Donnerstag, 19. August 2010

Abzuziehende Zugezogene

Es entbehrt nicht der perversen Ironie, dass dieser von den die Franzosen sich zu ihrem Staatsoberhaupt erwählte Kobold, der derzeit seine widerwärtigen populistischen Spielchen mit in Frankreich lebenden Roma treibt, seinerseits madjarisch-jüdischer Abstammung ist. Das spricht (so ziemlich als Einziges) zwar nicht gegen ihn, wohl aber (mit vielem anderen) gegen seine Politik. Wenn man nämlich bedenkt, dass schon im Mittelalter Roma vom Balkan bis nach Westeuropa zogen, so kann man sagen, dass Vorfahren jener rumänischen Staatsbürger, gegen die der Präsident wütet, sich bereits um Jahrhunderte früher in Frankreich aufhielten als Sarkozys eigene Ahnen.
Der entscheidende Unterschied zwischen den Altvorderen des hohen Herrn und den Familien der Roma, die zur Abreise gebracht werden sollen: Jene waren reich, diese sind es nicht. Arme Schlucker aber hat Frankreich schon genug, dafür sorgen Wirtschaft, Staat und Kolonialgeschichte, die braucht man nicht vom Balkan zu importieren.
Schade nur, aus Sicht des so rabiat ausweisungswilligen Staatschefs, dass diese Rumänen EU-Bürger sind, also nicht einfach deportiert werden können. Darum bietet man ihnen Ausreiseprämien an. Manche Roma akzeptieren das gerne und werden wohl wieder einreisen wollen, um das Geld ein auch zweites und drittes Mal zu kassieren. Um das nun aber zu verhindern, so hört man, soll für Roma (und andere Problemreisende) ein biometrisches Register angelegt werden. Der Vergleich mit dem "Zigeunersippenarchiv" der Nazis drängt sich auf. Doch das wird den regierenden Kobold kaum stören. Hauptsache, er kann mit spektakuären Maßnahmen der ethnischen Bereinigung von den echten Problemen ablenken, deren größtes er selbst und seine irrsinnige Politik ist.

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