Dienstag, 4. Februar 2025

Anziehsachen

Es gibt heutzutage Menschen, die haben einen Beruf daraus gemacht, dass sie sich anziehen (und andere dabei zusehen lassen).
 
Das finde ich erstaunlich. Aber richtig schlimm scheint mir, dass es Menschen gibt, die aus dem Anziehen einen Lebensinhalt gemacht haben.
 
Mir ist so wurscht, wer was anhat (Hauptsache, es verhüllt, was ich ungern sähe), dass mir die, denen es offensichtlich ganz und nicht egal ist, zuweilen ziemlich auf die Nerven gehen.

Ästhetisches Verhalten ist ethisches Verhalten. Schon der Versuch, der ja nicht selten kläglich scheitert, das eigene Aussehen nach den gerade geltenden Regeln zu gestalten, erscheint mir mitunter als Affront. Hast du schon die Welt gerettet? Nein? Dann kümmere dich doch erstmal darum, bevor du hier als Möchtegern-Modepüppchen rumstolzierst.
 
(Männer, die viel Aufhebens um ihr Aussehen machen ― Kleidung, Frisur, teurer Duft, gebleichte Zähne, antrainierte Muskeln, nicht zuletzt piercings und tattoos ― finde ich zumeist spontan unattraktiv. Vielleicht unterstelle ich immer einen Mangel an Persönlichkeit.)

Mir ist schon klar, dass Kleidung immer auch eine symbolische Funktion hat und seit jeher der Distinktion dient. Und doch wäre mir am liebsten, der code lautete einfach immer nur: Das ist bequem und erfüllt seinen Zweck.
 
Aber unter den Herrschaft der Mode sendet selbst der, der (wie ich) sich der Mode verweigert (einfach weil er sie zumeist gar nicht kennt) eine lesbare Botschaft.

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