Das muss ich Ihnen noch erzählen: Sie kennen doch bestimmt Hermann Kestens berühmtes Buch „Dichter im Café“? Ich kenne es auch, das heißt: ich weiß seit Jahrzehnten, dass es existiert, habe es aber, aus Gründen, die mir unbekannt sind, in all der Zeit nie in Händen gehabt. Letztens wurde es in einem anderen Buch erwähnt, ich horchte auf, bestellte es mir, es wurde vorgestern geliefert. Als ich es nun gestern zu lesen begann, bekam ich schon bei Seite 14 einen tränenreichen Lachanfall. Denn dort beschreibt Kesten, wie er in Rom an der Piazza del popolo im „Rosati“ sitzt, hinüber aufs „Canova“ und über den Platz schaut. Genau diese Szene kommt (ohne Kesten, versteht sich) zweimal in dem Roman vor, an dem ich in den letzten Jahren schreibe! Ich finde das wunderbar. Was für ein erstaunlicher Zufall! Denn ein Zufall ist es, etwas, das mir (und, wenn ich das so sehen darf, Kesten) zustößt: Ich habe nicht abgeschrieben oder auch nur auf Gelesenes angespielt, und doch … ― Man ist eben immer weniger originell, als man meint, selbst wenn man aus persönlicher Erfahrung und den Tiefen des Unterbewusstseins schöpft.
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