Als man noch glaubte oder glauben wollte, Emil Nolde sei kein Nazis gewesen, sondern sogar selbst ein Opfer nazistischer Kulturpolitik, konnte man seine Gemälde und Zeichnungen unbefangen ausstellen und betrachten. Seit man weiß und wissen muss, das Nolde immer Nazi geblieben war, fragt man sich, ob man seine Bilder noch ausstellen und anschauen darf. Aber haben sich Noldes Werke denn zwischen den Kenntnisständen des Kulturbetriebes und des Publikums verändert? Sind sie nazistisch geworden? Oder sind sie nicht vielmehr immer dieselben, egal, was man über ihren Erzeuger weiß? Welches Reinheitsbedürfnis ist da am Werk, wenn Verbote gefordert werden? „Wir gucken nicht auf Bilder von Nazis“? Als könne man den Nazismus und seine Einschreibung in die Geschichte damit irgendwie von sich fernhalten. Als wäre man dadurch besser als „die damals“.
Gewiss, es gab bildende Künstler, deren Werke explizit oder implizit Beiträge zu einer Kunst des „Dritten Reiches“ sein sollten und auch waren. Ob man diese Bildwerke zeigen soll und wie, muss man problematisieren. Man kann daraufhin auch der Meinung sein, derlei gehöre nicht in die Öffentlichkeit. (Warum man dann in den gefühlt zig Millionen Geschichtsdokus dauernd Wochenschaubilder von Hitler und Konsorten zeigen darf, die einst zur Verherrlichung des „Führers“ und seiner Gefolgschaft gedreht wurden, wäre sodann aber zu fragen.)
Bei Nolde wird man allerdings lange suchen müssen, um spezifisch Nazistisches in seinen Bildern zu finden. Falls man denn überhaupt etwas findet. Wenn da aber nichts ist oder nicht in jedem einzelnen Gemälde, jeder Zeichnung, dann kann man diese auch ausstellen. Man befördert den Nazismus nicht schon dadurch, dass man man Werke von Nazis ausstellt, zumal solche Werke, an denen nichts Nazistisches ist. Ein Bild wird nicht „böse“ oder „unrein“, weil sein Erzeuger ein Nazi war. Ein Bild ist ein Bild und danach zu beurteilen, wie es aussieht.
Nolde und die Malerei bloß als Beispiel. Dasselbe gilt für Werke der Belletristik und der Philosophie und so weiter.
Selbst wenn Heidegger persönlich Zyklon B in eine Gaskammer gekippt hätte, wäre „Sein und Zeit“ immer noch „Sein und Zeit“. Und als Text nicht deshalb kritisierbar, weil sein Verfasser anderswo dies und das geschrieben hat, was man verwerflich findet (und wovon man vielleicht nur vom Hörensagen weiß), sondern weil der Text als Text so und so verfasst ist. Was man genial oder bedenklich finden kann oder beides, und man darf auch durchaus unter dem Gesichtspunkt eines „Gesamtwerkes“ Verbindungslinien von scheinbar Harmlosem zu späterem ganz und gar nicht Harmlosen ziehen. Aber dazu muss man die Texte eben lesen und verstehen. Sie komplett zu ignorieren oder gar zu verbieten, weil ihr Verfasser „böse“ war, ist dumm und bildungsfeindlich.
Kontexte, auch politische und biographische, sind wichtig (oder können es sein), aber sie ersetzen Texte nicht. Schon gar nicht kann die Bewertung eines Kontextes allein über den Wert oder Unwert eines Textes entscheiden. Wer so denkt, verachtet in Wahrheit das Denken und will es zu Gunsten eines ungeistigen Mitläufertums mit dem Zeitgeist ersetzen. Macht also genau das, was Heidegger vorzuwerfen ist: So zu denken, wie man eben gerade denken soll. Sich anzupassen und womöglich noch jede andere Angepasstheit überbieten zu wollen (zumindest im stillen Kämmerlein, wo keiner dazwischenredet, keine Prüfung an der Realität stattfindet und scheinbar nichts Konsequenzen hat).
Früher war es mal angesagt, Heidegger für ein großen Philosophen zu halten. Heute ist es chic, ihn für erledigt zu halten. Zwischen diesen Einstellungen aber haben sich die Texte nicht verändert (sie sind nur mehr geworden). Ihre Deutung kann und darf nicht einzig und allein davon abhängen, was im Sinne politischer Korrektheit herauskommen muss. Dass Heidegger ein Nazi war, wusste man schon vor dem Erscheinen der „Schwarzen Hefte“. Wenn an Heideggers nicht explizit nazistischen Texten etwas problematisch war, dann ist es das immer noch. Und wenn an ihnen etwas klug und anregend war, dann ebenso.
Gewiss, es gab bildende Künstler, deren Werke explizit oder implizit Beiträge zu einer Kunst des „Dritten Reiches“ sein sollten und auch waren. Ob man diese Bildwerke zeigen soll und wie, muss man problematisieren. Man kann daraufhin auch der Meinung sein, derlei gehöre nicht in die Öffentlichkeit. (Warum man dann in den gefühlt zig Millionen Geschichtsdokus dauernd Wochenschaubilder von Hitler und Konsorten zeigen darf, die einst zur Verherrlichung des „Führers“ und seiner Gefolgschaft gedreht wurden, wäre sodann aber zu fragen.)
Bei Nolde wird man allerdings lange suchen müssen, um spezifisch Nazistisches in seinen Bildern zu finden. Falls man denn überhaupt etwas findet. Wenn da aber nichts ist oder nicht in jedem einzelnen Gemälde, jeder Zeichnung, dann kann man diese auch ausstellen. Man befördert den Nazismus nicht schon dadurch, dass man man Werke von Nazis ausstellt, zumal solche Werke, an denen nichts Nazistisches ist. Ein Bild wird nicht „böse“ oder „unrein“, weil sein Erzeuger ein Nazi war. Ein Bild ist ein Bild und danach zu beurteilen, wie es aussieht.
Nolde und die Malerei bloß als Beispiel. Dasselbe gilt für Werke der Belletristik und der Philosophie und so weiter.
Selbst wenn Heidegger persönlich Zyklon B in eine Gaskammer gekippt hätte, wäre „Sein und Zeit“ immer noch „Sein und Zeit“. Und als Text nicht deshalb kritisierbar, weil sein Verfasser anderswo dies und das geschrieben hat, was man verwerflich findet (und wovon man vielleicht nur vom Hörensagen weiß), sondern weil der Text als Text so und so verfasst ist. Was man genial oder bedenklich finden kann oder beides, und man darf auch durchaus unter dem Gesichtspunkt eines „Gesamtwerkes“ Verbindungslinien von scheinbar Harmlosem zu späterem ganz und gar nicht Harmlosen ziehen. Aber dazu muss man die Texte eben lesen und verstehen. Sie komplett zu ignorieren oder gar zu verbieten, weil ihr Verfasser „böse“ war, ist dumm und bildungsfeindlich.
Kontexte, auch politische und biographische, sind wichtig (oder können es sein), aber sie ersetzen Texte nicht. Schon gar nicht kann die Bewertung eines Kontextes allein über den Wert oder Unwert eines Textes entscheiden. Wer so denkt, verachtet in Wahrheit das Denken und will es zu Gunsten eines ungeistigen Mitläufertums mit dem Zeitgeist ersetzen. Macht also genau das, was Heidegger vorzuwerfen ist: So zu denken, wie man eben gerade denken soll. Sich anzupassen und womöglich noch jede andere Angepasstheit überbieten zu wollen (zumindest im stillen Kämmerlein, wo keiner dazwischenredet, keine Prüfung an der Realität stattfindet und scheinbar nichts Konsequenzen hat).
Früher war es mal angesagt, Heidegger für ein großen Philosophen zu halten. Heute ist es chic, ihn für erledigt zu halten. Zwischen diesen Einstellungen aber haben sich die Texte nicht verändert (sie sind nur mehr geworden). Ihre Deutung kann und darf nicht einzig und allein davon abhängen, was im Sinne politischer Korrektheit herauskommen muss. Dass Heidegger ein Nazi war, wusste man schon vor dem Erscheinen der „Schwarzen Hefte“. Wenn an Heideggers nicht explizit nazistischen Texten etwas problematisch war, dann ist es das immer noch. Und wenn an ihnen etwas klug und anregend war, dann ebenso.
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