Eigentlich hab ich nie verstanden, wozu der Schulunterricht, den man mir angedeihen ließ, hätte gut sein sollen. Gewiss, in der Theorie war die Sache klar: Man hätte was Sinnvolles lernen sollen. Aber darauf konnte man lange warten, denn in der real existierenden Praxis war das Ganze doch reine Zeitverschwendung. Jedenfalls für mich, und nicht erst im Rückblick. Von Lesen und Schreiben und den vier Grundrechenarten abgesehen (also Sachen, die manche schon vor der Einschulung beherrschen) habe ich in 13 Schuljahren nichts von bleibendem Wert gelernt. Außer naturgemäß über die Niederungen des Sozialverhaltens von Kindern und Jugendlichen und wie sich Dummheit und angemaßte Autorität in der Figur der Lehrerin oder des Lehrers wunderbar verbinden lassen. Alles, was mich interessierte, suchte ich mir hingegen außerhalb des Unterrichts ohne Anleitung selbst zusammen. Darum war Unterricht für mich gleichbedeutend Langeweile, quälender Langweile, durchsetzt von den Versuchen der Mächtigen, die Schwachen zu beschämen. Ich war bemüht, mir ein dickes Fell zuzulegen. Aber es hatte viele Löcher.
Zugegeben: Ich hatte anderthalb gute Lateinlehrer, einen sehr guten Deutschlehrer und schätzte meinen Religionslehrer ungemein (obwohl er mir zu liberal war, der zwecks Heirat laisierte Mönch). Der Rest des Personals war unfähig und zum Teil psychisch gestört, mitunter verdeckt bösartig, oft gutwillig, aber reichlich ungebildet, in jedem Fall aber ungeeignet, mir etwas beizubringen, das ich wissen und können wollte. Und selbst bei den guten Lehrern oder den erträglichen war die Form des Lernens in der Regel eine methodische Austreibung von Interesse. Die Folgen spüre ich heute noch: Nie lernen gelernt zu haben, sondern alles Wissen dem Zufall und der Willkür zu verdanken.
Von den selten Glücksmomenten abgesehen, wenn in der Oberstufe eine gehaltvolle Diskussion gelang — oft ich gegen alle — oder meine elegante und korrekte Übersetzung gelobt wurde oder ich, woran mir sehr selten lag, mit Wissen brillierte (unschlagbar war ich im selten unterrichteten Fach Religion), waren all die vielen, vielen, vielen Unterrichtsstunden nichts als ein ermüdendes Absitzen von Zeit oder, noch schlimmer, ein lästiges Rumturnen. (Das Leben ist zu kurz für Sport; heute weiß ich’s, damals ahnte ich’s.)
Und dann auch noch die Pausen! Die zogen den Schultag doch erst recht unnötig in die Länge. Wozu war das gut? All die Spiele, die die anderen so begeistert spielten, waren Wettbewerbe, an denen mir nichts lag, weil ich sie sowieso verloren hätte. Dann schon lieber spazierengehen und plaudern. (Ich hatte das Glück, nicht der einzige Außenseiter zu sein.) Da konnte man wenigstens das Oberstübchen etwas durchlüften, das die Institution mit dem Mief der Sinnlosigkeit auszufüllen versucht hatte. Dann klingelte es, und wie Laborratten dem Signal gehorchend eilte man, wieder sinnlos Zeit abzusitzen. Oder rumzuturnen.
Nein, Schule ist etwas, was ich der Gesellschaft bis heute nicht verzeihe.
Zugegeben: Ich hatte anderthalb gute Lateinlehrer, einen sehr guten Deutschlehrer und schätzte meinen Religionslehrer ungemein (obwohl er mir zu liberal war, der zwecks Heirat laisierte Mönch). Der Rest des Personals war unfähig und zum Teil psychisch gestört, mitunter verdeckt bösartig, oft gutwillig, aber reichlich ungebildet, in jedem Fall aber ungeeignet, mir etwas beizubringen, das ich wissen und können wollte. Und selbst bei den guten Lehrern oder den erträglichen war die Form des Lernens in der Regel eine methodische Austreibung von Interesse. Die Folgen spüre ich heute noch: Nie lernen gelernt zu haben, sondern alles Wissen dem Zufall und der Willkür zu verdanken.
Von den selten Glücksmomenten abgesehen, wenn in der Oberstufe eine gehaltvolle Diskussion gelang — oft ich gegen alle — oder meine elegante und korrekte Übersetzung gelobt wurde oder ich, woran mir sehr selten lag, mit Wissen brillierte (unschlagbar war ich im selten unterrichteten Fach Religion), waren all die vielen, vielen, vielen Unterrichtsstunden nichts als ein ermüdendes Absitzen von Zeit oder, noch schlimmer, ein lästiges Rumturnen. (Das Leben ist zu kurz für Sport; heute weiß ich’s, damals ahnte ich’s.)
Und dann auch noch die Pausen! Die zogen den Schultag doch erst recht unnötig in die Länge. Wozu war das gut? All die Spiele, die die anderen so begeistert spielten, waren Wettbewerbe, an denen mir nichts lag, weil ich sie sowieso verloren hätte. Dann schon lieber spazierengehen und plaudern. (Ich hatte das Glück, nicht der einzige Außenseiter zu sein.) Da konnte man wenigstens das Oberstübchen etwas durchlüften, das die Institution mit dem Mief der Sinnlosigkeit auszufüllen versucht hatte. Dann klingelte es, und wie Laborratten dem Signal gehorchend eilte man, wieder sinnlos Zeit abzusitzen. Oder rumzuturnen.
Nein, Schule ist etwas, was ich der Gesellschaft bis heute nicht verzeihe.
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