menschen töten Menschen aus wie auch immer gearteten selbstischen Motiven. Dass die Getöteten Ungeborene sind, macht sie nicht zu Nichtmenschen, sondern den Akt nur besonders grausam. Die Tötung des eigenen Kindes in Auftrag zu geben, ist in der Tat wie das Anheuern eines Auftragskillers. Ein Vergleich, so einfach und deutlich, als sei er direkt aus den Evangelien genommen. Dass er die Herzen der Verstockten trotzdem nicht erreicht, zeigt, in welch durch und durch verkommenen Zeiten wir leben.

Mittwoch, 10. Oktober 2018

Von Hass und Miteinanderreden

Diese dauernde Diffamierung des Hasses ist mir verhasst. Es gibt Phänomene, auf die ein anständiger Mensch gar nicht anders als mit tief empfundener völliger Ablehnung reagieren kann und darum auch nicht soll. Und dieses Geschwätz, dass die Leute einander nicht mehr zuhören und bloß mehr miteinander reden müssten, damit alles wieder gut werde, dieses dumme Geschwätz ist mir auch verhasst. Wozu bitte soll ich mit einem Rassisten diskutieren? Gewiss hat auch er „Argumente“. Nur eben falsche. Da er die nicht deshalb hat, weil er bedauerlicherweise falsch informiert wurde, sondern weil er sie sich gesucht hat, um Rassist sein zu können, wird ihn auch kein Gegenargument davon abbringen. 
Es stimmt schon, die Leute hören nicht zu und Debatten verlaufen als vorhersehbare Schlagabtäusche, aber das zu Grunde liegende Problem ist nicht, dass zu wenig von unterschiedlichen Meinungen die Rede ist, sondern dass es zu oft an Haltung und Anstand mangelt. Falsche Einstellungen gibt es hingegen mehr als genug. 
Dass Flüchtlinge im Mittelmeer ersaufen sollen oder dass reiche Gesellschaften (deren Reichtun ohnehin illegitim ist) von ihrem Reichtum etwas zurückgeben müssen — das sind nicht zwei verschiedene, im Prinzip gleichberechtigte Meinungen, über die man mal gemütlich diskutiere sollte, sondern das eine ist eine verabscheuungswürdige Unanständigkeit, das andere eine Selbstverständlichkeit, kaum der Erwähnung bedürftig.