Montag, 25. Juli 2011

Dieser Meilenstein ist ein Quantensprung

„Mit dem heutigen Tag kommen wir einen erheblichen Meilenstein voran“, verkündete Rüdiger Grube, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG, als er heute den Abschluss eines Geschäftes mit RWE bekannt gab. Nun, Sprachbilder verhunzen kann jeder, dass aber ausgerechnet der Chef des größten deutschen Verkehrsunternehmens den Unterschied zwischen einer Wegstrecke und einer Wegmarkierung ignoriert, scheint mir symptomatisch. Grube steht für eine Politik, die das Bahnfahren so unattraktiv wie möglich machen möchte. Das Gemeingut Bahn soll ruiniert werden (und ist es größtenteils ja schon), um es dann privater Profitmaximierung unterwerfen zu können.
Grube hätte ja auch, wie alle Welt, ebenso falsch von einem Quantensprung sprechen können. Dass er stattdessen implizit die Unterscheidung von erheblichen und unerheblichen Meilensteinen einführte, ist ein schönes Bild für seine selektive Realitätswahrnehmung, in der manches, wie etwa der Bürgerprotest gegen Stuttgart 21,  einfach nicht zählt; und dass er ausgerechnet einen Stein wie eine Maßeinheit der Fortbewegung behandelt, passt zur Betonköpfigkeit der strategischen Ausrichtung, die er dem Unternehmen, dem er vorsteht, verordnet. Ein Meilenstein ist kein Weg, sondern im Grunde dessen Gegenteil, er symbolisiert etwas Statisches, nicht etwas, das sich in Bewegung befindet.
Wer wie Grube meint, „erhebliche Meileinsteine vorankommen“ zu können, verrät mit solchem Mangel an sprachlicher und damit gedanklicher Sensibilität, dass er insgeheim den ganzen Laden am liebsten gegen die Wand fahren möchte. Ein solcher Totalschaden wäre für ihn dann wohl der ultimative Durchbruch.

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