Sonntag, 30. Juli 2023

Glosse CXXIV

Mund-zu-Mund-Propaganda. Das scheint mir jetzt aber doch eine allzu übergriffige Reklametechnik zu sein.

Samstag, 29. Juli 2023

Glosse CXXIII

Das Erstellen von Aufsätzen, Berichten und Erlebniserzählungen erfordert ein gutes Verständnis der Rechtschreibung und Orthografie. Tja, was soll man sagen, mancher hat eben einen Hirnschaden u n d einen Zerebraldefekt.

Glosse CXXII

Tscheopspyramide. Was soll man dazu sagen? Hier grenzt die Unbildung auf sürreale Weisean den Wahnsinn. Wahrscheinlich besteht besagte Bauwerk aus Kartoffelkhips.

Donnerstag, 27. Juli 2023

Wahn und Rechtsstaat

„Wir leben in einer patriarchalischen Gesellschaft, in der Frauen weniger geglaubt wird als Männern“, plappert eine Frau ins Radio-Mikrophon, während sie gegen ein Konzert einer Band demonstriert, deren Sänger von einigen Frauen Sexualstraftaten vorgeworfen werden.
Ehrlich gesagt: Ich glaube der Frau nicht. Wir leben nicht in einem Patriarchat, sondern in einer Gesellschaft, in der Frauen alle Möglichkeiten haben, aber nur wenige davon verwirklichen ― außer denen, sich zu beklagen und Männern Vorwürfe zu machen.
Und weil wir auch in einer Gesellschaft leben, in der ein harter Kampf um Aufmerksamkeit herrscht, findet jede geschickt vorgebrachte Bezichtigung sofort Medien, die sie immer weiter verbreiten und aus dem Spektakel Gewinn ziehen. Da man offensichtlich keine Beweise für irgendetwas braucht, sondern nur einen Nerv treffen muss, kann jeder Vorwurf sofort zum „Fall“ werden. Und sofort stellen sich Unmengen von Gläubigen ein, deren Bauchgefühl sagt: Ja, das stimmt, das muss einfach stimmen, ich will, dass das stimmt.
Man muss also im Gegenteil sogar sagen: Frauen wird viel zu viel geglaubt. Und irgendwas davon bleibt immer hängen.
Das ist schlimm genug. Aber zum Glück leben wird noch nicht ganz im Matriacrchat oder feministischen Terrorstaat, wo jedes Wort einer Frau geglaubt werden muss, einfach nur, weil es das einer Frau ist (und Männer schweigen müssen, weil sie ohnehin alle Lügner sind). Erfreulicherweise braucht es vor Gericht für ein Urteil immer noch Beweise (und glaubwürdige Zeugen). Wer nichts beweisen kann, kann sogar gezwungen werden, Behauptungen zu unterlassen. Das ist gut so.
Schlecht ist es, wenn Politikerinnen, Journalistinnen und andere Aktivistinnen im antipatriarchalen Wahn an die Stelle des Rechtsstaats feministische Schauprozesse setzen möchten. Und wenn niemand, außer den Opfern solcher Kampagnen und ihren Anwälten, dem widerspricht. Weil die Medien viel zu sehr damit beschäftigt sind, sich wichtig zu machen.
Ich weiß nicht, ob die erhobenen Vorwürfe stimmen. (Es ist mir eigentlich auch egal.) Aber ich will da ganz sicher nichts glauben müssen. Ich will Beweise und ordentliche Verfahren. Wobei mir klar ist, das Beweise manchmal schwer bis gar nicht zu erbringen sind. Das ist dann Pech. Aber wenn man es in irgendeinem Bereich durchgehen lässt, dass Anschuldigung schon Schuldspruch bedeutet, kommen wir in Teufels Küche. Oder, auch nicht besser, die der Teufelinnen.

Dienstag, 18. Juli 2023

Die Idioten und die Kirchensteuer

So viel Idiotie muss man erst einmal zu Stande bringen: Einer Umfrage zu Folge halten drei Viertel der Deutschen die Kirchensteuer für „nicht mehr zeitgemäß“. Und das, obwohl überhaupt allenfalls die Hälfte der Leute Kirchensteuer zahlt!
Und was bitte soll daran unzeitgemäß sein, dass man einem Verein, dem man angehört und dessen Leistungen man kostenlos in Anspruch nehmen darf (und soll), einen Mitgliedsbeitrag schuldet? Wenn man nicht zahlen will, muss man eben austreten.
Genüsslich breiten die Medien die Summen aus, die „die Kirchen“ durch ihre Mitgliedsbeiträge, Kirchensteuern genannt, einnehmen. Für die römisch-katholische Kirche in der BRD werden für das Jahr 2022 6,8 Milliarden genannt. Bei 21 Millionen Katholiken und Katholikinnen sind das prof Kopf gerade mal 323 Euro und 81 Cent im Jahr. Weniger als ein Euro pro Tag. Weniger als fünf Euro pro Sonn- und Feiertag. (Es handelt sich um Durchschnittsbeträge, die meisten zahlen ja viel weniger oder gar nichts.) 
Ist das zu viel verlangt fürs Seelenheil?
Wie gesagt: Wer nicht daran glaubt und nichts dafür zahlen will, muss ja nicht, er oder sie kann ja austreten. Aus der Idiotie freilich kann man leider nicht austreten. Darum wird diese immer wieder durch Umfrageergebnisse ans Licht gebracht werden.

Montag, 10. Juli 2023

Streubomben

Streubomben sind eine grauenvolle Waffe. Aber alle Waffen sind dazu da, zu töten und zu zerstören. Darum ist der gute Wille, die einen zu verbieten und andere zu erlauben, immer ein wenig absurd und manchmal sogar heuchlerisch. Allerdings gibt es durchaus einen entscheidenden Unterschied. Russland hat Streubomben gegen ukrainische Zivilisten eingesetzt, die Ukraine wird Streubomben gegen russische Angreifer verwenden.

Montag, 3. Juli 2023

La république, c'est la brutalité

„Den Unruhestiftern ist gemein, dass sie die Republik verachten und Frankreich hassen. Wir wollen die Republik respektieren und mögen Frankreich", hat jüngst der Capo der französischen Bürgermeister tiefsinnig gedichtet. Doch wer würde nicht sagen, dass er Frankreich ganz doll lieb hat und die mächtige Republik zu niederknien findet, wenn er dafür so gut bezahlt wird? Doch wer würde andererseits den korrupten Drecksstaat nicht verabscheuen, wenn er erst einmal seine hoffnungslose Lage als Staatsbürger dritter oder vierter Klasse begriffen hat? Die schlicht darin besteht, dass das System ihn und Seinesgleichen nicht braucht und niemals mehr brauchen wird, weder in der Produktion noch für den Konsum. Weshalb es auf seine Bildung oder auch nur Ausbildung pfeift und seine Erwerbslosigkeit als Schicksal zementiert. Würde? Partizipation? Lebensglück? Drauf geschissen.
Wenn man instinktiv oder rational kapiert hat, dass man nicht zur Gesellschaft gehört, dass man außerhalb steht und überflüssig ist, dass man zwar vom Wohlfahrtsstaat ein bisschen reglementiert, vom Polizeistaat stark schikaniert und von der Demokratie voll verarscht wird, wenn man erfasst hat, dass es „denen“ völlig egal ist, ob man lebt oder verreckt, weil man aus ihrer Sicht keinen Wert hat, dann ist das abgeleierte Geplärre von „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ nicht nur Hohn, sonder Kampfansage. Eingekesselt in der Aussichtslosigkerit und Hässlichkeit der banlieus ist Gewalt sicher keine Lösung, aber mal eine ganz lustige Abwechslung.
Das empört das Bürgertum. Wie kann man nur? Wie kann es sein, dass „Busse in Brand gesetzt werden, mit denen Leute zur Schule und zur Arbeit fahren, oder der Supermarkt geplündert“ wird (Nils Minkmar)? Ja, genau: zu Schule und Arbeit, also zum Funktionieren im System soll man gekarrt werden, zu Ausbeutung und Erniedrigung. Wenn man keine Busse anzündet, wenn man ausnahmsweise mal rebelliert, hat man nichts kapiert. Aber wenn man schon dabei ist, geht man auch shoppen, ohne zu bezahlen. Das befremdet den bourgeois zutiefst, der sich immer alles kaufen kann, was er will (und fürs andere spart), weshalb er nie im Leben auf den Gedanken des Plünderns käme. (Auf den des Ausplünderns ganzer Kontinenten schon eher.)
Und das Anzünden von privaten Autos erst!  Diese geheiligten Kühe der Moderne sollten sakrosankt sein! Für sie werden Städte gebaut und Landschaften verschandelt, da kann man sie doch nicht Nacht für Nacht abfackeln. Als ob das nicht der umweltfreundlichste Gebrauch wäre, der sich von ihnen machen lässt. Den Randalierern würde ein dicker, aufgemotzter Schlitten vermutlich viel bedeuten. Sie haben aber meist keinen, und dann soll niemand sonst einen haben!
Wie kann man nur Jugendzentren anzünden, diese wohlüberlegten Symbole der Almosenverteilung von Väterchen Staat. Hier, liebe Kleine, hier habt ihr was, wo wir euch im Auge haben, einen Ort zum Zeitvertreib, damit ihr nicht auf dumme Gedanken kommt, gar auf den, dass ihr demnächst nicht mehr jung und immer noch ohne Geld und Zukunft sein werdet. Geht sorgsam damit um, das kostet alles viel Geld. Das wir euch und eurenb Familien vom Mjunde abgespart haben.
Macht kaputt, was euch kaputt macht? Was euch demütigt, verhöhnt, missachtet?
Die Zerstörungen haben in Wahrheit keinen Sinn als das Zerstören selbst. Es geht auch fast nicht um irgendeinen Jugendlichen, den die Staatsmacht beiläufig und bedenkenlos vom Leben zum Tode befördert hat. Es geht um die Gelegenheit. Ums erlebnis. Wut ist der adäquate Ausdruck ungerechter Verhältnisse. Werden sie dadurch geändert? Nein. Es macht einfach Spaß, etwas kaputt zu machen, wenn es sonst nichts zu tun gibt. Es macht Spaß, die Spießer zu empören und die Büttel des Kapitals zu provozieren.
Der Staat reagiert wie erwartet: Mit noch mehr Gewalt. Mit der Drohung, die jugendlichen Randalierer, deren man nicht habhaft wird (und es wurden schon Tausende verhaftet), über ihre Eltern zu belangen: Die sollen gefälligst dafür sorgen, dass ihre Brut brav zu Hause bleibt, sonst gibt es Geldstrafen. (Die dann in vielen Fällen von den Transferleistungen abzuziehen wären ...); eine patriarchale Phantasie des paternalistischen Etatismus: Heute Abend bleibst du zu Hause, mein Söhnchen, und zündest nicht die Republik an, basta.
Aber was soll man sagen? Der Staat kann eigentlich nichts dafür. Er ist ja bloß der Büttel des Kapitals. Er soll garantieren, dass die Reichen reicher werden können, und unterdessen alle anderen in Schach halten. Mit der Mittelschicht und der unscheinbaren Armut der Peripherie gelingt ihm das auch ganz gut. Die Leutchen verhalten sich brav und fügsam. Sie zittern um das Wenige, das sie haben, und träumen vom Mehr. (Und wenn sie doch mal Gelbe Westen anziehen, kriegt man das schon mit einer Pandemie in den Griff.) Wenn die Angepassten gut funktionieren, dürfen sie auch in Maßen lügen und betrügen und stehlen, jeder ein kleiner Held der gewöhnlichen Akkumulation. Das nennt man Geschäftssinn. Es herrschen Ruhe und Bürgerpflicht. Aber dort, wo sich die vom System nicht Benötigten konzentrieren, geht alles schief. Dort hat der Staat wenig zu melden und kann um seiner Achtbarkeit willen doch nicht umhin, die Delinquenz, die in diesen cours des miracles unweigerlich entsteht, irgendwie zu verwalten, also hin und wieder brutale Präsenz zu zeigen. Das eskaliert irgendwann selbstverständlich, führt zu Gewaltb und Revolten und beweist so, dass man diese Leute zu Recht draußen hält. Die sind nicht wie wir. Wir Anständigen zerstören nicht, sondern tragen zum Bruttosozialprodukt bei und singen dabei fröhlich unsere Hymne.
Nun, bald kehrt wieder Ruhe ein. Mal schauen, was die Versicherungen zahlen. Und dann au revoir und à bientôt.