Sonntag, 22. August 2010

Libera nos a malo

Er sei sich durchaus bewusst, dass das nicht in Ordnung sei, wird P. Arthur Hervet in der Presse zitiert, aber er wisse einfach nicht mehr weiter. Der 71-jährige Assumptionistenpater aus Lille ist derzeit damit in den Schlagzeilen, dass er um einen Herzinfarkt für Präsident Sarkozy betet, auf dass damit dessen Anti-Roma-Politik sozusagen schlagartig beendet werde. Theologisch problematisch, menschlich verständlich, denn Hervet kümmert sich seit vielen Jahren um Roma, die menschenverachtende Politik des durchgeknallten Staatschefs macht seine ganze Arbeit zunichte. Nun, dass man für seine Feinde beten solle, wird in den Evangelien ja auch durchaus gefordert, und ob man dabei jedoch um deren Wohlergehen oder rasches Hinscheiden bitten soll, wird dort genau genommen nicht näher erörtert ... Doch der verzweifelte Pater hat den Himmel wohl sowieso um etwas Unerfüllbares ersucht, denn sein Gebet um einen heilsamen Infarkt unterstellt, dass Sarkozy überhaupt ein Herz hat.

Donnerstag, 19. August 2010

Abzuziehende Zugezogene

Es entbehrt nicht der perversen Ironie, dass dieser von den die Franzosen sich zu ihrem Staatsoberhaupt erwählte Kobold, der derzeit seine widerwärtigen populistischen Spielchen mit in Frankreich lebenden Roma treibt, seinerseits madjarisch-jüdischer Abstammung ist. Das spricht (so ziemlich als Einziges) zwar nicht gegen ihn, wohl aber (mit vielem anderen) gegen seine Politik. Wenn man nämlich bedenkt, dass schon im Mittelalter Roma vom Balkan bis nach Westeuropa zogen, so kann man sagen, dass Vorfahren jener rumänischen Staatsbürger, gegen die der Präsident wütet, sich bereits um Jahrhunderte früher in Frankreich aufhielten als Sarkozys eigene Ahnen.
Der entscheidende Unterschied zwischen den Altvorderen des hohen Herrn und den Familien der Roma, die zur Abreise gebracht werden sollen: Jene waren reich, diese sind es nicht. Arme Schlucker aber hat Frankreich schon genug, dafür sorgen Wirtschaft, Staat und Kolonialgeschichte, die braucht man nicht vom Balkan zu importieren.
Schade nur, aus Sicht des so rabiat ausweisungswilligen Staatschefs, dass diese Rumänen EU-Bürger sind, also nicht einfach deportiert werden können. Darum bietet man ihnen Ausreiseprämien an. Manche Roma akzeptieren das gerne und werden wohl wieder einreisen wollen, um das Geld ein auch zweites und drittes Mal zu kassieren. Um das nun aber zu verhindern, so hört man, soll für Roma (und andere Problemreisende) ein biometrisches Register angelegt werden. Der Vergleich mit dem "Zigeunersippenarchiv" der Nazis drängt sich auf. Doch das wird den regierenden Kobold kaum stören. Hauptsache, er kann mit spektakuären Maßnahmen der ethnischen Bereinigung von den echten Problemen ablenken, deren größtes er selbst und seine irrsinnige Politik ist.

Sonntag, 8. August 2010

Starker Mann und die Brandstifter

Es leben die westlichen Werte! Es lebe die Marktwirtschaft! Dass in Russland Wald und Torf in unvorstellbarem Ausmaß brennen, dass Menschen zu Tode kommen oder an Gesundheit und Eigentum schwer geschädigt werden, daran ist nicht einfach der ungewöhnlich heiße und trockene Sommer schuld. Schuld ist auch und vor allem die Privatisierung der Forstaufsicht im Jahre 2007. Wie jede Privatisierung von zuvor sinnvollerweise öffentlich Betriebenem geht sie zu Lasten der Menschen. Das westliche Profitprinzip ist eben mörderisch. Um das zu sehen, muss man dem Kommunismus keine Träne nachweinen.
Und der Hauptschuldige, Russlands starker Mann Wladimir Putin, gießt noch Benzin ins von ihm ermöglichte Feuer: Indem er Geschädigten hohe Rubelbeträge versprach, rief er gleichsam zu Brandstiftungen auf, die auch prompt stattfanden.
Russland brennt. Keiner löscht. Den Schaden haben alle. Nur im Westen reiben sich manche die Hände, weil der Weizenpreis steigt ...