Ich habe noch nie beansprucht, meine Zeitgenossen zu verstehen. Auch jetzt verstehe ich sie nicht. Einerseits fliegen sie im Sommer gern in südliche Länder, um sich an dicht belegten Stränden in der Sonne zu grillen. Andererseits ächzen und stöhnen sie, wenn es daheim mal mehr als dreißig Grad hat. Und selbstverständlich haben sie von ihren Reisen in den heißen und sogar sehr heiße Süden keinerlei Beobachtung mitgebracht, wie die Leute dort mit Hitze umgehen. Stattdessen drängen sie sich auf schattenlosen Flächen (Stränden, Ufern) und ziehen sich fast (oder ganz) nackt aus, um möglichst viel Haut der Sonne auszusetzen. Außerdem schütten sie eiskalte Getränke und Speiseeis in sich hinein und bemerken nicht, wie das den Körper aufheizt. Was aber hätten sie von hitzegewohnten Kulturen lernen können? Man bleibt möglichst im Schatten, verhüllt sich und trinkt Tee. Schatten und kühlende Zugluft sind zudem besser als jede Klimaanlage ...
Wie auch immer. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass so eine „Hitzewelle“ vor allem im Kopf stattfindet. Man redet sich ein, es sei unerträglich heiß, und dann erlebt man es auch so. Sagt man sich hingegen: „Nun gut, es ist eben sehr warm, aber ich halte das schon aus“, und trifft seine Vorkehrungen (siehe oben), dann gibt es keinen Grund zum Jammern, Jammern, Jammern. Gewiss, Alten, Schwachen, Kranken kann Hitze sehr zusetzen, aber die haben auch andere Probleme und bedürfen eben besonderer schützender und lindernder Vorkehrungen; ein Maß für die „Unerträglichkeit“ der Temperaturen sind sie nicht.
Wer aber wirklich meint, auch im Globalen Norden wegen vermehrten Schwitzens bereits ein Opfer des Klimawandels zu sein, der könnte zum Beispiel fortan schon mal auf Flugreisen und Autofahrten verzichten, um Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren. Aber jammern und nichts ändern, das ist ein bisschen obszön und sehr dumm.
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