Wien. U-Bahn. Aufenthalt. Wegen eines Polizeieinsatzes, sagt der Lautsprecher. Warum halte ich nicht den Mund, als gegen die oberirdischen Demonstranten gemosert wird, sondern sage, dass ja nicht diese für den Aufenthalt verantwortlich seien, sondern die Polizei. Sofort formiert sich der verbale Lynchmob. „Zum Glück hamma no a Polizei … Die demonstrieren und unsereiner muss arbeiten gehen … Die sollen auf da Donauinsel demonstriern, da störns keinen … Stellen Sie sich doch dazu zu den Demonstrierern …“ Man fragt sich, ob der Innenminister, der das Demonstrationsrecht einschränken möchte, dem Pöbel nach dem Maul redet oder umgekehrt. Dass die Demonstration gegen einen Fascho-Aufmarsch („Akademikerball“) gerichtet ist, interessiert die Leute nicht.Und schon gar nicht, dass man das Anliegen einer Demo nicht billigen muss, um das Recht darauf zu verteidigen. Für sie ist Demokratie, wenn sie alle paar Jahre Nazis wählen können. Was für ein Gesindel.
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Später, am Abend desselben Tages. So abgeriegelt war die Wiener Innenstadt wohl seit der Zweiten Türkenbelagerung 1683 nicht mehr. Der Innenminister setzt anscheinend auf Bürgerkriegsszenario, um politische Demonstrationen zu diffamieren: Möglichst viele Einschränkungen (durch den Polizeieinsatz, nicht durchs Demonstrieren!) sollen die Bürger gegen die „Demonstrierer“ aufbringen. Dürfte klappen. So viele Uniformierte, wie da heute im Einsatz waren (und vielleicht noch sind) - man könnte glauben, eine Million Antifas wollten den Nazis in der Hofburg („Akademikerball“) zuleibe rücken. Ich persönlich halte nichts davon, gegen dieses Gesindel zu demonstrieren, da fühlen die sich doch noch geschmeichelt. Aber in der Fronstellung Nazis-schützende-Obrigkeit versus Hilflos-und-manchmal-kopflos-dagegen-Demonstrierer weiß ich, wer meine Sympathien hat.
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Bilanz: Keine einzige Festnahme. So bedrohlich war das Demonstrieren also gar nicht. Jedenfalls das der Antifaschisten. Die Drohgebärden des Innenministers aber hätte viel demonstrativer nicht sein können.
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