Da denkt man, man kennt jemanden, und dann erfährt man, die Person liest Richard David Precht! Freiwillig, Um etwas daraus zu erfahren. Was kommt als nächstes? Helene Fischer hören? Die Bildzeitung abonnieren? Ich dachte es gäbe da einen Konsens unter den halbwegs Gebildeten: Precht geht gar nicht. Ein Dummschwätzer, der von Philosophie so viel Ahnung hat wie Dieter Bohlen von Musik. Ein Diskurspopulist, der die verunsichterten Bildungsbürger fortgeschrittenen Alters mit rechtslastigem, verlogenem Denkersatz versorgt. Aber gesagt hab ich besagter Person das nicht. Sie sei auf das Buch, das sie lese, durch den podcast Lanz & Precht gekommen. Lanz? Dieser Bodensatz der Fernsehunterhaltung, die mit Journalismus verwechselt werden will? Dieser Quasselonkel, der mit den anderen Quasseltanten zusammen durch lauter falsche Fährten von der Realität ablenken soll? Und überhaupt: podcasts? Für sowas habe ich keine Zeit. Das ist doch was für Analphabeten, für Gelangweiltee, die nicht mehr lesen können oder wollen. Wer was zu sagen hat, kann es auch schreiben, basta. Aber das ist naturgemäß nicht Konsens, und ich habe zu podcasts und Lanz nichts gesagt. Eigentlich kann ich zu Precht auch nichts sagen, denn abgesehen davon, dass ich weiß, wie er aussieht und redet (und beides finde ich zum Kotzen), kenne ich keine Texte von ihm. Einige Texte über sind mir allerdings untergekommen, die den Quatsch, den er redet, mit guten Argumenten in der Luft zerfetzen. Aber sag das mal jemandem, der Gefallen findet an dieser niedrigschwelligen Art der Verdummung durch Intellektualitätsimulation. Da giltst du ganz schnell als hochnäsig und vorturteilsbehaftet. Bin ich auch. Ich habe Philosophie studiert und kann ganz gut Geschwätz von genuinem Denken unterscheiden. Damit steht mein Urteil über Precht auch trotz recht geringer Empirie fest. Gesagt habe ich, wie gesagt, besagter Person das alles nicht. Aber ich kann ja schreiben.
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