Nicht hilfreich sei, was ich da schriebe, sagt S. Nun ja, ist das Hilfreiche nicht einfach bloß eine Abart des Nützlichen? Und wer wollte fordern, Philosophie oder Literatur müssten nützlich sein? Ist es nicht schon mehr als genug, wenn sie dazu verhelfen, die Dinge anders zu sehen als bisher, anders über sie zu denken, sie anders zu erleben? Hilfe zur Selbsthilfe: Ist die Chance auf Befreiung von Vorurteilen und Unklarheiten, von verstellenden Selbstverständlichkeiten und beschränkenden Gewohnheiten denn gar nichts wert, völlig unnütz? Kunst kann überwältigen, mindestens aber stutzig machen. Das Wohlgefallen, wenn es denn vorkommt, ist nur Nebenwirkung des Außergewöhnlichen. Hübsch artig braucht Kunst nicht zu sein, das sind die Leute schon selbst. Darin wollen sie bestätigt werden, und das sollen sie nicht. Ich sage Kunst und meine damit jegliche Gestaltung, die in die Wirklichkeit eingreift, ohne im vordergründigen Sinne nützlich zu sein. Ohne lediglich nützlich zu sein. Den auch Nützliches kann gut gemacht sein oder schlecht. Aber das Gute besteht nicht allein in der unmittelbaren Benutzbarkeit. Da muss ein Abstand sein, emphatisch gesagt: ein Abgrund sich auftun, zwischen dem Konsumenten und dem, was als Ware zu schade, zu kostbar, zu unverhandelbar ist. Das gilt auch für Gedanken. Nicht weil sie unnütz sind, sind sie gut. Aber sie können auch gut und hilfreich sein, ohne dass es sogleich auffällt. Man muss sich eben aufs Nachdenken einlassen. Einlassen wollen. Dann kann man auch bemerken, ob an den Gedanken etwas dran ist, ob sie falsch oder richtig sind und was mit dem Unterschied anzufangen wäre. Das braucht man nicht, wenn man festhalten will an dem, was einem erlaubt, doch noch auf eine heile Welt zu hoffen. Dann bleibt man besser bei dem, was man kennt. Freiheit ist da nicht hilfreich. Gewiss, man wird auch genervt sein und vielleicht unglücklich, aber man muss sich wenigstens nicht mit der Möglichkeit herumschlagen, dass etwas ganz Anderes zu erhoffen wäre als funktionierende Normalität.
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