„Warum schießen manche arabisch- oder türkischstämmige junge Männer an Silvester gern mit Schreckschusswaffen herum? Weil in ihren Herkunftsländern oder in den Herkunftsländern ihrer Eltern Männer auf Hochzeiten gern Schüsse abgeben, oft auch aus scharfen Waffen. Das zu benennen, ist nicht Rassismus, sondern Sozialanthropologie ...“ (Gunnar Hinck in der„taz“
) Der Denkfehler hierbei: Dass Sozialanthropologie nicht rassistisch sein könne. Der Krawallversteher Hinck erbringt dafür unfreiwillig den Gegenbeweis. Seine Hobby-Sozialanthropologie mit ihrem einseitigen Verständnis von Sozialisation und kultureller Prägung ist Quatsch. Rassitischer Quatsch.
Woher ich das weiß? Ich bin in Österreich geboren und (zeitweise) aufgewachsen. Österreich ist mein Herkunftsland und das meiner Eltern, könnte man sagen. In Österreich wird viel Wintersport getrieben. Das hat mich geprägt. Ich verabscheue Wintersport aus ganzem Herzen und halte jeden, der ihn betreibt oder kommentiert oder sich dafür interessiert, für schwachsinnig. Allerdings treiben nicht alle in Österreich Wintersport und nicht alle, die in Österreich Wintersport treiben, sind hier geboren und aufgewachsen (oder in einem anderen Land, wo viel Wintersport getrieben wird). Wenn also irgendwo in der Welt systematisch Wintersport getrieben wird, liegt das wohl nicht oder nicht vorrangig an „kultureller Prägung“, sondern am Verhältnis zu dieser, vor allem aber an der konsumistischen Spaßkultur und den kommerziellen Interessen der Wintersportvermarkter. Erklär mir das doch bitte ein Sozialanthropologe oder eine Sozialanthropologin!
Nicht jeder der Silvesterkrawallmacher ist ein Mann (von wegen „Mackertum“), nicht jeder stammt aus einem Herkunftsland mit Knallerei-Kultur (oder hat entsprechende Eltern). Wie erklärt die Sozialanthopologie à la Hinck, dass auch Frauen und Nicht-Orientalen Krawall gemacht haben? Oder ist es für sie so: Wenn du Araber bist, ist klar, dass du ein machistischer Schusswaffenfetischist bist, deshalb greiftst du Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr an. Wenn du allerdings Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr, ohne ein Mann oder wenigstens irgendwie orientalisch zu sein, dann spielt die kulturelle Prägung eben bei dir keine Rolle.
Das ist sehr wohl rassistisch, denn es reduziert das Sein, Wollen und Handeln von Menschen auf ihre unterstellte Herkunft. Das Individuum ist in dieser Weltsicht zudem den ihn bestimmenden Faktoren ausgeliefert und kann sie weder reflektieren, noch sich ihnen entziehen. Aber selbst wenn solche deterministischen Ableitungen möglich wären (sie sind es ganz sicher nicht), warum werden dann eigentlich nur Nichtdeutsche sozialanthropologisch gedeutet, Deutsche aber nicht? Haben die keine Herkunft, keine Sozialisation, keine kulturellen Prägungen? Leute wie Hinck „erklären“ immer nur bestimmte Leute anhand bestimmter willkürlich herausgegriffener „kultureller“ Details, die angeblich prägend sind. Sie erklären nie, warum andere, die von anderer Herkunft, Kultur und Sozialisation anders geprägt sind, trotzdem gleich handeln, und schon gar nicht, warum die große Mehrheit derer, die doch auf Grund ihrer Herkunftskultur entsprechend „geprägt“ sein müssten, nicht so handelt, es ablehnt, so zu handeln, und solches Handeln missbilligt.
Leute wie Hinck sind implizite Rassisten. Und zwar gerade deshalb, weil sie behaupten, ihr unvoreingenommener Zugang (hier: wissenschaftlich, nämlich „sozialanthropologisch“) hindere sie daran, es zu sein. Warum sie dann aber zu denselben „Erkenntnissen“ gelangen wie explizite Rassisten, fragen sie sich nicht. Es ist jedoch offensichtlich: Weil ihr Verständnis von Unvoreingenommenheit bereits unzulässige Vorannahmen impliziert, weil sie nur einiges bei einigen erklären wollen und damit bereits im Voraus unterscheiden, wer erklärungsbedürftig ist und wer nicht, welche Herkünfte problematisch sind und welche nicht.
Übrigens: Freudenschüsse bei Hochzeiten, wie fremd sie dem modernen Mitteleuropärer vorkommen mögen (der ja aller sinnlosen Knallerei bekanntermaßen innerlich fernsteht), mit tätlichen Angriffen auf Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungssanitäter zu parallelisieren, ist infam. Und selbst für einen Hobby-Sozialanthropologen ungewöhnlich dumm.
Woher ich das weiß? Ich bin in Österreich geboren und (zeitweise) aufgewachsen. Österreich ist mein Herkunftsland und das meiner Eltern, könnte man sagen. In Österreich wird viel Wintersport getrieben. Das hat mich geprägt. Ich verabscheue Wintersport aus ganzem Herzen und halte jeden, der ihn betreibt oder kommentiert oder sich dafür interessiert, für schwachsinnig. Allerdings treiben nicht alle in Österreich Wintersport und nicht alle, die in Österreich Wintersport treiben, sind hier geboren und aufgewachsen (oder in einem anderen Land, wo viel Wintersport getrieben wird). Wenn also irgendwo in der Welt systematisch Wintersport getrieben wird, liegt das wohl nicht oder nicht vorrangig an „kultureller Prägung“, sondern am Verhältnis zu dieser, vor allem aber an der konsumistischen Spaßkultur und den kommerziellen Interessen der Wintersportvermarkter. Erklär mir das doch bitte ein Sozialanthropologe oder eine Sozialanthropologin!
Nicht jeder der Silvesterkrawallmacher ist ein Mann (von wegen „Mackertum“), nicht jeder stammt aus einem Herkunftsland mit Knallerei-Kultur (oder hat entsprechende Eltern). Wie erklärt die Sozialanthopologie à la Hinck, dass auch Frauen und Nicht-Orientalen Krawall gemacht haben? Oder ist es für sie so: Wenn du Araber bist, ist klar, dass du ein machistischer Schusswaffenfetischist bist, deshalb greiftst du Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr an. Wenn du allerdings Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr, ohne ein Mann oder wenigstens irgendwie orientalisch zu sein, dann spielt die kulturelle Prägung eben bei dir keine Rolle.
Das ist sehr wohl rassistisch, denn es reduziert das Sein, Wollen und Handeln von Menschen auf ihre unterstellte Herkunft. Das Individuum ist in dieser Weltsicht zudem den ihn bestimmenden Faktoren ausgeliefert und kann sie weder reflektieren, noch sich ihnen entziehen. Aber selbst wenn solche deterministischen Ableitungen möglich wären (sie sind es ganz sicher nicht), warum werden dann eigentlich nur Nichtdeutsche sozialanthropologisch gedeutet, Deutsche aber nicht? Haben die keine Herkunft, keine Sozialisation, keine kulturellen Prägungen? Leute wie Hinck „erklären“ immer nur bestimmte Leute anhand bestimmter willkürlich herausgegriffener „kultureller“ Details, die angeblich prägend sind. Sie erklären nie, warum andere, die von anderer Herkunft, Kultur und Sozialisation anders geprägt sind, trotzdem gleich handeln, und schon gar nicht, warum die große Mehrheit derer, die doch auf Grund ihrer Herkunftskultur entsprechend „geprägt“ sein müssten, nicht so handelt, es ablehnt, so zu handeln, und solches Handeln missbilligt.
Leute wie Hinck sind implizite Rassisten. Und zwar gerade deshalb, weil sie behaupten, ihr unvoreingenommener Zugang (hier: wissenschaftlich, nämlich „sozialanthropologisch“) hindere sie daran, es zu sein. Warum sie dann aber zu denselben „Erkenntnissen“ gelangen wie explizite Rassisten, fragen sie sich nicht. Es ist jedoch offensichtlich: Weil ihr Verständnis von Unvoreingenommenheit bereits unzulässige Vorannahmen impliziert, weil sie nur einiges bei einigen erklären wollen und damit bereits im Voraus unterscheiden, wer erklärungsbedürftig ist und wer nicht, welche Herkünfte problematisch sind und welche nicht.
Übrigens: Freudenschüsse bei Hochzeiten, wie fremd sie dem modernen Mitteleuropärer vorkommen mögen (der ja aller sinnlosen Knallerei bekanntermaßen innerlich fernsteht), mit tätlichen Angriffen auf Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungssanitäter zu parallelisieren, ist infam. Und selbst für einen Hobby-Sozialanthropologen ungewöhnlich dumm.
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