Samstag, 1. März 2025

Stand der Dinge (meine Sicht), eine Fortsetzung

Es ist alles schrecklich. Schrecklich lächerlich. Schrecklich dumm. Schrecklich bösartig. Wäre es aber anders, wär’s mir auch nicht recht. Denn wenn beispielsweise Trump die Ukraine unterstützte und die Palästinenser, müsste ich anfangen, meine eigene Haltung doch sehr in Frage zu stellen.
Es ist traurig, dass die angebliche Vormacht der Freien Welt (tatsächlich die Vormacht des Kapitalismus) in die Hände einer Räuberbande aus lauter Schwachsinnigen gefallen ist, die genau das tut, was geistesschwache Verbrecher eben tun, die dazu Gelegenheit und Mittel haben: andere erpressen und schädigen.
Da darf man nicht zum Komplizen werden und nach Möglichkeit nicht zum Opfer, da muss man sich verweigern und sich wehren.
Es ist tieftraurig, dass das Menschenleben kosten wird.
Trotzdem, Präsident Selenksyj ist mein Held. Er ist vor dem bösen Clown und seinen Unterteufeln nicht in die Knie gegangen. Er hat die Würde einer ganzen Nation und den schlichten menschlichen Anstand verteidigt.
Würde und Anstand sind Trump und Seinesgleichen fremd und zuwider. Er hasst alle, die nicht so gierig, geil und dumm sind wie er. Er weiß Diktatoren zu schätzen, weil er selbst einer sein möchte (und auf Grund der verstaubten Verfassung der USA auch fast einer ist).
Trump ist nicht intelligent, nur instinktiv schlau, und er ist moralisch korrupt (ökonomisch sowieso). Mit so jemandem kann man nicht verhandeln, mit ihm gibt es keine geteilten Werte und keine gemeinsame Rationalität, an die man appellieren könnte. Für Trump gibt es, um ihn zu gewinnen, nur Anbiederung und Unterwerfung.
Das hat Selenskyj verweigert.  Der Preis mag hoch sein. Die Alternative hätte viel Wertvolleres gekostet: die Integrität. Altmodisch gesagt: die Ehre.
Слава Україні! Героям слава!

Freitag, 28. Februar 2025

Wozu Staat?

Dieses Gerede, dass der Staat notwendig sei, weil er die Menschen vor einander schütze, hat mit der Wirklichkeit nichts zu tun. In Wahrheit sorgt der Staat dafür, dass die einen die anderen weitgehend ungestört ausbeuten können, sie unterdrücken, schädigen, verdummen können. Der Staat ordnet und umsorgt den ständigen Bürgerkrieg, den Klassenkampf von oben nach unten, sein Sinn ist es, die Reichen auf Kosten aller anderen (auch der natürlichen Ressourcen, der Tiere und Pflanzen) reicher werden zu lassen und alle, die etwas dagegen haben könnten, in Schach zu halten.
Persönliche Freiheit, Meinungsfreiheit, freie Berufswahl, Vereinigungsfreiheit, Versammlungsfreiheit, Gleichheit vor dem Gesetz, Schutz vor Willkür, Rechtsstaatlichkeit usw. usf. all diese höchst erfreulichen und durchaus kostbaren Gewährungen (und nicht so sehr oder gar nicht „Errungenschaften“) sind dennoch nur Nebenwirkungen eines im Ganzen repressiven und destruktiven Systems ― und werden sofort geopfert, wenn das dem Staat und seinen Auftraggebern in den Kram passt. Es ist ja der Staat höchstselbst, der die Grenze zwischen Erlaubtem und Verbotenem festlegt. Der Staat bestimmt, an welche Regeln er sich halten will und welche Regeln seine Untertanen befolgen müssen. Und der Staat verfügt darüber, welche Ausnahmen von seinen Regeln er sich zugestehen kann. Darum darf der Staat, seiner Meinung nach, belauschen und ausspionieren, Eigentum wegnehmen, Leute einsperren, Meinungsäußerungen untersagen und bestrafen, die Religionsausübung beschränken usw. usf, wenn es ihm passt und er diese zumindest partielle Ungültigkeit der eigentlich gewährten Grundrechte als Gesetze verkündet und gemäß dieser seiner selbstgemachten Gesetze vollzieht.
Dass ist so „normal“, so selbstverständlich, so häufig und so grundlegend, dass die Absurdität dieser Zustände den allermeisten Bürgerinnen und Bürgern gar nicht auffällt. Wer sonst, wenn nicht der Staat, soll bestimmen, was Recht und Unrecht ist? Er tut es ja in unserem Namen und (wenigstens zumeist) in unserem Sinne. So stellen sich die Leute das vor. Doch die Gesetze sind, Demokratie hin oder her, keineswegs etwas, was wie ein Vertrag aushandelt wird und von beiden Seiten einzuhalten ist, sondern sie sind eine einseitige Festlegung von Seiten der mächtigen Institution, die das Gewaltmonopol beansprucht und das Festgelegte zurücknehmen oder nach Bedarf modifizieren kann.
Gewiss, viele Menschen fühlen sich in einer repressiven Situation durchaus wohl und machen dabei gerne mit, diese durchzusetzen (auch, indem sie Abweichler denunzieren). Viele glauben an Ordnung und Sicherheit und leugnen die offensichtlich Unordnung, das Versagen, die Verwüstung und all die Kränkungen der Vernunft, die staatliches Handeln fortgesetzt produziert. Aber dass es Freunde der Unterdrückung gibt (und Nutznießer, echte und vermeintliche), bedeutet nicht, dass Unterdrückung etwas Gutes ist.
Der Trick der liberalen Gesellschaften ist es, dass viele Freiheiten gewährt werden und deren Einschränkungen angeblich immer nur denen gelten, die diese Freiheiten bedrohen. Den Verbrechern. Den Gefährdern. Den Extremisten. Den Verrückten. Die Braven haben nichts zu befürchten, heißt es.
Autoritäre Systeme hingegen weiten nicht nur den Bereich der Abweichung und darum Bedrohung aus, die unterdrückt werden muss, sie sind überhaupt vorrangig mit der merkbaren Machtsicherung befasst. Das ist ineffizient. Liberale Systeme sind darum bestrebt, Unterdrückung und Ausbeutung, Überwachung und Steuerung so wenig merkbar wie möglich zu gestalten und sie vor allem als ganz und gar im Interesse der (Mehrheit der) Betroffenen und als mehr oder minder von diesen gewollt darzustellen.
So oder so ist das, was der Staat an Freiheit gewährt und als Toleranz fordert, nicht auf seine Großzügigkeit und seinen guten Willen zurückzuführen. Es sind nur Normen, Werte und Regeln, die einen möglichst ungestörten Geschäftsgang erlauben sollen. Wenn die Insassen der Wirtschaftsordnung daran glauben, dass alles mit rechten Dingen zugeht, dass der Staat ihr väterlicher Freund ist, der an ihrer Seite steht und sie schützt, ihnen Wohltaten gewährt und ihr Wohlverhalten, das auf Grund der Lenkung durch die Obrigkeit zum Gemeinwohl beträgt, belohnt, dann ist Ruhe im Karton und die grundlegenden Schweinereien können unbehelligt durchgezogen werden.
Darum gibt es tatsächlich Menschen- und Bürgerrechte, unabhängige Gerichte, eine an Gesetze gebundene Exekutive, Verbraucherschutz, Gefahrenabwehr, mal mehr, mal weniger frei zugängliche Bildungseinrichtungen, Kulturförderung usw. und nicht zuletzt allgemeine, freie, gleiche und geheime Wahlen. All das gibt es, und das ist gut so. Nur …
Was nützt die schönste Demokratie, wenn Trump, Melloni, Millei, Merz etc. dabei herauskommen und nicht zurechnungsfähige, intelligente, kompetente und mit konstruktiven Problemlösungsvorschlägen ausgestattete Politiker? Nicht, dass das Gesindel und Gesocks, von dem an regiert wird (in Demokratie und Diktatur) an allem Unheil in der Welt schuld wären, sie haben zwar ihren Anteil daran, aber vor allem dadurch, dass sie mit ihrem sinnlosen Herumgekaspere von der zu Grunde liegenden Herrschaft des Prinzips der Profitmaximierung (und die von dessen Agenten und Profiteuren) ablenken. Wenn allgemeine, freie, gleiche und geheime Wahlen immer nur zur Bestätigung des politischen Systems taugen, dass den Kapitalismus schützt und fördert, wozu sind sie dann gut? Ob die regierenden Knechte schwarz, rot, grün, gelb, blau, braun oder blasslila sind, der Unterschied ist im liberalen System gering. (Und in einer Diktatur hat man eh keine Wahl.)
Nein, der Staat schützt nicht vor dem Krieg aller gegen alle. Er organisiert ihn. Er zivilisiert ihn. Er domestiziert ihn. Mit anderen Worten, er hält ihn am Laufen. Wenn der Staat etwas Gutes wäre, wieso gibt es dann eigentlich soziales Unrecht, Armut, Umweltzerstörung, Hunger und Verschwendung? Kann der Staat nicht, was er verspricht, oder will es gar nicht? Oder nur in dem Maße, indem ein paar Privilegierte profitieren und die Masse sich nicht wehren will?
Wer käme auf die Idee, einen Schutzgelderpresser, der einen vor anderen Gangstern zu beschützen verspricht, für etwas anderes als einen Gangster zu halten, selbst wenn das mit dem Schutz funktioniert? Wenn aber der Erpresser das Geld nimmt und dann andere Gangster dazu einlädt, die Erpressten ihrerseits noch einmal auszupressen?

Donnerstag, 27. Februar 2025

Wider den Dienst für Mammon

Wenn Armut etwas Schlechtes ist, dann muss sie bekämpft werden. Wenn sie nichts Schlechtes ist, warum dann den Armen helfen? Den Armen aber muss geholfen werden, dass ist ein Gebot der Menschlichkeit und Gottes Wille.
Am besten ist allen geholfen, wenn es keine Armut mehr gibt (und keine neue entstehen kann). Es kann ja nicht darum gehen, dem einen oder anderen Armen seine Armut erträglicher zu machen. Das ist etwas Gutes, aber es genügt nicht. Armut als solche muss abgeschafft, also jene gesellschaftlichen Missstände müssen beseitigt werden, die Armut erzeugen.
Dafür genügt Mildtätigkeit nicht. Dafür braucht es politischen Willen und politisches Handeln. Es muss eingegriffen werden in das herrschende ökonomische System, dass unter dem Schutz der Nationalstaaten die Reicher immer reicher werden lässt. Dass die einen, die Wenigen, reich sind, hat zur Voraussetzung, dass die anderen, die Vielen, arm sind und bleiben. Das ist unmoralisch. Reichtum, der mit Armut erkauft wird, ist unmoralisch.
Niemand sollte sich Christ nennen, der das anders sieht. Jesus lässt an seiner Haltung keinen Zweifel: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher ins Reich Gottes gelangt. Darum: Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motte und Wurm sie zerstören und wo Diebe einbrechen und sie stehlen, sondern sammelt euch Schätze im Himmel ― gute Taten ―, wo weder Motte noch Wurm sie zerstören und keine Diebe einbrechen und sie stehlen.
Niemand sollte sich Christ nennen, der das herrschende politisch-ökonomische System bewahren will. Es erzeugt Armut, Ausbeutung, Unterdrückung und Betrug aller Art. Niemand kann behaupten, er liebe seinen Nächsten, Gottes Ebenbild, wenn er für dessen Entwürdigung und Vernutzung eintritt oder davon sogar noch profitieren will.
Das Schlechte am Weltwirtschaftssystem ist keine zufällige Nebenwirkung, die auch anders sein und abgestellt werden könnte. Das Schlechte folgt aus den Grundsätzen. Profitmaximierung auf Kosten aller ist genau der Götzendienst, vor dem Jesus warnt, wenn er sagt: Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.

Stand der Dinge (meine Sicht)

Es ist alles so schrecklich. So schrecklich lächerlich. So schrecklich dumm. So schrecklich bösartig. Dass ich das alles erleben muss, ist eine Zumutung. Warum halte ich es nicht wie so viele andere, schaue weg, höre nicht hin, lenke mich ab, betäube mich? Es ist schrecklich.
Nicht, dass es mich überraschte. Wer die Offenbarung des Johannes gelesen hat, kann nicht überrascht davon sein, dass alles ein schreckliches Ende nimmt. Aber es durfte trotzdem gehofft werden, es käme anders, weil doch alle Prophetenworte darauf abzielen, zur Umkehr zu bewegen. Die Hoffnung wurde enttäuscht. Die Ankündigungen erfüllten sich.
Dabei sprach alles dagegen. Wer hätte sagen dürfen, er wisse von nichts? Die Kenntnisse nahmen zu, die Warnungen wurden dringlicher, aber von Umkehr keine Spur. Im Großen und Ganzen wurde weitergemacht wie bisher. Die Ausbeutung der Menschen und der Lebensgrundlagen, die Unterdrückung, offen oder verdeckt, die Verdummung, all das nahm zu und immer neue Formen an.
Freilich, wer wissen wollte, wie es zuging in der Welt, konnte auch das in reichem Maße. Aber die meisten wollten belogen werden. Wollten abgelenkt und zerstreut werden. Wollten ihren Spaß haben und ihren Rausch.
Viele müssen ums Überleben kämpfen. Denen kann man nicht vorwerfen, dass sie nicht aufbegehren. Aber gar nicht so wenigen geht es doch gut. Die hätten Zeit und Kraft und Gelegenheit, Kritik zu üben und Änderungen zu verlangen. Fast keiner tut das. Das System funktioniert. Die Leute machen mit, weil alle mit, weil alle mitmachen. Sie verteidigen ihren relativen Wohlstand und und ihre relativen Freiheiten gegen de Rest der Welt, weil sie durchaus wissen, dass all das mit der Armut und Unfreiheit anderer erkauft ist. Sie wissen es und wollen es nicht wissen. Sie wissen auch, dass ihre Lebensweisen zerstörerisch sind. Verschwenderisch. Haltlos. Aber sie ändern sie nicht oder kaum, allenfalls in dem Maße, dessen sie bedürfen, um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen.
Keine Umkehr also, nirgends. Vielleicht von Einzelnen. Aber ohne Wirkung auf die Gesellschaft. Diese Zivilisation steuert sich auf ihren Untergang zu. Die Frage ist nur, ob zuerst der technische und ökologische Kollaps kommt oder die Herrschaft der Maschinen, der anonymen und automatischen Systeme, die die technokratischen Prinzipien, auf die sie programmiert sind, erbarmungslos durchsetzen und, einer Rationalität ohne Sinn und Verstand folgend, die Herrschaft der Sklaverei perfektionieren.
Hätte ich noch Hoffnung, so hoffte ich auf eine Katastrophe. Auf ein großes, heilsames Unglück. Oder wenigstens auf einen vorübergehenden Aufstand, dessen sinnlose Gewalt sicher schrecklich wäre, aber immerhin besser als der Schrecken ohne Ende, der die letzte Denkmöglichkeit darstellt.

Mittwoch, 26. Februar 2025

Über mein Gedicht „Station Philadelphiabrücke“

Zuerst war da die Wendung mein Herz dröhnt. Die fiel mir unvermutet ein und verlangte danach, dass etwas mit ihr gemacht werde. Mein Herz dröhnt. Ohne viel nachzudenken, assoziierte ich sogleich damit, dass mir seit ein paar Jahren in der Wiener U-Bahn-Station Philadelphiabrücke bei der donnernden Einfahrt eines Zuges immer das Herz stark bebt, wenn ich am Bahnsteig stehe. Ich kenne keine andere Station, in der das so ist. Dort aber finde ich den Lärm und die Erschütterung immer sehr unangenehm. Irgendwer hat da irgendwann irgendetwas technisch oder architektonisch verpfuscht, dass solch gewaltiges Dröhnen entsteht; früher war das jedenfalls nicht so.
Also schrieb ich Mein Herz dröhnt / von der Unvernunft der Verhältnisse und setzte dann erläuternd hinzu: wenn der U-Bahn-Zug einfährt. Aber das schien mir nicht ausreichend deutlich. Konnte ein Leser wirklich schon sehen, hören und verstehen, dass jemand am Bahnsteig steht und ein lauter, alles und also auch den Wartenden durchrüttelnde Zug einfährt? Darum beschloss ich zunächst, dass das Gedicht die Überschrift Philadephiabrücke bekommen solle. Und ich fügte als vierten Vers ein: Wenn ich in der Station am Bahnsteig stehe. Das passte aber nicht gut an das Ende. U-Bahnzug/Bahnsteig, das klapperte, das donnerte nicht. Also stellte ich die Wendung, gekürzt zu Ich stehe am Bahnsteig, an den Anfang. (Die Station wanderte in die Überschrift.)
Nun waren die Verse auch nicht mehr so verschieden lang. Das wäre zwar möglich gewesen, weil ich die Form gern vom Stoff her bestimme, aber so erschien es mir doch besser.
Dass ich aus von der Unvernunft der Verhältnisse dann von der Verhältnisse Unvernunft machte, war eher Gefühlssache. Es klang für mich besser und war zwar ein wenig gestelzt, aber gerade das schien mir zu passen: Dem brutalen Rumpeln des Fahrzeugs eine „edle“ Formulierung entgegenzusetzen.
Allerdings missfiel mir sehr, dass da ein „Ich“ am Anfang stand. Im Gedicht davor hatte ich mich noch über das lyrische Ich mockiert, über meine Neigung, immer und immer wieder davon Gebrauch zu machen. Probehalber setzte ich das Gedicht deshalb in die dritte Person. Er steht am Bahnsteig. Sein Herz dröhnt / von der Verhältnisse Unvernunft, / wenn der U-Bahnzug einfährt.
Das war’s. Das hätte mir schon genügt als eines meiner „minimale“ Gedichte. Aber als ich den Text dann aufschrieb ― ich „schreibe“ Gedichte oder Gedichtentwürfe immer erst in Gedanken, notiere sie dann und schreibe sie manchmal noch ab, bevor ich sie abtippe ―, sprudelte es hervor: Mitten durch ihn hindurch / gehn die falschen Zwecke und Mittel / der gehetzten Leute. Und der lapidare Schlusspunkt: Dann steigt er ein.
Im Grunde bringen der vierte, fünfte, sechste Vers nichts Neues. Was das Bild vom dröhnenden Herzen zeigen soll, wird paraphrasierend wiederholt und damit bekräftigt. Die Unvernunft der Verhältnisse erscheint als falsche Zwecke und Mittel, als etwas, was nicht nur besteht und geschieht, sondern vorgenommen und ausgeführt wird. Wie eben der Bau einer U-Bahnstation und von U-Bahnwägen, die zusammen fast unzumutbaren Krach machen. Oder wie all die Pläne und Handlungen, die die Leute, die eilig und gegeneinander gleichgültig in so eine U-Bahn einsteigen, gewiss umtreiben und die mit allen anderen Plänen und Handlungen (gesellschaftliche) Verhältnisse ergeben, die unvernünftig sind: für den Einzelnen unangenehm und schier bedrohlich. Kultur- und Gesellschaftskritik wird hier nicht expliziert, sondern als unschönes Erlebnis, das regelmäßig wiederkehrt (darum das Präsens) dargestellt. Aber es hilft ja nichts, die Verhältnisse sind, wie sie sind, der Einzelne kann da vorderhand nichts machen, auch er hat Pläne, will irgendwohin, darum muss er jetzt einsteigen wie alle anderen..
Kurz überlegte ich, ob ich wirklich die strophenartige Gliederung beibehalten sollte und strich (beim Abtippen) die Leerzeilen. Aber das sah falsch aus. Zu gedrängt. Mit den Leerzeilen schien es mir großzügiger und lesbarer. Viel Text war es ja ohnehin nicht.
Ich sage nicht, dass mir da ein sehr gutes Gedicht gelungen ist. Aber doch eines, mit dem ich zufrieden sein muss, weil ich es nicht besser machen könnte.Vielleicht interessert es den einen oder anderen Leser, wie ich dabei vorgegangen bin. Darum, und um es mir selbst zu erklären, habe ich es hier erzählt. 
Das Gedicht findet man auch hier: