Beim Aufräumen im Kreml hat Putin anscheinend den alten Stalinschen Titel „Koryphäe der Wissenschaften“ gefunden und sich gedacht: Passt doch. Und schon ist die Sache mit dem Klimawandel geklärt. Der ist nicht vom Menschen gemacht und darum unaufhaltsam. Sagt Putin. Die Koryphäe der Wissenschaften. Wäre ja auch zu blöd, wenn ausgerechnet die fossilen Brennstoffe, das Einzige was seinem Imperium noch halbwegs Geld einbringt, an der Erderwärmung schuld wären.
Freitag, 31. März 2017
Dienstag, 28. März 2017
Notiz zur Zeit (69)
Selbstverständlich ist das heimtückische Anzünden von Kraftfahrzeugen eine schwere Straftat und darf in keiner Weise gebilligt werden. Aber unterhaltsam ist es schon auch, wenn in Hamburg Gipfelgegner nächtens Mannschaftswagen auf Polizeigelände abfackeln oder ein unbewachtes Fahrzeug des Bürgermeisterbegleitkommandos. Die Hilflosigkeit der Freunde und Helfer ist geradezu rührend. Wer sich selbst nicht schützen kann … Das verspricht ein interessantes Gipfeltreffen zu werden.
Sonntag, 26. März 2017
Anmerkung zu „Aschermittwoch“ (4)
Bemerkenswert
ist wohl auch, dass die Formulierung der Goldenen Regel, wie Jesus sie
im Evangelium nach Matthäus (7,12: „Alles, was ihr also von anderen
erwartet, das tut auch ihnen!“) und nach Lukas (6,31: „Was ihr von
anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen.“) gibt, positiv ist —
und nicht negativ wie im bekannten deutschen Reim: Was du nicht willst,
dass man dir tut, das füg auch keinem andern zu. Diese Positivität
impliziert meinem Verständnis nach eine anthropologische These über den
fundamental sozialen Charakter der Extistenz. Es ist eben nicht primär
so, dass die Freiheit des einen durch die Freiheit des anderen begrenz
wäre (wie es etwa der Liberalismus lehrt), sondern die Freiheit des
einen ermöglicht die Freiheit des anderen. Anders gesagt: Es geht vor
allem darum, dass die Menschen für einander da sind und ihr Tun und
Lassen das Sein aller betrifft. (Dasein im doppelten —
aber dabei der Sache nach durchaus verschränkten —
Sinne verstanden: als existierend angenommen werden und für einander
sorgen.) Man ist ja, wie ich zu sagen pflege, immer in Gesellschaft. Das
ist in vielfältiger Hinsicht Voraussetzung des eigenen Daseins, und
unvermeidbarerweise wirkt dabei das Verhalten aller Einzelnen auf jeden
Einzelnen zurück, der seinerseits, ob er will oder nicht, das Verhalten
aller auf seine Weise und im Rahmen seiner Möglichkeiten mitbestimmt.
Konsequenterweise wendet sich Jesu Formulierung der Goldenen Regel nicht
an diesen oder jenen einen Einzelnen, sondern an alle, an die
Gemeinschat aller, die Gottes Willen tun wollen. Egoismus und Ethik
schließen einander aus. Ethik ist immer Sozialethik, denn niemand
handelt, ohne dass er in Gesellschaft wäre. Auch die Sorge um sich, die
jeden in unterschiedlichem Maße und verschiedenen Formen umtreibt, ist
eingebettet in die Sorge anderer und für andere. Handeln freilich muss
der Einzelne, Kollektive handeln nicht, was als ihr „Handeln“ erscheint,
ist zusammengesetzt aus einzelnen Akten Einzelner. Darum sind
moralische Appelle immer auch an den Einzelnen zu richten, ohne dass
dieser deswegen als isoliertes Subjekt, als souveräner Herr des
Verfahrens zu gälten hätte, im Gegenteil.
Samstag, 25. März 2017
Notiz zur Zeit (68)
Nur so aus allgemeinem Interesse an juristischen Fragestellungen: Ob es wohl strafbar wäre, wenn man Sebastian Kurz als Drecksau bezeichnen würde?
Donnerstag, 23. März 2017
Notiz zur Zeit (67)
„Police: Terrorists want to create fear.“ Selten habe ich eine so scharfsinnige Analyse gelesen. Wenn jetzt Scotland Yard noch herauskriegt, dass Wasser nass ist (und die Medien das bringen), hat Sherlock Holmes nichts mehr zu tun.
Montag, 20. März 2017
Notiz zur Zeit (66)
Da sieht man mal, wie doof der deutsche Staat ist. Zum ersten Mal seit Jahren wurde ich bei der Einreise in die BRD von der (durchaus massiv präsenten!) Bundespolizei nicht kontrolliert. Dabei habe ich mich gerade in letzter Zeit so schön radikalisiert!
Sonntag, 19. März 2017
Anmerkung zu „Aschermittwoch“ (3)
Ich habe auf die Goldene Regel verwiesen. Bei dieser geht es nicht um Reziprozität. Weder konditional („Wenn du so und so handelst, werde ich so und so handeln“) noch kausal („Weil du so und so handelst, handle ich so und so“). Sondern es geht darum, gleichsam vom anderen her zu denken: Wenn ich an deiner Stelle wäre, wie möchte ich von dir behandelt werden? Nun kann man einwenden, dass es doch Menschen gibt, die misshandelt, ausgebeutet, missachtet werden wollen. Wenn also einer sagt: Ich möchte von dir schlecht behandelt werden, also darf ich dich schlecht behandeln — befolgt der nicht auch die Goldene Regel? Nein, denn wer sich selbst nicht achtet, kann den anderen nicht achten und darum nicht wirklich vom anderen her denken. Wer die eigene Freiheit nicht will, kann nicht frei wollen. Ohne freien Willen und ohne Achtung vor dem anderen ist aber die Anwendung der Goldenen Regel ebenso wenig sinnvoll möglich wie ohne Vernunftgebrauch. Die Goldene Regel, die der Kern jeder Ethik ist, setzt sozusagen einen unbeschädigten Menschen voraus, der sich und anderen keinen Schaden zufügen will. Setzt ihn jedenfalls insoweit voraus, als er die Regel frei, vernünftig und achtsam anwenden können muss. Wenn also jemand, aus welchen Gründen auch immer, ethische Regeln nicht verstehen oder befolgen kann, spricht das nicht gegen diese Regeln.
Samstag, 18. März 2017
„Biodeutsch“?
Könnte mir bitte irgendjemand bei Gelegenheit erklären, warum „biodeutsch“ ein weniger bescheuerter Ausdruck als „deutschblütig“ sein soll? Was kann an „deutsch“ (oder „sanmarinesisch“ oder „botswanisch“ oder „singapurisch“ usw. usf.) biologisch oder biotisch sein? Offensichtlich sollen durch die Verwendung des Ausdrucks Leute, die ihre Staatsbürgerschaft von Geburt an haben und die vermeintlich nicht von Migranten abstammen, von Menschen unterschieden werden, deren „Migrationshintergrund“ immer erwähnt werden muss, und zwar gerade auch dann, wenn sie irgendwann nach der Geburt Deutsche in rechtlichem Sinne geworden sind. Also sollen so vielleicht „echte“ Deutsche von „gemachten“ unterschieden werden? Oder eben doch Menschen „deutschen Blutes“ (postnazistisch: mit deutschen Genen) von Papierdeutschen? Ich kann mir keine nichtrassistische Bedeutung von „biodeutsch“ vorstellen, auch wenn sicherlich viele unbedarfte Verwender dieses Ausdrucks Rassismus weit von sich weisen würden.
Notiz zur Zeit (65)
Kriegt euch mal wieder ein, Teutonen! Eure geliebte Kanzlerin ist und bleibt eine dümmlich-karrieregeile Polittrulla, die beim Versuch, wie üblich dem amtierenden US-Präsidenten in den Arsch zu kriechen, unsanft abgewiesen wurde. Daran ist nichts heroisch. Trump führt sich selber vor, dazu braucht er eure Mutti nun wirklich nicht. Peinlich, was Frau M. sich gefallen ließ. Noch peinlicher, dass ihre Fans (gerade auch die, die solche unter keinen Umständen sein wollen würden) sie für ihr Totalversagen in Washington nun auch noch abfeiern.
Notiz zu Fremdenfeindlichkeit
Der Fremdenfeindliche verkennt die Wirklichkeit. Er erlebt etwas als fremd und hält diese Fremdheit für eine Eigenschaft des Fremden. Tatsächlich aber geht es dabei ja um eine Eigentümlichkeit seiner selbst: Etwas ist ihm fremd, egal, wie vertraut es sich oder anderen ist. Die Fremdheit des Fremden wird vom Fremdenfeindlichen als Defekt gedeutet: als Mangel an Bekanntsein, Gewohntsein, Vertrautsein. In Wirklichkeit ist es aber sein, des Fremdenfeindlichen, eigener Mangel an Bekanntsein, Gewohntsein, Vertrautsein, der hier als Defekt wirkt. Statt offen zu sein für Unbekanntes, Ungewohntes, Unvertrautes, verschließ er sich und wird feindselig. Er projiziert seinen Defekt auf andere, nicht nur auf die ihm Fremden, sondern auch auf die, die seiner Meinung nach nicht oder nicht genug gegen Fremde eingestellt sind. Sie gelten ihm bestenfalls als naiv, womöglich aber als böswillig, denn sie scheinen ihn, der sich selbst doch nur allzu gut vertraut ist, zusammen mit den Fremden zu einem Fremden machen zu wollen (gerne mit dem Zusatz „im eigenen Land“). In diesem Wahn kann der Fremdenfeindliche endgültig nicht mehr erkennen, dass die Fremdheit des Fremden nicht von diesem ausgeht, sondern von ihm selbst, dem etwas oder jemanden als fremd erscheint. Das Fremde wird absolut und muss absolut bekämpft werden. Dem Fremdenfeindlichen entgleitet damit die Wirklichkeit vollends, und gegen jedes Zureden besteht bei ihm ein Sperre. Man könnte auch sagen, er entfremde sich der Realität und der Kommunikation. Alles, was er wahrnimmt, deutet er als Bestätigung und er kommuniziert nur noch mit denen, deren Wahn seinen eigenen bestätigt. Allem anderen, dem Sachargument wie der anderen Sichtweise, spricht er jede Berechtigung ab. Er fühlt sich bedroht. Die Fremdheit der Fremden stellt das Selbstsein des Fremdenfeindlichen (seine „Identität“) in Frage. Das Selbstsein der anderen und die Bedrohungen, denen sie womöglich ausgesetzt waren oder sind, wertet er ab. Was ihn tatsächlich bedroht oder schon nicht mehr bedroht, sondern fest im Griff hat (Ausbeutung, Verblödung, Umweltzerstörung) blendet er aus oder überblendet es mit der Fremdheit als Ursache aller Übel. Zu Recht sieht er sich — wie jeder andere in der Gesellschaft — einer Übermacht gegenüber. Statt sich aber mit den wirklich Mächtigen anzulegen, greift der Fremdenfeindliche die Schwachen an und am liebsten die Schwächsten: die, die auf seinem Terrain nicht zu Hause sind und sich darum am wenigsten wehren können. Der Fremdenfeindliche imaginiert sich als Opfer (einer Bedrohung durch ein Fremdwerden) und fordert darum Opfer: Die müssen weg. Sie müssen möglichst schlecht behandelt werden, damit sie weg wollen, oder sie müssen gegen ihren Willen weggeschafft werden. Wie es ihnen andernorts ergeht, geht den Fremdenfeindlichen nichts an, es hat ja mit seinem Selbstsein nichts zu tun. Fremdenfeindlichkeit endet darum immer im Rassismus, dessen Prinzip Foucault so formuliert hat: „Die müssen sterben, damit wir leben können.“ Ganz im Sinne der foucaldischen „Biomacht“ muss man dabei nicht sterben machen, es genügt, sterben zu lassen. Dort. Oder auf dem Weg hierher. Oder wenn man sie deportiert hat. Am Ende der Abweisung des Fremden steht also immer der Tod. Nur er garantiert dem, der sein eigenes Fremdsein verkennt und auf andere projiziert, dass die Fremdheit des Fremden endgültig ausgelöscht ist.
Donnerstag, 16. März 2017
Notiz zur Zeit (64)
Vorschlag, wie die EU die Türkei richtig ärgern könnte: Alle in Griechenland „zwischengelagerten“ Flüchtlinge offiziell aufnehmen und ihnen Asyl gewähren! Ha, da würde der Erdo blöd schaun!
Notiz zur Zeit (63)
Mysterien der repräsentativen Demokratie. Oder zumindest der Wahlberichterstattung. Da verliert eine Partei 20%, kommt nur auf etwas über ein Fünftel der gültig abgegebenen Stimmen - und hat die Wahl doch „gewonnen“. (Als ob einer mit zwei von drei richtigen Zahlen beim Lotto gewönne, bloß weil andere nur eine Zahl richtig getippt haben.) Eine andere Partei legt um fast 30% zu, kommt aber nicht auf den Stimmenanteil, den ihr Demoskopen und Journalisten zugeschrieben hatten, weshalb sie sich „geschlagen geben“ muss, wiewohl immerhin einer von sieben sie gewählt hat und sie Wahlkampf und Politik nachhaltig prägte. Wer das alles versteht, versteht mehr als ich.
* * *
Amüsant finde ich auch den Unterton ehrlicher moralischer Empörung, wenn deutsche Journalisten davon berichten, dass es in den Niederlanden keine „Fünfprozenthürde“ gebe. Wo doch die Parteien so „zersplittert“ sind! Als ob sie ihrem Publikum erzählen müssten, dessen Nachbarn kackten in den Garten, weil sie kein Wasserklosett besäßen.
Notiz zur Zeit (62)
Wenn
Erdogan sagt, Deutsche und Niederländer seien Nazis, dann folgt
daraus noch lange nicht, dass sie es nicht sind.
Dienstag, 14. März 2017
Notiz zur Zeit (61)
Man kann die Meldung „EuGH erlaubt Arbeitgebern, Musliminnen das Tragen eines Kopftuchs zu verbieten“ auf Grundlage desselben Urteils auch umformulieren in: „EuGH erlaubt Arbeitgebern, Juden das Tragen einer Kippa zu verbieten“. Klingt irgendwie schon ganz anders, oder?
Sonntag, 12. März 2017
Anmerkung zu „Aschermittwoch“ (2)
Ich habe behauptet, dass das, was Gott will, und das, was der Mensch will, dasselbe ist. Nun ist es ja aber tatsächlich nachweislich so, dass Menschen oft anders wollen als Gott. Man nennt das Sünde. Tatsache ist auch, dass die Menschen das, was sie nicht wollen sollen, unter Bedingungen wollen, die sie zur Sünde verführen. Aber das hebt den freien Willen nicht auf, sondern erschwert nur den Vollzug seiner Freiheit. Wirklicher Wille ist freier Wille. Paradox gesagt: Nur unter der Bedingung der Unbedingtheit — die er aus eigener Kraft nie erreicht, nach der er aber mit aller Kraft streben muss — ist der Mensch frei. Frei, zu wollen, was er will. Das Problem dabei ist, dass diese Freiheit nur wirklich ist, wenn sie nicht zur Unfreiheit missbraucht wird. Sünde ist Unfreiheit. Der unbedingte, also freie Wille des Menschen will die Unbedingtheit und Freiheit seines Wollens. Will der frei Wollende hingegen seine Unfreiheit, dann will er, was er nicht will, dann will er absurderweise unfrei wollen. Diesen Widerspruch kann er allerdings nicht dem anlasten, der ihn mit freiem Willen begabt hat. Es ist seine eigene Sünde. Um also frei zu wollen, muss der Mensch versuchen, sich von der Bedingtheit seines Wollens frei zu machen, die ihn an die Sünde bindet, muss versuchen, das Gute zu wollen, nicht das Böse, die Freiheit, nicht die Unfreiheit. Das Wollen und Tun des Bösen, die Sünde, ist, wie gesagt, Unfreiheit. Gottes Willen zu tun, ist Freiheit. Denn nur Gott will nie und unter keinem Umständen das Falsche. Darum will, wer das will, was Gott will, das Beste für sich und alle anderen.
Samstag, 11. März 2017
Notiz zur Zeit (60)
Würde ein Bruchteil der Energie, die in der Anti-Türkei-Hysterie am Werk ist, auf Rot-China angewandt, wäre das dortige autoritäre Regime, das politische Unfreiheit mit allen Mitteln verteidigt, systematisch Menschenrechte missachtet und in ganz großem Stil Umwelt zerstört, täglich am Pranger.
Donnerstag, 9. März 2017
Notiz zur Zeit (59)
Dass der hamburgische Senat seinen geplanten „Elbtower“ am Frauentag vorstellte, hat schon seine Richtigkeit. Schließlich ist, wenn ich Lacan nicht ganz falsch verstanden habe, der Phallus weiblich.
Mittwoch, 8. März 2017
Notiz zur Zeit (58)
Reklame-E-Mail, Betreff: „Heute ist Weltfrauentag: Sanitas Haarentferungsgerät um nur 99,90 statt 179,90.“ Habe ich jetzt als misogyn zu gelten, weil ich nicht gleich so ein Gerät bestellt habe?
Sonntag, 5. März 2017
Anmerkung zu „Aschermittwoch“ (1)
Ich habe geschrieben: „Was wir tun und was wir lassen, das sind, alles in allem genommen, die Verhältnisse, in den wir leben.“ Wenn nun der Einzelne sein Verhalten ändert, indem er Gutes tut und Böses lässt, so ändern sich zwar die Verhältnisse, aber das bedeutet nicht, dass daraufhin alles gut wird, und wäre es nur für den Einzelnen. Im Gegenteil: „Was alle angeht, können auch nur alle lösen. Jeder Versuch eines einzelnen, für sich zu lösen, was alle angeht, muss scheitern.“ (Dürrenmatt) Die Verhältnisse sind bekanntlich kompliziert. Eine einzelne Verhaltensveränderung ändert zwar das Ganze, aber das muss weder unmittelbar merkbar sein noch in eine gewünschte Richtung gehen. Man kennt das Bild von Flügelschlag des Schmetterlings, der über unüberschaubare Vermittlung einen Wirbelsturm auslöst. Das Verhalten jedes Einzelnen trägt also zwar zu den Verhältnissen bei, aber die Wirkung dieses Beitrags auf das Ganze ist für endliche Wesen nicht vorhersehbar. Denn es ist eben das Verhalten wirklich jedes Einzelnen, aus dem die wirklichen Verhältnisse bestehen. Heißt das nun, dass der Einzelne nichts für sich bewirken kann und darum nichts an sich verändern soll? Nein, denn das Richtige zu tun und das Falsche zu lassen, ist immer richtig. Der Einzelne braucht nicht zu beanspruchen, die Welt zu verändern (auch nicht im Zusammenschluss mit anderen), die braucht das nicht, sie ändert sich sowieso dauernd. Nicht bloße Veränderung ist also das Entscheidende, sondern um Veränderung zum Besseren. Was aber der Einzelne auf jeden Fall zum Besseren verändern kann und soll, ist sein eigenes Verhalten (gern auch im Zusammenschluss mit anderen). Hier kann und wird er wirken. Ob das zu seinen Lebzeiten oder überhaupt je die Verhältnisse im Ganzen verbessert, muss ihn nicht kümmern. Die einzig wahre Weltrevolution ist die Revolution der des Verhaltens der Einzelnen. Wenn jeder Gutes tut und Böses lässt, ist alles in Ordnung. Aber das ist nicht der Fall, und was du tust und lässt, muss darum möglichst unabhängig davon geschehen. Die Revolution bist du selbst, oder es wird keine Revolution geben.
Samstag, 4. März 2017
Notiz zur Zeit (57)
Darf das sein? Der Präsident ist Staatsoberhaupt, militärischer Oberbefehlshaber und bestimmt die Außenpolitik. Er sitzt der Regierung vor, deren Mitglieder er ernennt. Er kann das Parlament auflösen. Rechtsvorschriften werden vielfach nicht durch parlamentarisch beschlossene Gesetze, sondern durch Regierungsverordnungen erlassen. Seit Monaten gilt der Ausnahmezustand, in dem bestimmte Bürgerrechte außer Kraft gesetzt sind. Es handelt sich beim hier Skizzierten übrigens um das politische System Frankreichs.
* * *
Gewaltenteilung: In Deutschland heißt das zum Beispiel, dass Gesetze von Lobbyisten und Ministerialbürokraten formuliert, von der Regierung „beschlossen“ und vom Parlament abgenickt werden.
Mittwoch, 1. März 2017
Notiz zur Zeit (56)
Als ob es je wirklich um politische Korrektheit ginge. Es geht darum, dass man die gerade relevanten Normen besser kennt und sorgfältiger beachtet als jemand anderer. Und dem das aufs Brot zu schmieren.
Notiz zur Zeit (55)
Das muss man auch erst einmal hinkriegen, der Kritik an einem
autoritär-nationalistischen Regime einen rassistisch-kolonialistischen
Beigeschmack zu verpassen. Manche schaffen's aus dem Effeff.
Aschermittwoch
Alles könnte so schön sein. Und auch gut werden. Aber die Wahrscheinlichkeit ist eher gering. Es liegt an uns. An jedem Einzelnen und allen zusammen. Was wir tun und was wir lassen, das sind, alles in allem genommen, die Verhältnisse, in denen wir leben. Und diese Verhältnisse bestimmen mit, was wir tun und was wir lassen. Ein Teufelskreis. Denn die Verhältnisse, wer wüsste es nicht, die sind nicht gut.
Dabei wäre alles ganz einfach. Das Gute tun und das Böse lassen. Um mehr geht’s eigentlich gar nicht. Das wär’s schon. Das läge im ureigensten Interesse jedes Einzelnen und aller zusammen. Wer andere behandelt, wie er selbst von anderen behandelt werden will (Goldene Regel), macht nichts verkehrt. Den Hungernden und Dürstenden zu essen und zu trinken geben, die Nackten kleiden, die Fremden hereinlassen und unterbringen, den Einsamen, Kranken, Gefangenen beistehen. Überhaupt: Sich um die Kümmern, um die man sich kümmern kann. Mehr ist es gar nicht. Anstand. Rücksicht. Wohlwollen. Demut.
Stattdessen passiert das: Wir wollen haben, haben, haben. Dinge. Aufmerksamkeit. Macht. Lauter dummes Zeug also. Auf Kosten der anderen, unvermeidlicherweise. Das kann nicht gut gehen.
Jeder ist mehr oder minder erbärmlich. Nur sehr wenige bleiben nicht hinter ihren Möglichkeiten zurück. Die meisten bei weitem. Auch ich. Daraus folgt: Du musst dein Leben ändern. Irgendwas ist grundverkehrt, also muss da was grundsätzlich anders werden.
Etwas aus sich zu machen, heißt nicht, eine Stellung in der Welt einzunehmen. Sich einzurichten im Unrecht und es sich bequem zu machen im Vergänglichen. Denn wozu? Nichts bleibt. Das letzte Hemd hat keine Taschen. Auch nicht für Siegerurkunden. Erst recht nicht fürs Sparbuch. Was man Diesseits nennt, wird eines Tages nicht alles gewesen sein können, spätestens nämlich, wenn das letzte Stündlein schlägt. Wenn dann mehr nicht ist, als das, was halt so war, ist alles nicht. Wenn aber noch was kommt, geht es schon jetzt um ganz etwas anderes.
Eine Pointe der Theologie ist ja, dass das, was Gott will, dasselbe ist, wie das, was jeder selber wollte, wenn er sich durchschaute und alles überblickte. Gott will das Beste für jeden. Wer auch das Beste für jeden will und danach handelt, tut also Gottes Willen. So einfach ist das. Es könnte so schön sein. Und alles würde gut.
Von selbst aber wird das nicht passieren. Es gibt nichts Gutes, sagt Kästner, außer man tut es. Allerdings gibt es eben auch Gott, den vollkommen Guten, und weil der, wie man so sagt, allmächtig ist, wird am Ende doch wohl das geschehen sein, was er will.
Dabei wäre alles ganz einfach. Das Gute tun und das Böse lassen. Um mehr geht’s eigentlich gar nicht. Das wär’s schon. Das läge im ureigensten Interesse jedes Einzelnen und aller zusammen. Wer andere behandelt, wie er selbst von anderen behandelt werden will (Goldene Regel), macht nichts verkehrt. Den Hungernden und Dürstenden zu essen und zu trinken geben, die Nackten kleiden, die Fremden hereinlassen und unterbringen, den Einsamen, Kranken, Gefangenen beistehen. Überhaupt: Sich um die Kümmern, um die man sich kümmern kann. Mehr ist es gar nicht. Anstand. Rücksicht. Wohlwollen. Demut.
Stattdessen passiert das: Wir wollen haben, haben, haben. Dinge. Aufmerksamkeit. Macht. Lauter dummes Zeug also. Auf Kosten der anderen, unvermeidlicherweise. Das kann nicht gut gehen.
Jeder ist mehr oder minder erbärmlich. Nur sehr wenige bleiben nicht hinter ihren Möglichkeiten zurück. Die meisten bei weitem. Auch ich. Daraus folgt: Du musst dein Leben ändern. Irgendwas ist grundverkehrt, also muss da was grundsätzlich anders werden.
Etwas aus sich zu machen, heißt nicht, eine Stellung in der Welt einzunehmen. Sich einzurichten im Unrecht und es sich bequem zu machen im Vergänglichen. Denn wozu? Nichts bleibt. Das letzte Hemd hat keine Taschen. Auch nicht für Siegerurkunden. Erst recht nicht fürs Sparbuch. Was man Diesseits nennt, wird eines Tages nicht alles gewesen sein können, spätestens nämlich, wenn das letzte Stündlein schlägt. Wenn dann mehr nicht ist, als das, was halt so war, ist alles nicht. Wenn aber noch was kommt, geht es schon jetzt um ganz etwas anderes.
Eine Pointe der Theologie ist ja, dass das, was Gott will, dasselbe ist, wie das, was jeder selber wollte, wenn er sich durchschaute und alles überblickte. Gott will das Beste für jeden. Wer auch das Beste für jeden will und danach handelt, tut also Gottes Willen. So einfach ist das. Es könnte so schön sein. Und alles würde gut.
Von selbst aber wird das nicht passieren. Es gibt nichts Gutes, sagt Kästner, außer man tut es. Allerdings gibt es eben auch Gott, den vollkommen Guten, und weil der, wie man so sagt, allmächtig ist, wird am Ende doch wohl das geschehen sein, was er will.
Notiz zur Zeit (54)
Als ob es je wirklich um politische Korrektheit ginge. Es geht darum,
dass man die gerade relevanten Normen besser kennt und sorgfältiger
beachtet als jemand anderer. Und dem das aufs Brot zu schmieren.
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