Ich laufe immer wieder in dieselbe Falle. Die Person X sagt etwas über die Sache Y, und ich finde an der Aussage etwas falsch oder ergänzungsbedürftig und äußere mich darum ebenfalls zur Sache Y. Da schnappt die Falle zu. Denn während ich annahm, es sei X um Y gegangen, genauer: um die Wahrheit über Y, weshalb X an Argumenten für ein besseres Verständnis von Y interessiert sei müsse, während es mir also um die Sache ging, ging es X um sich selbst. Was ich zu Y sage, wird darum nicht als Angebot sachlicher Kritik, als Vorschlag zur Verbesserung oder als Beitrag zu einem gemeinsamen Bemühen um die Wahrheit über Y wahrgenommen, sondern als Angriff auf X.
Immer wieder begehe ich den Fehler, Aussagen über irgendetwas, als Ausdruck eines Interesses an der Wahrheit über dieses Etwas zu verstehen und entsprechend zu behandeln, statt sie als Ausdruck des Wunsches nach Anerkennung und Bestätigung zu nehmen, der sie vor allem sind.
Darum wird mir immer wieder der Vorwurf gemacht, ich sei rechthaberisch. Ich habe an anderer Stelle (hier, hier und hier) schon ein paar Dinge dazu gesagt, warum es mir schwer fällt, die Feststellung, ich wolle immer Recht haben, überhaupt als Vorwurf zu verstehen. Will denn nicht jeder Recht haben? In dem Sinne, dass er will, dass das, was er sagt, richtig ist, und dass er es sagt, weil es richtig ist (nicht in dem Sinne freilich, dass richtig ist, was er sagt, weil er es sagt)? Wollen Menschen je Unrecht haben, wenn sie sich über etwas äußern? Kann es ihnen wirklich egal sein, ob richtig oder falsch ist, was sie sagen? Warum reden sie dann?
Sie reden, um sich darzustellen, um zu zeigen, wie gebildet oder unverbildet sie sind, einsichtig und gewitzt, wie begabt und geschickt, aber auch wie schlicht oder kompliziert, wie bescheiden oder wie weltläufig, wie glücklich oder unglücklich, wie beneidenswert oder bedauernswert, wie normal oder wie außergewöhnlich. Sie nehmen Phänomene war und äußern sich dazu, aber ihre Äußerungen sind, gerade auch dann, wenn Tatsachen behauptet und gewertet werden, vor allem soziale Kommunikation, erst dann Kommunikation in der Sache.
Selbstverständlich gilt dies an unterschiedlichen Orten bei unterschiedlichen Gelegenheiten auf unterschiedliche Weise. Immer aber gilt es. Fast immer. Die rein sachliche Auseinandersetzung, getragen von dem gemeinsamen Interesse an dem, was wahr ist, und drauf gerichtet, das Wahre zur Geltung zu bringen, ist selten. Lieber bestreitet man, dass es überhaupt um Wahrheit geht, ja dass es Wahrheit überhaupt gibt, als vom Anspruch auf Bestätigung abzulassen. Man will tatsächlich nicht Recht haben, man will, letztlich, geliebt werden.
Mir hingegen hat der Satz Amicus Plato sed magis amica veritas seit jeher eingeleuchtet und als Ansporn gedient. Ich will verstanden werden und mit dem, was ich sage, richtig liegen. Ob man mich dafür hasst oder liebt, mir Recht geben zu müssen, ist mir egal. (In der Regel hassen sie es.) Ich habe nichts dagegen, dafür geliebt zu werden, dass ich bemüht bin, die Wahrheit zu sagen. Aber lieber sage ich die Wahrheit und werde nicht geliebt, als dass ich geliebt werde, obwohl ich lüge oder die Wahrheit verschweige.
Es geht mir um wahre Rede. Ich kann mich irren und tue es auch. Wahrheit ist ein Anspruch, kein Besitz. Ob man ihm gerecht wird, mag zweifelhaft sein und bleiben. Ihn nicht zu erheben, ist mir unvorstellbar. Damit sitze ich in der Falle.
Immer wieder begehe ich den Fehler, Aussagen über irgendetwas, als Ausdruck eines Interesses an der Wahrheit über dieses Etwas zu verstehen und entsprechend zu behandeln, statt sie als Ausdruck des Wunsches nach Anerkennung und Bestätigung zu nehmen, der sie vor allem sind.
Darum wird mir immer wieder der Vorwurf gemacht, ich sei rechthaberisch. Ich habe an anderer Stelle (hier, hier und hier) schon ein paar Dinge dazu gesagt, warum es mir schwer fällt, die Feststellung, ich wolle immer Recht haben, überhaupt als Vorwurf zu verstehen. Will denn nicht jeder Recht haben? In dem Sinne, dass er will, dass das, was er sagt, richtig ist, und dass er es sagt, weil es richtig ist (nicht in dem Sinne freilich, dass richtig ist, was er sagt, weil er es sagt)? Wollen Menschen je Unrecht haben, wenn sie sich über etwas äußern? Kann es ihnen wirklich egal sein, ob richtig oder falsch ist, was sie sagen? Warum reden sie dann?
Sie reden, um sich darzustellen, um zu zeigen, wie gebildet oder unverbildet sie sind, einsichtig und gewitzt, wie begabt und geschickt, aber auch wie schlicht oder kompliziert, wie bescheiden oder wie weltläufig, wie glücklich oder unglücklich, wie beneidenswert oder bedauernswert, wie normal oder wie außergewöhnlich. Sie nehmen Phänomene war und äußern sich dazu, aber ihre Äußerungen sind, gerade auch dann, wenn Tatsachen behauptet und gewertet werden, vor allem soziale Kommunikation, erst dann Kommunikation in der Sache.
Selbstverständlich gilt dies an unterschiedlichen Orten bei unterschiedlichen Gelegenheiten auf unterschiedliche Weise. Immer aber gilt es. Fast immer. Die rein sachliche Auseinandersetzung, getragen von dem gemeinsamen Interesse an dem, was wahr ist, und drauf gerichtet, das Wahre zur Geltung zu bringen, ist selten. Lieber bestreitet man, dass es überhaupt um Wahrheit geht, ja dass es Wahrheit überhaupt gibt, als vom Anspruch auf Bestätigung abzulassen. Man will tatsächlich nicht Recht haben, man will, letztlich, geliebt werden.
Mir hingegen hat der Satz Amicus Plato sed magis amica veritas seit jeher eingeleuchtet und als Ansporn gedient. Ich will verstanden werden und mit dem, was ich sage, richtig liegen. Ob man mich dafür hasst oder liebt, mir Recht geben zu müssen, ist mir egal. (In der Regel hassen sie es.) Ich habe nichts dagegen, dafür geliebt zu werden, dass ich bemüht bin, die Wahrheit zu sagen. Aber lieber sage ich die Wahrheit und werde nicht geliebt, als dass ich geliebt werde, obwohl ich lüge oder die Wahrheit verschweige.
Es geht mir um wahre Rede. Ich kann mich irren und tue es auch. Wahrheit ist ein Anspruch, kein Besitz. Ob man ihm gerecht wird, mag zweifelhaft sein und bleiben. Ihn nicht zu erheben, ist mir unvorstellbar. Damit sitze ich in der Falle.
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