Bin ich ein schlechter Mensch, weil ich nicht mitjammere, wenn es um die Zerstörungen durch die aktuellen Überflutungen geht? Sicher tun auch mir die Leute leid, die Teile ihres Hab und Guts verloren haben (und die Toten und Verletzten sowieso), aber andereseits gibt es in ihrem Land Versicherungen, öffentliche Hilfen und ein gutes soziales Netz. Anderswo haben Menschen das nicht und sind wirklich arm dran, auch wenn sie schon vorher bettelarm waren. Und dann ist da noch die durchaus auch moralische Frage, ob man nicht durch einen anderen Lebensstil, einen mit weniger wassernaher Verbauung, mit sehr viel weniger Asphalt und Beton und dafür mit mehr Freiraum für Flüsse und Bäche die Wirkung von unerwartet starkem Regen und außerordentlichen Pegelständen zumindest abmildern hätte können. Wenn man denn aus vorausgegangenen Flutkatastrophen etwas hätte lernen wollen.
Ich persönlich sehe die Wassermaßen gern. Mich betreffen sie ja auch nicht. (Mich betrifft aber sehr wohl der oben genannte Lebensstil, der ja auch Energievergeudung, Abgase und Müll umfasst.) Ich nehme Überschwemmungen bevorzugt von der ästhetischen Seite. Und von der, wie soll ich sagen, apokalyptischen. (Apokalypse heißt übrigens Offenbarung und nicht Weltuntergang.) Die Überheblichkeit des Menschen findet da jäh und eindrucksvoll ihre Grenze an der Urgewalt der Elemente. Hin und wieder zeigen eben Feuer, Luft, Wasser und Erde mit Bränden, Stürmen, Fluten, Erdbeben und Vulkanausbrüchen, dass der Mensch nicht Herr der Welt ist. Dass er sich bescheiden sollte und seine Eingriffe und sein Vordringen in das, was er selbst Natur nennt (die Natur selbst weiß nichts von Natur), gefälligst auf ein Mindestmaß zu beschränken hätte. Er hat ja ganz offensichtlich die Folgen seines Größenwahns und seiner Gier nicht im Griff.
Mich befriedigt dieser Gedanke. Ich halte vom Menschen als technischem Weltgestalter nämlich nicht viel, eigentlich gar nichts. Ich bezweifle zwar, dass elementare Katastrophen im engeren Sinn göttliche Strafen sind. Aber Warnungen sind sie. Angebote, doch endlich umzudenken und etwas am Naturverbrauch und Naturumbau zu ändern. Allerdings bezweifle ich auch, dass das in großem Stil passieren wird. Immerhin ist es nicht mit den Kapitalinteressen vereinbar, also nicht mit der Politik, also nicht mit den Medien, also nicht mit der Masse der Leute. Das ist traurig.
Kommt, Elemente, tobt euch aus!
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