Als ich von X. seinen Roman über den Schriftsteller Y. las, dachte ich, ich müsse sterben vor Langeweile. Ohne Spaß! Spaß hatte überhaupt nichts zu tun damit. Unter dem vielen öden Zeug, das mir untergekommen ist, gehört dieser Roman zum allerödesten. Ich ärgerte mich über mich selbst, dass ich die Lektüre nicht früher abbrach. Warum hatte ich sie überhaupt begonnen? Weil Z. den X. gelobt hatte. Ich selbst hatte noch nichts von X. gelesen oder auch nur gehört. (Von Y. hatte ich gehört, aber auch nichts gelesen.) Leider gebe ich viel auf Z.s Urteil, auch wenn wir einen sehr verschiedenen Geschmack zu haben scheinen. Aber was liegt am Geschmack! Es geht um begründete Urteile. Z. kennt vieles, das ich nicht kenne, weiß vieles, was ich nicht weiß, und was er sagt, hat meist Hand und Fuß. Leider verabsäumte ich in diesem Fall, herauszubekommen, was der Grund für Z.s Lob von X. war. Vielleicht hätte ich sonst vorher gewusst, wie sterbenslangweilig ich X. und Y. finden würde, und die Lektüre unterlassen. Im Unterschied zu Z. halte ich nämlich nichts davon, absichtlich schlechte Bücher zu lesen. Z. meint, daraus lerne man, wie es nicht sein solle. Danke, aber dafür ist mein Leben zu kurz. Seltsamerweise vertritt Z. andererseits die Auffassung, man solle nur loben, nie tadeln. Was soll man daraus lernen? In Wahrheit gibt es vieles, was Z. ausdrücklich verwirft. Während er nun aber mir oft vorhält, ich urteilte zu gern, urteilt er seinerseits mit großem Nachdruck und nicht selten hart. Aber Urteile nimmt er anscheinend nur bei anderen als solche wahr. Jedenfalls hat die lebensbedrohliche Lektüre von X.s Roman mir nicht nur diesen und seinen Autor verleidet, sondern auch Y. und sogar meine Wertschätzuung von Z. angekratzt. Was das Lesen schlechter Bücher nicht alles anrichten kann!
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