Seit einiger Zeit sagt man den Leuten, sie verbrauchten nicht nur zu viel Energie, sondern auch zu viel Platz. Dauernd wird irgendwo gezeigt, wie lustig es sich in tiny houses wohnt. Je weniger Raum du beanspruchst, ein desto besserer Mensch bist du. Das Ideal ist vermutlich die Gefängniszelle. Es stimmt, viele Menschen müssen mit sehr wenig Wohnraum auskommen. Das nennt man allerdings Elend, nicht Lebensstil. Tatsächlich wird die Haltung zur Welt ganz wesentlich davon bestimmt, wie man wohnt. Wer eng und karg wohnt, fühlt und denkt anders, als wer großzügig und mit weitem Blick wohnt. Das unwillkürliche Gefühl der Seelenweitung, wenn man eine gotische Kathedrale betritt oder an Gold und Marnmor vorbei durch die Säle eines Palastes schreitet, diene als extremes Exempel. (Dabei gibt es sicher welche, die seelisch schon so deformiert sind, dass sie Kathedralen und Paläste verabscheuen.) Heutzutage ziehen die Leute es vor, Küche, Esszimmer und Wohnzimmer (worunter sie eine Liegelandschaft vor der Unterhalzungselektronik verstehen) in eins fallen zu lassen. Weil sie ihre eigenen Dienstboten sind und getrennte Zimmer für getrennte Lebensvollzüge für Luxus halten. Wohnen wird zum gleichförmigen Minimum mit einem begehrbaren Schrank als Schatzkammer für Besserverdiener. Als ob es überhaupt möglich wäre, zu viel Platz zu haben! Der zugegebenermaßen etwas kostet. Aber das ist ein Problem der nachhaltig herrschenden Wirtschaftsordnung, nicht einer befreienden und ins Recht setzenden Ethik oder Ästhetik. Dass nicht alle reich sind, dafür können Weite, Schönheit und Komfort nichts. Es gibt auch nicht etwa zu wenig Wohnraum, sondern zu viele Menschen. Je mehr es werden, desto unterdrückbarer sind sie. Darum: Krieg den Hütten! Krieg den Hüttlern und denen, die sie dazu machen!
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