Mittwoch, 14. November 2012

Heterosexualität als Sicherheitsrisiko

Nicht, dass mir nicht herzlich egal ist, welcher ranghohe US-General an welche Tussi welche „unangemessenen“ E-Mails geschickt oder welcher welche gevögelt hat. Mir genügt zu wissen, dass sich da gerade ein bisschen supermächtige Wehrkraft zersetzt. Darüber hinaus aber amüsiert es mich, mir vorzustellen, Herr Petreaus hätte seine Ehefrau nicht mit einer Frau, sondern mit einem Mann betrogen, oder Herr Allen hätte seine Ergüsse — und womöglich vertrauliche bis geheime Informationen — nicht an eine Gespielin, sondern einen Liebhaber versendet. Holla, da wäre aber das Geschrei groß! Traditionell gelten ja Schwule in Streitkräften als Sicherheitsrisiko. Weil sie erpressbar seien. Dass sie nur erpressbar sind, solange sie diskriminiert (etwa als Sicherheitsrisiko behandelt) werden, wird dabei meist ignoriert. Außerdem sind Schwule bekanntlich so triebgesteuert, dass sie sich nicht im Griff haben. Nun, wie sehr sich heterosexuelle Oberbefehlshaber und Geheimdienstchefs im Griff haben, kommt ja jetzt ans Licht. Trotzdem gilt: Wären homosexuelle Avancen und Akte Gegenstand des Skandals, stünde die homosexuelle Neigung als solche am patriotischen Pranger. Da es aber nur um Heterosexuelle geht, ist von Heterosexualität folgerichtig gar nicht erst die Rede. Einmal mehr wird die berüchtigte Maxime Don’t ask, dont tell befolgt, nur hier in ihrer re-invertierten, also heterosexuellen Variante. Über Heterosexualität als solche spricht man nicht. Nicht einmal dann, wenn die nationale Sicherheit betroffen ist. Oder gerade dann nicht. Das Risiko wäre zu hoch.

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