Dienstag, 10. Januar 2023

Krawalle für ganz, ganz wenige

Achtunddreißig Festnahmen wegen Angriffen auf Polizei und Feuerwehr bei den „Silvesterkrawallen“ habe es in Berlin gegeben, wird berichtet. Mehr nicht? In einer Stadt mit dreienhalb Millionen Insassen (davon gefühlte fünf Millionen „mit Migrattionshintergrund“)? Von den 38 seien, heißt es, zwei Drittel deutsche Staatsbürger. Wie bitte? Wegen einem guten Dutzend nichtdeutscher Randalierer wird eine Debatte über gescheiterte Integration, orientalisches Mackertum und gewaltbereite Staatsfeindschaf geführt?
Die örtliche CDu entblödet sich übrigens nicht, die Vornamen der nicht-nichtdeutschen Festgenommen wissen zu wollen. Wohl, weil ein deutscher Staatsbürger, der Ali und nicht Kevin heißt, ja doch ein Undeutscher ist. Ach, ihr Gelegenheitsrassisten, selbst wenn sämtliche 38 Festgenommene staatlich geprüfte Syro-Afghanen mit behördlich anerkannter toxischer Männlichkeit wären: Was sind schon drei Dutzend gegen Hunderttausende Menschen mit Herkunft, denen (in puncto Silvesterkrawall) nichts vorzuwerfen ist und die sogar entschieden gegens Krawallmachen sind?
Es stimmt, Berlin hat wie die ganze BRD (und viele andere Staaten) ein Problem mit Milieus, die von Armut, Unbildung und unzureichender Ausbeutung der Arbeitskraft geprägt sind. Aber diese Probleme werden nicht durch Zuwanderung, Geschlechtszugehörigkeit oder die ominöse „kulturelle Prägung“ erzeugt, sondern durch genau das soziökonomische System, an dessen Rand besagte Milieus angesiedelt sind. Und das genau der Staat sichert und schützt, dessen Repräsentanten mancherorts so unbeliebt sind.
Rassistische Pseudodebatten tragen jedenfalls nur gezielt dazu bei, Probleme zu verschleiern, deren Lösung letztlich eine durchdachte Gegnerschaft zur Wirtschaftsordnung voraussetzt. Dass die „Mitte der Gesellschaft“ die Dummheit und das Unrecht solcher spektakel und vor alle ihre Ursachen erträgt, ist dabei das eigentliche Problem.

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