Heißt es richtig „des Deutschen“ oder „des Deutschs“? Je nachdem, was gemeint ist. Wie aus dem unten angeführten Zitat* — kein „deutscher“ Text ohne Fußnote! — hervorgeht, handelt es sich um diesen Bedeutungsunterschied: Ist die deutsche Sprache als solche gemeint, ist die erste Form zu bilden, meint man eine bestimmte Weise, die deutsche Sprache zu gebrauchen oder zu beherrschen, gilt die zweite Form als korrekt. Es heißt also „Im Deutschen gibt es verschiedene Deklinationen“, aber „Die mangelhafte Beherrschung der Deklinationen blieb eine Schwäche seines Deutsch“.
Im Unterschied zu dem von mir — den Einwänden Karl Krausens zum Trotz — sonst als Autorität verehrten Gustav Wustmann neige ich bei der endungslosen Form zur Undeklinierbarkeit. Mir scheint „die mangelhafte Flüssigkeit meines Französisch“ angenehmer als die Form „meines Französischs“. Aber ich sagte und schriebe, wenn es dazu käme, auch ohne Zögern „des Rutsches“ und des „Klatsches“, um das tschs zu vermeiden. Da sind die Geschmäcker eben verschieden. (Völlig unmöglich ist selbstverständlich „des Deutsches“!)
Im Unterschied zu dem von mir — den Einwänden Karl Krausens zum Trotz — sonst als Autorität verehrten Gustav Wustmann neige ich bei der endungslosen Form zur Undeklinierbarkeit. Mir scheint „die mangelhafte Flüssigkeit meines Französisch“ angenehmer als die Form „meines Französischs“. Aber ich sagte und schriebe, wenn es dazu käme, auch ohne Zögern „des Rutsches“ und des „Klatsches“, um das tschs zu vermeiden. Da sind die Geschmäcker eben verschieden. (Völlig unmöglich ist selbstverständlich „des Deutsches“!)
Falsch wäre es jedenfalls, von „Varietäten des Deutschs“ zu sprechen, während „Varietäten des heutigen Deutschs“ durchaus richtig wäre.
Das alles wollte ich hier noch rasch gesagt haben, bevor sich demnächst womöglich die Schreibweise „Deutsch’s“ durchsetzt und in den Duden Eingang findet …
* Die Sprach- und Farbenbezeichnungen bilden ein substantiviertes Neutrum in zwei Formen nebeneinander, in einer Form mit Deklinationsendung und einer Form ohne Endung: das Deutsche und das Deutsch, das Englische und das Englisch, das Blaue (ins Blaue hinein reden) und das Blau (das Himmelblau), das Weiße (im Auge) und das Weiß (das Eiweiß). Zwischen beiden Formen ist aber ein fühlbarer Bedeutungsunterschied. Das Deutsche bezeichnet die Sprache überhaupt, und dem schließt sich auch das Hochdeutsche, das Plattdeutsche usw. an. Sobald aber irgendein beschränkender Zusatz hinzutritt, der eine besondre Art oder Form der deutschen Sprache bezeichnet, wird die kürzere Form gebraucht: das heutige Deutsch, ein fehlerhaftes Deutsch, das beste Deutsch, Goethes Deutsch, mein Deutsch, dieses Deutsch, das Juristendeutsch, das Tintendeutsch (Goethe im Faust: in mein geliebtes Deutsch zu übertragen; der Deutsche ist gelehrt, wenn er sein Deutsch versteht).
Die längere Form: das Deutsche, das Blaue muß natürlich schwach dekliniert werden: der Lehrer des Deutschen, die beste Zensur im Deutschen, ein Kirchlein steht im Blauen, Willkommen im Grünen! Die kürzere Form halten manche für ganz undeklinierbar und schreiben: des Juristendeutsch, eines feurigen Rot. Sie steht aber durchaus auf einer Stufe mit andern endungslosen substantivierten Neutren, wie: das Gut, das Übel, das Recht, das Dunkel, das Klein (für Kleinod, Kleinet, z.B. Gänseklein), das Wild, und es ist nicht einzusehen, weshalb man nicht sagen soll: des Eigelbs, des Tintendeutschs. An das tschs braucht sich niemand zu stoßen, sonst dürfte man nicht sagen: des Erdrutschs, des Stadtklatschs. (Gustav Wustmann, Allerhand Sprachdummheiten, 4. Aufl., Leipzig 1908, S. 35)
Das alles wollte ich hier noch rasch gesagt haben, bevor sich demnächst womöglich die Schreibweise „Deutsch’s“ durchsetzt und in den Duden Eingang findet …
* Die Sprach- und Farbenbezeichnungen bilden ein substantiviertes Neutrum in zwei Formen nebeneinander, in einer Form mit Deklinationsendung und einer Form ohne Endung: das Deutsche und das Deutsch, das Englische und das Englisch, das Blaue (ins Blaue hinein reden) und das Blau (das Himmelblau), das Weiße (im Auge) und das Weiß (das Eiweiß). Zwischen beiden Formen ist aber ein fühlbarer Bedeutungsunterschied. Das Deutsche bezeichnet die Sprache überhaupt, und dem schließt sich auch das Hochdeutsche, das Plattdeutsche usw. an. Sobald aber irgendein beschränkender Zusatz hinzutritt, der eine besondre Art oder Form der deutschen Sprache bezeichnet, wird die kürzere Form gebraucht: das heutige Deutsch, ein fehlerhaftes Deutsch, das beste Deutsch, Goethes Deutsch, mein Deutsch, dieses Deutsch, das Juristendeutsch, das Tintendeutsch (Goethe im Faust: in mein geliebtes Deutsch zu übertragen; der Deutsche ist gelehrt, wenn er sein Deutsch versteht).
Die längere Form: das Deutsche, das Blaue muß natürlich schwach dekliniert werden: der Lehrer des Deutschen, die beste Zensur im Deutschen, ein Kirchlein steht im Blauen, Willkommen im Grünen! Die kürzere Form halten manche für ganz undeklinierbar und schreiben: des Juristendeutsch, eines feurigen Rot. Sie steht aber durchaus auf einer Stufe mit andern endungslosen substantivierten Neutren, wie: das Gut, das Übel, das Recht, das Dunkel, das Klein (für Kleinod, Kleinet, z.B. Gänseklein), das Wild, und es ist nicht einzusehen, weshalb man nicht sagen soll: des Eigelbs, des Tintendeutschs. An das tschs braucht sich niemand zu stoßen, sonst dürfte man nicht sagen: des Erdrutschs, des Stadtklatschs. (Gustav Wustmann, Allerhand Sprachdummheiten, 4. Aufl., Leipzig 1908, S. 35)
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