X. war im Kino gewesen und erzählte mir davon. „Oppenheimer“. Sie war sehr unzufrieden mit dem Film, der ihre Erwartungen ganz und gar nicht erfüllt hatte. Das Thema hätte ganz anders angegangen werden müssen, davon war sie überzeugt. Sie erklärte mir auch wie. Ich war unangenehm berührt. Zwar kann jeder einen Film gut oder schlecht finden, aber es kommt mir ein bisschen beschränkt vor, ein Kunstwerk (oder eine Ware) an den eigenen Erwartungen zu messen und nicht an den Absichten und Ansprüchen der Beteiligten. Ich sagte X., ein Hollywoodfilm sei nun einmal ein Hollywoodfilm und keine kritische Dokumentation. Man könne ja auch ein Wiener Schnitzel nicht dafür kritisieren, dass es nicht vegan sei. Ja, aber … X. gab nicht auf. Am liebsten hätte sie es wohl gesehen, wenn im Film einfach nur Texte von Günther Anders aufgesagt worden wären, einem ihrer Lieblingsautoren. (Von dem ich nichts halte.) Nur den Hauptdarsteller nahm X. von ihrer empörten Zurückweisung aus. Der sei ein sehr schöner Mann. Sogar Model sei er gewesen. Ich meinerseits hatte ein paar Bilder von dem Herrn gesehen und fand ihn ausgesprochen abstoßend, irgendwie ausgezehrt, von unangenehmer Glätte und irgendwie insektenhaft. Ich sagte aber nichts und meinte nur, sie hätte sich lieber „Barbie“ ansehen sollen, doch das fand X. gar nicht lustig.
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