Es gibt verschiedene Formen von Atheismus. Wirklich glaubwürdig wäre aber wohl nur ein Atheist, der aufrichtig bedauert, dass seiner Überzeugung nach Gott nicht existiert. Denn wer das Dasein Gottes nicht für unbedingt wünschenswert hält, hat entweder nicht verstanden, was gemeint ist, wenn von Göttlichem die Rede ist, oder aber, er versteht es und ist trotzdem dagegen, dann wäre er bewusst böswillig. Die meisten Atheismen bewegen sich nun allerdings irgendwo dazwischen, zwischen Unverstand und Groll, zwischen Gleichgültigkeit und Ressentiment. Bei vielen Atheisten hat man den Eindruck, sie suhlen sich in ihrem Unglauben und sind nicht zufrieden, wenn sie nicht mit Dreck spritzen können. Dazu kommt oft der triumphalistische Aberglaube, die „wahren“ Gründe des Gottesglauibens durchschaut zu haben. Seltsamerweise werden die Gründe für den eigenen Atheismus nie so genau betrachtet. Dass es nur Vernunftgründe seien, die den Ausschlag geben, könnte nur glauben, wer sich noch nie mit einem Atheisten unterhalten hat. Meist geht es um Unvermögen und Unwillen. Wer durch Gläubige in irgendeiner Weise verletzt wurde, ist noch am ehesten entschuldigt, auch wenn der Schluss, vom Fehlverhalten von Gläubigen auf die Irrigkeit des Glaubens zu schlissen, offensichtlich falsch ist. Ansonsten sollten Atheisten sich der Redlichkeit halber klar machen, dass sie etwas negieren, was sie nicht begreifen. Unglaube ist, wie das Wort schon sagt, ein Mangel. Wer ihn für eine Errungenschaft hält, findet sich unversehens in Gesellschaft von Hitler, Stalin, Mao und Pol Pot wieder. Gewiss, auch Gläubige haben im Namen des Glaubens Verbrechen begangen, aber dass Verbrechen und Gottesglaube einander widersprechen, spricht ja gerade für diesen — nicht für jenes und nicht für Glaubensschwund, Glaubensverlust oder Glaubensgegnerschaft.
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