Je selbstgefälliger eine Reiseerzählung gerät ― aus Gutwilligkeit möchte man ironisch gemeinte Rollenprosa annehmen ―, desto mehr stören arge Schnitzer die aufwändige Simulation von Weltläufigkeit. Einer schreibt über Florenz: „Unser Hotel, in der Via di Santo Spirito gelegen, wird als Residenza d'Epoca geführt. Ich weiß nicht, ob das eine illustre Kette oder ein schmückendes Beiwort ist. Nun ja, es scheint eine noble Kette zu sein.“ Man könnte ja einfach ins Wörterbuch schauen und so erfahren, dass casa d’epoca schlicht Altbau bedeutet. Des Weiteren heißt es: „Am Piazza Santo Spirito befindet sich nicht nur die Kirche Santa Maria del Carmine, sondern auch das Insider-Restaurant Dolce Vita plus Cocktail-Bar.“ Ach, man kann schon mal etwas verwechseln. Das grammatische Geschlecht von la piazza und dem Platz zum Beispiel. Oder die Orte, die man angeblich so gut kennt, denn die Karmeliterkirche befindet sich am Karmeliterplatz und am Heiliggeistplatz steht die Heiliggeistkirche; welche Szene-Örtlichkeiten wo sind (und wie oft dort eine asiatische Touristin Gelegenheit zum außerehelichen Geschlechtsverkehr hätte) entzieht sich allerdings meiner Kenntnis.
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