Montag, 31. Dezember 2018

Zum Mond geschossen werden

„Könnte ich es mir aussuchen, würde ich zum Mond fliegen.“ (Alexander Gerst)

Könnte ich es mir aussuchen, würden sehr viele zum Mond fliegen.

Samstag, 29. Dezember 2018

Notiz zur Zeit (210)

Dass Bolsonaro und Netanjahu ein Herz und eine Seele sind, kann nur den überraschen, der nicht wahrhaben will, dass Faschismus und (revisionistischer) Zionismus Zwillinge sind.

Freitag, 28. Dezember 2018

Notiz zur Zeit (209)

Die deutsche Rüstungsindustrie will deutsche Bundesregierung wegen entgangener Gewinne in Saudi-Arabien verklagen.

„Wie bitte, ich darf meine Erbtante nicht vergiften? Aber das bringt mich um ein Vermögen! Dann verklag ich jetzt den Staat wegen seines erbenfeindlichen Strafrechts.“

Donnerstag, 27. Dezember 2018

Moscheesteuer II

Der inländische Staat wird angerufen, um den (tatsächlichen oder befürchteten) Einfluss ausländischer Staaten auf religiöse Gemeinschaften zu unterbinden. Mir scheint, das erfüllt die Kriterien von Nationalismus.

Mittwoch, 26. Dezember 2018

Moscheesteuer I

Moscheesteuer. Schon das Wort ist schwachsinnig. Die Kirchensteuer heißt ja nicht nach den Gebäuden so, sondern nach den geistlichen Gemeinschaften.

Ha!

„Today is all about your point of view.“ Wenigstens der Glückskeks ist auf meiner Seite.

Dienstag, 25. Dezember 2018

„Vollkasko-Mentalität“

Der Geschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes hat völlig Recht: Das geht ja nun wirklich nicht, dass die Leute, bloß weil sie Steuern und Beiträge zahlen, davon ausgehen, dass ihnen die Solidargemeinschaft in Notlagen beisteht! Dafür ist der Staat nicht da. Dessen Aufgabe ist es (ceterum censeo), die Reichen reicher werden zu lassen und die Nichtreichen in Schach zu halten. Damit ist klar, wer die wirklich Bedürftigen sind. (Man spricht ja auch nicht umsonst von notleidenden Banken.) Wer hingegen arm und ausgegrenzt ist, hat einfach nicht im Sinne des Kapitalismus funktioniert, und das darf nicht auch noch durch „Transferleistungen“ belohnt werden.
Darum hier eine kleine Argumentationshilfe für den Deutschen Städte- und Gemeindebund: Was gehen die Städte und Gemeinden beispielsweise die Obdachlosen an? Diese Leute wohnen per definitionem nicht, also auch nicht in Städten und Gemeinden, also können diese auch gar nicht zuständig sein. Problem gelöst.

Sonntag, 23. Dezember 2018

Vorweihnachten

Spiegel online bringt ein Interview mit einem „Pfarrer“, in dem kein einziges Mal von Jesus, Gott oder dem geistlichen Thema von Weihnachten (Menschwerdung Gottes, um die Menschen von ihren Sünden zu erlösen) die Rede ist. Um das zu Stande bringen, muss man wohl Protestant sein.

Samstag, 22. Dezember 2018

Botschaft aus dem All

Das ach so berührende Video des Weltraumstationskommandanten Gerst ist plattes ideologisches Geschwafel. Wenn er sich an die eigene Nase fassen wollte, sollte er sich mal überlegen, ob es verantwortlich war und ist, Milliarden und Abermilliarden für einen unnötigen Scheiß wie Raumfahrt auszugeben, während unzähligen Menschen auf der Erde in Dreck und Elend leben und verhungern.

Donnerstag, 20. Dezember 2018

Im Namen des ...

Es nervt, dieses Gerede von „ihren/seinen Namen“ aufgeben, „seinen/ihren Namen“ annehmen. Den Nachnamen, den man hat, hat man für gewöhnlich von einem Elternteil, meist vom Vater, und dieser auch wieder und so fort. Gerade der Nachname ist also nichts „Eigenes“, sondern etwas von jemand anderen bloß Übernommenes. Warum also machen viele Frauen so ein Getue darum, dass sie zum Nachnamen ihres Vaters auch noch den ihres Schwiegervaters tragen wollen? Fühlen sie sich dann feministischer?

„Fall Relotius“

Was denn, beim „Spiegel“ waren Reportagen frei erfunden? Es wird noch herauskommen, dass die Hitlertagebücher auch nicht echt sind.

Dienstag, 18. Dezember 2018

Notiz zur Zeit (208)

Wenn Rotchinas Chefdikator Xi erklärt, niemand habe dem chinesischen Volk zu diktieren, was es zu tun und zu lassen habe, hat er dann nicht gerade seine KP für aufgelöst erklärt?

Montag, 17. Dezember 2018

Dass Männer, die keinen abgekriegt haben, sich mit Frauen einlassen, na meinetwegen. Aber dass gut aussehende Männer heterosexuell sind, dafür fehlt mir jedes Verständnis. Ich finde das unnatürlich.

Donnerstag, 13. Dezember 2018

Reform des § 219a

Warum sollen Ärzte nicht darauf aufmerksam machen dürfen, dass sie Abtreibungen vornehmen? Am besten mit einem großen Schild an der Tür: „Hier praktiziert ein Kindermörder.“

Die Gilets Jaunes und das Auto

Die Erhöhung der Treibstoffpreise war ein Anlass. Später wurden dann ab und zu Autos angezündet. Dieser Rückgriff auf eine gute alte französische Tradition lässt mich hoffen, dass die Leute in Wirklichkeit ihre Autos hassen, weil diese Dreckschleudern nämlich keineswegs „Freiheit“ bedeuten, wie die Kulturindustrie immer glauben machen will, sondern Abhängigkeit, Fesselung, Einsperrung. Das Auto ist ein Werkzeug, dessen das Kapital sich bedient, um die Leute verfügbar zu halten. Es zwingt den Leuten diese Form der Mobilität auf, weil sie sonst oft nicht arbeiten oder nicht wohnen könnten. Darum ist es aus meiner Sicht nachvollziehbar, dass man Autos, diese Symbole der Unterdrückung, Ausbeutung und Umweltzerstörung, auch schon mal anzündet. Das ändert nichts an den gesellschaftlichen Verhältnissen, ist aber ein schöner Anblick.

Mittwoch, 12. Dezember 2018

Die wollen nur spielen

„… dass Frauen eine Bedeutung in der Katholischen Kirche spielen.“
Ach, da ist Claus Leggewie aber eine Formulierung aufs schönste misslungen. Geradezu aufklärerisch wird so das Unechte und Angemaßte unfreiwillig zur Sprache gebracht, das das Verhalten von Frauen im kirchlichen Raum oft kennzeichnet.

Notiz zur Zeit (207)

In Ägypten werden Warnwestern verboten, damit die Bevölkerung gar nicht erst auf (aus der Sicht des Despoten) blöde Gedanken kommt.
In Deutschland, Österreich usw. usf. könnte man Warnwesten gratis verteilen, es käme keiner auf die Idee, sich mit den Gilets Jaunes zu solidarisieren und auch gegen das eigene Elend zu demonstrieren.

Sonntag, 9. Dezember 2018

Wie man es spricht

Von Dschornalisten erwarte ich ja nichts anderes als „Zih-mi-ack“. Aber dass auch Herr Ziemiak anscheinend nicht darauf besteht, seinen Namen korrekt „Schämjak“* aussprechen zu lassen, ist echt deutsch. (Nämlich überheblich gegenüber Nachbarländern und den Sprachen von deren Bewohnern.)

* Mit weichem „sch“ wie in „Journaille“.

Ländervergleich

In Frankreich empören sich viele und richten an die Regierung vernünftige Forderungen. Das geht gegen Sozialabbau.
In Deutschland empört sich eine Minderheit und fordert, dass die Fremden verschwinden oder zumindest schikaniert werden. Der programmatische Sozialabbau (der wegen ihres Fremdenhasses gewählten Kleinpartei) wird ignoriert.
In Österreich empört sich eine Mehrheit und wählt sich eine Regierung, die die Fremden schikaniert und möglichst zum Verschwinden bringt. Und die nebenbei massiven Sozialabbau durchdrückt.

Samstag, 8. Dezember 2018

Donnerstag, 6. Dezember 2018

Weg mit dem Dreck

Keine „Erwachseneninhalte“ mehr? (Also Nacktheit und andere Pornographie.) Wozu soll Tumblr dann noch gut sein? Außerdem verletzt das eindeutig das Menschenrecht darauf, die eigenen Geschlechtsteile abzulichten und mit einer interessierten Öffentlichkeit zu teilen.

Selbstkritik

Völlig irrational ist mein Vertrauen in das menschliche Vernunftvermögen, genauer gesagt: meine Erwartung, meine Mitmenschen würden, wenn sie könnten, lieber von ihrer Vernunft Gebrauch machen (und sich beispielsweise Fakten und Argumenten stellen), statt sich ihren Affekten zu überlassen. Das ist anscheinend auch der Grund, warum ich so oft anecke und mein Gegenüber verprelle. Ich vermeine, mich an der Sache zu orientieren, und denke nicht an die Empfindlichkeiten und Ressentiments, an all die unbewussten Gefühle, die im Spiel sind. Damit ignoriere ich die Tatsachen des Lebens und handle also irrational. Das Verrückte daran ist nun, dass ich von diesem, meinem Irrationalismus, obwohl ich um ihn weiß, nicht lassen kann, schon gar nicht in der Hitze des Gefechts (also im Streitgespräch), dass also ganz offensichtlich meine vermeintliche Vernünftigkeit ihrerseits affektbeladen ist. Das leidenschaftliche Bemühen um das bessere, um das allein richtige Argument ist eben gerade dies: eine Leidenschaft.

In nicht nur eigener Sache

Am 11.11 vorigen (!) Jahres postete ich auf Facebook ein Schwarzweißfoto einiger offensichtlich hungernder Kinder (nur Haut und Knochen und große Augen), denen ich rote Nasen gemalt hatte. Dazu schrieb ich: „Nicht vergessen: Karnevalsbeginn am 11.11. um 11 Uhr! Stimmung!“
Jetzt teilt mir Facebook dazu mit: „Dieser Beitrag verstößt gegen unsere Gemeinschaftsstandards hinsichtlich Nacktdarstellung oder sexuellen Inhalten.“
Hungernde Kinder sind ein sexueller Inhalt? Nacktheit ist anstößig, der Welthunger nicht?
Facebook, du bist ein zynisches Arschloch.

Dienstag, 4. Dezember 2018

Weltklimagipfel

Ein einfacher Vorschlag. Bis die „Klimaziele“ erreicht sind, wird jeden Tag ein Regierungsmitglied (durch Losverfahren aus allen Staaten ermittelt) im Marianengraben versenkt. Ich denke, das würde die Sache etwas beschleunigen.

Zum Vorschlag, das Wahlrecht auf geistig Behinderte auszudehnen


Aber ja doch, warum sollen geistig Behinderte nicht wählen dürfen! Sieht man sich die üblichen Wahlergebnisse an, scheint Unmündigkeit und Mangel an Urteilskraft ja geradezu die Voraussetzung von Wahlentscheidungen zu sein.

Freitag, 16. November 2018

Unterwegs (6)

Adventmärkte, meinetwegen. Eigentlich ist ja immer Advent. Aber Weihnachtsbäume? Kein Wunder, dass die Leute spätestens am 25. Dezember, wenn die weihnachtliche Festzeit doch erst begänne, die Schnauze längst voll haben und nach Silvester gieren.

Montag, 12. November 2018

Kleine theologische Skizze (für M. Y.)

Die Frage, warum wir da sind, fragt nach dem Grund unseres Daseins, nicht nach einem Zweck („wozu?“) oder Sinn („wofür?“) und ist von der Frage, was wir tun sollen, zumindest formal verschieden. Der Grund unseres Daseins kann nicht das Dasein selbst sein oder welchen Zweck es hat oder welches Sollen sich damit verbindet; denn solange wir nicht sind, sind wir nicht, der Grund unseres Daseins muss also diesem Dasein selbst vorausliegen. (Was nicht ist, hat keinen Grund.) Religiös formuliert: Gott hat uns ins Dasein gerufen. Durch ihn sind wir da. Dass Gott uns will, jeden Einzelnen, ist der Grund unseres Daseins. Nun hat Dasein im Deutschen wunderbarer Weise eine wenigstens zwiefache Bedeutung: dasein als existieren und dasein als sorgen für, sich kümmern um jemanden. „Ich bin für dich da“ heißt also sowohl: „Ich existiere für dich (du hältst mich für existierend)“ als auch „Ich sorge für dich, kümmere mich um dich (stehe bereit für dich)“. Wenn also aus dem Dasein selbst eine Verpflichtung, ein Sollen erwächst oder zumindest sich damit verbindet, dann in dem Sinne, der schon angelegt ist im die Sache bezeichnenden Wort: dazusein für andere. Nicht bloß im Sinne des Existierens, sondern der Fürsorge, der Unterstützung, der Hilfe. Christlich formuliert: Gottes Liebe hat uns ins Dasein gerufen, unsere Antwort ist die Liebe zu Gott und zum Nächsten. Der Sinn unseres Daseins ist das, worauf unser Dasein verweist. Auch dies kann nicht einfach das Dasein selbst sein, sondern muss über das Dasein hinausgehen. Das irdische Dasein ist endlich. Wenn aber sein Grund unendlich ist, wird auch sein Sinn unendlich sein. Theologisch formuliert: Der Sinn unseres Daseins ist Gott. So zu leben, dass wir für Gott da sind (ihn loben und rühmen) und für unsere Mitdaseienden (miteinander füreinander dazusein), verweist auf das ewige Leben auch über den Tod hinaus. Unser Dasein stammt aus der Fülle von Gottes Zuwendung zu uns und will und soll sich darin erfüllen. Konkret heißt das, so zu leben, dass keine unserer Handlungen dem Dasein eines anderen abträglich ist. Maßstab ist unser eigenes Dasein in der Welt: Die anderen so behandeln, wie wir behandelt werden wollen. Darauf folgt nicht „Belohnung“ im vordergründigen Sinne, sondern das Gute, das wir tun, ist — gleichsam ins Unendliche verlängert — selbst der Lohn der Tat. Unserer Schwachheit kommt Gottes Gnade zu Hilfe. Wir vermögen fast nichts (außer vor allem uns und einander zu schaden), aber für Gott ist nichts unmöglich. Sein Dasein ist Grund und Sinn unseres Daseins. Er will uns und auch wir sollen uns und einander wollen. Gott ist gut, darum sollen auch wir gut sein. „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ (Erich Kästner)

Donnerstag, 18. Oktober 2018

Unterwegs (5)

Das phone mag smart sein, der Gesichtsausdruck der Leute, die unablässig aufs display glotzen, ist interessanterweise meist ziemlich dämlich.

* * *
 
Partielle Hirnlähmung durch Smartphonitis: Einer steigt vor mir in den Fahrstuhl, steht vorm Knöpfchen und vergisst zu drücken. Wohl weil ihm gerade keiner getweetet hat, dass er das jetzt tun soll. Ich nehme mir die Zeit, warte ein paar Sekunden. Nichts. Dann drücke ich.

* * *

Unterwegs in der Stadt, den Leuten dabei zuschauend, wie sie immer und überall auf ihr smartphone starren, selbst aber keines besitzend — fühlt sich an wie ethnologische Feldforschung. Nichtteilnehmende Beobachtung bei fremden Stämmen.

Dienstag, 16. Oktober 2018

Notiz zur Zeit (206)

Allein die Art und Weise, wie sie die Brexit-Verhandlungen führen, wäre schon Grund genug, diese Scheißengländer aus der EU zu schmeißen.

Sonntag, 14. Oktober 2018

Sympathische Manifestation

Unbedingt hat „Unteilbar“ (oder muss man das # mitschreiben?) meine Sympathie, wie auch die meisten anderen derartigen Auftritte. Hätte ich nicht diese Abneigung gegen Menschenmassen, ich hätte auch überhaupt kein Problem mitzumarschieren, wenn’s gewünscht würde. Aber … Aber ich frage mich doch, an wen eine solche Demonstration sich eigentlich richtet, was sie zeigt, was sie bewirkt. Die schon Überzeugten überzeugen einander von ihrer Überzeugtheit. Eine sonst auch nicht gerade schweigende Vielzahl widerspricht dem sonst vorherrschenden Eindruck, Rassismus sei in der Mehrheit. Und wenn es anders wäre, wenn die, die für Solidarität, Toleranz usw. usf. eintreten, tatsächlich eine Minderheit wären, hätten die Rassisten dann Recht? Geht es um Bilder? Um Selbstbestätigung? Um ein gutes Gefühl? Nicht, dass das etwas Schlechtes wäre, wenn es darum ginge. Ich bin aber überzeugt, dass eine solche Manifestation — so sympathisch sie ist, so Recht sie hat, so gut sie tut — weder einen einzigen Rassisten von seiner Dummheit und Gemeinheit abbringen wird, noch wird sie „die Politik“ dazu bringen, eine andere Politik zu machen. Wozu also „Unteilbar“?

Donnerstag, 11. Oktober 2018

Volksverräter (2)

Obwohl die allermeisten Österreicher und Österreicherinnen dafür sind, blockiert die FPÖ das generelle Rauchverbot in der Gastronomie. Was schert dieses Gesindel die Gesundheit und das Wohlbefinden von Personal und Gästen! Nun ja, mich überrascht das nicht, ich war immer schon der Meinung, Rauchen sei faschistisch …

Volksverräter (1)

Atmen wird überschätzt. „Arbeitsplätze“ (also Konzernprofite) sind viel, viel wichtiger. Kann man eine Regierung, die es, obwohl es ihr möglich wäre, willentlich unterlässt, Menschen und Umwelt vor Schädigung durch Autoabgase zu schützen, als kriminelle Vereinigung bezeichnen?

Sie kommen!

Einer Umfrage zufolge würde mehr als die Hälfte der Deutschen gerne auswandern.
Dieselbe Zahl, aber in Afrika erfragt, wird von „Experten“ gern herangezogen, um davor zu warnen, dass Millionen Menschen praktisch schon auf gepackten Koffern säßen und Europa bereits jetzt dringend Maßnahmen gegen einen künftigen Migrationstsunami ergreifen müsse.

Aborto è come affittare un sicario

„Abtreibung ist wie das Anheuern eines Auftragskillers.“ Dieser Papst und ich sind weißgott nicht in allem einer Meinung, aber wo er Recht hat, hat er Recht. Selbstverständlich ist jetzt das Wutgeheul groß. Wie kann der sowas sagen! Das geht doch nicht. Man wollte von diesem Papst doch „Reformen“: verheiratete Priester, geweihte Priesterinnen, Ehescheidung — und eben Abtreibung. Und jetzt stellt der Oberpfaffe sich so quer zu dem, was in der modernen, aufgeklärten, säkularen Gesellschaft Konsens ist. Pfui Deibel. In Wahrheit wissen alle, dass der Papst Recht hat. Jeder, der wenigstens noch eine Spur eines Gewissens hat, weiß, dass Abtreibung Mord ist. Was soll sie auch sonst sein? Menschen töten Menschen aus wie auch immer gearteten selbstischen Motiven. Dass die Getöteten Ungeborene sind, macht sie nicht zu Nichtmenschen, sondern den Akt nur besonders grausam. Die Tötung des eigenen Kindes in Auftrag zu geben, ist in der Tat wie das Anheuern eines Auftragskillers. Ein Vergleich, so einfach und deutlich, als sei er direkt aus den Evangelien genommen. Dass er die Herzen der Verstockten trotzdem nicht erreicht, zeigt, in welch durch und durch verkommenen Zeiten wir leben.

Mittwoch, 10. Oktober 2018

Von Hass und Miteinanderreden

Diese dauernde Diffamierung des Hasses ist mir verhasst. Es gibt Phänomene, auf die ein anständiger Mensch gar nicht anders als mit tief empfundener völliger Ablehnung reagieren kann und darum auch nicht soll. Und dieses Geschwätz, dass die Leute einander nicht mehr zuhören und bloß mehr miteinander reden müssten, damit alles wieder gut werde, dieses dumme Geschwätz ist mir auch verhasst. Wozu bitte soll ich mit einem Rassisten diskutieren? Gewiss hat auch er „Argumente“. Nur eben falsche. Da er die nicht deshalb hat, weil er bedauerlicherweise falsch informiert wurde, sondern weil er sie sich gesucht hat, um Rassist sein zu können, wird ihn auch kein Gegenargument davon abbringen. 
Es stimmt schon, die Leute hören nicht zu und Debatten verlaufen als vorhersehbare Schlagabtäusche, aber das zu Grunde liegende Problem ist nicht, dass zu wenig von unterschiedlichen Meinungen die Rede ist, sondern dass es zu oft an Haltung und Anstand mangelt. Falsche Einstellungen gibt es hingegen mehr als genug. 
Dass Flüchtlinge im Mittelmeer ersaufen sollen oder dass reiche Gesellschaften (deren Reichtun ohnehin illegitim ist) von ihrem Reichtum etwas zurückgeben müssen — das sind nicht zwei verschiedene, im Prinzip gleichberechtigte Meinungen, über die man mal gemütlich diskutiere sollte, sondern das eine ist eine verabscheuungswürdige Unanständigkeit, das andere eine Selbstverständlichkeit, kaum der Erwähnung bedürftig.

Donnerstag, 27. September 2018

Abschaffung des Zölibats als Tabu?

Die Abschaffung des Zölibats dürfe kein Tabuthema sein. Sagt der Bischof von Mainz. Seit rund 500 Jahren wird gegen den Zölibat getrommelt und gepfiffen, dass es nur so ein Art hat. Wenn von der katholischen Kirche die Rede ist, gilt immer: Nichts außer dem „Míssbrauch“ scheint die Leute so zu beschäftigen wie die Ehelosigkeit der Priester. Wie schwachsinnig muss man also sein, um von einem „Tabuthema“ zu sprechen?

Dienstag, 25. September 2018

Notiz zut Zeit (205)

Dass Brett Kavanaugh ein Widerling ist, sei zugegeben. Er sollte politisch bekämpft werden. Jetzt irgendwelchen Schweinkram aus den 80ern auszukramen, ist lächerlich. Hat er halt mal die Hosen runtergelassen. Das soll etwas mit seiner Eignung zum Richteramt zu tun haben? Puritanischer Schwachsinn.

Notiz zur Zeit (204)

Ach, die Mutti wieder. Sagt nicht, sie habe (im Fall des vom Verfassungsschutzpräsidenten zum Staatssekretär beförderten Herrn Maaßen) was falsch gemacht. Sondern sagt, sie habe nicht bedacht, dass die Leute das, was sie gemacht hat, „falsch“ (nämlich richtig) verstehen könnten. Das tut ihr leid und dafür entschuldigt sie sich.

Sonntag, 23. September 2018

Glosse LXVII

Immer wenn in der „Tagesschau“ behauptet wird, Frau Nahles habe auf etwas gedrungen, dann dringt es mich sehr, einen empörten Leserbrief zu schreiben.

Wahlrecht für alle, unabhängig von der Staatsbürgerschaft?

Man kann doch dem Staatsbürger nicht das Letzte nehmen, was ihn bei der Stange und damit aufrecht hält: Sein Wahlrecht. Der Glaube, dass seine Stimme zählt, und eigentlich nur seine, jedenfalls nicht die von irgendwelchem landfremden Gesindel, das von den Grundwerten gar keine Ahnung hat, der Glaube also an sein demokratisches Privileg, durch das er, wenn auch erst in der Mehrheit, bestimmt, wo's lang geht, dieser Glaube an die Beeinflussbarkeit der Politik durch Wahlen ist das letzte Brett vorm Kopf, das den Staatsbürger vom Abgrund der Anarchie trennt. Dass Politik im Wesentlichen nicht von der Zusammensetzung des Parlaments bestimmt wird, sondern diese von jener und ziemlich egal ist, weil Politik de facto im täglichen Verhalten von jedem zu jedem besteht und die bestehenden Verhältnisse Tiefendynamiken haben, die nicht von Reden und Majoritätsbeschlüssen entschieden werden, sondern durch Ressentiment und Kapital, dass die Realität also eine andere ist als die der Balkendiagramme, das kann, darf und will der Staatsbürger (im gegenständlichen Fall: die Kartoffel) sich nicht ein- und niemandem (also bestimmt keinem, wie sag ich's bloß, Nichtnachtschattengewächs) zugestehen. Kurzum, wenn jeder wählen darf, ist das Wählen nichts wert. Dann könnte man ja gleich demokratisch, gerecht, kooperativ miteinander umgehen. Wer will das schon?

Freitag, 21. September 2018

Der Antipostmodernismus ist der Alu-Hut der gebildeten Stände. (Einschließlich der halbgebildeten und eingebildeten.)

Lektüreerfahrung

Da liest man ein Buch, findet manches interessant, manches weniger, und nach ein paar Dutzend Seiten stellt man unvermutet fest, dass der Autor schwachsinnig ist. Ich meine nicht: anderer Meinung als ich. Sondern: einem regelrechten Wahn verfallen. Und zwar ohne die geringste Möglichkeit, von diesem durch Argumentation befreit zu werden, weil alle Immunisierungsstrategien voll ausgebildet sind. Da kann man das Buch nur bedauernd zur Seite legen. Schade.

Unterwegs (4)

Angesichts der Menschenmassen aus China (offensichtlich staatstreu und wohlhabend genug, um sich Europa leisten zu können), die Wien verstopfen, frage ich mich: Ist das noch Tourismus oder schon Besatzung?

* * *

Liebe teutonische Rentner, die Ihr millionenfach durch Wien latscht: Ich weiß, man hat Euch gesagt: Keine Socken zu Sandalen. Hört nicht darauf! Eure Zehennägel sind (wie übrigens auch Euer Rückenhaar: No muscleshirts for old men!) ein Anblick, den keiner möchte.

* * *

Hat man je bedacht, dass die Überalterung der Gesellschaft uns Schwule am härtesten trifft? Immerhin haben wir einen Jugendwahn, dessen Objekte der Begierde immer mehr zu Oasen in einer Wüste des allgemeinen Greisentums werden.

* * *

Wäre da nicht ab und zu ein hübscher junger Mann aus Afrika oder der Levante, man möchte angesichts der mitteleuropäischen und asiatischen Phänotypen, die der Tourismus nach Wien pumpt, am menschlichen Genom verzweifeln. (Und damit kann Broniowski endgültig als ageist und Rassist abgeschrieben werden.)

* * *

Und noch was Misogynes: Ich bin selbst adipös, liebe Damen, und weiß darum, was Sie seltsamerweise strikt ignorieren: Fett wird nicht unsichtbar, wenn man die Kleidung zwei Nummern zu klein wählt. Ganz im Gegenteil.

Donnerstag, 20. September 2018

Museumsbesuch mit Leuten von heute

Ich frage mich, was die Leute, die in Museen und Ausstellungen dauern irgendwas abphotographieren oder abfilmen müssen, mit dem ganzen Material später eigentlich machen (außer es in sozialen Netzwerken zu posten). Schauen die sich wirklich Jahre später noch mal an, was sie damals nicht sahen, weil sie ein Gerät davor hielten?

Mittwoch, 19. September 2018

Ist der Ausdruck „nachwachsende Rohheit“ schon urheberrechtlich geschützt? Sonst möchte ich ihn für mich reklamieren und der Allgemeinheit schenken. Sie braucht ihn dringend.

Mutti aktuell

Frau Merkel ist seit 13 Jahren Regierungschefin. Merkwürdigerweise entdecken manche anscheinend erst jetzt, dass sie nie irgendein Problem gelöst, sondern alles immer nur ausgesessen und weggewurstelt hat. Gewiss, aber ich dachte, genau dafür wurde sie gewählt?

Mittwoch, 12. September 2018

Urheberrecht

Wenn ein Tischler ein Tisch tischlert und verkauft, wird er dafür bezahlt. So weit, so gut. Die merkwürdige Vorstellung von Urheberrecht (von „Kreativen“ an ihren „Werken“) läuft darauf hinaus, dass der Tischler jedes Mal wieder bezahlt wird, wenn sich jemand an den Tisch setzt oder etwas darauf ablegt … Schlimmer noch, der Tischler wurde nicht bezahlt, sondern hat den Tisch auf die Straße gestellt und hätte nun gern, dass jeder, der an dem Tisch vorüberkommt, dafür bezahlt …

Freitag, 7. September 2018

Bundeshorst

Man darf dem armen Mann keine Vorwürfe machen. Geisteskrankheit ist auch eine Krankheit. Und man wird ja nicht einem Kranken sein Kranksein vorhalten wollen, oder? Dass aber Horst Seehofer geisteskrank ist, ist auch für den psychiatrischen Laien offensichtlich. Niemand, der geistig halbwegs gesund ist, würde sich öffentlich so benehmen und äußern, wie er es tut. Vorwürfe sind also nur an die zu richten, die ihn jahrelang gewählt haben, ihn zum Ministerpräsidenten, CSU-Vorsitzenden, Bundesinnen- und Heimatminister gemacht haben, ihn in Bierzelten und Talkshowstudios auftreten ließen. Wer einem kranken Menschen so übel mitspielt, indem er seinen Irrsinn zur „Politik“ erklärt, gehört, ob nun Wähler oder Komplize, entweder selbst in die Klapse — oder aber in den Knast.

Notiz zur Zeit (203)

Meine Güte, nun lasst Herrn Maaßen doch etwas Zeit. Er und sein Verfassungsschutz werden schon noch herausfinden, dass in Chemnitz „Ausländer“ unbescholtene Inländer gehetzt haben.

Donnerstag, 6. September 2018

Mittwoch, 5. September 2018

Frau Wagenknecht will Bewegung, weil sonst Deutschland in zehn, fünfzehn Jahren nicht wiederzuerkennen sei. Nun ja, sagen wir mal so: Für sich genommen spricht nichts dagegen, dass Deutschland eines Tages unkenntlich wäre.

Dienstag, 4. September 2018

Notiz zur Zeit (203)

Seenotrettung als Unterstützung von Schleppern? Ösilands Innenminister Kickl (FPÖ) ist ein widerlicher Zyniker. Das Geschäftsmodell der Schleuser wäre morgen schon Geschichte, wenn Europa heute beschlösse, legale Fluchtwege zuzulassen.

Montag, 3. September 2018

Konzert gegen Rechts

Wir sind mehr“ ist ein richtig gutes Motto. Gut wären auch „Wir sind mehr das Volk als ihr“ und „Wir sind deutscher“.

Nazis terrorisieren Chemnitz, aber das Problem ist natürlich Feine Sahne Fischfilet. CDU-Logik.

Notiz zur Zeit (202)

Ich halte das für sehr kritisch.“ Da muss ich Frau Kramp-Karrenbauer einmal Recht geben. Allerdings ist kritisch gut, unkritisch doof.

Freitag, 31. August 2018

Umfrage zur Zeitumstellung

Drei Millionen Deutsche haben für die Dauersommerzeit gestimmt. Das allein wäre schon ein Grund, sie nicht einzuführen.

Dienstag, 28. August 2018

Montag, 27. August 2018

Viele, viele Chinesen

Die chinesische Diktatur diagnostiziert einen Arbeitskräftemangel und möchte darum die Bevölkerungszahl wachsen lassen. Dazu merke ich an: a) Die derzeitigen einskommavier Millarden Untertanen scheinen mir ausreichend, damit wären alle anderen Diktaturen hochzufrieden gewesen. b) Wer Millionen Menschen in Lager steckt, sollte sein Konzept für Human Ressources noch einmal überdenken, dann wird’s vielleicht auch was mit der Produktivität. c) Alle Urlaube streichen! Statt Europa zu zertrampeln und zu verstopfen, sollten Millionen Chinesen lieber ganzjährig durcharbeiten. Reisen dürfen ohnehin nur die Falschen.

Samstag, 25. August 2018

Dienstpflicht für Flüchtlinge

Also ich finde das eine prima Idee. Warum nicht, wenn jemand schon weniger Rechte hat, ihm auch gleich mehr Pflichten auferlegen! Selbstverständlich dient es vor allem der Integration, wenn diese Leute gleich merken, aus welcher Ecke der Wind hierzulande weht.
Seit Jahren plädiere ich für die Wiedereinführung der Sklaverei. Es freut mich zu bemerken, dass die CDU (wie ich aus der Befürwortung der Dienstpflicht schließe) für diesen Gedanken grundsätzlich offen ist. Einwanderer werden bei Grenzübertritt zu Sklaven und auf Betriebe verteilt. Menschenrechte dürfen kein Hindernis sein, wenn es um das Gemeinwohl geht.

Montag, 20. August 2018

Notiz zur Zeit (201)

Aber selbstverständlich ist Österreichs Außenministerin bei ihrer Hochzeit vor Russlands Präsidenten in die Knie gegangen! Herr Putin ist ja so klein, dass Frau Kneissl ihm anders nicht hätte in den Arsch kriechen können.

Sonntag, 19. August 2018

Unglaubwürdige Realität: Österreich

Es gibt in der Realität Dinge, die dürfte kein Schriftsteller sich ausdenken und aufschreiben, ohne dass die Leser das zu Recht als völlig unglaubwürdig zurückwiesen. Zum Beispiel: Österreichs Außenministerin heiratet und zu Gast bei der Hochzeit ist Wladimir Putin. Ja, genau der. Der gegen sein Nachbarland Ukraine Krieg führt, der die Krim annektiert hat, der in Syrien Zivilisten bombardiert, der Oppostionelle und Kritiker ermorden lässt oder wegsperren, der westliche Netzwerke häcken lässt und der mit seinen Trollfabriken und der Finanzierung von faschistoiden Parteien in Wahlen eingreift. Der ist Gast bei der Hochzeit der österreichischen Außenministerin. Völlig unglaubwürdige Geschichte. Aber real.

Donnerstag, 16. August 2018

Notiz zur Zeit (200)

Was genau ist der Unterschied zwischen „Rechtsempfinden der Bevölkerung“ (Herbert Reul) und „gesundem Volksempfinden“ (Nazis)? Ich seh da keinen.

Möglicher Kommentar: Typisch linkslinke Gutmenschen: Immer gleich die Nazikeule schwingen, sobald einer wie ein Nazi redet!

Mittwoch, 15. August 2018

Genderquatsch mit Mutti

Die deutsche Bundesregierung unter Kanzlerin Merkel hat heute einen Gesetzentwurf zur Änderung des Personenstandsgesetzes beschlossen, der, so ein Vertreter des Innenministeriums, „neben den bestehenden drei Varianten `weiblich’, `männlich’, `ohne Angabe’ die Möglichkeit schaffen (soll), für intersexuelle Personen das Geschlecht als `divers’ zu beurkunden“. Damit folgt die Regierung der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes vom 10. Oktober 2017, nach der die Beschränkung auf drei Möglichkeiten ,männlich“, ,weiblich“ und ,ohne Angabe“ dem Grundgesetz widerspreche und eine vierte Möglichkeit geschaffen werden müsse — in der Öffentlichkeit ,drittes Geschlecht“ genannt.
Dieses „dritte Geschlecht“ gilt als erforderlich, um damit Personen einem Geschlecht zuzuordnen, die man als „intersexuell“ bezeichnet, an denen also männliche und weibliche Geschlechtsmerkmale festgestellt werden können. Warum
Intersexualität“ kein drittes Geschlecht ist und warum es genügt darum hätte, außer männlich“ und weiblich“ einfach die Angabe männlich und weiblich“ zuzulassen, habe ich anderswo dargelegt. Heute interessiert mich, dass das dritte Geschlecht, das es nicht gibt, nun einen regierungsoffiziellen (und demnächst vermutlich gesetzlichen) Namen erhalten hat. Divers.
Was aber bedeutet „divers“? Wenn man wissen will, was ein Wort bedeutet, fragt man üblicherweise den Duden. Dessen Online-Ausgabe besagt in diesem Fall: „1. verschieden, 2. einige, mehrere“. (Als Synonyme werden erwähnt: ,allerlei, eine Menge, einige, ein paar, manch, mancherlei, mehrere, reichlich, verschieden, verschiedenerlei, viel, vielerlei; ein gerüttelt Maß ; allerhand, alles Mögliche, mehrerlei, ziemlich; (veraltend) allerart, etliche“.)
Es ist offensichtlich, dass sich die Wörter „einige“ und „mehrere“ immer mit Wörtern im Plural verbinden müssen, um sinnvoll verwendet zu werden. Auch bei ,verschieden“ wird das meist der Fall sein. Man kann zwar sagen: „Ich gehe nicht immer dieselben Strecke, sondern jeden Tag eine verschiedene.“ Aber auch das besagt ja eigentlich, dass es verschiedene Strecken gibt, die an geht. Die Strecken sind verschieden, die eine unterscheidet sich von der anderen, jede ist anders. Die einzelne Strecke für sich genommen ist nicht „verschieden“, sondern einfach „anders“ (nämlich „eine andere“), dieses Attribut aber kann nicht wie „kurz“ oder „lang“ verwendet werden.
Wie verwendet man das Wort „divers“ selbst? Auch dieses bezieht sich immer auf Wörter im Plural. Man kann sagen: „Der Bäcker hat diverse Brotsorten im Angebot. Man kann aber nicht sinnvoll sagen: „Der Bäcker hat eine diverse Brotsorte im Angebot.“ Auch nicht: „Die Bäckereiwarenfachverkäuferin verkauft frisches, altbackenes und diverses Brot.“
Man kann also männlich sein, man kann weiblich sein, anscheinend kann man auch sowohl männlich als auch weiblich sein und (zumindest subjektiv) weder männlich noch weiblich. Man kann aber nicht ein
verschiedenes“ Geschlecht haben, kein einiges“ oder mehreres“, man kann demnach kein diverses Geschlecht haben. Egal, was im Gesetzentwurf und später im Gesetz steht. Man muss nämlich der Wirklichkeit und ihrer Logik mehr gehorchen als den Menschen und ihrer Blödheit.
Erstaunlich ist für mich an dem ganzen Quatsch, dass niemand auf den doch naheliegenden Einfall kommt, die Geschlechtsangabe bei der Beurkundung überhaupt abschaffen zu wollen. Immerhin sind Männer und Frauen doch vor dem Gesetz gleich, niemand darf wegen seines Geschlechtes benachteiligt werden. Wozu muss der Staat die Geschlechtszugehörigkeit dann überhaupt erfassen? Geht ihn doch gar nichts an. Und jeder, jede, jedes könnte sein oder ihr jeweiliges privates Geschlecht so leben, wie er, sie, es möchte, ohne andere Rechte und Pflichten zu haben als alle anderen, gleich welchen Geschlechtes sie sind.

Dienstag, 14. August 2018

Notiz zur Zeit (199)

Achgottchen. Wie ich lese, besteht die Gefahr, dass die Herkunftsländer von Flüchtlingen durch deren Abwanderung „ausgezehrt“ würden. Na, das will ja wohl niemand, dann sollen die eben lieber dort bleiben, wo immerhin der Pfeffer wächst.

Freitag, 10. August 2018

Glosse LXVI

Der Ausdruck „Escortdame“ war mir bisher nicht bekannt. Ich kam aber mit „Nutte“ völlig aus.

Samstag, 21. Juli 2018

Ursache und Wirkung im sogenannten Nahostkonflikt

Wenn Zionisten (und Prozionisten) auf die Verbrechen gegen die Bevölkerung des Gaza-Streifens angesprochen werden, rechtfertigen sie noch die schlimmsten Dinge stets mit der „Terrororganisation Hamas“. Dass diese (wie der Name „Islamische Widerstandsbewegung“ schon sagt) als Reaktion auf Israels Besatzungspolitik gegründet wurde und also nicht deren Ursache sein kann, fällt dabei unter den Tisch. Man muss die Hamas nicht mögen, um die Berechtigung des Kampfes gegen Unterdrückung, Mord und Zerstörung anzuerkennen.

Donnerstag, 19. Juli 2018

Neue Antisemitismus-Studie

Nimmt der Antisemitismus zu? Wenn man Kritik an israelischer Politik als Antisemitismus“ definiert, nimmt der Antisemitismus“ zu, das stimmt. Nur ist daran nichts Schlechtes (außer der falschen Definition).

Sonntag, 15. Juli 2018

Notiz zur Zeit (198)

Verrückte Euphorie über das „autonome“ Fahren (das ja eigentlich heteronomes Fahren heißen müsste)! Wer je erlebt hat, was für Mätzchen relativ primitive Geräte (wie etwa eine Kaffeemaschine oder ein Drucker) aufführen können, kann doch nicht wirklich glauben, dass massenweise Automaten problemlos und sicher durch den Straßenverkehr steuern werden.

Samstag, 14. Juli 2018

Notiz zur Zeit (197)

Ja, freilich, bevor die Rechtspopulisten kamen, war im Westen alles voll super. Es gab keinen Neoliberalismus, keinen Reagan, keine Thatcher, keinen Kohl. Alle Menschen waren weltoffen, unverzagt und voll die linksliberalen Demokraten. Niemand wurde ausgebeutet (schon gar nicht auf anderen Kontinenten), es gab keine Umweltzerstörung (schon gar nicht usw.) und das Fernsehprogramm war auch besser. Oder? Ich sage nicht, der Rechtspopulismus sei kein Problem und habe nichts verschlimmert. Aber im Grunde bringt dieser Abschaum nur zum Vorschein, was längst vorhanden und längst, wenn auch anscheinend in weniger deutlichere Gestalt, wirksam war.

Freitag, 13. Juli 2018

Notiz zur Zeit (196)

Der gegenwärtige Staatsterror gegen Seenotrettung ist nur ein Aspekt. Aber vielleicht eine Gelegenheit zu kapieren, dass die Verhältnisse, von denen der Globalen Norden profitiert, prinzipiell (und nicht bloß zufällig und unwesentlich) grausam und mörderisch sind.

Montag, 9. Juli 2018

33 Vorschläge zur Verbesserung der Welt

1. Tut Gutes und unterlasst Böses.
2. Behandelt andere so, wie ihr von ihnen behandelt werden wollt.
3. Tötet keine Menschen.
4. Hört auf zu lügen.
5. Betrügt weder euch selbst noch andere.
6. Achtet das rechtmäßige Eigentum anderer.
7. Helft einander, wenn ihr könnt.
8. Nehmt Rücksicht.
9. Kümmert euch umeinander, aber belästigt einander nicht.
10. Seid höflich, aber nicht heuchlerisch.
11. Seid bescheiden und sogar demütig, aber nicht selbstquälerisch.
12. Seid großzügig, wenn ihr könnt, und sparsam, wenn ihr müsst.
13. Arbeitet miteinander, nicht gegeneinander.
14. Beutet einander nicht aus.
15. Belastet eure natürliche Umwelt so wenig wie möglich.
16. Greift in die natürlichen Verhältnisse nach Möglichkeit nur so weit ein, dass eure Eingriffe reversibel sind.
17. Nützt natürliche Ressourcen nach Möglichkeit so, dass das, was ihr verbraucht, erneuerbar ist.
18. Duldet keine Einkommensunterschiede, solange nicht alle gemeinsamen Aufgaben erledigt und die Grundbedürfnisse* von jedem befriedigt sind.
19. Gestaltet euer Zusammenleben so, dass niemand von anderen beherrscht wird.
20. Entscheidet gemeinsam, was alle angeht.
21. Lasst jeden über seine eigenen Angelegenheiten selbst entscheiden.
22. Unterstützt die Schwachen und nützt die Starken.
23. Seht einander eure Schwächen nach und setzt eure Stärken füreinander ein.
24. Nützt eure schöpferischen Kräfte, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
25. Erwerbt vorhandenes Wissen und versucht, neues zu entdecken.
26. Bewundert das Schöne und versucht, es zu vermehren.
27. Bedenkt eure Endlichkeit und die der anderen.
28. Empört euch über Unrecht und engagiert euch dagegen.
29. Kritisiert, damit etwas besser wird.
30. Lobt Gelungenes und gute Absichten.
31. Nennt Missstände beim Namen und geht gegen sie vor.
32. Seid aufrichtig, unbestechlich und selbstkritisch.
33. Trauert über Trauriges, lacht über Lustiges, aber seid vor allem heiter, freundlich und aufmerksam.


* Essen und Trinken, Kleidung, Obdach, Versorgung und Behandlung bei Krankheit, Behinderung und Altersschwäche, Zugang zu Bildung und Unterhaltung.

Beiläufig drei grundsätzliche Gedanken

Zunächst: So etwas wie religiöse Neutralität des Staates gibt es nicht und kann es nicht geben. Wenn eine Religion sagt: Alle Menschen müssen X., und der Staat sagt: Nö, müssen sie nicht, dann ist der Staat schon nicht mehr neutral, egal, ob er ansonsten selbst positive religiöse Normen unterstützt und durchsetzt oder sich nur negativ dazu verhält.

Weiters: Wenn religiöse Menschen nicht dasselbe Recht haben, überall wo sie wollen, Symbole ihrer Überzeugung oder ihrer Tradition zu zeigen, wie nichtreligiöse Menschen, die überall die Symbollosigkeit ihrer religiösen Überzeugungslosigkeit zur Schau tragen dürfen, dann wird zweifellos diskriminiert.

Und drittens: Es gibt viele Gründe für Frauen, Kopftücher, Schleier usw. usf. zu tragen oder nicht zu tragen. Daraus immer eine weltanschauliche Demonstration zu machen, ist eine vereinseitigende Deutung durch Öffentlichkeit und Behörden, die über das Selbstbestimmungsrecht von Personen einfach drüberfährt. Wenn ein Schwuler ein rosafarbenes T-shirt trägt, mag das bei bestimmten Gelegenheiten etwas demonstrieren; aber nicht jeder Mann, der ein rosafarbenes T-shirt trägt, ist deswegen schwul.

Donnerstag, 5. Juli 2018

Nie wieder?

Der großartige Erfolg der Erinnerungspolitik und öf fentlichen Gedenkkultur zeigt sich nicht zuletzt an der deutschen und österreichischen Flüchtlingspolitik. Man könnte all die Denkmäler, Gedenktafeln und Stolpersteine jetzt genauso gut wieder entfernen.

Mittwoch, 4. Juli 2018

Aufgeschnappt (bei Wiktor Martinowitsch)

Die Freiheit beschränkt sich auf die analoge Welt: Anrufe auf Festnetztelefone und Briefe auf Papier. Hundegebell ist ein Frü hwarnsystem, das sich nicht knacken und ausschalten lässt. Wenn du deine Zeitung auf Papier liest, liest sie zumindest nicht gleichzeitig dich.

Montag, 2. Juli 2018

Notiz zur Zeit (195)

Hören die Leute sich eigentlich zu, wenn sie reden? „Verteilung von Flüchtlingen“ — Menschen verteilt man nicht wie Hustenbonbons. (Was man bei solchen Redensunarten allerdings verteilen möchte, sind Ohrfeigen.)

* * *

„Grenzen schützen“! Vor wem denn? Vor erschöpften, schlecht genhrten, schlecht angezogenen Flüchtlingen, die weniger mit sich führen, als sie tragen könnten? Vor denen muss irgendwer geschützt werden, die bedrohen irgendwen, gefährden irgendwas? Die spinnen, die Europäer.

* * *

Wie verroht und verdummt muss man sein, um es für eine Selbstverständlichkeit zu halten, dass Flüchtlinge nicht in den Ländern Zuflucht erbitten können, in denen sie selbst das möchten?
 
* * *

Für jedes „Flüchtlingsproblem“ gäbe es sofort eine Lösung, wenn die, die etwas zu entscheiden haben, sich auch nur einen Augenblick lang vorzustellen bereit wären, sie selbst wären in der Lage von hilfsbedürftigen Geflüchteten. Stattdessen behandeln sie Menschen als anonyme Verfügungsmasse ihrer Politspielchen, mit denen sie von den wirklichen Problemen ablenken. Fahrt zur Hölle!
 
 * * *

Darüber, dass möglichst wenig Fremde ins Land kommen sollen, sind sie sich völlig einig. Sie streiten nur darüber, wie man das am niederträchtigsten anstellt. Kann man Ablenkungs— und Ressentimentbedienungspolitik eigentlich noch widerwärtiger gestalten, ohne gleich zu Mord und Totschlag überzugehen?
 
* * *

Warum führt man in Europa nicht einfach die Sklaverei ein? Das wäre ehrlicher. Und kostengünstiger!
 
* * *
An die gute alte Zeit, in der der eine oder andere nicht ins rechte Eck gestellt werden wollte, erinnert man sich wehmütig in Zeiten, wo sich so viele darum prügeln, möglichst weit rechts stehen zu dürfen.

Sonntag, 1. Juli 2018

Montag, 25. Juni 2018

Aufgeschnappt (bei Leoluca Orlando)

Wenn man mich fragt, wie viele Migranten wir in Palermo haben, sage ich: Keinen einzigen. Ich unterscheide nicht zwischen denen, die hier leben, und denen, die hier geboren sind.

Freitag, 22. Juni 2018

Die Krise sind „Wir“

Eine Flüchtlingskrise hat es nie gegeben. Was es aber gab und leider immer noch gibt, ist eine Einheimischenkrise.
 
* * *

Zum Flüchtling oder Einwanderer kann man aus den verschiedensten Gründen werden. Einheimischer aber ist man immer nur aus einem einzigen Grund: aus Zufall.

* * *

Es freut mich so für Europa, dass sein größtes Problem, ja praktisch sein einziges, darin besteht, möglichst wenig Flüchtlinge hereinzulassen.

* * *
 
Das Problem der illegalen Migration ist leicht zu lösen: Man legalisiere sie.

* * *

Was man seltsamerweise viel zu selten hört oder liest, ist die Wendung „Wir Ausländer“

* * *

Und die Wendungen „Wir Flüchtlinge“ oder „Wir Asylsuchende“ scheinen gar nicht zu existieren.

Dienstag, 19. Juni 2018

Notiz zur Zeit (194)

Phantastisch! Dank Künstlicher Intelligenz kann jetzt vorhergesehen werden, dass, wer im Studium schlechte Noten hat, da zu neigt, das Studium abzubrechen. Konnte man ja nicht ahnen. Ein Glück, dass es solch bahnbrechende Forschungen gibt, sonst müssten die dafür aufgewandten Gelder glatt für was Sinnvolles ausgegeben werden.

Puto!

Warum um alles in der Welt ist „homophob“, wenn Fußballfans Fußballspielern „puto“ zurufen? Ein Stricher zu sein ist nichts per se Negatives. Inwiefern ist es homophob, jemandem die Bezeichnung eines Berufs oder einer Tätigkeit an den Kopf zu werfen, für deren Ausübung man nicht homosexuell sein muss? Dass die Fans es anders meinen, stimmt sicher. Aber will man Gesinnungen bestrafen oder Äußerungen? Was, wenn englischsprachige Fußballfans Fußballspieler als „queers“ bezeichnen und damit nicht die stolze community der Buchstabensalatsternchen meinten, sondern einfach Schwuchteln? Gälte dann, der Gesinnung halber, „queer“ doch wieder als homophobes Schimpfwort und wäre zu bestrafen?

Freitag, 15. Juni 2018

Deutsche Bavarophobie

Das Verhalten Seehofers und der CSU in der Frage der Abweisung von Menschen direkt an der Grenze führt im Rest von Klewindeutschland zu Festspielen der Bavarophobie. Deutsche mögen oft Ausländer nicht, aber einander hassen sie.

Montag, 11. Juni 2018

Ein gewisser Ali B. ist zurück

Darin sind der deutsche Staat und seine Bürger sich einig: Sie mögen keine Ausländer. Von den Flüchtlingen sollen so wenige wie irgend möglich ins Land dürfen und möglichst viele es wieder verlassen müssen. Aber einen einzelnen mutmaßlichen Straftäter fliegt man mit viel Aufwand und hohen Kosten ein, um ihn vor Gericht stellen zu können. Vermutlich, um ihn dann als kriminellen Ausländer wieder auszuweisen. Deutsche Ordnung, deutsche Gründlichkeit, deutscher Irrsinn.

Samstag, 9. Juni 2018

Regenbogen, marsch, marsch!

Wenn die Demonstrantsterncheninnen zu Warschau im Ernst glauben, durch ihr ausgiebiges Wedeln mit Regenbogenfahnen werde auch nur eine einzige Person in Polen auch nur ein bisschen weniger homophob, sind sie dümmer, als man heutzutage sein darf.

Freitag, 8. Juni 2018

Heterosexualität und Gewalt (2)

Ein Neunjähriger wird von seiner Mutter und seinem Stiefvater im Internet gegen Entgelt zur Vergewaltigung angeboten. Der Stiefvater vergewaltigt den Jungen auch schon mal selbst. In der Berichterstattung darüber fehlt mir das Wort „heterosexuell“. Immerhin war es ein Heteropaar, das hier Verbrechen beging und Verbrechen herbeiführte. Der Ausdruck „Pädophilie“ hingegen erscheint mir entbehrlich, denn offensichtlich handelt es sich bei dem Paar nicht um Personen, die ausschließlich Sex mit Kindern wünschten.
Man stelle sich vor, was in den Medien und sozialen Netzwerken loswäre, wenn zwei miteinander verpartnerte oder verheiratete Männer als Vater und Stiefvater ein Kind vergewaltigt und zwecks Vergewaltigung vermietet hätten! Da wäre sofort Homosexualität als Ursache der Kriminalität ausgemachte Sache.
Zugegeben, die „Kunden“ des Heteropaares waren womöglich Fremde. Aber die Verbrechen fanden sehr wohl „im Schoß der Familie“ statt. Familien gefährden unsere Kinder. Sie gehören verboten!

Heterosexualität und Gewalt (1)

In Kalifornien wurde ein Mann zum Tode verurteilt, weil er den achtjährigen Sohn seiner Lebensgefährtin zu Tode gefoltert hatte, in der Annahme, der Junge sei schwul.
Ich habe es schon früher gesagt und sage es wieder: Heterosexuelle gefährden unsere Kinder!
Und habe ich es verpasst oder war da nichts: Wo bleibt die Entschuldigung der Heterosexuellenverbände?

„Dschendern“

Darf ich sagen, wen ich meine, oder muss ich meinen, was ich schreiben soll?

Notiz zur Zeit (193)

Irgendwie ärgert es mich jetzt doch, dass ich nichts Schlechtes über die gerade zur Rede stehenden Polit-Talkshows sagen kann, weil ich diese Scheiße nie geschaut habe.

Staat vs. Religion (Beispiel Österreich)

Trennung von Staat und Religion? Das hätten viele gern, tatsächlich aber ordnet sich der Staat der Religion über. So zum Beispiel in Österreich. Das Gesindel, das dort derzeit regiert, hat dem „politischen Islam“ den Krieg erklärt. Gotteshäuser werden geschlossen, Religionsfunktionäre ausgewiesen. Die Gründe sind unerheblich. Verbrechen oder echtze Vergehen liegen nicht vor, allenfalls Übertretungen von Gesetzen, die das Gesindel extra dazu gemacht hat, um ihrer im Voraus festgelegten Politik den Anschein der Rechtlichkeit zu geben.
Wenn jetzt die nichtislamischen Religionsgesellschaften (Christen, Juden, Buddhisten usw.) nicht scharf protestieren, machen sie sich mitschuldig an diesen Anschlägen auf die Religionsfreiheit. Dass es überhaupt ein „Islamgesetz“ gibt, ist ein Skandal. Dass es angewandt wird, eine Menschenrechtsverletzung.
Anmerkung: Es gibt keinen „unpolitischen“ Islam — den ängstlichen Beteuerungen mancher Muslime zum Trotz —, weil es überhaupt keine unpolitische Religion gibt oder geben kann. Religion kann ihrem Wesen nach nie Privatsache sein. Denn jede ernstzunehmende Religion sagt ihren Mitgliedern, wie sie sich gegenüber anderen Menschen verhalten sollen und wie nicht. Das heißt, jede Religion hat Vorstellungen vom richtigen oder falschen Zusammenleben, ist also, mit anderen Worten, politisch. Wer von einem bösen „politischen“ Islam (oder Christentum oder Judentum oder …) im Unterschied zu einem guten bloß privaten faselt, verkennt nicht nur, was Religion bedeutet, sondern will das, was sie bedeutet, abschaffen. Zu Recht befindet sich das regierende Gesindel darum ja nicht nur mit dem Islam im Clinch, sondern auch beispielsweise mit der Caritas …

Mittwoch, 6. Juni 2018

Notiz zur Zeit (192)

Wenn ich Mr Bannon und Mme Le Pen so neben einander sehe, fange ich an zu grübeln, ob am Konzept der rassischen Minderwertigkeit nicht doch was dran sein könnte.

Montag, 4. Juni 2018

Notiz zur Zeit (191)

Polens geplanter Zentralflughafen werde ab 2027 dem Berliner Flughafen „Willy Brandt“ Konkurrenz machen, heißt es. Das glaube ich nicht. Dazu müsste der BER ja dann schon fertig sein.

'tschuldigung für die Schwulenverfolgung

Offensichtlich ist von den staatstrunkenen Schwuchteln keiner aufgefallen, dass Steinmeier sich ausdrücklich nur bei den nach § 175 strafverfolgten Deutschen entschuldigt hat: „Ihr Land hat Sie zu lange warten lassen.“ Dass auch Männer ohne deutsche Staatsbürgerschaft vom deutschen Staat gelegentlich wegen gleichgeschlechtlicher Handlungen behelligt worden sein könnten, kann bei einem solchen Festspiel deutscher Bewältigungskultur schon mal unter den Tisch fallen ...

Montag, 28. Mai 2018

Es gibt kein „drittes Geschlecht“

Es gibt Äpfel und es gibt Birnen. Findet man an einem Baum Äpfel, nennt man ihn einen Apfelbaum. Findet man an einem Baum Birnen, nennt man ihn Birnbaum. Darauf wird man sich ja wohl noch verständigen können. Fände man nun — was vielleicht in der Natur nicht vorkommt, aber doch vorstellbar ist — an einem Baum sowohl Äpfeln als auch Birnen, so wären das eben Äpfel und Birnen und kein drittes Obst, und der Baum wäre ein Apfel-und-Birn-Baum und keine dritte Art von Obstbaum. Kein Pflaumenbaum, kein Bananenbaum, kein Weißderteufelwasbaum.
Am 10. Oktober 2017 beschloss des Erste Senat des Bundesverfassungsgerichts, der höchsten Instanz des deutschen Rechtsstaates, dass einige Rechtsvorschriften des Personenstandsgesetzes verfassungswidrig seien, „soweit sie eine Pflicht zur Angabe des Geschlechts begründen und dabei Personen, deren Geschlechtsentwicklung gegenüber einer weiblichen oder männlichen Geschlechtsentwicklung Varianten aufweist und die sich selbst dauerhaft weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen, keinen positiven Geschlechtseintrag ermöglichen, der nicht ‘weiblich’ oder ‘männlich’ lautet“, und verpflichtet in demselben Beschluss den Gesetzgeber, bis zum Ende des Jahres 2018 eine verfassungsgemäße Regelung herbeizuführen (Az. 1 BvR 2019/16).*
Anders gesagt, das Höchstgericht befand, dass es für bestimmte Personen die Möglichkeit geben müsse, ihre Geschlecht gegenüber den zuständigen Behörden statt mit „männlich“ oder „weiblich“ mit einer dritten Bezeichnung anzugeben. Der Beschluss ging dabei ausdrücklich davon aus, dass Grundrechte von Personen verletzt würden, „die sich dauerhaft weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen lassen, (…) wenn das Personenstandsrecht dazu zwingt, das Geschlecht zu registrieren, aber keinen anderen positiven Geschlechtseintrag als weiblich oder männlich zulässt.“
In der veröffentlichten Meinung wurde der Beschluss einhellig so interpretiert, dass das Bundesverfassungsgericht die Anerkennung eines dritten Geschlechtes fordere. Außer den Geschlechtsangaben „männlich“ und „weiblich“ müsse es spätestens nach 2018 noch eine dritte geben, beispielsweise „inter“.
Vielleicht nicht der Beschluss selbst, aber die daraus gezogenen Schlüsse sind unsinnig. Es gibt schlechterdings kein „drittes Geschlecht“.
Als Intersexuelle werden bekanntlich Menschen bezeichnet, die sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsmerkmale aufweisen. Menschen mit männlichen Geschlechtsmerkmalen werden gemeinhin Männer genannt und ihr Geschlecht wird als „männlich“ angegeben. Menschen mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen werden gemeinhin Frauen genannt und ihr Geschlecht wird als weiblich angegeben. Menschen mit sowohl männlichen als weiblichen Geschlechtsmerkmalen mag man nun Intersexuelle oder sonstwie nennen, ihr Geschlecht wäre korrekt ja wohl nur mit „männlich und weiblich“ anzugeben, da das Vorkommen männlicher und weiblicher Merkmale kein drittes Geschlecht begründet, sondern eben zwei Geschlechter an ein und demselben Menschen feststellbar sind.
Äpfel sind Äpfel, Birnen sind Birnen, Äpfel und Birnen zusammen sind Äpfel und Birnen, kein drittes Obst. Um diese schlichte Logik schwindelt die Verfassungsrichter sich allerdings herum, indem sie einerseits behaupten, es gebe Personen, „deren Geschlechtsentwicklung gegenüber einer weiblichen oder männlichen Geschlechtsentwicklung Varianten aufweis(e)“ und anderseits, diese Personen würden „sich selbst dauerhaft weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen“.
Nun ist völlig unklar, was mit Geschlechtsentwicklung gemeint ist und ob eine solche, wenn sie denn näher bestimmt würde, nur die drei Verläufe „rein männlich“, „rein weiblich“ und „davon abweichend“ kennt. Zweifellos wären da komplexe biologische Fakten, psychische Befindlichkeiten und soziokulturelle Erwartungen und Prägungen zu berücksichtigen. So einfach ist es nämlich nicht, dass, wer einen Schwanz hat, zum Mann wird, und wer eine Fotze hat zur Frau, sodass, wer irgendwie beides hat, weder Mann noch Frau wird, sondern etwas Drittes, von dem aber nur die zweifache Negation (Weder-Weder) und allenfalls das blasse „Inter“ gesagt werden kann. Männlichkeit und Weiblichkeit sind in jedem Fall, nämlich auch dann, wenn sich Angeborenes und Anerkanntes in unproblematischer Kongruenz zu befinden scheinen, zu erlernende und immer von Neuem aufzuführende Daseinsweisen. Dass es für „Intersexuelle“ in einer Welt, die Geschlechtlichkeit stets dual organisiert (sei es binär: entweder/oder; oder polar: mehr/weniger; oder komplementär: je mehr/desto weniger, je weniger/desto mehr), auf andere Weise schwierig ist, sich innerhalb intelligibler, kommunizierbarer Formen zu situieren, als für Personen, denen nur entweder männliche oder weibliche Geschlechtsmerkmale zugeschrieben werden, liegt auf der Hand. Gleichwohl ist es nicht respektlos, nur realistisch, wenn man festhält: Die Geschlechterdualität existiert nun einmal und es gibt kein positives Außerhalb davon, kein Drittes neben Diesem und Jenem, nur allenfalls ein Sowohl-als-auch.**
Der Beschluss des Bundesverfassungsgerichts unterläuft diese Klarheit allerdings mit seiner Feststellung, die angeblich Varianten „gegenüber einer weiblichen oder männlichen Geschlechtsentwicklung“ aufweisenden Personen würden „sich selbst dauerhaft weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen“. Das ist nun ein juristisches Novum. Bisher bekam man bei der Geburt (oder der Ultraschalluntersuchung) ein Geschlecht zugewiesen, das so in die behördlichen Unterlagen eingetragen wurde. Nun scheint es eine Rolle zu spielen, welchem Geschlecht man sich zuordnen.
Schon bisher war es unter bestimmten Bedingungen rechtlich erlaubt, das zugewiesene Geschlecht durch das jeweils andere zu ersetzen („Transsexualität“). Der verfassungsgerichtliche Beschluss scheint nun davon auszugehen, dass von bestimmten Personen zwar ein zugewiesenes Geschlecht zurückwiesen, aber nicht das entsprechend andere angenommen werde. — Dieses Konzept schließt nebenbei bemerkt aus, dass die dritte Angabe neben „männlich“ und „weiblich“ bereits gleich nach der Geburt gemacht würde, denn davon, dass ein Neugeboren „sich selbst dauerhaft weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht“ zuordnet, kann ja vernünftigerweise keine Rede sein.
Im Grunde erweitert der höchstgerichtliche Beschluss also die Transsexualität um Intersexualität. Man hat oder hat nicht das Geschlecht, dem man sich zuordnet oder nicht. Ordnet man sich keinem Geschlecht dauerhaft zu, hat man — so die Richter — allerdings nicht kein Geschlecht oder beide, sondern muss eine dritte Angabe machen dürfen.
Warum als dritte behördlich anzuerkennende Variante neben „männlich“ und „weiblich“ nicht „männlich und weiblich“ genügt, wie es sich aus der Logik der faktischen Geschlechterdualität ergäbe, erschließt sich also nur aus der Rücksichtnahme (des Gerichts, mehr noch aber der kommentierenden Öffentlichkeit) auf ein Geschlechtssubjektivismus, bei dem das Gefühl entscheidet. Die selbstbestimmte Verfügung über die eigene Geschlechtszugehörigkeit wird als soziale Norm anerkannt. Wenn ein Mann sagt, er sei eigentlich eine Frau, dann ist das zu akzeptieren. Wenn eine Frau sagt, sie sei eigentlich ein Mann, dann ist das zu akzeptieren. Und wenn eine Person, die weder eindeutig ein Mann noch eindeutig eine Frau ist, sagt, sie sei weder Mann noch Frau, dann ist das zu akzeptieren. So jedenfalls lautet die vorherrschende Meinung der geschlechtsliberalen Gesellschaften.
Das ist alles gut und schön und könnte auch ganz anders gesehen werden. Aber egal, ob man dogmatisch die subjektiv-variable Geschlechtswahl oder dogmatisch die objektiv-invariante Geschlechtsgegebenheit vertritt (oder ob man einfach mit dem Zeitgeist mitschwimmt), die fundamentale Zwiegeschlechtlichkeit des Menschen ist weder aufgehoben noch um ein drittes Geschlecht erweitert, wenn die Personenstandsbürokratie ein drittes Kästchen zum Ankreuzen erlaubt.
Äpfel sind Äpfel. Birnen sind Birnen. Ein leerer Korb ist ein leerer Korb. Ein Korb voller Äpfel ist ein Korb voller Äpfel. Ein Korb voller Birnen ist ein Korb voller Birnen. Ein Korb voller Äpfel und Birnen ist ein Korb voller Äpfel und Birnen und nicht mit einer dritten Obstsorte gefüllt.
* Wozu ein Staat, in dem Männer und Frauen gemäß der Verfassung als gleichberechtigt gelten, überhaupt Angaben zum Geschlecht benötigt, wäre auch einmal zu fragen. Was soll „gleichberechtigt“ denn anderes heißen, als unabhängig vom jeweiligen Geschlecht dieselben Rechte und Pflichten zu haben. Dass der Staat aber das Geschlecht seiner Untertanen unbedingt wissen will, verweist doch darauf, dass er sehr wohl Unterschiede zu machen gedenkt — und ja auch tatsächlich macht.
** Allenfalls könnte man Geschlechtslosigkeit als objektive Unmöglichkeit, ein bestimmtes Geschlecht zu identifizieren, und die subjektive Weigerung, sich mit nur einem oder überhaupt einem Geschlecht zu identifizieren, als Außerhalb gelten lassen, dass freilich nicht positiv, nur negativ, bestimmt wäre und dem die anerkannten, erkennbaren Formen der Verständigung abgingen. Vielleicht ist die Normalisierung der Kategorie „inter(sexuell)“ der Versuch, solche Intelligibiliät und Kommunizierbarkeit zu etablieren.

Samstag, 26. Mai 2018

Es gibt kein „Recht“ auf „Abtreibung“

Stellen Sie sich vor, Sie unternähmen eine Bergwanderung. Plötzlich kommt es zu einem unvorhergesehene Ereignis, jemand aus ihrer Begleitung rutscht an gefährlicher Stelle ab, kann sich nicht festhalten, es gibt kein Sicherungsseil, es droht der Absturz in den sicheren, aber in allerletzter Sekunde bekommen Sie diese Person noch mit einer Hand zu fassen, können sie fürs Erste retten. Und nun? Sie halten die Person mit einer Hand fest, das ist schwer, fast unerträglich. Wenn Sie loslassen, stirbt die Person. Anderseits, es ist Ihre Hand, mit der können Sie doch wohl machen, was Sie wollen, wieso sollten Sie verpflichtet sein, ein Unglück, das Sie nicht gewollt und nicht bewirkt haben, zu verhindern? Das ganze Gewicht eines anderen Menschen zieht an Ihnen, das ist unangenehm und vielleicht sogar riskant, denn vielleicht zieht die andere Person sie mit in die Tiefe. Dürfen Sie loslassen?
Ich denke nicht, dass in einer solchen Lage irgendjemand dafür Verständnis hätte, wenn Sie einfach losließen, wenn Sie nicht wenigstens versuchten, die abstürzende Person zu packen, hochzuziehen und so ihr Leben zu retten. Ich denke nicht, dass es da Zweifel geben kann, was ethisch richtig und was falsch ist.
Allgemein gesprochen: Wenn das Leben eines anderen Menschen in unserer Hand ist, wenn es an uns liegt, ob die Person lebt oder stirbt, dann ist es unsere Pflicht, uns für das Leben zu entscheiden und im Rahmen des uns Möglichen, dieses Leben zu bewahren. Alles andere wäre ein Todesurteil (das uns in der Regel nicht zusteht). Wir können uns nicht darauf berufen, dass wir autonom sind und der anderen Person gegenüber zu nichts verpflichtet. Wir sind verpflichtet, und wäre es nur weil die besondere Lage, auch wenn wir sie vielleicht nicht beabsichtigt haben, uns die Pflicht auferlegt, uns für den Anderen, dessen Leben von unserem Handeln abhängt, zu entscheiden. Wir haben kein Recht, uns dem Anspruch des Anderen zu entziehen. Selbst wenn wir das Recht hätten, in Ruhe gelassen zu werden, beliebig zu entscheiden, den Weg der geringsten Belastung zu gehen, so wäre, sobald wir unweigerlich für eines anderen Menschen Leben Verantwortung haben, ein solches Selbstbestimmungsrecht dem Recht des Anderen auf sein Leben untergeordnet und unsere Pflicht, der Verantwortung gerecht zu werden, uneingeschränkt.
Ich sehe nicht, wie man gegen diese Sichtweise argumentieren kann, man gäbe denn die Grundlage jedweder Ethik auf. Die meinem Verständnis nach auf der Goldenen Regel gründet: Handelt stets so, wie ihr von anderen behandelt werden wollt. Wer aber spräche einer anderen Person, deren Verhalten über das eigene Leben oder den eigenen Tod entscheidet, das Recht zu, nach Belieben und unter dem Gesichtspunkt autonomer Lebensgestaltung zu handeln, auch wenn das den eigenen Tod bedeuten müsste? Jeder würde fordern: Halt mich fest, zieh mich hoch, lass mich nicht in die Tiefe stürzen, lass mich nicht sterben. Und er würde das mit Recht, fordern, weil er annehmen darf, das andere in vergleichbarer Situation dasselbe fordern würden.
(Gewiss, es gibt Menschen, die sich den Tod wünschen und darum bitten, umgebracht zu werden. Aber das sind Sonderfälle, die einer gesonderten Betrachtung bedürften. Hier aber soll nicht von Lebensmüden die Rede sein, sondern von Menschen, die — explizit dazu befragt oder nicht — am Leben bleiben wollen.)
Ich will leben und fordere von dir, mein Leben durch dein Tun und Lassen nicht zu beenden. Ich jedenfalls werde durch mein Tun und Lassen dein Leben nicht beenden. Das scheint mir die Anwendung der Goldenen Regel auf den Fall zu sein, wo einer für des anderen Leben oder Sterben Verantwortung trägt.
Ich kann nicht erkennen, dass es Gründe gäbe, diese Anwendung nicht auch im Fall von Schwangerschaft und sogenannter „Schwangerschaftsunterbrechung“ (die in Wahrheit selbstverständlich keine Unterbrechung ist, sondern eine endgültige Beendigung, also Tötung) gelten zu lassen.
Wenn einer Frau schwanger ist, bedeutet das, dass das in ihrem Körper heranwachsende Leben von ihr abhängig ist. Das Verhalten der Schwangeren kann über Gesundheit, Leben und Tod des ungeborenen Kindes entscheiden. Denn um ein Kind, also um einen anderen Menschen, nicht um irgendein ein Ding oder eine abstrakte Masse, handelt es sich. „Ein Kind bekommen“, „ein Kind erwarten“, „dass ein Kind unterwegs ist“ sind synonyme Formulierungen für „schwanger sein“; und nicht: „da ist irgendwas in meinem Bauch“. Dem Ungeborenen das Menschsein abzusprechen, es sozusagen zur noch nicht menschlichen Vorform eines richtigen Menschen zu erklären, setzte voraus, dass man sichere Kriterien dafür hätte, wodurch und wann ein Etwas zu einem Jemand wird. Niemand verfügt aber über solch unstrittige Kriterien. An der körperlichen und unterstellten Entwicklung anzusetzen, ist willkürlich. Auch ein einjähriges Kind ist kein voll entwickelter Mensch. Soll man es darum töten dürfen? (Manche Kulturen, die in Notlagen Kinder in der Wildnis aussetzten, könnten das bejahen. Teilen wir deren Auffassung? Wie steht es mit Dreijährigen, Vierjährigen usw., zumal wenn diese schwach, krank, behindert sind?)
Von dem Augenblick an, in dem eine Eizelle befruchtet ist, steht es keinem Menschen mehr zu, durch willkürliche Interpretation, dem damit Gezeugten das Menschsein abzusprechen. Ist eine befruchtete Eizelle in der Gebärmutterwand eingenistet, ist die Frau schwanger, sie erwartet das Kind, das aus dieser eingenisteten befruchteten Eizelle wird — wenn kein Unglück geschieht oder Menschen eingreifen.
„Abtreibung“, wie man die Tötung eines ungeborenen Kindes verschleiernd nennt, ist durch nichts zu rechtfertigen. Es handelt sich um die Tötung eines Menschen durch andere, und das ist ethisch falsch. Unabhängig von jeder gesetzlichen Regelung verstößt eine solche Tötung, man nenne sie Mord, Totschlag oder sonstwie, gegen das grundlegende und unverlierbare Recht eines jeden Menschen auf Leben und Unversehrtheit.
Wir müssen alle sterben. Das verletzt nicht unser Recht auf Leben. Es gibt besondere Lagen (Selbstverteidigung, Krieg, Todesstrafe), in denen jemandes Tod hingenommen oder herbeigeführt wird, aber das setzt Angriff, Kriegszustand, Verbrechen voraus und hat nichts mit „Abtreibung“ zu tun. Tötung aus Notwehr, im Krieg oder als Strafe verletzten zwar das Recht auf Leben, aber zumindest der Konvention nach wird damit das Recht anderer geschützt oder ein Rechtsbruch gesühnt. Das Ungeborene hingegen greift die Mutter nicht an, so dass sie sich verteidigen müsste, es hat überhaupt nichts Böses getan und darf darum selbstverständlich nicht bestraft werden.
Manche sagen, ein Frau dürfe ihr ungeborenes Kind töten (lassen), wenn sie nicht die Absicht gehabt habe, schwanger zu werden. Warum? Wenn sie freiwillig Geschlechtsverkehr hatte, ging sie damit das „Risiko“ ein, schwanger zu werden. Das liegt in der Natur der Sache. Hätte sie wirklich auf keinen Fall schwanger werden wollen, hätte sie keinen Geschlechtsverkehr haben dürfen. Ihr Unvermögen zu Enthaltung oder „Verhütung“ kann kein Todesurteil für ihr Kind begründen.
Manche sagen, ein Frau dürfe ihr ungeborenes Kind töten (lassen), wenn sie unfreiwillig Geschlechtsverkehr hatte und dadurch schwanger wurde. Warum? Das Recht des Kindes auf Leben und die Verpflichtung der Mutter, dieses Leben zu bewahren, steht in keinem Verhältnis zum Verhalten des Erzeugers. Dieser mag der böseste Mensch auf Erden sein und die Zeugung unter menschenunwürdigen, gewaltsamen, durch und durch abscheulichen Bedingungen stattgefunden haben, die Bosheit des Vaters und die Abscheulichkeit seiner Tat kann kein Todesurteil für das unschuldige Kind begründen.
Manche sagen, ein Frau dürfe ihr ungeborenes Kind töten (lassen), wenn sie minderjährig sei. Warum? Wenn sie schwanger werden konnte, ist sie offensichtlich alt genug, es zu sein. Die Gesellschaft möge ihr alle verfügbare Hilfe gewähren, die Schwangerschaft und die Geburt durchzustehen. Wenn sie das Kind nicht aufziehen kann, mögen andere die Verantwortung und Fürsorge übernehmen. Die Minderjährigkeit der Mutter oder ihre Armut oder die Armut oder Unfähigkeit der Gesellschaft kann kein Todesurteil für ein Kind begründen.
Manche sagen, ein Frau dürfe ihr ungeborenes Kind töten (lassen), wenn es mit großer Wahrscheinlichkeit oder mit Gewissheit behindert zur Welt kommt. Warum? Weil Behinderte kein Recht auf Leben haben? Weil die Eltern sich der Behinderung ihres Kindes schämen würden? Weil sie Belastung und mögliche Kosten scheuen? Dass es von anderen Kindern geistig oder körperlich abweichen wird, kann kein Todesurteil für ein behindertes Kind begründen.
Manche sagen, ein Frau dürfe ihr ungeborenes Kind töten (lassen), wenn vorauszusehen ist, dass es nach der Geburt nicht lebensfähig sein wird. Hier kommt die medizinische Autorität ins Spiel. Mit welcher Sicherheit kann ein Arzt vorhersagen, dass ein geborenes Kind bald sterben, dass es dabei Schmerzen haben wird? Wenn es ohnehin stirbt, wozu es töten? Wenn es Schmerzen haben wird, können dies nicht gelindert werden? Es ist ein Unterschied, ob lebensverlängernde Maßnahmen an einem Neugeborenen unterlassen oder ob ein Ungeborenes getötet werden muss. Der Wunsch der Eltern, selbst möglichst nicht seelisch belastet zu werden, dem Sterben des eigenen Kindes nicht zusehen zu müssen, kann kein Todesurteil für das Kind begründen.
Manche sagen, ein Frau dürfe ihr ungeborenes Kind töten (lassen), wenn sie durch den Verlauf der Schwangerschaft selbst in ihrer Gesundheit und Lebensfähigkeit bedroht ist. Auch hier ist wieder die medizinische Autorität gefragt. Welche Bedrohung liegt vor? Wie groß, gewiss, wie unbehandelbar ist sie? Gibt es keinen anderen Weg, das Leben der Mutter zu retten, als den, das Kind zu töten? Man möchte nicht mit jemandem tauschen, der von solchem Unglück betroffen ist. Die Entscheidung, die hier zu fällen ist, ist rein persönlich, es ist fast unmöglich, hier allgemeine Regeln aufzustellen. Und schon gar nicht kann aus solchen seltenen Fällen, in denen vielleicht ein Leben geopfert wird, um ein anderes zu retten, eine allgemeine Freigabe der Kindstötung abgeleitet werden.
Manche sagen, ein Frau dürfe ihr ungeborenes Kind töten (lassen), weil es doch schließlich um ihren Körper gehe, in dem da etwas geschehe. Frauen hätten das Recht, frei über ihre Körper zu verfügen, und wenn sie nicht mehr schwanger sein wollten, dann müssten sie das dürfen. Tatsächlich hat niemand das Recht, über seinen Körper zu verfügen. der eigene Körper ist kein beliebiges Ding, an dem an nach gesellschaftlicher Konvention Eigentumsrecht geltend machen kann wie an einer Handtasche oder einem Kleidungsstück. Der Körper ist der Mensch selbst, der gewiss noch mehr und anderes ist als seine Körperlichkeit, aber diese doch eben auch. Niemand ist sein eigenes Eigentum, das ist Begriffsverwirrung. Jeder hat Verantwortung für sich, für seinen Körper, für dessen Zustand und Wirkungen. Dies schon deshalb, weil der eigene Körper in Wechselbeziehungen zu anderen Körpern und zur Welt überhaupt steht. Das Dasein des einzelnen Menschen ist bedingt durch das Dasein anderer, ich habe mich nicht selbst hervorgebracht, ich bin, weil andere für mich da waren und weil ich in Gesellschaft mit anderen lebe. Ein Begriff wie „Eigentum“, der aus dem Recht über Sachen und deren Gebrauch stammt, greift da überhaupt nicht. Ich bin so wenig Eigentümer meiner selbst wie ein Ding sich selbst gehört.
Zumal es im Fall einer Schwangerschaft ja gar nicht nur und in erster Linie um irgendeinen körperlichen Zustand einer Frau geht, sondern primär um das Einzigartige ihres Verhältnisses zu ihrem ungeborenen Kind. Ob eine Schwangere ihre Schwangerschaft abbricht, ist eine ganz andere Frage als die, ob sie sich die Haare färben oder die Ohrläppchen durchstechen lassen soll. Es geht nicht um Verfügungsgewalt über einen Körperteil, es geht um das Leben eines anderen Menschen. Denn dass da ein zwar abhängiges, aber nicht mit der Mutter identisches Lebewesen existiert, ist ja nicht zu leugnen, selbst wenn man ihm das volle Menschsein absprechen wollte. Dieses andere Lebewesen zu töten oder töten zu lassen ist also kein Akt bloßer Selbstbestimmung wie das Schneiden der Fingernägel oder eine Fettabsaugung. Hier wird ein Leben getötet, man mag es nennen, wie man will: Fötus, Kind, Mensch. Die Frage der „Abtötung der Leibesfrucht“ einseitig vom Recht der Frau her zu sehen und völlig auszublenden, was und wer da getötet wird, und die Frage, ob das, was da ein Kind zu sein sich immerhin anschickte, nicht doch auch Rechte haben könnte, zu ignorieren, ist verantwortungslos.
Es gibt viele, die sich „Abtreibung“ schönreden, indem sie dem Abzutreibenden das Menschsein absprechen. Ich halte das nicht für glaubwürdig. Die Sprache, wie schon gesagt, spricht da eine andere Sprache: Das Ungeborene ist ein Kind, also ein Mensch, wenn auch im Werden. Aber auch das Gefühl, das unverstellte Gefühl vieler Frauen und Männer, sagt, dass das etwas Falsches, etwas Schlechtes, etwas Unrechtes geschieht. Sonst hätten ja auch nicht so viele Frauen psychische Probleme wegen Schwangerschaftsabbrüchen. Wohlgemerkt, nicht die, die das Unrecht wenigstens noch undeutlich empfinden, sind befangen in falschen Vorstellungen, in Schuldgefühlen, die man ihnen einredet, sondern die, die das Gefühl für richtig und falsch unterdrücken oder bereits eingebüßt haben, sind befangen in Ideologie und Propaganda eines Zeitgeistes, für den Menschen beliebig manipulierbare Dinge sind, die man be- und vernutzen kann, ohne Grenzen der Scham oder Schuld, aber immer konform mit den Konsum- und Profitinteressen.
Tatsächlich werden die meisten „Abtreibungen“, also Tötungen von ungeborenen Kindern, keineswegs in echten Notsituationen der betroffenen Frauen verübt. Wo schwangere Frauen in Not sind, muss ihnen geholfen werden, eine Gesellschaft die da versagt, macht sich schuldig. Doch die meisten Frauen lassen ihr Kind nicht töten, weil es krank ist oder weil sie krank sind oder weil sie vergewaltig wurden oder das Kind unter unerträglichen Bedingungen aufwachsen müsste — und was der Gründe mehr sind, die Not beschreiben könnten —, sondern weil’s gerade nicht passt, man ist mit Ausbildung oder Beruf befasst, in der Beziehung mit dem Kindsvater, wenn man den eine solche überhaupt hat (und nicht nur einen Gelegenheitsfick hatte), würde ein Kind stören, man kann oder will es sich gerade nicht leisten, der Urlaub ist schon gebucht, die Wohnung ist zu klein usw. usf. Mord aus Egoismus, könnte man sagen. Dass zudem hinter vielen Abtreibung ein Mann zu finden ist, der kein Kind will oder nicht als Vater zur Verfügung steht, scheint im Unterschied zu moralischen und rechtlichen Vorbehalten das Selbstbestimmungsrecht der abtreibungswilligen Frauen nicht zu beeinträchtigen …
Dass es nicht freie Entscheidungen, sondern Effekte gesellschaftlicher Verhältnisse sind, die zu gesellschaftlich akzeptierten Kindstötungen führen, zeigt auch dieses Beispiel: Fast alle Kinder, bei denen vorgeburtlich Down-Syndrom diagnostiziert wurde, werden im Mutterleib getötet. Wer das nicht als gesellschaftlich geduldeten und durch die Verhältnisse geförderten Massenmord begreift, mit dem kann man schwerlich über Moral diagnostizieren.
Kurzum, es gibt kein „Recht“ auf „Abtreibung“. Man mag es drehen und wenden, wie man will: Ein Kind „abzutreiben“, also in den meisten Fällen: im Mutterleib zu zerstückeln und die Reste abzusaugen, ist eine unerlaubte Tötung. Darauf kann es kein Recht geben. Jedes Gesetz, das etwas anderes besagt, ist nichtig. Wer ein Kind tötet oder töten lässt, macht sich schuldig. Eine Gesellschaft, die das leugnet oder auch nur duldet, ist böse.
Das ist meine Sicht der Dinge. Wer Gegenargumente hat, möge sich bei mir melden und sie vorbgringen. Wer keine hat, stimme mir zu und handle entsprechend.