In meinem Denken und
Schreiben versuche ich seit jeher, die Menschen – und zwar die
wirklichen Menschen mit all ihren Stärken und Schwächen, mit ihrer
Würde und ihrer Bedürftigkeit, mit ihren Rechten und ihrer
Beschränktheit – gegen die Gewalten, die über sie herrschen
wollen, in Schutz zu nehmen. Und doch, so gebe ich ohne zu zögern
zu, habe ich nur von wenigen Menschen eine hohe Meinung, halte ganz
im Gegenteil sehr viele Menschen für Gesindel und nicht wenige sogar
für Abschaum. Dass es den Menschen an Anstand und Geschmack, an
Demut und Liebe mangelt, mag man als Wirkung besagter herrschenden
Gewalten ansehen, ich sehe darin aber auch den Ursprung derselben.
Denn was die Welt zu deren Nachteil beherrscht, ist nichts anderes
als die zu einem schier undurchschaubaren Komplex summierten Folgen
all der kleinen und großen Unzulänglichkeiten und Untaten, all der
Schummeleien und Ausreden, der Gier und des Neides, all der Ichsüchte
und Lieblosigkeiten, die den Alltag bestimmen. Die gesellschaftlichen
Verhältnisse sind das Verhalten der Menschen zueinander mir all den
Spuren, die das, auch im sogenannten Materiellen, hinterlässt. Die
Welt ist also schlecht, weil Menschen Böses tun und Gutes
unterlassen. Was kann ich schon daran ändern? Ändern kann ich nur
mich selbst, indem ich versuche, mich anders zu verhalten. Eines aber
will ich nicht ändern: Ich werde nicht damit aufhören, die Menschen
mit meinen bescheidenen Mitteln gegen alles zu verteidigen, was ihnen
übel will. Auch wenn ich mir bewusst bin, dass ich sie dabei am
meisten vor sich selbst in Schutz nehmen muss.
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