Mittwoch, 3. Juni 2020

Schweden? Schweden!

Der Denkfehler ist, dass die absolute Zahl an „Corona-Toten“ in einem Land nichts besagt. Man muss sie in Relation zur Bevölkerung und deren „normaler“ Sterblichkeit setzen. Manche machen Schweden derzeit seine, wie es heißt, viereinhalbtausend „Corona-Toten“ zum Vorwurf (und führen sie auf die nicht-repressive Politik zurück). Nun verzeichnet aber Schweden jedes Jahr über 90.000 Todesfälle, das sind mehr als 7.500 im Monat (bei gleicher Verteilung, die unwahrscheinlich ist), in zwei Monaten also 15.000 Tote. Die entscheidende Frage ist, ob die 4.500 Verstorbenen, die irgendwann mit dem unspezifischen Drosten-Test positiv getestet waren (und die, egal, ob sie nun an Covid-19 verstarben oder nur „mit SARS-CoV-2“ als „Coronatote“ gezählt werden) denn überhaupt zu den „normalen“ Toten dazukommen oder ob sie, statistisch, in der erwartbaren Gesamtzahl enthalten sind. Ob es, mit anderen Worten, eine Übersterblichkeit gibt.
Um es an einen Phantasiebeispiel zu erklärn: Angenommen, in einer Stadt sterben monatlich 20 Menschen. Ein Verrückter tötet in einem bestimmten Monat zehn Menschen. Liegt die Zahl der Todesfälle nun bei 30? Oder hat der Mörder aus irgendeinem Wahn heraus seine Opfer unter denen gesucht, die bereits im Sterben lagen? Dann bleibt die Zahl 20. Nun darf selbstverständlich niemand Sterbende töten und es wäre alles Vernünftige zu tun, die Morde zu verhindern. Ob dazu gehört, die ganze Bevölkerung der Stadt wegzusperren, ist eine andere Frage. (Eher nicht.)
Menschen sind sterblich. Ärzte sind nicht allmächtig. Und es ist nicht „zynisch“ festzuhalten, dass die meisten „Coronatoten“ schwere Vorerkrankungen und ein hohes Alter hatten, also „sowieso“ gestorben wären. Das ist schlicht die Wirklichkeit. An irgendetwas stirbt man immer. Für die Betroffenen und ihre Angehörigen und Freude ist der Tod selbstverständlich so oder so etwas ganz anderes als Statistik. Nur darf man das eine, die mögliche persönliche Angst vor dem Sterben, und das andere, die Tatsache, dass gestorben wird, nicht durcheinander bringen und schon gar nicht politische Schlüsse aus dem Durcheinander ziehen
Hygiene und ein rücksichtsvoller Umgang miteinander sind völlig unabhängig von Seuchen anzuraten. Auch besonderer Schutz für besonders Gefährdete. Aber die außerhalb Schwedens herrschende völlig hysterische Haltung zur Verbreitung des Corona-Virus und deren Folgen, die mediale Panikmache und der Staatsterror stehen in keinem Verhältnis zu Bedrohung und Realität.
Die Zahl von 4.500 „Coronatoten“ in Schweden besagt, wie gesagt, für sich genommen gar nichts und darum auch nichts gegen Schwedens „Sonderweg“. Erst wenn die Statistiker irgendwann 2021/22 für das Jahr 2020 eine erhebliche Übersterblichkeit (und in den restriktiv verfahrenden Ländern eine deutliche Untersterblichkeit!) feststellen werden, gäbe es nachträglich möglicherweise Grund zu Vorwürfen an Schwedens Politiker.
Bis dahin darf die schwedische Vorgangsweise als vernünftig, maßvoll und gesundheitspolitisch wirkungsvoll betrachtet werden.