Samstag, 24. Februar 2024

Zum 24. und 27. Februar

In westlichen Ländern haben viele die Befürchtung, darunter auch viele Politiker und Gestalter der öffentlichen (und privaten) Meinungen, die Befürchtung, die militärische Unterstützung der Ukraine in ihrer Verteidigung gegen den russischen Angriff könne, wenn sie zu weit gehe oder von der Ukraine zu weireichend verwendet werde, den Westen in den Krieg hineinziehen.
Die Ukrainerinnen und Ukrainer haben solche Befürchtungen nicht. Sie sind schon seit zehn und erst recht seit zwei Jahren in den Krieg hineingezogen, täglich sterben in der Ukraine Menschen oder werden verwundet, Gebäude und Infrastruktur werden beschädigt oder zerstört. Luftalarm ist „Normalität“ in der Ukraine, ebenso die Angst um Familienmitglieder oder Freunde und Bekannte, zumal die an der Front.
Der Krieg, den der Westen nicht führen will, wird von den Ukrainerinnen und Ukrainern geführt, ob sie wollen oder nicht. Die Alternative wäre Kapitulation. Aber wie es ist, in Russlands Hände zu fallen, könnten die Toten von Butscha und anderswo erzählen.
Man sagt den Ukrainern und Ukrainerinnen, sie sollen dankbar sein, für all die Hilfe, die sie vom Westen bekommen haben. Oh ja, sie sind dankbar, sehr sogar. Sie wären gern noch viel dankbarer für mehr und bessere Hilfe. Damit sie den Krieg, den der Westen, was ihn betrifft, vermeiden will, der aber stattfindet und tatsächlich ein Krieg gegen den Westen ist, besser führen und Menschen das Überleben sichern können.
Russland wird von einem unberechenbaren Irren regiert. Ja, mag sein, dass der diese oder jene Waffenlieferung als Kriegserklärung betrachten will. Soll man also vorsichtig sein, damit Russland geschont wird und nur Ukrainer sterben in einem mörderischen Abnutzungskrieg, aber niemand im Westen?
Ja, mag sein, das der Kremlzwerg es als „Angriff“ bezeichnen würde, wenn die Ukraine, was völkerrechtlich zulässig wäre und moralisch sowieso, im Zuge ihrer Verteidigung auch russländisches Territorium beschösse. Schon jetzt spuckt der Irre ja Gift und Galle, wenn eines seiner Kriegsschiffe oder seine schöne Brücke explodiert, erklärt sofort das Opfer Ukraine zum Aggressor und droht mit dem Einsatz von Atomwaffen (oder lässt drohen).
Na und? Die irrationalen Zuckungen des Diktators können doch nicht das Kriterium für westliche Strategie sein. De Gefahr, dass Putin auf den roten Knopf drückt, besteht jederzeit. Je früher man ihm zeigt, dass man sich von ihm nichts gefallen lässt, desto besser. Aber man hat ja im Westen auch acht Jahre gebraucht, von der Besetzung der Krim und des Donbass bis zum Beginn der „Spezialoperation“ vor zwei Jahren, um die „Ukraine-Krise“ endlich als russischen Angriffskrieg zu verstehen …
Was sind all die Sonntagsreden von der Solidarität mit der Ukraine wert, wenn immer noch nicht alles getan wird, um den gewaltsamen Tod von Ukrainerinnen und Ukrainern in diesem Krieg zu vermeiden? Durch möglichst geeignete Waffen und Ausrüstungen und möglichst viel davon.
Was die Ukraine bisher geleistet hat, grenzt an ein Wunder. Was der Westen, nicht zu Stande bringt, ist beschämend. Das mächtigste Militärbündnis der Welt, die NATO, und dazu noch alle wohlmeinenden Regierungen auf fünf Kontinenten waren nicht in der Lage, das Leben auch nur eines einzigen Menschen zu retten: Nawalny wurde allen Reden und „Sanktionen“ zum Trotz ermordet, wie so viele vor ihm und vermutlich noch viele nach ihm. Nun ist das offizielle Bedauern groß und es wird viel „gedacht“ und „gemahnt“. Was bringt’s?
Putin und die Seinen sind mit Worten nicht zu stoppen. Ihrer Gewalt muss Gewalt entgegengesetzt werden. Es sei denn, man akzeptiert die Herrschaft des Bösen. Dann sollte aber bitte auch das Geschwätz von den „westlichen Werten“ aufhören.
Der Westen ist schon im Krieg, so sehr er es auch leugnet und so sehr er es auch lieber anders hätte. Die Ukrainer hätten es auch lieber anders, die lebten auch lieber im Frieden. Man kann sich nur leider die Realität nicht aussuchen, in der man lebt und stirbt, aber man kann sie womöglich gestalten. Zu gestalten versuchen. Wenn man die Mittel dazu hat oder sich verschaffen kann. Untätigkeit aus Angst spielt jedenfalls dem Gegner in die Hände. Denn zu Tode gefürchtet ist letztlich auch gestorben.

Dienstag, 20. Februar 2024

Glosse CXXXI

Nach Auskunft des Deutsche Gesellschaft für Mykologie e. V. (...) Nach Auskunft der Grammatik ist die Gesellschaft weiblich. Nach Auskunft des Vereinsrecht ist der Namenszusatz eingetragener Verein, abgekürzt „e. V., nur ein Hinweis darauf, dass die Gesellschaft ins Vereinsregister eingetragen ist. Und macht aus ihr kein FTM.

Montag, 19. Februar 2024

Glosse CXXX

Aus Solidarität wollen sich ein Teil der Mitarbeiter anderer Fluggesellschaften dem Streik anschließen. Aber anscheinend will das nicht alle.

Samstag, 17. Februar 2024

Wir denken nicht, uns gibt es nicht

„Wie kann ein Philosoph, der im Jahr 1724 geboren wurde, unser Denken heute maßgeblich beeinflussen?“ Ich verstehe die Frage nicht. Was hat das Geburtsjahr eines Philosophen mit seinem Einfluss zu tun? Muss einer denn in etwa in unserem Alter sein, um uns und unsere Lage verstehen zu können? Weil wir so besonders sind?
Wer sind überhaupt wir? Und was soll „unser Denken sein“? Haben „wir“ alle bloß ein Denken, denken wir alle auf dieselbe Weise, kommt bei uns beim Denken immer dasselbe heraus?
Ich weiß schon, dass die Neigung, das Derzeitige über alles Frühere zu stellen, bestimmend ist. Dass die Angewohnheit, Menschen in Generationen und Epochen einzuteilen und gegen einander abzuschließen, heutzutage vorherrscht. Und dass diffuse Kollektive regelmäßig durch die unübersichtliche Vorstellungswelt nicht erst meiner Zeitgenossen geistern.
Aber einem halbwegs klar denkenden, halbwegs gebildeten Menschen kann doch nicht verborgen geblieben sein, dass zu keiner Zeit alle Menschen (nicht einmal die einer Gesellschaft) alle dasselbe auf dieselbe Weise dachten und dass Philosophie ein unabschließbarer Prozess ist, in dem es Moden und Konjunkturen geben mag, indem aber ein Autor oder, richtiger, seine Texte, wenn sie je etwas zu sagen hatten, immer und so auch „heute“ noch etwas zu sagen haben, dass aber das Urteil darüber, ob dem so ist und worin das Gesagte besteht und was es wem bedeutet, immer nur Teil besagten Prozesses sein kann, also ein im Wesentlichen unabschließbares Unternehmen, bei dem das Frühere sich schwerlich als endgültig erledigt und das Aktuelle sich schon morgen als überholt erweisen kann.
Nur wo eigentlich gar nicht mehr gedacht, sondern Philosophie nur noch simuliert wird, wo Philosophaster kommerziell orientierte Spektakel anbieten, gibt es so etwas wie ein „Wir denken“ und ein „Uns beeinflusst“. Gewiss, man kann Archäologie der Gegenwart betreiben, um herauszufinden, warum die, die heute denken, so denken, wie sie denken, und aufzeigen, dass sie auch anders denken könnten, weil ja auch früher schon anders gedacht wurde. Aber dabei darf man analytische Konstruktionen nicht zu überzeitlichen Popanzen aufblasen und sollte stets gewärtig sein, dass heute schon morgen gestern sein wird.
Wenn einer zu seiner Zeit so und so gedacht hat, weil das zu den Bedingungen seiner Zeit passte, dann ist dieses Denken, sofern die Bedingungen gleich oder ähnlich geblieben sind, im selben Maße immer noch zeitgenössisch. Ob das gut oder schlecht ist, ist eine andere Frage. Wer 1724 geboren wurde, mag eine mit dem Kapitalismus seiner Zeit kompatible Philosophie vorgelegt haben. Da der Kapitalismus immer noch besteht, sich im Wandel gleich bleibend und sein Prinzip ― Profit über alles ― stets bewahrend und durchsetzend, wird besagte Philosophie, zumal wenn das damals bloß Zeitbedingte ins heute bloß Zeitbedingte übersetzt wird, noch mehr oder minder passend sein. Wenn einer aber 1724 geboren worden war und sich zum entschiedenen Gegner von profitwirtschaftlicher Ausbeutung, Zerstörung und Verdummung ausgebildet hatte, wird er schon damals erfolglos und unbekannt gewesen sein und seine Schriften, so noch zugänglich, werden auch heute nur die beeinflussen können, die seine Gegnerschaft teilen wollen.
Wir denken nicht. Uns gibt es gar nicht. Die Leute werden zu allen Zeiten von dem beeinflusst, was sie für ihre Zeit halten, wie auch von dem, was weit über ihre Zeit hinausgeht. Darüber kann man mal nachdenken. Aber darüber nachzudenken, ob „ein Philosoph, der im Jahr 1724 geboren wurde, unser Denken heute maßgeblich beeinflussen“ kann, ist völlig sinnlos.

Samstag, 10. Februar 2024

Rechts und gegen rechts

Es geht nicht um zwei verschiedene Vorstellungen von Politik, sondern um zwei Bedürftigkeiten. Die einen fühlen sich angesprochen vom Angebot, verachten und hassen zu dürfen. Sie wollen, dass sich etwas ändert, weil es ihnen so, wie es ist, nicht gefällt. Die anderen fühlen sich in ihrer Lage ganz wohl, aber zuweilen gestört von negativen Affekten und allzu brutalen Veränderungswünschen. Sie wollen, dass alles weitergeht wie bisher, nur irgendwie besser.
Die einen sind gegen das Etablierte, weil sie nicht dazugehören (selbst wenn sie davon profitieren), aber ihre bevorzugte Problemlösung besteht in Problemverleugnung und dem Einsatz von Problemsurrogaten, vor allem einem: Klimawandel? Migranten! Kinderarmut? Soziale Ungerechtigkeit? Migranten! Welthunger? Migranten! Pisa-Studie? Migranten!
Die einen sind für das Etablierte, weil sie sich einreden, es sorge irgendwie für sie (was nicht ganz falsch ist), und sie bestimmten ohnehin selbst darüber, wer sie regiert. Warum dann die seit Jahrzehnten anstehenden Probleme nicht gelöst werden, bleibt unerfindlich. Warum hat all die nicht-rechte Wählerei nicht zu Klimaschutz, sozialer Gerechtigkeit, guter Bildung für alle usw. geführt?
Für Demokratie sind die Rechtspopulisten und ihre Sympathisanten auch. Immerhin wollen sie ja gewählt werden und ihre Wähler wählen sie, sonst wäre ja von einer „Bedrohung der Demokratie“ gar keine Rede. So wie die einen dagegen sind, dass „rechts“ gewählt wird, sind die anderen dagegen, dass nicht „rechts“ gewählt wird. Jede Seite wirft der anderen vor, falsch zu wählen. Aber gewählt werden soll. Unbedingt
Dass aber Wahlen keine Lösung sind, belegen die Anti-rechts-Demos selbst: Sie wären ja überflüssig, wenn man darauf vertraute, dass  demokratische Wahlakte alles entschieden. Gegen das Wählen der anderen und gegen deren Meinungen, Überzeugungen, Stimmungen und Hassgefühle zu demonstrieren, obwohl amn selbst nach eigenem Bekunden in der Mehrheit ist, zeigt ja, dass man den Institutionen der Demokratie nicht vertraut. Dazu hat man auch keinen Grund.
Die andere Seite hingegen setzt darauf, dass sich durch Wählen etwas ändern lässt: Sie stimmen gegen das Bisherige für ein Anderes, das sie womöglich nicht vorhersehen können, das aber immerhin verspricht, ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen.
Wollen die einem am Gewohnten und Vertrauten festhalten, mit dem sie gfanz gut gefahren zu sein meinen, wollen die anderen den Bruch. Auch mit dem Stil und den Manieren und gegebenfalls sogar mit dem, was andere bisher für Recht und Ordnung erklärt haben. Auf dass dann eine neue Ordnung und ein anderes Recht herrschten. Das eigentliche Recht, das bisher unterdrückt wird. Sie wollen, könnte man sagen, ein neues Establishment. 
Beide Seiten sind geprägt von Selbstgerechtigkeit. Wir wissen es besser. Wir machen nichts falsch. Wir sind das Volk.

Voulez-vous ne pas coucher avec moi?

Allenthalben wird berichtet, dass einer Studie zu Folge die Franzosen heutzutage weniger Sex haben als früher. Hätten 2009 noch 58 Prozent angegeben, mindestens einmal in der Woche Geschlechtsverkehr zu verüben, seien es 2023 nur noch 43 Prozent gewesen. Der Anteil derer, die in den letzten zwölf Monaten keinen Sex hatten, stieg von neun auf 24 Prozent, in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen sogar von fünf auf 28.
Nun freut es anscheinend jeden, wenn er hört, dass andere wenig Sex haben (selbst wenn es mehr ist als man selber hat). Bei den Franzosen zumal, die immer als sexbesessen galten.
Aber es macht gewiss auch Spaß, über Ursachen zu spekulieren. Bestimmt sind die Medien schuld mit ihrem Überangebot an Erotik und Pornographie. Oder die Leute hätten zwar weniger, aber besseren Sex. Oder …
Wie auch immer. Es ist bemerkenswert, dass über ein halbes Jahrhundert nach der sexuellen Revolution die Sexualität ebenso normalisiert wie marginalisiert ist. Man kann und muss über alles reden ― in angemessener Form, am angemessenen Ort (also nicht vor Kindern!) ―, aber wer viel darüber redet …
Im Globalen Norden, wo die Repressionshypothese nie wahr war, hat die „Befreiung“ zu einer Dämpfung geführt. Immer noch geht es immer um Sex. Aber je erlaubter der Konsum ist, desto weniger erregend ist er, je präziser die Befriedigung vorauskalkuliert und wunschgerecht herbeigeführt werden kann, desto belangloser ist sie auch.
Sex ist langweilig, sagte Foucault. Und hatte wie immer Recht.

Unterwegs (14)

Ein junger Bettler sitzt dösend auf der Straße. Vor sich fünf Pappbecher, in die man Geld werfen soll. Sie sind mit kleinen Schildern versehen: „Essen“, „Bier“, „Kiffen“, „Reisen“, „Disneyland“.

Ich kann mich immer noch darüber wundern, wie fanatisch die Leute, wo sie gehen und stehen (und erst recht sitzen), auf ihre Mobiltelephone starren. ― Erinnerung an Venedig. Fahrt im Vaporetto. Canale grande, die vielleicht schönste Strecke der Welt. Was aber tat die amerikanischen Familie (Vater, Mutter, Tochter)? Sie schaute gar nicht hin, sondern glotzte auf ihre cell phones. Sie sind also um die halb Welt gereist, wohl für viel Geld, um vor Ort dasselbe zu machen wie zu Hause: zu schauen, was anderswo los ist. Real ist ihnen nicht die wunderschöne Umgebung, sondern die medial kanalisierte Simulation. Ihr Pech, könnte ich denken. Aber ich denke: Mein Pech, dass solche Leute durch ihre Unterwerfung die Welt beherrschen.

Donnerstag, 8. Februar 2024

Aufgeschnappt (bei Alfred Grosser)

Jeder hat das Recht und die Pflicht Menschenrechtsverletzungen zu benennen. Die israelische Regierung verletzt Menschenrechte. Als ich in einer Rede 1975 die Berufsverbote kritisierte, hat mich niemand als deutschlandfeindlich bezeichnet. Als ich Frankreichs Algerienpolitik kritisierte, hat mich niemand als Frankreichfeind bezeichnet. Nun heißt es, weil ich die israelische Regierung kritisiere, ich sei israelfeindlich. Das geht nicht.

In Nahost kämpft eine Macht gegen eine Ohnmacht. Die israelische Regierung spricht von Terrorismus. Es ist aber ein Terrorismus, der in keinem Verhältnis steht zu der Vernichtung die Israel in Gaza betreibt.

(…) (N)atürlich trägt Israel die Schuld. (Daran, dass der „Konflik“ fortbesteht. Anm. d. Zitators) Es liegt an Israel, dass besetzt wird, dass an der Mauer die Menschen nicht rüber kommen, dass sie an den Grenzen gedemütigt werden.

Israel hat viel mehr Waffen als alle arabischen Länder zusammen. Hinzu kommt die Atombombe. Israel wird beschützt von der ganzen Welt, von den USA, von Frankreich, von der ganzen Welt. Gott sei Dank, natürlich, aber dann soll nicht ständig gesagt werden, Israel handele gegen die Palästinenser im Namen der Bedrohung Israels. Das ist doch ein totaler Widerspruch. Und dass es von Feinden umzingelt ist, stimmt einfach nicht.

Es kann keine Zweistaatenlösung geben. Sehen sie sich die Karte an. Es ist kein Platz mehr für einen palästinensischen Staat.

(Auf die Frage, ob „die lebendige Erinnerung an den Holocaust“ eine wirkungsvollste Prophylaxe gegen den Antisemitismus“ sei:) Das glaube ich nicht. Die Israelis haben ja mit dem Beginn des Eichmannprozesses überhaupt erst angefangen, sich als Überlebende des Holocaust zu betrachten.

Heute ist in Deutschland und Frankreich der Antiislamismus stärker als Antisemitismus.

(…) Israel (hat) Schuld an der Verstärkung des Antisemitismus. Und weil der Zentralrat sich immer auf die Seite Israels stellt und sich mit dem Staat identifiziert, fällt die Kritik an der israelischen Politik auch auf den Zentralrat zurück und damit auch auf die von ihm vertretenen deutschen Juden.

Jedes Erwähnen anderen Leids wird interpretiert als Bagatellisierung des Holocaust. Dagegen wehre ich mich.

Ganze Völker sind im Osten ausgerottet worden. Niemand interessiert sich dafür, weil die dortigen Opfer keine Macht des Wortes haben.

(…) (D)er gewollte Hungertod hat Millionen Ukrainer das Leben gekostet, Mao sind dreissig oder fünfzig Millionen Landsleute zum Opfer gefallen. Nur hatten die Überlebenden kaum Möglichkeit, in unseren Ländern Gehör zu finden. Anderthalb Millionen Armenier sind gestorben, das ist auch keine Bagatelle. Einmaligkeit ja. Aber das soll keine Bagatellisierung der anderen Verbrechen sein.

Man soll immer vergleichen. Man kann eine Einmaligkeit nicht behaupten, ohne verglichen zu haben. Ich mache enorme Unterschiede, aber ich sage auch heute, dass in deutschen und französischen Schulbüchern Mao und Stalin zu wenig berücksichtigt werden. Das hat aber nichts damit zu tun, den Holocaust bagatellisieren zu wollen.
 
Für mich ist die Frage auch: Wie kann ich junge Deutsche dazu bringen an Auschwitz zu denken? Das beste Mittel ist zu sagen, nie wieder Antisemitismus, aber auch immer für Gerechtigkeit und Würde der Menschen überall eintreten. Nicht nur den Juden, sondern allen Menschen. 
 
(Anmerkung: Das zitierte Interview stammt aus dem Jahr 2010.)

Quelle: https://www.cicero.de/aussenpolitik/ein-feind-israels-bin-ich-nicht/41434 

Montag, 5. Februar 2024

Sätze zum Vergleich

„Wir müssen endlich im großen Stil diejenigen abschieben, die kein Recht haben, in Deutschland zu bleiben.“ (Olaf Scholz)
 
„Der Staat muss funktionieren, wenn es darum geht, Menschen, die nicht bei uns bleiben können, zurückzuführen.“ (Lars Klingbeil)
 
„Ausländer raus. Deutschland den Deutschen.“ (volkstümlich)