Mittwoch, 12. November 2025

Migration, Migration, Migration

„Deutschland unter Migrationsdruck“, lautet eine Schlagzeile. Und man jubelt: „Bis 2026 muss Deutschland keine Migranten mehr aufnehmen.“ Österreich hingegen müsste, aber der Innenminister kreischt: „Kommt nicht in Frage!“ Man verlangt nach einer Ausnahme von der Solidaritätspflicht.
Diese und all die anderen Redeweisen, die Migration als ein Übel betrachten, das man abwenden oder doch mindern muss, lassen vergessen (und sollen das ja auch), dass es hier nicht um Fälle geht, die sich zu statistischen Quantitäten addieren, sondern um Menschen und deren Schicksal. Um lebendige Menschen mit Wünschen, Ängsten, Sorgen, Nöten, Hoffnungen und mit Rechten.
Der Migrant und die Migrantin ist eine Last, ein Problemfall, eine Bedrohung. Unmündig, sprachlos, zu nichts zu gebrauchen, muss er, muss sie erst „integriert“ und bis dahin „betreut“ werden. Was das wieder kostet!
Dass die Ursache der Flucht- und Wanderungsbewegungen der Wunsch nach einem besseren Leben, nach Arbeit, Schutz und ein wenig Würde ist, durchaus verbunden mit der ganz normalen Bereitschaft, sich ausbeuten zu lassen, wird völlig ignoriert. Verschiedenheit und Einzelheiten werden ignoriert. „Die Migration“ ist eine kompaktes Entität, an der nur die Quantität interessiert und der bürokratische und finanzielle Aufwand, den es braucht, um nicht zuzulassen, dass die Aufnahmegesellschaft sich verändert. Migrierende sind keine Subjekte, was sie wollen, zählt nicht, egal, was es ist, es ist tendenziell sowieso alles illegal und kriminell. Ihre Existenz ist unerwünscht.
Christliches Abendland, Aufklärung, Menschenrechte? Drauf geschissen. Es geht um eine Politik der Affekte, der Mobilisierung von Ressentiments, um die Durchsetzung kurzfristiger Interessen und kurzsichtiger Planungen.
Wir sind wir und wollen das bleiben. Die anderen sollen bleiben, wo wir wollen. Wir haben die Welt nicht über unsere Köpfe hinweg so einrichten lassen, wie sie ist, um jetzt etwas daran zu ändern. Wir denken nicht daran, menschlich, respektvoll, fürsorglich mit irgendwem umzugehen, der nicht auf dieselbe Weise schon Untertan des globalen Systems ist wie wir. Die sprechen unsere Sprache nicht und wir können nur unsere. Wie wir auch nur unsere Lebensweise haben, unsere Gewohnheiten, unser Unglück, unsere Tristesse. Wir wollen unter uns bleiben, eine geschlossene Gesellschaft, gekettet an die Illusion unserer Besonderheit und von Herzen desinteressiert an den Besonderheiten anderer.

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