Dienstag, 1. Juli 2025

Leute (34)

Als Maler und Zeichner ist X. es gewohnt, die Dinge von außen zu sehen und ie nur im Hinblick auf ihre unmittelabre Wirkung auf ihn selbst wahrzunehmen. Daher wohl auch seine Fremdenfeindlichkeit. Wenn er auf der Straße dicke Frauen mit Kopftuch und langem Mantel sieht, ist er entsetzt, er nimmt das Phänomen rein ästhetisch, es gefällt ihm nicht, und keinen Augenblick lang versetzt er sich in die Frauen hinein, es liegt ihm nichts daran, den Kontext zu begreifen, er wird einfach abgestoßen und ist dagegen. Noch schlimmer ist es mit der Zuwandeung. Er kennt kaum Migranten. Für ihn sind das Zahlen, und man hat ihm gesagt, die seien zu hoch. Er empfindet das als wahr, weil er in einer Großstadt lebt, die viel Zuwandeung anzieht und in der viele Sprachen gesprochen und viele Bräuche gelebt werden. Er findet jeden Tag Bestätigung und nimmt eine Flut war. Er interessiert sich nicht für die Einzelnen und ihre Erlebnisse. Deren Wünsch, Bedürfnisse, Rechte existieren für ihn nicht. Er findet, die Leute sollten zuhause bleiben und dort etwas verbnessern. Dass er selber wie die Made im Speck lebt, nicht durch eigenem Zutun, sondern gemäß den gesellschaftlichen Bedingungen, bemerkt er nicht. Er erlebt Fremdes und fühlt sich unwohl. Es ist nicht wie das Fremde im Urlaub, wo er mit seinem Geld der Chef ist. Dieses Fremde kommt zu ihm, konkurriert mit ihm in seiner Lebenswelt und stellt ihn in Frage. Er versteht die Fremden nicht und sucht nicht nach Verständigung. Tatsachen ignoriert er und übernimmt Parolen. Nicht weil er dumm ist, sondern weil sich dummzustellen bequemer ist, weniger Mühe erfordert und ihn ein bisschen mächtiger erscheinen lässt. Immerhin gehört er hierher, die anderen nicht. Seine Fremdenfeindlichkeit ist wie eines seiner altmeisterlich gepinselten Bilder: langweilig, aber halbwegs gekonnt.

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