Samstag, 1. November 2025
Unterwegs (33)
Donnerstag, 23. Oktober 2025
Was sie sagen und was sie meinen
Dienstag, 21. Oktober 2025
Leute (38)
Doch was zum Unmöglichen
Über Trump zu schreiben, halte ich für unter meiner Würde. Derlei besudelt einen. Dass man auch nur an ihn denken muss, ist schlimm, ist beleidigend genug. Worte können gar nicht fassen, wie ekelhaft und nichtig dieses sinnlose Phänomen ist.
Lächerlich, dumm, hässlich, ungebildet, maßlos eingebildet und selbstsüchtig, gierig, rücksichtslos, gleichgültig, zerstörerisch, böse: Damit ist alles gesagt und nichts. Immer neue Einzelheiten versuchen freilich, einen hineinzuziehen in den Realitätsverlust, der sehr reale Folgen hat, in diese Simulation von Politik, die alles flachredet und hinterrücks über Leben und Tod entscheidet.
Wieso existiert so etwas? Darf das möglich sein? So etwas darf es doch eigentlich gar nicht geben. Aber dass es das gibt, ist kein Zufall, sondern Ausdruck. Das Internet ist voller Anekdoten über dumme, unwissende, überhebliche US-Amerikaner, die sich nicht nur im Ausland unmöglich benehmen, die in Unkenntnis sind über ihr eigenes Land und den Rest der Welt sowieso, die alles für einen sich um sie drehenden Supermarkt oder Vergnügungspark halten, die nichts wissen, aber über alles urteilen, die sich nicht vorstelle können, dass etwas anders sein könnte, als sie es gewohnt sind und es haben möchten, die völlig befangen sind in der Illusion nationaler Grandiosität und gefangen in Kommerzialisierung und Ausbeutung.
Es gibt gewiss Ausnahmen, aber die Masse scheint so zu sein, wie es die Vorurteile besagen, die in der konkreten Begegnung zu unvermeidlichen Urteilen werden. Einer von diesen unmöglichen Leuten ist auch Trump, nur dass er sich die anderen zu nutze zu machen versteht, indem er schamlose, skrupelloser, „unmöglicher“ ist als sie, also einerseits zur Identifikation und Projektion einlädt, andererseits zur Bewunderung seiner Überlegenheit ― er ist noch schlimmer, als man selbst.
Die Zumutung besteht also nicht nur im Schurken und seinen Komplizen, die von ihm profitieren, sondern in der freiwilligen Zustimmung so vieler, die sich zwar irren und täuschen (weil er eben nicht will, was sie wollen, es sei denn, sie wollten betrogen, ausgenutzt und ausgebeutet werden), aber andererseits doch wieder nicht: Er verspricht, dass andere für seine Politik einen hohen Preis zahlen werden, und das hält er. Dass er dabei auch seinen Wählern auf den Kopf scheißt, scheint diese nicht zu stören. Mehr davon!
Trump ist durchaus wie Hitler: ein Nichts mit erheblicher Wirkung, eine Null ohne Persönlichkeit (nur mit Persönlichkeitsstörungen), ein plärrender Niemand, der es schafft, Begehrlichkeiten vieler auf sich zu ziehen, ihnen Hass zu erlauben und schlechtes Benehmen und sie von der Wirklichkeit abzuspalten, von Verantwortung, Gewissen, Mitgefühl sowieso. Trump hat keine Lösungen für irgendein reales Problem, seine Methode ist immer Lüge und Gewalt. Das kann man nur gut finden, wenn man böse ist oder wenn man sich selbst und andere belügt; aber Lügen ist eben auch böse.
Die Existenz eines Phänomens wie Trump ist durch nichts zu entschuldigen und nur damit zu erklären, dass der Zustand der Welt in den Zentren noch beschissener ist als an den Peripherien. Die USA sind das führende shithole country. Und diesen entsetzlichen Umstand verkörpert Trump perfekt.
Pflicht oder nicht?
So heißt es vielfach, Freiwilligkeit sei selbstverständlich besser als Zwang (also Wehrpflicht). Ach so? Dann wäre ja aber auch die Schulpflicht abzuschaffen und der Schulbesuch als bloßes Angebot zu behandeln, oder? Und Steuern sollte dann auch nur noch zahlen, wer will, Überhaupt, die ganze Rechtsordnung, da müsste doch auch Freiwilligkeit besser sein als Verpflichtung, wer sich an die Gesetze halten möchte, soll das gerne tun, aber wer nicht, der tut es halt nicht.
Wer Freiwilligkeit über Zwang stellt, hat nicht verstanden, wie Staatlichkeit funktioniert. Wer glaubt, alles oder doch das Wesentliche im staatlich organisierten Zusammenleben beruhe auf den freien Entscheidungen der Beteiligten, glaubt wahrscheinlich auch an Weihnachtsmann und Klapperstorch.
Strafbewehrter Zwang ist überall, gerade das macht den Staat aus. Dagegen kann man durchaus sein, das wäre dann wohl irgendwie Anarchismus, aber man kann nicht in vielen Dingen Zwang als vernünftig und selbstverständlich akzeptieren, aber ausgerechnet beim Thema „Wehrpflicht“ verwerfen.
Selbstverständlich sind viele junge Menschen dagegen, dass sie zum Dienst an der Waffe, der Bettpfanne oder dem Rollstuhl verpflichtet werden sollen. So ein Pflichtjahr (oder mehr) wäre eine unangenehme Unterbrechung ihres konsumistischen Hedonismus. Miltärdienst stört beim Kiffen und Influencen. Oma Meyer den Arsch auszuwischen, ergibt kein imponierendes selfie, da kann man so viele Filter drüberlegen, wie man will. Das entsprcht nicht dem selbstbestimmten Lebensentwurf, den sich die Infantilindividuen haben zu können einbilden, weil ihnen die Reklame das sagt.
Egal. Kinder fragt auch keiner, ob sie zur Schule gehen wollen. Sie müssen. (Ich selbst wollte eigentlich nie, aber ich bin ja auch Anarchist, immer schon gewesen.) So sind die regeln und die meisten sind dafür. Wenn man aber die Schulpflicht in Ordnung findet, gibt es keinen Grund, eine Pflicht zu wahlweise Wehrdienst oder sozialen Diensten deshalb abzulehnen, weil Freiwilligkeit besser als Zwang sei. Punkt. Debatte beendet. Vernünftig betrachtet. (Es folgen aber noch mindestens 500 Talkshows zum selben Thema.)
Sonntag, 19. Oktober 2025
Keiner von denen
Ich bin keiner von denen. Ich stehe für mich. Meine Art zu schreiben imitiert niemanden. das könnte ich gar nicht. Und habe es auch niemals probiert. Wozu auch? Man wird vielleicht Ähnlichkeiten finden und vielleicht sogar Vorbilder, von denen ich nichts weiß, aber das macht nichts, ich brauche das nicht, meine ich, aber wenn andere meinen, es für mich zu brauchen, wenn sie also etwas besser wissen mich als ich, dann umso besser, wenn es denn etwas erklärt.
Ich denke mir Schriftsteller immer wieder als Nonkonformisten, Abweichler, Außenseiter. Aber mir ist klar, damit liege ich in den meiste Fällen völlig falsch. Ich hingegen bin tatsächlich ein Außenseiter, ein Abweichler, einer, der nicht konform gehen will oder kann. Ich gehöre zu nichts niemandem dazu. Eben auch nicht zu irgendwelchen anderen Schriftstellern und ihren Gruppen und Vereinen, Strömungen und Cliquen. Ich bin keiner von denen. Wer aber nicht zu den Schriftstellern gehört, ist keiner. Könnte man sagen und sagt es wohl auch.
Mir liegt daran nichts. Ob ich ein Schriftsteller bin oder nicht, was soll die Frage, da geht es um eine soziale Rolle, eine einzunehmende Stellung, ein kulturelles Muster. Das interessiert mich nicht, längst nicht mehr. Wem soll ich etwas beweisen, wem muss ich einen Beruf vorweisen, wem will ich das Recht zugestehen, meinem Lebensinhalt, dem Schreiben, ein Etikett aufzukleben? Schriftsteller oder nicht: Ich schreibe. Dafür muss ich niemanden um Erlaubnis fragen.
Wahrscheinlich war es ein Fehler mich nicht abhängig gemacht zu haben von der Anerkennung anderer. Wenn überhaupt galt mir nur mein Selbstverständnis etwas, nicht das Urteil anderer, und ich arbeitete unverantwortlicherweise nie darauf hin, von ihnen oder von noch anderen als einer von denen anerkannt zu werden. Ein Fehler war das und ist das insofern, als es vielleicht einiges leichter gemacht hätte, angenehmer, beruhigender, galtter. Aber eben auch, nun ja, sozusagen gewissermaßen unreiner. Weil es das Schreiben verfälscht, wenn das Kriterium nicht der Text selbst ist, sondern der Effekt, den er in sozialer und ökonomischer Hinsicht hat.
Geld zu verdienen mit Schreiben, ich hab’s gemacht, es war gut, als es war, ich kann mir auch vorstellen, es wieder zu machen, aber es nicht machen zu müssen, ist besser. Keine Rücksicht nehmen zu müssen auf Vorgaben, Erwartungen und Wünsche, scheint mit ein kleines Stück Freiheit, das kaum zu hoch zu bezahlen ist.
Erfolg? Was heißt schon Erfolg? Geschnittenes Brot und warme Semmeln, aber das Metier des Schreibens ist von anderer Art. Der Ausdruck „Beststeller“ war mir immer schon zuwider. Dass es sich gut verkauft, ist kein Kriterium für den Wert eines Buches, es lässt (bei mir) nur Vermutungen aufkommen, wie maßgeschneidert, also angepasst und systemkomplizenhaft das Ding sein muss. Pfui gack.
Ich sage nicht: Wenn ich nur wollen würde, könnte ich das auch. Ich sage: Ich habe das nie gewollt, hätte das nie über mich und nie zu Stande gebracht. Ich will und kann nicht schreiben, was ich nicht lesen will. Ich bin unweigerlich mein erster Leser, um mein Urteil geht es vor allem, und selbst wenn das bedeuten müsste, mein einziger Leser zu bleiben, kann und will ich mich nicht verstellen, verdrehen, verstecken, verderben. Und das müsste ich wohl, um einer von denen zu sein, die „Erfolg“ haben. Oder ist alles nur Zufall? Könnte ich ebenso gut berühmt sein?
Selbstverständlich hätte ich nie etwas dagegen gehabt, umjubelt und auf Händen getragen zu werden. Viele Leser zu haben, das wäre womöglich besser, als ganz, ganz wenig zu haben, weil es unter Umständen die Chance erhöhte, dass darunter ein paar richtige wären. Aber es ist, wie es ist.
Ich bin keiner von denen, die ihren Zeitgenossen vertrauen. Was wissen die schon? Zu oft schon lagen, geschichtlich gesehen, Zeitgenossen völlig falsch.
Und wie immer sage ich an dieser Stelle: Kafka. Hat der etwa zu Lebzeiten Bestseller geschrieben? Hätte man ihm, von ganz, ganz wenigen seiner Zeitgenossen abgesehen, überhaupt zugestanden, ein Schriftsteller zu sein? Veröffentlicht hatte er am Ende nur wenig, unvollendet hinterlassen viel, und hätte Brod auftragsgemäß nach Kafkas Tod alles Hinterlassene vernichtet, der Name „Franz Kafka“ tauchte allenfalls in einem längst vergriffenen Speziallexikon zu deutschsprachigen Prager Autoren auf. Wenn überhaupt. Auch gänzliches Vergessen wäre möglich gewesen. War Kafka also denn nun zu Lebzeiten tatsächlich ein Schriftsteller? Oder wurde er es erst post mortem und rückwirkend? Und was war er denn, wenn er kein Schriftsteller war, als er schrieb? Selbstverständlich war er, missachtet und verkannt, auch von sich selbst, kaum etwas veröffentlichend, keinen Erfolg erwartend oder wünschend, weil ihm jeder erfolg als quälendes Misstverständnis vorkommen musste, sondern nur für wenige und für sich selbst schreibend, ein Schrifststeller. Was denn sonst? Ein bedeutender sogar, wie heute alle überzeugt sind. Aber er war eben keiner von denen. Q. E. D.
Freilich, ich bin nicht Kafka und schreibe nicht wie er. Überhaupt nicht. Umso besser. Ich schreibe wie ich selbst. Wie ein Eigenbrötler. Ein Einzelgänger. Ein Wichtigtuer. Ein Spinner. Wie einer von denen, auf die man nicht achten muss. Aber ich bin keiner von denen.
Montag, 13. Oktober 2025
Balken & Splitter (120)
So geht es also zu in der „einzigen Demokratie im Nahen Osten“, in der wohl tatsächlich der rechtsextreme Pöbel das Sagen hat und die liberale Mitte alles mitmacht, einem Staat mit wahlen also, der aber ganz sicher kein Rechtsstaat ist, sondern eine rassistische Okkupationsmaschine. Man kann eben nicht beides sein: rechtsstaatliche Demokratie und ethnischer Staat.
Wieso sollen jetzt eigentlich andere Staaten für den Wiederaufbau dessen bezahlen, was Israel zerstört hat? Man könnte doch auch die Zionisten und Israelfreunde überall in der Welt zur Kasse bitten, da käme schon schön was zusammen.
Samstag, 11. Oktober 2025
How to annoy some MAGA guy
ME: In the U.S. - Because Jesus does not have U.S. citizenship, no legal documents at all, but works there every day and night. (He even criticizes the rich!) So ICE and MAGA try to force him out of the country. Godless America.
ME: This is the heretical (protestant) view. Real Christians (catholics, orthodox) are convinced, that Jesus ist present in flesh and blood under the forms of bread and wine. Nothing easer for ICE than to break into a church and crack a tabernacle. And, don't you know, Jesus is present in the "least of his brothers"; and who could be more "less" than an "undocumented alien"?
HE: Where does Jesus say that it's acceptable to deceive people, break their laws, enter their countries without permission, and immediately start using their taxpayer funded services?
ME: Everywhere. (Especially in Palestine ...) According to the Gospels he says: Do the will of God. That implies: Never ever do the will of the State. States are evil, their laws are evil, boarders are evil, police is evil.
And even if you dont't agree to the anarchist views of Jesus (and me): Shoudn't tax money, if taxes shall be paid at all, being spent for your neighbours (whom your shall love) - instead for tyrants, oligarchs, the military-industrial complex (as Eisenhower called) and bad stuff like the forementioned?
The U. S. A. are exploiting the people of so many countries in the world and their natural ressources. Your life style destroys the earth. Shouldn't it at least be time to pay back a little (e. g. by let some "aliens" earn money through slavework in your imperialist shithole country)?
Unterwegs (32)
Donnerstag, 9. Oktober 2025
Notiz zur Zeit (261)
Und auch die Armen sollen, höre ich, ihr Fett wegkriegen. Wortwörtlich: ihre bekanntlich so schrecklich fetten Jahre sind bald vorbei. Das Bürgergeld soll nämlich in Mindestsicherung umbenannt werden. Nehmt das, ihr Schmarotzer! ― Politiker haben ja weder Phantasie noch Humor. Sonst wäre doch „Minderleister-Sicherung“ eine herrlich diskriminierende Bezeichnung.
Dienstag, 7. Oktober 2025
Skandal im längst entlaubten Blätterwald
Ich würde (wenn man mich denn fragte) einen solchen Protest nicht unterschreiben. Einerseits wegen der indiskutablen Sprache („canceln“, „Qualitätsmedium“). Andererseits wegen der Unterzeichner (darunter die Literaturnobelpreisträgerin und, wie sie genannt wurde, „dümmste Frau Europas“). Vor alle aber, weil mir scheißegal ist, was im „Kurier“ steht oder nicht. Ich lese derlei nicht. Genauso wenig wie die „Krone“ oder „Heute“ oder wie auch immer der Dreck* heißt.
Wer derlei freiwillig konsumiert, weiß, worauf er sich einlässt. Er will miesen Journalismus und bekommt ihn. Wie groß dabei je das Bedürfnis nach und das Interesse an Buchbesprechungen war ist und sein wird, weiß ich nicht. Fehlt der Leserschaft jetzt vielleicht die qualifizierte Beratung bei Kaufentscheidungen im Falle extremer Langweile nahe am Hirntod? Ich mache mir die Mühe, suche im Internet nach Buchbesprechungen im „Kurier“ und finde solche Überschriften: „Anleitung zum Nichtstun“, „Von der Blumenhändlerin zur Kranführerin, „Mordsbrise, ein Ostfrieslandkrimi“, „Ferdinand von Schirach …“, „Isolde Charim …“, „Schauspieler Michael Dangel verzichtet aufs Ich“, „Wolfgang Schüssel: Wendekanzler bringt neues Buch heraus“ und „10 Bücher, die ähnlich sind wie Harry-Potter-Romane“. ― Mir scheint, der Verlust ist sehr gering.
Das erwähnte Protestschreiben weist übrigens auch den Vorschlag „mit aller Entschiedenheit“ zurück, künftig Buchbesprechungen von der Funke-Mediengruppe zuzukaufen. „In diesem Kontext spielen österreichische Autor/inn/en, Bücher und Verlage und anspruchsvolle Literatur nicht die geringste Rolle.“
Ja klar, weil die Piefke bekanntlich nur Piefke lesen (und Ösis auf dem Literaturmarkt voll benachteiligt werden; siehe auch Nobelpreis) …
Jedenfalls machen die Empörten damit sehr deutlich, worum es ihnen geht: Eine österreichische Zeitung soll österreichische Literatur ― also auch die der Unterzeichnerinnen und Unterzeichner des Protests ― bewerben. Der Markt ist klein, der Schreibwilligen sind viele, da muss man sehen, wo man bleibt. Und mit jeder Besprechung, selbst in einem Scheißhausblatt (aka Qualitätsmedium), verkauft man ein paar Bücher mehr. Das darf nicht anders werden.
Wie gesagt, ich würde es nicht unterschreiben, aber mich fragt ja zum Glück auch keiner.
Sonntag, 5. Oktober 2025
Über das Mehrheitsprinzip
Tatsächlich gibt es überhaupt keinen vernünftigen Grund, warum die Mehrheit entscheiden soll. Und es wird darum in der politischen Theorie oder Alltagsdebatte auch nie einer genannt. „Die Mehrheit ist dafür, also soll es geschehen. Punkt.“
Ganz selten einmal merkt jemand an, dass ja vermutlich in einer größeren Zahl von Leuten „mehr kluge Köpfe“ vorhanden seien als in einer kleineren. Dieses statistische Argument ist absurd und widerspricht der Erfahrung. Außerdem geht es ja bei Wahlen und Abstimmungen nicht unbedingt darum, kluge Entscheidungen zu treffen, sondern überhaupt welche. Ob die Entscheidung aus kluger Erwägung oder irrationaler Vorliebe geschieht, spielt für das Mehrheitsprinzip keine Rolle. (Das ist es ja, was Popuisten ausnuützen können.)
Beispiel: Wenn fünf Leute gemeinsam ins Kino gehen wollen, sich aber nicht auf einen Film einigen können und dann abstimmen, ist der Film, für den drei stimmen, doch nicht in jedem Fall besser als der, für den nur zwei stimmen. (Blöd wäre es übrigens, wenn zwei A sehen wollen, zwei B und einer sagt, es sei ihm egal …)
In Wahrheit ist das Mehrheitsprinzip eine abstrakte Formalität, freilich eine mit unguter Herkunft. Denn es handelt sich dabei um nichts anderes als um die Durchsetzung der zahlenmäßig Stärken: „Wir sind mehr als ihr, wenn ihr also nicht macht, was wir wollen, können wir euch verdreschen.“ Das Mehrheitsprinzip ist nur die verdeckte, zivilisierte, meistens gewaltfreie Version davon.
Allerdings sieht jeder (der kein Faschist ist) ein, dass es ein „Recht des Stärkeren“ nicht gibt, dass bloße Durchsetzung von etwas nicht bedeutet, dass das Durchgesetzte richtig ist (weshalb nebebenbei bemerkt der Wahrheitsbegriff der Pragmatisten eigentlich faschistisch ist) und dass die ständige Aufteilung in Mehrheiten und Minderheiten zwar zuweilen durchaus stabile Verhältnisse schaffen kann (zumal wenn großzügig „Minderheitenrechte“ gewährt werden), dass es sich aber letztlich ein irrationales, auf Gewalt gegründetes Verfahren handelt, das dauernd die Vernunft und die Selbstbestimmungsrechte derer missachtet, die nicht mit der Herde blöken.
Was ist die Alternative? Konsens selbstverständlich. Jeder darf mitreden, jeder darf mitentscheiden. Nicht eine Mehrheit entscheidet, sondern alle, entweder einstimmig oder einmütig (also ohne Gegenstimmen).
„Iiih, wie langweilig, wie anstrengend. Dauernd über alles quatschen müssen, und dann kommt vielleicht doch nichts dabei heraus. Da ist abzustimmen und die Mehrheit entscheiden zu lassen viel effizienter.“
Tatsächlich ist die Effizienz von Konsensverfahren abhängig von der Bereitschaft aller zu Rücksichtnahme und Zurückhaltung, von einer hochentwickelten Diskussionskultur und einer Ethik des Kompromisses. Für eine Gesellschaft von Egoisten hingegen, die gern rasch ihren Willen durchsetzen (weshalb sie das wollen, von dem sie meinen, dass es alle wollen), ist das Mehrheitsprinzip genau das Richtige.
Leute (37)
Da denkt man, man kennt jemanden, und dann erfährt man, die Person liest Richard David Precht! Freiwillig, Um etwas daraus zu erfahren. Was kommt als nächstes? Helene Fischer hören? Die Bildzeitung abonnieren? Ich dachte es gäbe da einen Konsens unter den halbwegs Gebildeten: Precht geht gar nicht. Ein Dummschwätzer, der von Philosophie so viel Ahnung hat wie Dieter Bohlen von Musik. Ein Diskurspopulist, der die verunsichterten Bildungsbürger fortgeschrittenen Alters mit rechtslastigem, verlogenem Denkersatz versorgt. Aber gesagt hab ich besagter Person das nicht. Sie sei auf das Buch, das sie lese, durch den podcast Lanz & Precht gekommen. Lanz? Dieser Bodensatz der Fernsehunterhaltung, die mit Journalismus verwechselt werden will? Dieser Quasselonkel, der mit den anderen Quasseltanten zusammen durch lauter falsche Fährten von der Realität ablenken soll? Und überhaupt: podcasts? Für sowas habe ich keine Zeit. Das ist doch was für Analphabeten, für Gelangweiltee, die nicht mehr lesen können oder wollen. Wer was zu sagen hat, kann es auch schreiben, basta. Aber das ist naturgemäß nicht Konsens, und ich habe zu podcasts und Lanz nichts gesagt. Eigentlich kann ich zu Precht auch nichts sagen, denn abgesehen davon, dass ich weiß, wie er aussieht und redet (und beides finde ich zum Kotzen), kenne ich keine Texte von ihm. Einige Texte über sind mir allerdings untergekommen, die den Quatsch, den er redet, mit guten Argumenten in der Luft zerfetzen. Aber sag das mal jemandem, der Gefallen findet an dieser niedrigschwelligen Art der Verdummung durch Intellektualitätsimulation. Da giltst du ganz schnell als hochnäsig und vorturteilsbehaftet. Bin ich auch. Ich habe Philosophie studiert und kann ganz gut Geschwätz von genuinem Denken unterscheiden. Damit steht mein Urteil über Precht auch trotz recht geringer Empirie fest. Gesagt habe ich, wie gesagt, besagter Person das alles nicht. Aber ich kann ja schreiben.
Samstag, 4. Oktober 2025
Repräsentativ? Mehrheitlich? Demokratisch?
Man behilft sich mit Tricks. Zum einen beträgt die Anzahl der gewählten Abgeordneten immer 100 Prozent, auch wenn sehr viel weniger Menschen zur Wahl gehen (und gültig wählen). Zum anderen erklärt man alle Stimmen für de facto ungültig, weil de jure wirkungslos, die für Parteien abgegeben wurden, die „zu klein“ sind und „das Parlament zersplittern“ würden. Merke: Repräsentiert wird nur, wer große und mittlere Parteien wählt …
Die Absurdität der sogenannten Fünf-Prozent-Hürde kann man sich leicht vor Augen führen: Wenn ein Dutzend Parteien jeweils 4,9 Prozent der gültigen Stimmen auf sich vereinigten, wären das 58,8 Prozent ― und sie kämen doch nicht ins Parlament. (Eine Partei oder Koalition mit 21 Prozent ― bezogen auf eine Wahlbeteiligung von 80 Prozent: mit 16,5 Prozent) hätte dann im Parlament die absolute Mehrheit.)
Aber das System ist nicht nur quantitativ nicht repräsentativ, sondern auch qualitativ nicht. Denn die wählbaren Kandidaten und Kandidatinnen werden nicht von den Wahlberechtigten bestimmt, sondern von den Parteien. (Auf die Absurdität der Wahlkreiskandidaten, die die Verhältniswahl „personalisieren“ sollen“, soll hier nicht weiter eingegangen werden, nur so viel: Dort ist als Vertreter des Wahlkreises gewählt, wer mehr Stimmen als die anderen bekommt, das könnte rein theoretisch heißen, dass der Kandidat mit zwei Prozent Stimmen gewählt ist, wenn alle anderen nur jeweils 1 Prozent bekommen. Dann hätten 98 Prozent den Kandidaten nicht gewählt und er würde doch Abgeordneter …)
Selbstverständlich bedeutet Repräsentatitivät nicht, dass das Parlament ein exaktes demographisches Abbild der Bevölkerung sein muss (statt überwiegend aus Juristen und Beamten zu bestehen). Es muss also der Prozentsatz der rothaarigen lesbischen Krankenschwestern buddhistischen Glaubens und mit Glasauge im Parlament nicht dem Prozentsatz der rothaarigen lesbischen Krankenschwestern buddhistischen Glaubens und mit Glasauge in der Bevölkerung entsprechen. Sondern Repräsentativität hätte zu bedeuten, dass die stimmberechtigte Bevölkerung wirklich von genau denen vertreten wird, von denen sie vertreten werden will und die sie tatsächlich gewählt hat.
Eine Entscheidung der Wahlberechtigten darüber, wer (welche Personen) sie vertreten soll, und nicht nur was (welche Parteien), hätte die Grundlage der Repräsentation zu sein. Was ist denn daran demokratisch, wenn Parteien vorgeben, wer im Parlament sitzen kann und wer nicht? Wen werden die Aufgestellten wohl letztlich vertreten: die von denen sie tatsächlich abhängen, die ihre Karrieren und ihr Einkommen bestimmen: oder die, von deren Vertrauen sie eigentlich abhängen sollten, die aber bezüglich Karriere und Einkommen nicht zu melden haben?
Außerdem ist es ja so: Die Parteien können die Angeordneten nahezu nach Belieben austauschen. Irgendwer tritt zurück, jemand anderes rückt nach. Wahlen nicht erforderlich.
Aber es besteht durch solche Hinterzimmerverfahren ― selbst wo Parteitage Listen absegnen, wurden diese meistens schon anderswo zusammengestellt ― nicht nur keine Festlegung auf ein (persönlich gewähltes) Personal, sondern auch keine Verpflichtung auf eine bestimmte Programmatik. Im Wahlkampf wird X gesagt, beim Regieren dann Y gemacht: Das gilt als normal. Nun ist nichts dagegen einzuwenden, dass Parteien bekannt geben, was sie machen würden, wenn sie so könnten, wie sie wollten. Aber sie müssten, um sinnvoll wählbar zu sein, doch auch sagen, was sie bereit sind zu tun, wenn sie nicht so können, wie sie wollen. Dazu müssten sie vor der Wahl unter anderem auch sagen, mit wem sie nach der Wahl gegebenenfalls koalieren werden. Gerade das verweigern Politiker aber regelmäßig.
Es ist doch so: Das Wahlvolk soll der Politik einen Blankoscheck ausstellen. „Wählt uns erst mal, wir machen das dann schon für euch“: Das ist Entmündigung unter dem Vorwand der Volkswillens.
Man könnte also zusammenfassend sagen: Weil die indirekte, repräsentative Demokratie nicht wirklich repräsentativ ist, kann sie auch nicht demokratisch sein, und weil sie nicht demokratisch sein will, braucht sie auch nicht repräsentativ zu sein. Man muss nicht gleich ein staatsfeindlicher Anarchist sein ― wie ich es bin ―, um zu sehen, dass sehr viel mehr Repräsentativität und echte Demokratie möglich wäre, nämlich eine, die die Wahlberechtigten (deren übrigens mehr sein könnten durch den Nicht-Ausschluss großer Teile der „nichtdeutschen“ Wohnbevölkerung) ernst nähme, sie nicht entmündigte und ihnen nichts vorgaukelte.
Freitag, 3. Oktober 2025
Balken & Splitter (119)
Donnerstag, 2. Oktober 2025
Faschismus, Katechismus, alles dasselbe
Doch weil hinter der Dummheit der Maschinen immer auch die Dummheit der Menschen steckt, merke ich an, dass es die „Kirchenkritiker“ bedenklich stimmen sollte, dass ihre Vorurteile, die wahrscheinlich für selbstgewählte Überzeugungen halten, so ohne weiteres mit der kontingenten Blödheit von manipulativ-kommerziellen Algorithmen zusammenstimmen.
Dienstag, 30. September 2025
Gaza-Gaga
Sonntag, 28. September 2025
Notiz zur Zeit (260)
Folgerichtig verlangt eine andere österreichische Politikerin, Frauensprecherin der „Grünen“, die Streichung des Kindsmordes an Ungeborenen aus dem Strafrecht. Kinder sind ja offensichtlich keine seltene Spezies, die es zu schützen, und kein biodiverses Ökosystem, das es zu erhalten gilt. Weg mit dem Kroppzeug!
Immer Ärger mit dem Nachwuchs. Die oberösterreichische Volkspartei fordert, „sorglose und unkooperative Eltern“ gehörig mit Haft zu bestrafen, also solche, deren Verhalten einem „kriminellen Lebenswandel“ ihrer Kinder nicht vorbeugt. Ganz durchdacht scheint das Modell nicht, denn wie Eltern vom Knast aus ihre Kinder nicht verwahrlosen lassen sollen, bleibt unklar; es sei denn freilich, man sperrte gleich die ganze Familie weg. Dass das intuitiv gemeint sein könnte, wird sogar wahrscheinlich, wenn man bedenkt, dass Oberösterreich der Heimatgau des Führers ist und die Nazis Spezialisten darin waren, (von ihnen definierte) „Asoziale“ in Lager zu stecken und umzubringen. Es sollte einen also nicht wundern, wenn demnächst schon mal der Wunsch artikuliert wird, „unkooperative Eltern“ sterilisieren lassen zu dürfen. Als Zwischenschritt vor der familienfreundlichen Vergasung.
Donnerstag, 25. September 2025
Notiz zur Zeit (259)
Aus Anlass der Heiligsprechung eines toten Hasspredigers: Dieser Sekte sind noch viele Märtyrer zu wünschen.
Kimmel ist wieder auf Sendung. Ich will aber trotzdem kein Disney-Plus-Abo abschließen.
„Ab sofort gilt: Qualität ist Chefinnensache.“ Es ist immer wieder erstaunlich, wie sich jemand mit einem einzigen dummen Satz für alle Zeiten unmöglich machen kann.
Mittwoch, 24. September 2025
Ist der Westen schuld am Krieg in der Ukraine?
Wie soll man sich das vorstellen? Hätte Putin die Ukraine nicht überfallen, wenn der Westen ihn nicht sozusagen dazu gezwungen hätte? Dann war bestimmt der von der CIA gesteuerte faschistischen Putsch in Kyjiw, Verzeihung: Kiew, durch den ein prorussischer Machthaber vertrieben wurde, der Auslöser und die neonazistische Unterdrückung der Russen in dem unnatürlichen Gebilde „Ukraine“, aus dem dann einige Gebiete folgerichtig wieder heim ins Reich strebten.
In dieser Phantasiewelt ist der Wunsch osteuropäischer Länder, dem „westlichen“ Verteidigungsbündnis beizutreten (das dadurch ja eigentlich etwas „östlicher“ wurde), weil sie so ihre leidvollen Erfahrungen mit Russland hatten (und ihre begründeten Erwartungen), eine gezielte Umzingelung der wehrlosen kleinen Atommacht Russland, die daraufhin in einem Nachbarland einmarschieren musste, das der NATO nicht angehört. Was könnte der Westen nämlich anderes im Sinn haben, als Russland zu erobern, ihm seine traditionelle Rückständigkeit zu rauben und ihm eine Demokratie aufzuzwingen? Und natürlich alle Russen schwul zu machen! Pfui Deibel.
Die Verteidigung der Ukrainerinnen und Ukrainer gegen den Versuch, ihre Nation zu vernichten, ist gemäß dieser Weltsicht völlig irrational. Hätten sie sich gleich ergeben und unterworfen, könnte seit langem Frieden sein. Das bisschen Mord, Folter, Verschleppung und Unterdrückung, das in russländischem Herrschaftsgebiet an der Tagesordnung ist, ist doch ganz normal und wird mehr als ausgeglichen durch Propaganda und Hirnwäsche.
Es ist in dieser verqueren Weltsicht die Böswilligkeit und Dummheit der stur weiterkämpfenden Ukraine, die die Kassen des miltärisch-industriellen Komplexes klingeln lässt. Während hochgerüstete Diktaturen wie Russland und Rotchina eigentlich Friedensengel sind, deren gigantische Miltärausgaben rein gar nichts mit der Ausquetschung und brutalen Dressierung der Bevölkerungen zu tun haben.
In einem haben die Verrückten ja Recht: Besser wär’s, es gäbe keinen Krieg. Aber es gibt ihn und seine Ursachen liegen nicht im Westen. Es ist Russland, das ihn begonnen hat und nicht beenden will. Die Ukrainer und Ukrainer lebten lieber heute als morgen in einem demokratischen, friedlichen, ungestörten Gemeinwesen. Sie haben es sich nicht ausgesucht, Krieg führen zu müssen. Aber sie tun es, weil die meisten von ihnen lieber Schreckliches in Kauf nehmen wollen, als noch viel Schrecklicheres aufgedrängt zu bekommen.
In Wahrheit tut der Westen viel zu wenig, um Russland zu bekämpfen. Selbst Russlands direkte Interventionen im Bündnisgebiet führen (derzeit noch?) nicht zu angemessenen Reaktionen. Aus Angst vor „Esklation“. Allerdings sind sich steigernde Provokationen durch Putin faktisch auch eine Eskalation. Hat man Angst, der irre Kremlzwerg werde Atomwaffen einsetzen? Dann sollte man ihm unzweifelhaft klar machen, was die Folgen auch nur des Versuchs wären. Wozu haben die westlichen Mächte denn ihre nuklearen Arsenale, wenn sie nicht abschrecken?
Putin versteht nur die Sprache der Gewalt. Als die Türkei russländische Flugzeuge abschoss, die im Syrienkrieg türkischen Luftraum verletzt hatten, zerstäubte der Möchtegernzar nicht Ankara oder Istanbul, sondern zog den Schwanz ein. Heute küsst er Erdogan längst wieder den Arsch. (Pack schlägt sich, Pack verträgt sich.) Lerne: Wer sich jetzt kleine Nadelstiche gefallen lässt, lädt für später zur großen Messerstecherei ein. Wer beizeiten den mörderischen Rowdy abstoppt, muss später nicht seine Untertanen massakrieren.
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine ist ein Stellvertreterkrieg gegen den Westen. Das weiß jeder in Russland und viele unverantwortliche Verantwortliche sagen es offen. Auch Putin. Nur im Westen gibt es Gestörte, die sich einreden, es sei ein Krieg des Westens gegen Russland.
Für Kritik an Imperialismus, Hegemonialstreben, Mitlitarismus usw. usf. bin ich jederzeit zu haben. Aber in diesem Fall, dem der Verteidigung der Ukraine gegen den russischen Aggressor, steht der kapitalistische Wessen ausnahmsweise auf der richtigen Seite. Wenn auch auf wackligen Füßen. Es brauchte sogar viel mehr westliches Engagement, wenn es Frieden geben soll. Wer etwas anderes behauptet, steht, ob er es weiß oder nicht, im Dienst von Krieg und Diktatur.
Geschichtsklitterung als Gewissensberuhigung
Warum der zionistische Propagandaliterat Benny Morris in der BRD als Historiker gilt, habe ich nie verstanden. Man stelle sich vor, jemand schriebe: „Die Ermordung von Millionen Juden und Jüdinnen was fast unvermeidlich angesichts der Gefahr der Rassenmischung, der Gier und Herrschsucht der Juden, des Antisemitismus und der Machtergreifung der Nazis.“ Man würde sagen: Das ist nazistische Gequatsche.
Die obenzitierte Darstellung von Morris ist ganz ähnliches Gequatsche. Das „Flüchtlingsproblem“ (Die Vertreibung von Millionen nichtjüdischen Bewohnern aus dem Gebiet des selbstprokläamiert jüdischen Staates Israel) entstand, weil die Ideologie des Zionismus von Anfang an die Doktrin „Ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land“ zum Kern hatte, die Bewohner Palästina 1881 aber fast ausschließlich und noch 1947 überwiegend arabisch war, weil die jüdischen Einwanderer mit ihrem Landraub, ihrer Diskriminierung und ihrem Rassismus auf Widerstand stießen (vor der forcierten zionistischen Einwanderung und dem rücksichtslosen Breitmachen der Siedler gab es in Palästina keine Judenfeindlichkeit, diese war vielmehr Folge der zionistischen Politik, was manche Zionisten auch klar sahen und benannten, Buber z. B.); die Angst der Terroristen vor einem Verbleib zu vieler Terrorisierter, bevor man über sämtliche Repressionsmittel verfügte, war freilich begründet. Der Staat Israel war folgerichtig eine Kriegserklärung an die Mehrheitsbevölkerung und der damalige Höhepunkt (aber nicht das Ende) einer Reihe von monströsen Gewaltakten. (Die sich nicht nur gegen Araber, sondern auch gegen Engländer richteten.)
Wer sagte, „die Juden waren mit ihrer Deutschfeindlichkeit selbst schuld am Holocaust“, würde zu Recht geächtet. Wer sagt „Schuld an der Nakba und der anhaltenden, längst offen genozidale Formen annehmenden Repression der Palästinenser sind diese selbst mit ihrem Antisemitismus“ wird in der BRD hofiert und, wenn er mal wieder erklärt, warum Zionisten Nichtjuden vertreiben und töten müssen, im deutschen Feuilleton lobend erwähnt. Wie kaputt ist das denn?
Balken & Splitter (118)
Die Kirk-Witwe hat öffentlich behauptet, dass sie dem (mutmaßlichen) Mörder ihres Mannes vergebe. Was für eine widerliche Heuchelei! Ein peinlich durchschaubare Inszenierung ihrer angeblichen Christlichkeit. Was will die Dame denn überhaupt vergeben? Sie war es ja nicht, die erschossen wurde. Sie kann also nicht den Mord vergeben, sondern allenfalls, dass ihr ihr Mann genommen wurde. Merkwürdige Egozentrik in solcher Situation. Oder glaubt sie vielleicht, sie sei der liebe Gott (oder ein geweihter Kleriker) und könne Sünden vergeben?
Eine (mutmaßliche) MAGA-Anhängerin hatte, nachdem ich kommentiert hatte, Kirk sei ein devil in disguise gewesen und bestimmt zur Hölle gefahren, wo er ja auch hingehöre, gegenkommentiert, Kirk sei vielmehr von Engeln empfangen und zu Jesus geführt worden. Diese bigotten Protestanten wissen ja nicht einmal, was ihre Sekten lehren: In den Himmel kommt man erst nach dem Jüngsten Gericht. Wie auch immer. Ich wies ihr dann jedenfalls nach, dass Kirk das Gegenteil von dem gepredigt hat, was Jesus zum Beispiel gemäß Mt 26,31-45 verkündete. Dazu meinte sie nur, ich hätte das Recht auf meine Meinung. Dem stimmte ich zu, sprach ihr aber das Recht auf ihre „Meinung“ ab. (Rassismus ist keine Meinung, sagt man. Blasphemie auch nicht.) Daraufhin wurde ich von ihr geblockt (und meine Kommentare wurden von einem Dritten gelöscht). Freedom of speech? Offensichtlich nicht für Jesus und Broniowski.
Montag, 22. September 2025
Balken & Splitter (117)
Ich weiß, wer so redet, ist ein Hilfsnazi, ein williger Steigbügelhalter des autoritären Nationalismus, der offensichtlich Rassismus mit Demokratie für vereinbar hält. Also ein typischer machtgeiler, unternehmerhöriger, menschenverachtender Sozialdemokrat.
Sonntag, 21. September 2025
Mehr Kapitalismus wagen (wie immer)
Inflation, Schminflation. Alles wird teurer? Ja, aber Kaviar und Jachten doch auch. Eben. Man kann doch nicht dauernd die Löhne erhöhen, bloß weil man dauernd die Preise erhöht.
Die Industrie muss gerettet werden. Auch wenn ihre Arbeitsweise die Umwelt ruiniert und ihre Produktion in lauter sinnlosen Waren besteht. Gerade dann. Wir brauchen mehr Autos und Maschinen für den Autobau, mehr elektronisches Spielzeug (mit dem erwünschen Nebeneffekt der Überwachung) und mehr Wegwerfkram. Das Heil liegt im Konsumieren.
Wer das nicht einsieht, ist ein linker Spinner. Wir haben die Erde von unseren Enkeln nur geliehen, die müssen also selbst sehen, wo sie bleiben, die einen kriegen ja eh Vermögen vererbt und die anderen nur Altlasten.
Umverteilung ist pfui gack. Leistung darf sich lediglich dann lohnen, wenn damit eigentlich rücksichtslose Ausbeutung gemeint ist. Mehr Geld für gleiche Arbeit? Das wäre ungerecht. Mehr Geld für dieselben Waren? Das ist der Lauf der Dinge, das freie Spiel von gesteuerter Nachfrage und überteuertem Angebot.
Also: Nicht so gierig sein, sondern sich bescheiden zurückhalten, ihr Gewerkschafter und Innen! Wir müssen die Industrie retten. Arbeitsplätze retten. Profite retten. Wir müssen auf das Klima scheißen und hohen Energieverbrauch belohnen. Nur wenn es den Ausbeutern gut geht, geht es allen gut. Oder den meisten. Oder einigen. Oder wenigen. Eigentlich nur den Ausbeutern. Das müssen doch alle einsehen. Qualitätsjournalismus hilft dabei.
Samstag, 20. September 2025
Unterwegs (31)
Zu manchen Passantinnen, deren (oft grell gemusterte) Hosen hintenrum bis zum Platzen gefüllt sind, möchte man sagen: „Der Zoo hat angerufen. Die Nilpferde wollen ihre Ärsche zurück.“
Freitag, 19. September 2025
Balken & Splitter (116)
Donnerstag, 18. September 2025
Glosse CXL
… switcht in seinem Roman immer wieder zwischen Gegenwart und Vergangenheit und … Was zum Henker tut er? Warum wechselt er nicht einfach immer wieder oder, wenn es technizistisch beliebt, war um schaltet er nicht einfach um oder hin und her? Oder soll das jung und zeitgenössisch klingen, Herr Doktor? Der unbewusste Hass studierter Literaturwissenschaftler auf die deutsche Sprache scheint jedenfalls allzeit unwandelbar.
Mittwoch, 17. September 2025
Notiz zur Zeit (258)
Die Kandidatin der Ratesendung kommt aus Hannover, studiert Deutsch und Politik (Lehramt), ist gerade „im Master“ und will später „ans Gymmi“. Ihre Hobbys sind Yoga, „Kneipenquizze“ und „Escape-Räume“. Frage: Welche Farbe ist auf einer Verkehrsampel oben? Antwort: Grün. Frage: Gibt es EU-Mitgliedsstaaten, die ans Schwarze Meer grenzen? Antwort: Nein. Frage: Aus welchem asiatischen Land wanderte die Mutter von Kamala Harris in die USA aus? Antwort: Afrika. Frage: In welchem Gebäude wurde Friedrich Merz zum Bundeskanzler ernannt? Antwort: Bundestag. Frage: Welche germanische Sprache wird weltweit am häufigsten gesprochen? Antwort: Deutsch. ― Ums deutsche Bildungssystem muss man sich keine Sorgen mehr machen. Das hat sich offensichtlich von selbst erledigt.
Dienstag, 16. September 2025
Notiz zur Zeit (257)
Ich sag mal so: Wenn ein Mafiaboss mit seinem Geld au Drogenhandel, Erpressung, Raub, Mord usw. in seinem Heimatdorf einen kostenlosen Kindergarten finanziert, ist das kein Argument für die Mafia.
Merz kamen die Tränen bei der Eröffnung der Synagoge in der Reichenbachstraße. Hat man ihn je über die Toten von Gaza weinen sehen? Zugegeben, die Opfer der Deutschen aus der Nazizeit lassen sich leichter bertrauern; denn für die Opfer von heute könnte man als deutscher Regierungschef etwas tun, statt durch Unterstützung und Unterlassen mitzuhelfen, dass es sie überhaupt gibt.
Die Ernennung von Lahav Shani zum Reichsmusikdirektor ist stündlich zu erwarten. Dass einer sich so tüchtig für den Völkermord ausspricht, gefällt in der BRD. Dass andernorts jemand mit solch menschenverachtender Haltung als Dirigent unerwünscht ist, gilt Deutschen hingegen naturgemäß als unerträglicher und unverständlicher „Antisemitismus“.
Dass es auch anders, nämlich menschlich anständig, geht, hat der Dirigent Ilan Volkov bewiesen, der bei einem Konzert in London gegen sein Land und dessen mörderische Politik protestierte. Die deutschen Medien ignorieren das.
Was ist das nur für ein Land, in dem schlichter menschlicher Anstand als abscheulich und Protest gegen Massenmord als Verbrechen gilt? From the river to the sea, genocide gets support from Germany.
Samstag, 13. September 2025
Balken & Splitter (115)
Über politische Gewalt und ob man immer dagegen sein muss
Der Staat legitimiert sogar tödliche Gewalt: bei seiner Polizei, seinen Soldaten und (in manchen Staaten) bei seinen Henkern. Wer aber ohne staatliche Erlaubnis tötet, ist in der Sichweiise, die der Staat aufzwingen will, ein Verbrecher; und wenn er es aus politischen Gründen tut, ist er ein Terrorist. Seltsamerweise findet der Staat also gewöhnlichen Mord und Totschlag, der aus Habgier, Eifersucht, Wut usw. geschieht, für weniger schlimm als eine Tötung, die ein politisches Motiv hat. Egal, wie verständlich oder berechtigt das zu Grunde liegende politische Anliegen sein mag. Terrorismus ist Anmaßung: Wer terrorisiert, tut auf eigene Faust, was der Staat von Rechts wegen tut.
Wenn ab und an ein solches „Attentat“ geschieht, ist darum die Empörung groß. Die staatsfrommen Bürger beeilen sich, es zu verurteilen und ausgiebig zu beteuern, dass Gewalt in der politischen Auseinandersetzung nichts zu suchen habe.
Wenn dem wirklich so wäre, wieso gibt es dann Kriege? Diese werden aber geführt, nicht nur von Angreifern, sondern zu Recht auch von Verteidigern? Und was ist mit denen, deren Beiträge zum politischen Diskurs, der angeblich immer friedlich sind, menschenverachtende Hetze und faktische Kriegserklärungen sind, Aufrufe zur Gewalt und Unterdrückung? In Wahrheit ist die politische Auseinandersetzung, national verschieden und global recht uniform, von Gewalt geprägt. Von struktureller Gewalt, von rhetorischer Gewalt, von militärischer Gewalt. Bekanntlich gilt der Krieg als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Und ein weiser Mann hat vorgeschlagen es so zu sehen: Politik ist die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln.
Für Politik, die von Staaten und im Rahmen von Staatlichkeit betrieben wird, stimmt das ganz offensichtlich. Was aber ist mit der politischen Gewalt, die Privatpersonen ausüben? Ist sie ethisch (statt staatsjuristisch) betrachtet immer Unrecht? Oder kann sie gerechtfertigt sein?
Ich bin Anarchist und der Überzeugung, das Ziel der Herrschaftsfreiheit kann nur mit gewaltfreien Mitteln erreicht werden. Aber ich lebe wie meine Zeitgenossen nicht in einer idealen Welt, sondern in der realen Welt, in der, die von Gewalt erfüllt ist. Und obwohl ich für mich selbst unter den gegebenen Bedingungen Gewaltausübung ablehne, missbillige ich es nicht, wenn es Menschen gibt, die sich gegen die Gewalt, die ihnen und den Ihren angedroht oder angetan wird, wehren. Notwehr ist, unter bestimmten Bedingungen, durchaus legitim.
Darum auch die Tötung eines bestimmten Menschen, von dem Unheil ausgeht. Wer ist der Meinung, es wäre nicht gut und richtig gewesen, man hätte ― Nazikeule ausgepackt! ― beizeiten Hitler ermordet? Oder Lenin, Trotzki, Stalin, Mao oder Pol Pot? Millionen Menschen wäre der gewaltsame Tod erspart geblieben durch vielleicht nur einen gezielten Schuss auf den jeweiligen Bösewicht.
Gewiss, niemand möchte in einer Gesellschaft leben, in der dauernd die Vertreter der einen politischen Richtung die Vertreter einer anderen politischen Richtung abknallen oder in die Luft sprengen. Das wäre eine Art von Bürgerkrieg.
Aber der Kapitalismus (auch übrigens in seiner rotchinesischen Version) ist ja selbst eine Art von permanentem Weltbürgerkrieg. Seine neoliberalen, illiberalen, autoritären, minderheitenfeindlichen, fremdenfeindlichen, Recht und Gesetz missachtenden, Lüge und Betrug zur Normalität erhebenden Spielarten sind in Ideologie und Herrschaftspraxis nicht weniger verbrecherisch als Nazismus oder Kommunismus.
Verleiht das dem Einzelnen das Recht, sich selbst zum Richter und Henker aufzuschwingen? Nein. Aber es sollte doch auch die Heuchelei derer desavouieren, die über einen einzelnen Hetzredner, den jemand weggeräumt hat, allerhand Tamtam machen, aber die Tausende, Zehntausende und Hunderttausende unschuldiger Opfer von Völkermord und Krieg, Ausbeutung und Umweltzerstörung weder betrauern noch glaubwürdige Anstalten machen, künftiges Leid und Unrecht zu unterbinden.
Gewalt ist keine Lösung. Einen einzelnen Bösewicht zu eliminieren, ist auch keine Lösung (zumal die Dummen und Bösartigen nachwachsen). Aber derweil die ursächliche Gewalt herrscht, kann Gegengewalt von Partisanen und „Terroristen“ immerhin ein Zeichen setzen, dass Gegenwehr möglich ist, dass die, die noch Begriffe von Anstand und Gerechtigkeit haben, nicht alles hinnehmen, und dass Gewalt erntet, wer Gewalt sät.
Ich befürworte politische Morde nicht, aber ich verurteile sie auch nicht, wenn sie die Richtigen treffen. Einen Unterschied zu machen zwischen dem Bösen, das durch und durch Bösen angetan wird, und dem Bösen, das Guten oder nicht ganz Bösen widerfährt, halte ich für mein Recht und, ethisch betrachtet, jedermanns Pflicht.
Dienstag, 9. September 2025
Leute (36)
Samstag, 6. September 2025
Deren große und kleine Geschäfte
Uff, der Sozialstaat bleibt noch
In bemerkenswerter Eintracht lässt sich die bundesdeutsche Groko dazu herab, zuzugestehen, den Sozialstaat nicht abschaffen zu wollen. Das wird Freunde der verfassungsmäßigen Ordnung freuen, heißt es doch im Grundgesetz: „Die BRD ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.“ Und eben dieser Artikel 20 wird ja von Artike 79, Absatz 3 geschützt: „Eine Änderung dieses Grundgesetzes, durch welche (...) die in den Artikeln 1 und 20 niedergelegten Grundsätze berührt werden, ist unzulässig.“ Ein Bekenntnis zum Sozialstaat durch einen Politiker ist also so, als ob er erkläre, er sei damit einverstanden, dass weiterhin, wie in Artikel 1 vorgeschlagen, die Menschenwürde unantastbar und die staatliche Gewalt verpflicht sei, sie zu achten und zu schützen.
Donnerstag, 4. September 2025
Aufgeschnappt (bei Martin Buber)
Notiz zur Zeit (256)
Schreckliche Tefaubilder von den eingestürzten Häusern in Afghanistan und Menschen, die aus den Trümmern Lebende und Tote zu bergen versuchen. Mit bloßen Händen. Zu den Bildern wird gesagt: Es hätten nur Männer gefilmt werden dürfen, das Filmen von Frauen sei in Afghanistan verboten. Zwei Fragen. Erstens, wann hätten je irgendwo Frauen mit bloßen Händen in Trümmern nach Leichen und Überlebenden gegraben? Mir jedenfalls sind solche Tefaubilder nicht bekannt. Frauen stehen meist bloß da und heulen und jammern. Zweitens: In der BRD hat man schon vor Jahren „zur Verbesserung des Persölichkeitsschutzes bei Bildaufnahmen“ das upskirting und downblousing verboten: Bestraft soll werden, wer „absichtlich oder wissentlich von den Genitalien, dem Gesäß, der weiblichen Brust oder der diese Körperteile bedeckenden Unterwäsche einer anderen Person unbefugt eine Bildaufnahme herstellt oder überträgt, soweit diese Bereiche gegen Anblick geschützt sind“. Das ist geschlechtsneutral formuliert, was aber lächerlich ist, denn Beschwerden von Männern, die von Frauen oder Schwulen „unbefugt“ behelligt worden wären, waren nie Thema. (Vgl. auch „dick pics“.) Auch in Österreich ist im entsprechenden Gesetz ausdrücklich die „weibliche Brust“ aufgeführt. Beide Gesetze sind also ein eklatanter Verstoß gegen die Rechtsgleichheit von Mann und Frau! Wie auch immer: Meine Frage: Was ist der prinzipielle Unterschied eines Verbotes, Frauen überhaupt zu photographieren (Modell Taliban), und des Verbotes, bestimmte Körperteile zu photographieren (Modell Feminismus)? In beiden Fällen geht es um eine Sexualisiertheit des weiblichen Körpers, über deren Nutzung der Staat wacht. Im Westen darf jede Frau in der Öffentlichkeit fast nackt wie die billigste Hure herumlaufen und ihren Anblick jedem zumuten. Das ist Freiheit. Bei den Islamisten werden Frauen in der Öffentlichkeit in die Burka genötigt, weil jedes Hautfitzelchen unzulässige Geilheit aufstacheln könnte. Das ist Unfreiheit.
Dienstag, 2. September 2025
Authentischer Deportationskurs
Bundeskanzler Stocker wolle an einem scharfen Migrationskurs festhalten, wird vermeldet. Gemeint ist in Wahrheit: eine brutale Antimigrationspolitik. Es soll deportiert werden, bis die Schwarte kracht. Egal, wohin. „Ich will nach Syrien und Afghanistan abschieben“, wird Stocker zitiert. Und faselt etwas von „authentischer Interpretation“ der Europäischen Menschenrechtskonvention. Stocker versteht selbstverständlich nicht, was „authentische Interpretation“ bedeutet (dass der Gesetzgeber selbst festlegt, wie er seine Gesetze meint), er meint nämlich etwas anderes: Umgehung der bestehenden Rechtsvorschriften. Wenn es für die Deportationen keine legalen Wege gebe, wird Stocker zitiert, „werden wird die Grundlagen dafür schaffen müssen“. So ist es recht. Man darf sich beim Regieren nicht von Recht und Gesetz behindern lassen, schon gar nicht von internationalen Verträgen ― die haben ja Ausländer geschrieben! Pfui gack. Wenn also die Menschenrechte beim Deportieren im Weg sind, wird im Zweifelsfall drauf geschissen (das heißt: mit nationalem Rechtsbruch zurückgeschossen). Rassismus hat schließlich immer Vorrang.
Sonntag, 31. August 2025
Notiz zur Zeit (255)
Samstag, 30. August 2025
Vorschlag zur Güte: Jahrzehnte nummerieren!
Das erste Jahrzehnt umfasste dann die Jahre 1 bis 10, das zehnte Jahrzehnt die Jahre 91 bis 100. (Man rechne nach.) Die Jahre 101 bis 110 bildeten also das 11. Jahrzehnt, 1001 bis 1010 folgerichtig das 101., somit 2001 bis 2010 das 201. (zweihunderterste). Das Jahr 2025 liegt demnach im 203. Jahrzehnt nach Christi Geburt (oder „nach unserer Zeiteichng“ für Säkularitätsfanatiker).
Anfangs wäre diese Redeweise gewiss ungewohnt und darum verwirrend. Aber hat sie sich ersteinmal eingebürgert, erkennt man ebenso gewiss ihre Rationalität und Schönheit.
Welches Jahrzehnt einer Jahreszahl entspricht, ist übrigens leicht zu berechnen: Das letzte Jahr des Jahrzents, in dem das gegebene Jahr liegt, durch zehn geteilt – und man weiß die Nummer des Jahrzehnts. 996 gehört zum 100., 1535 zum 154. und 1789 zum 179. Jahrzehnt.
Freitag, 29. August 2025
Glosse CXXXIX
Donnerstag, 28. August 2025
Leute (35)
Montag, 25. August 2025
Schon wieder was über Gott
Dienstag, 19. August 2025
Unterwegs (30)
Lebe wohl, Kunstforum Wien
Mittwoch, 13. August 2025
Merz im Baggersee
Heiße Luft. Mehr nicht. Ein Krokodil im Baggersee. Ebenso spannend.
Merz hat nicht gesagt: Keine Waffen mehr an den völkermörderischen Terrorstaat Israel. Sondern nur: Keine, die in Gaza verwendet würden. (Wo gar nicht deutschen Waffen, sondern amerikanische zum Einsatz kommen.)
Merz hat nicht gesagt: Wir dürfen dem Hungern und Sterben nicht tatenlos zusehen. Wir können nicht solidarisch sein mit Kindermördern und Rassisten. Das Völkerrecht mus gelten, auch das „humanitäre“. Sondern nur. Ein bisschen weniger Waffen für unsere lieben Freunde.
Die BRD finanziert Israel und seine Politik also durchaus weiter.
Hysterische Kommentare wie der, dass nach Merzens Entscheidung jetzt die Hamas die BRD regiere, zeigen nur, wer dort nach Meinung der Prozionisten und Zionisten eigentlich regieren soll. Die jüdische Weltverschwörung.
Der deutsche Philosemitismus ist der Zwilling des deutschen Antisemitismus. Beide sind reines Ressentiment und haben mit der Realität nur insofern zu tun, als sie durch ihre Verblendung praktische Folgen haben. Für andere. Tödliche.
Und das ganze Land macht fleißig mit. Beim Schwatzen über Merz und Israel. Zumindest wollen die Medien diesen Eindruck erwecken. Es gibt ja auch keine anderen relevanten Themen. Warum sollten sich die Leute für die Ursachen und Folgen des durch ihren Lebensstil mitverursachten Kliamawandels interessieren, wenn sie doch in klimatisierten Flugzeugen in schön heiße Länder reisen (oder zumindest davon träumen) können? Warum sollten sie sich über die Rente, den Mangel an Pflegekräften und den Niedergang des Bildungswesen Sorgen machen, wenn sie doch so gemütlich im Schrebergarten grillen und dabei am Handy Netflix gucken können?
Saure Gurken waren gestern. Heute gibt’s Gaza und warum man gezielt wegschauen (und ein bisschen mitmorden) muss.
Sonntag, 10. August 2025
Das Leben überbietet die Kunst
Lorenzo Birnstingl. Wenn ich in einem meiner belletristischen Texte einen solchen Namen verwendete, sagte man mir bestimmt, das sei übertrieben bizarr.
Aber so ist das Leben. Es will immer noch phantastischer sein als die Literatur. Life imitates art, sagte Oscar Wilde. Ich sage: Was das Bizarre betrifft, setzt das Leben immer noch eins drauf.
