Auch X. kannte und kenne ich nur über das soziale Netzwerk. Sie schien Freude zu haben an manchem, was ich so schrieb, auch anderswo, und wollte sogar einmal einen meiner Texte in einer Lehrveranstaltungen behandeln lassen. Recht zu Beginn der Pandämonie jedoch kam es zu einem unangenehmen Vorfall. Ich hatte in besagtem Netzwerk den Hinweis auf eine Äußerung weitergeleitet, die gegenübver der offiziellen Darstellung überaus kritisch war. Das kommentierte X. mit: „Hör bitte auf, solchen Unsinn weiterzuleiten.“ Das saß und verletzte mich sehr. (Ich löschte X. daraufhin, überlegte es mir aber nach einiger Zeit wieder anders.) So war ich noch nie von einer befreundete Person behandelt worden. Als kleines Dummchen, das wohl nicht weiß, was es tut. Alles, was ich sage, kann man kritsieren und verwerfen, man kann mich auf diese und jene Weise beleidigen (und hat es getan), aber mich als zu dumm hinzustellen, um wissenschaftlich fundierte Kritik unterscheiden zu können von sogenanntem „Geschwurbel“ (so ja der damals rasch eingebürgerte Ausdruck zur Denunzierung unerwünschter Ansichten, die ja, weil sie vom herrschenden Diskurs abwichen, samt und sonders nur falsch und idiotisch und das Werk von „Verschwörungstheoretikern“, noch so eine Denunziationsvokabel!, sein konnten) fand ich überaus kränkend.
Meiner Meinung nach gibt längst der heutige Stand des Wissens vielen Kritikern des mit Gewalt durchgedrückten „Narrativs“ (und mit ihnen auch mir) spütestens rückblickend Recht: Die Regierung übertrieb
das Risiko von Ansteckung und Erkrankung und von der Überlastung des
Gesundheitssystems und setzte völlig überzogene Maßnahmen durch. Auf eine Bitte um Entschuldigung von X. (und anderen) kann ich selbstverständlich lange warten.
Was mich an X. und anderen so besonders entsetzte, war, dass sie als akademische versierte Intellektuelle vor dem Pandämonium gern mit Theoretikern wie Foucault und Begriffen wie Biopolitik hantierten, nun aber, als es darauf abgekommen wäre, weil die Theorie zur mit Händen zu greifenden Praxis geworden war und die medikalisierte Kontrollgesellschaftall allenthalben ihre hässliche Fratze zeigte, von all dem Wissen nichts mehr wissen wollten und sich stattdessen staatsfromm und wissenschaftsunkritisch allem unterwarfen, was von ihnen und allen anderen verlangt wurde. Hätte ich der akademischen Welt je Vertrauen entgegengebracht, ich hätte es damals verloren.
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