Freitag, 4. März 2022

Am neunten Tag

Ich bin nicht fassungslos. Auch nicht sprachlos. Für mich hat sich nichts verändert. Fast nichts. Und doch wieder einmal alles.

Seuche. Teuerung. Krieg. Hunger. Heuschrecken. Erdbeben und Vulkanausbrüche. Sturmfluten. Plastik in der Umwelt und im Körper. Euthanasie. Kybernetisierung. Blutige Diktaturen feiern die olympische Idee.

Und Putin überfällt die Ukraine.

Krieg also. Es war auch vorher schon Krieg, auch und gerade dort. Aber jetzt ist es erst recht Krieg. Jetzt kann keiner mehr wegschauen. (Sollte man meinen.)

Darf das wahr sein? Es ist so völlig absurd, so absolut irreal, so total abstrakt. Und doch findet es statt. Es ist Wirklichkeit. Ganz konkret. Menschen sterben, Dinge werden zerstört. Krieg. Jetzt. Hier. Wie kann das sein? Wer macht so etwas? Wer lässt das zu?

Krieg war schon oft. Krieg ist auch anderswo. Dies ist nur ein weiterer Krieg. Nur.

Es ist unfassbar. Im Radio dasselbe Gedudel, dieselbe Reklame wie jeden Tag. Im Fernsehen dieselben Filme, Serien, Shows wie jeden Tag. Immerhin werden Karnevalsumzüge abgesagt. Und dauernd gibt es Sondersendungen, die auch nichts anderes als zu berichten haben als die Nachrichten (und für die es eigene Nachrichtensender gäbe).

Ein Rückfall in die Realität: Nach über zwei Jahren des Wahns, gegen ein tödliches Virus kämpfen und dafür Grundrechte, Ethik, Vernunft opfern zu müssen, wird schlagartig etwas anderes zum beherrschenden Thema, und das zuletzt von pandemischen Wellen geknechtete Europa schwenkt um zu einer Woge der Solidarität und Hilfsbereitschaft.

Was hätte man sich ― und den Ukrainern und Ukrainerinnen! ― ersparen können, wenn man schon 2014 gesagt hätte: Halt, nicht weiter! Zurück, marsch, marsch. Und jetzt, hätte man damals sagen müssen, nach der Eroberung der Krim und dem Einmarsch in die Ostukraine, tritt die Ukraine erst recht der NATO bei und außerdem der EU. 2014 hätte man sich 2022 ersparen können.

Krieg also. Man kann dagegen sein, und ich bin es, aber wenn er schon stattfindet, dann kann man nicht so tun, als gäbe es ihn nicht.

Oder doch. Manche können es. Manche halten Putin immer noch die Stange. Am russischen Überfall auf die Ukraine sei der Westen schuld. Die Einkreisung durch das Verteidigungsbündnis. Die US-amerikanischen Interessen. Es sei auch gar kein richtiger Krieg. Die Ukrainer sterben aus reiner Bosheit, wenn sie von den Russen bombardiert werden. Diese Faschisten! Diese Antisemiten! Und außerdem gibt es gar keine Ukrainer, die sind ja doch bloß Russen!

Das alles ist widerlich und dumm. Dass darunter auch Leute sind, die Kritik am Coronaregime geäußert haben (zum Teil durchaus vernünftige Kritik) finde ich besonders abstoßend, wie ich ja schon seit langem die Zustimmung (und sei es durch Schweigen) zum Coronaregime durch Leute, deren kritische Einstellung zu wissenschaftlicher Wahrheitsproduktion, Realitätssimulation, Überwachungsstaat, Biopolitik usw. usf. ich zuvor vorausgesetzt und zum Teil sogar gekannt und geschätzt hatte, erstaunlich abstoßend fand und finde. (Und dafür abgestraft werde.)

Na und? Was ist daran so ungewöhnlich, das ich nicht allem zustimme, was jemand sagt, manchem schon? Inwiefern spricht das gegen mich und meine Sicht der Dinge? Gar nicht. Ich will versuchen, es grundsätzlich zu erklären: X vertritt die Überzeugungen A und B, Y vertritt die Überzeugungen C und D. Ich kann sehr wohl B und C zustimmen und A und D zurückweisen. Dass weder X noch Y mich deshalb als einen der Ihren anerkennen, damit kann ich leben. Magis amica veritas.

Und jetzt ist Krieg. Wie fast immer. Nicht nur der Weltbürgerkrieg, als den ich die Weltwirtschaftsordnung, also eigentlich die Weltwirtschaftsunordnung, zu betrachten pflege, sondern sozusagen Krieg im Krieg.

Das stört. Und das ist gut. Auch die abgestumpften, zerstreuten, satten, abgelenkten, systematisch desinformierten und verblödeten Menschen „des Westens“ haben einen klaren Moment und begreifen: So nicht!

Aber Moment mal! Dieselben Regierungen, deren Coronapolitik ich von Anfang auch deshalb ablehnte, weil ich sagte, die da jetzt angeblich so besorgt um Leib und Leben ihrer Untertanen seien, seien doch dieselben Regierungen, die sonst für Ausbeutung, Umweltzerstörung und Verblödung arbeiteten, diese selben Regierungen also unterstützen jetzt die richtige Seite? Eben noch Hysterie und Panik und jetzt Empörung, Solidarität und praktische Hilfe? Nun, man hat gesehen, wie sie gezögert haben, wie sie unverantwortlich lange von Dialog gequatscht haben. Wie sie weiter Geschäfte machen wollten (und sie zur Stunde auch immer tatsächlich noch machen!). Der Krieg wurde ihnen aufgezwungen. Sie haben bei ihm nichts zu gewinnen. Sie werden ihn für sich nützen. Sie sind immer noch der Feind. Ein Feind. Der sich zufällig genötigt sieht, einem anderen Feind entgegenzutrenen. Gut so.

Dass ich die real existierenden Demokratien ablehnen, heißt ja nun wirklich nicht, dass ich die Diktaturen gut finde, ganz im Gegenteil, ich will ja nicht weniger, sondern mehr als „Demokratie“ und „soziale Marktwirtschaft“. Im Konfliktfall weiß ich, wessen Partei ich ergreife. Dazu muss ich meine Haltung nicht ändern, meine Überzeugungen nicht aufgeben: für Freiheit und Gerechtigkeit, für Würde und Selbstbestimmung, für ein friedliches und gedeihliches Zusammenleben. Gegen Unterdrückung, Lüge, Menschenverachtung. Das sind Kriterien und mit ihnen lässt sich etwas messen und entscheiden.

Immer wieder ist es doch so: Nicht meine Überzeugungen ändern sich ― außer durch Dazulernen und Umlernen auf Grund besserer Argumente, versteht sich ―, sondern die Verhältnisse ändern sich (wenngleich selten zum Besseren) und das Verhalten der Leute zu den Verhältnissen ändert sich. Ich war und bin gegen den Krieg: Ob nun „Krieg gegen das Virus“ oder „Befreiung der Ukraine von drogensüchtigen Faschisten“, beides ist von Grund auf falsch, weil die Voraussetzungen nicht stimmen, die Mittel untauglich sind, die Begründungen verlogen und weil die wahren Opfer verschwiegen werden.
 
Also meine ich, mir und meinen Überzeugungen auch unter schwierigen Bedingungen treu zu bleiben. Und das diese Überzeugungen mehr oder minder kohärent sind. Logisch und ethisch. Wie andere es schaffen, gegen eine „Coronadiktatur“ zu sein und mit Putins Diktatur zu liebäugeln, wie sie zu Recht in ihren Ländern Grundrechte einfordern können, deren Verweigerung in Russland offensichtlich ist, wieso sie die Propaganda der Pharmaindustrie kritisieren, aber die Lügen des Kremls selbst weiterverbreiten, all das verstehe ich nicht. Es geht mich auch nichts an. Ich suche nicht nach Verbündeten (oder gar einer Zugehörigkeit). Ich suche nach Wahrheit. Mir soll bloß die  Geschichte Recht geben. Am liebsten die Heilsgeschichte.

Ich will diesen Krieg nicht. Ich will gar keinen Krieg. (Das hat mich immer schon von „Linken“ unterschieden, die von Revolution als Massenmord und Bürgerkrieg träumten. Das und ihr theoretischer und praktischer Autoritarismus, ihre mal offene, mal klammheimliche Liebe zu diktatorischen Regimes.)

Ich will keinen Krieg. Ich will nicht sterben. Ich will nicht töten. Ich will nicht, das getötet und gestorben wird. Aber. Und es gibt ein Aber. Aber wenn es schon geschieht, dann soll die richtige Seite gewinnen. Denn es gibt eine richtige Seite und eine falsche. Es gibt Angreifer und Angegriffene. Es gibt Gut und Böse. Alle verlieren im Krieg: Ihr Leben, ihr Hab und Gut, ihre Moral, ihre Hoffnung, ihre Zukunft. Ihren Frieden. Ihr Heil. Also muss wenigstens verhindert werden, dass auch noch all der Verlust zum „Sieg“ der Unheilstifter werden kann.

Man braucht weder das Polen von 1939 gemocht haben, noch das Frankreich oder Großbritannien von damals. Man muss damals auch nicht Tscheche oder Jude (oder tschechischer Jude) gewesen sein. Aber ab spätestens dem 1. September 1939 gab es für keinen anständigen Menschen auf der Welt eine andere vertretbare Option, als gegen Hitlers Deutschland (und dessen Verbündete, zu denen bis 1941 die Sowjetunion gehörte) und für „den Westen“ Partei zu ergreifen. Und jeden, der in Wort oder Tat dagegen arbeitete, als Gegner zu betrachten. ― Ja, doch, man kann sehr wohl aus der Geschichte lernen: der Reigen der dialogversessenen Putinbesucher vor dem Krieg erinnert an München 1938 und die derzeitigen publizistischen Putinversteher sind Möchtegern-Hamsuns …

Wenn Krieg ist, muss er eben geführt werden. Man kann nicht so tun, als wäre er nicht. Aber ja, man könnte auch kapitulieren. Wenn man bereit ist, um der Rettung eigenen Interessen willen alle anderen zu verraten, ja, dann kann man schon mal vorauseilend kapitulieren.

Die Soldaten der Bundeswehr in Litauen haben zu wenig warme Unterwäsche, lese ich. Eines der reichsten Länder der Welt schert sich einen Dreck darum, ob seine Soldaten und Soldatinnen anständiges Unterzeug haben. Das ist irrational. (Und mies auch.) Man kann mit guten Gründen gegen Streitkräfte und Rüstung sein. Aber wenn man sich schon ein Militär leistet, dann sollte es funktionsfähig sein. Alles andere ist irrational. Wasch mir den Panzer, aber mach ihn nicht nass. Wenn schon eine Maschinerie zwecks Tötung und Zerstörung, dann so, dass sie zumindest ihre defensive und einschüchternde Funktion auch wirklich ausüben kann.

Das ist nicht Bellzismus, sondern Pragmatismus. Wenn schon, denn schon. Wenn nicht, dann nicht. Klare Verhältnisse und keine Halbheiten.

Igitt, Aufrüstung!, empört sich der Pazifismusspießer. Das will doch bloß das Kapital! Ja, stimmt, Krieg kostet nicht nur Leben und Sachgüter, er kostet auch Geld. Das heißt: Jemand verdient daran. Besser wär’s, wenn’s nicht so wäre, aber da es nun einmal so ist, muss man das Beste daraus machen. Krieg ist etwas Schlechtes. Ihn nicht zu verlieren, ist etwas Gutes.

Ich freue mich über die wirklich große und wirksame Hilfsbereitschaft, die besonders den aus der Ukraine Flüchtenden gilt. Plötzlich ist die EU in der Lage, auf Bürokratie, Demütigung und Entrechtung zu verzichten (wo war die entsprechende Rechtsvorschrift von 2001, die jetzt aktiviert wurde, eigentlich 2015 oder danach?). In Deutschland verzichtet die Bahn sogar auf Fahrscheinkontrollen! Ein unerhörter Vorgang. Wie hätte man sich das auch für Flüchtlinge aus Syrien, Libyen, Eritrea, Afghanistan usw. usf. gewünscht! Und wünscht es sich immer noch; ich jedenfalls. Darum: Alle erforderlich Unterstützung für die Ukrainerinnen und Ukrainer auf der Flucht! Und für die anderen Flüchtlinge nicht minder!

Was mich am meisten verblüfft: Hundertausende überqueren die Grenzen zu EU, viele Tausende werden auch in Deutschland aufgenommen ― und niemand fragt: Seid ihr geimpft? Wie oft? Oder genesen? Wenigstens negativ getestet? Solche Lächerlichkeiten sind (noch) kein Thema. Erst vor Kurzem noch war jeder Reiseheimkehrer misstrauisch als potenzielle Virusschleuder beäugt worden, man nahm absurde Einreisebeschränkungen und Quarantänevorschriften als Notwendigkeiten hin, die Gefahr kam aus dem Ausland. Welch ein erfreulicher Einbruch der Realität in den Coronawahn! (Dabei wird es allerdings nicht bleiben …)

Überall Gelb und Blau. In meinem Herzen sowieso. Nicht erst 2022, auch nicht erst seit 2014. Woher willst du wissen, ob das stimmt, was du über die Verhältnisse dort zu wissen meinst, wurde ich früher oft gefragt, du bist nicht vor Ort und sprichst nicht Ukrainisch. Ich verlasse mich auf die Schriftsteller, antwortete ich dann. Die Medien mögen lügen. Der Literatur, seit jeher eine Erfinderin von Wahrheiten, vertraue ich. Andruchowytsch und Schadan, um nur zwei zu nennen (denen ich zudem persönlich begegnen durfte), lügen nicht. So viele andere Autorinnen und Autoren lügen nicht. Selbst wenn sie einseitig, aus beschränkter Perspektive und mit bestimmten Interesse schrieben, wäre doch ihre Literatur wahr. Weil ich sie zu lesen verstehe (behaupte ich). Nicht, dass ich Belletristik mit Journalismus verwechselte, aber ich traue Romanen, Gedichten und Essays mehr als Reportagen. Wem ich vorher vertrauen konnte, dass er kein Lügner und Blender ist, dem darf ich auch in Krisenzeiten vertrauen. Und das sind eben die Leute, deren Handwerk ich einschätzen zu können vermeine, weil es auch das meine ist.

In einem Gespräch mit einer wichtigen oder sich zumindest wichtig nehmenden deutschen Zeitung (die den Text hinter einer Bezahlschranke hütet) sagte Jurij Andruchowytsch laut Schlagzeile: „Wenn es so weit ist, gehe ich zu den Partisanen.“ Ich verstehe genau was er meint. (Meine ich.) Das ist keine künstliche Dramatisierung. Keine Romantik. Das ist die innere Notwendigkeit eines fühlenden, denkenden, schreibenden Menschen, der in seiner Existenz als fühlender, denkender, schreibender Mensch tödlich bedroht ist. Der nicht hinnehmen darf, dass derartige Gewalt über ihn herrscht und alles auslöscht, wofür er lebt, und der sich darum gegebenenfalls mit Gewalt gegen die Gewalt wehren muss.

Wohl dem, der, wenn es so weit ist, ins Exil gehen kann oder der schon dort ist. Man hat ihm schon genommen, was ihm gehörte. Das Leben freilich nicht. Und vielleicht bleibt ihm die Sprache und das Schreiben. Aber einen Teil von ihm hat man zerstört. Für immer kaputt gemacht. Es gibt Schlimmeres als das Exil. Und doch verstehe ich jeden, der sich weigert, nur das Allerschlimmste nicht hinzunehmen, sondern der schon vorher nein sagt und nach Mitteln sucht, ganz praktisch gegen das Böse zu kämpfen.

Wohl dem, der Böses nicht mit Bösem vergilt. Wohl dem, der die andere Wange hinhält, wenn man ihn auf die eine schlägt; es sollte nur unbedingt und zweifelsfrei ausschließlich die eigene Wange sein …

Ich bin zu einem Viertel ukrainischer Abstammung. „Wir Ukrainer“ sind eine Nation von Partisanen. Bis weit in die 50er Jahre hinein kämpften „Nationalisten“ gegen die sowjetischen Besatzer. Sie unterlagen. Aber lieber starben sie für die Freiheit, als sie freiwillig aufzugeben. Zur Hälfte bin ich böhmischer Abstammung: Jan Palach verbrannte sich auf dem Wenzelsplatz, um gegen die sowjetische Besetzung der Tschechoslowakei zu protestieren. (Einen Monat später verbrannte sich Jan Zajíc, nochmals zwei Monate später Evžen Plocek.) Ich will das alles nicht, keinen Krieg, keine Partisanen, keine Märtyrer. Aber der Krieg findet bereits statt.

Als notorischer Wehrkraftzersetzer und habitueller Zivilist, der noch nie eine Waffe oder auch nur eine Uniform (und sei es von der Feuerwehr) getragen hat, bin ich nicht „für“ den Krieg. Ich hasse ihn aus ganzem Herzen. Allerdings findet er statt, und ich kann es niemandem verdenken, sich zu wehren. Auch wenn dazu Töten und Zerstören gehört. Ich bin nicht in der Situation, vom Schreibtisch aus über die Verteidiger ihrer selbst, ihrer Angehörigen und ihrer Landsleute (und letztlich menschlichen Werte) irgendwie zu urteilen. Wer weiß, was ich selbst täte, wenn nicht bloß ich, sondern alles, was mir etwas bedeutet, durch einen irren und albernen Diktator und seine Kriegsverbrechen bedroht würde. Gewaltlosigkeit muss man sich erst einmal leisten können. Sie hat ihren Preis. Könnte ich ihn aufbringen?

Ich will auch nicht, dass Russen sterben. Junge Männer sehe ich vor mir, unschuldig, unwissend, dumm gemacht, nichts Böses wollend, zum Bösen gezwungen. Mit Freude lese ich die Meldung (die bitte wahr sein möge!), wonach Polizei und Zivilisten Panzer aufgehalten und deren Besatzungen sich widerstandslos ergeben hätten. Jeder Mensch ist mein Bruder oder meine Schwester. Ich will nicht seinen oder ihren Tod. Aber. Und es gibt ein Aber. Wenn die einen Brüder die anderen Brüder umbringen wollen, haben die alles Recht der Welt, sich zu wehren.
 
Ich will auch nicht, dass irgendein Russe, der im Ausland lebt und mit Putins Krieg nichts zu tun hat, auch nur scheel angesehen wird. Wie widerwärtig ist das denn! Gewissen Leuten ist wie immer nichts zu blöd. Backshops nehmen „Russischen Zupfkuchen“ (eine in Russland unbekannte Mehlspeise) aus dem Sortiment. Russlanddeutsche werden (weiterhin) angepöbelt. Und und und. Die Woge der Hilfsbereitschaft hat am Rande Verwirbelungen der Bosheit. Dumm und bösartig sind die Menschen , wenn man sie lässt! Die Anständigen sollten dem entgegentreten.

Dirigenten zu entlassen oder Sängerinnen nicht auftreten zu lassen, weil sie nicht die gewünschte Gesinnungsbekundung abgeben, ist schäbig. Eine persönliche Bekanntschaft mit Putin ergibt keine Kontaktschuld. Auch Nationalismus wäre von Meinungsfreiheit gedeckt. Diese Leute sind ja nicht erst seit gestern auf diese oder jene Weise mit der Macht verklüngelt. Man betrachte den Einzelfall und handle nicht aus vorauseeilendem Ressentiment gegen alles „Russische“. Wenn also einer Putins Krieg ausdrücklich unterstützt: Hinaus mit dem Schuft! Wenn aber einer nur nichts sagt, etwa weil er zu Hause noch Familie und Freunde hat, für die er Repressalien befürchtet, dann reagiere man mit Milde und Verständnis.

Wirtschaftliche Sanktionen treffen auch die „kleinen Leute“ in Russland. Das ist nicht zu vermeiden. Und der Krieg trifft die Menschen in der Ukraine noch viel härter. Darum dürfen, müssen und können die Sanktionen kaum scharf genug sein. Und sie sollten nicht bloß die Oligarchen treffen, die Putin im Grunde völlig wurscht bis verhasst sind, sondern die komplette Hierarchie seines Herrschaftsapparats. Seine bürokratischen, polizeilichen, geheimdienstlichen militärischen Handlanger. Keine Konten, keine Shoppingtouren, keine Villen, keine studierenden Kinder mehr für sie im „Westen“!

Putins Krieg ist nicht nur einer gegen die Ukraine. Auch nicht nur gegen den Westen. Putins Krieg ist ein Krieg gegen alle Menschen. Nichts, was Wert hat, ist vor ihm sicher. Putin führt Krieg, weil er es kann. Das Böse ist grundlos. Ideologien sind doch bloß Vorwände. (Die Bolschewiken waren Marxisten, weil sie an die Macht wollten, nicht umgekehrt.) Wer von Geopolitik, Sicherheitsinteressen oder dergleichen schwatzt, hat nichts begriffen. Herrschaft wird um der Herrschaft willen ausgeübt. Krieg ist eines ihrer Mittel, gerade weil dabei so sinnlos und unwiederbringlich Leben und Güter vernichtet werden.

Das Undenkbare kommt der Realität gefährlich nahe. Fast hätte man die gewaltigen Vorräte an Atomwaffen, die überall auf der Welt in falschen Händen sind, schon vergessen haben können. Nun kann man wieder gar nicht anders, als an sie zu denken.

Es ist letztlich noch immer gut gegangen. Nichts garantiert, dass das so bleibt. Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Kästner). Es muss alles getan werden, um nicht das Böse gewinnen zu lassen.

Ich will diesen Krieg nicht. Aber er findet statt. Ich will ihm nicht zum Opfer fallen. Auch andere sollen nicht zu seinen Opfern werden. Aber. Und es gibt ein Aber. Aber wenn es schon Opfer gibt, soll es sie nicht „umsonst“ gegeben haben. Die gute Seite muss gewinnen. Wenigstens ein bisschen. Zumindest darf sie nicht alles verlieren.

Наша дума, наша пісня
Не вмре, не загине …
От де, люде, наша слава,
Слава України!
 
Героям слава!

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