Man könnte stattdessen auch an die Kriegsbegeisterung denken, die die Menschen in verschiedenen Ländern Europas 1914 erfasstem eine freudige Bejahung von Zerstörung, Töten und Getötetwerden, begleitet vom Versprechen auf baldigen Sieg der gerechten Sache (der eigenen), eine blinde und unduldsame Begeisterung, die fast alle mit sich riss, die breite Masse sowieso, aber auch viele Intellektuelle und sogar die Parteien der Arbeiterschaft, die kurz davor noch den bürgerlichen Krieg verworfen und sich bereit erklärt hatten, ihn gegebenenfalls in einen Bürgerkrieg zwecks proletarischer Revolution umzuwandeln. Nur wenige entzogen sich dieser Kriegsbegeisterung, noch viel weniger Menschen stellten sich dagegen. Was damals nicht nur Politiker an sinnlosem Hassgeschwätz von sich gaben, sondern auch Schriftsteller, auf deren Geschmack und Urteilsvermögen man zuvor hätte vertrauen wollen, gehört zur ewigen Schande der europäischen Kultur. Man weiß, wie die Sache ausging. Manche gewannen den Krieg, die meisten verloren ihn. Aus der Verrohung, der Gewaltgewöhnung, der explosiven Mischung von Frustration und Ressentiment und besonders der Machtanbetung, die der Krieg forciert hatte, erwuchsen Faschismus und Nationalsozialismus (und in gewisser Weise auch der diesen vorangehende Bolschewismus, dessen Blutbäder ohne die des Krieges wohl nicht möglich gewesen wären).
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