Es ist ja nun wirklich nicht so, dass ich mein bisschen Lebenszeit damit zu vergeuden pflege, dümmliche Quasselsendungen à la „Günther Jauch“ zu glotzen. Und doch finde ich es recht interessant, dass, wie ich dem Internet entnehme, am letzten Sonntag in besagter Sendung diese Sätze gefallen sind: „Wenn sich jeder so verhält, wie er möchte, dass man sich seiner Frau oder seiner Tochter gegenüber verhält, dann haben wir doch schon ne Menge gewonnen. Das gilt übrigens, wenn ich das noch mal sagen darf, das gilt natürlich auch für unsere Freunde mit Migrationshintergrund, die immer laut von Ehre sprechen und Respekt für sich einfordern, aber ihn grade, einige von ihnen jedenfalls, im Umgang mit Frauen vermissen lassen.“ Also sprach Thomas Osterkorn, einer der Chefredakteure des „Stern“.
Da frage ich mich doch: Wen mag Herr Osterkorn mit „unseren Freunden mit Migrationshintergrund“ meinen? Eingewanderte Österreicher (er selbst wurde in Linz an der Donau geboren) oder Finnen, Monegassen oder Sanmarinesen, Kanadier oder Neuseeländer? Wohl kaum. „Unsere Freunde“ ist offenkundig abschätzig gemeint, wie mancher ja auch gern jemanden „mein Freundchen“ nennt, der gewiss nicht sein kleiner Freund ist. Und „mit Migrationshintergrund“ soll wohl so viel bedeuten wie „orientalisch“.
Früher, als man’s noch sagen durfte — und Osterkorn gehört anscheinend zu denen, die immer wieder darum kämpfen müssen, etwas noch sagen zu dürfen —, sprach man von Ausländern und bezog sich damit nicht unbedingt auf die Staatsbürgerschaft, man sprach von Gastarbeitern und spielte damit nicht eigentlich auf ein Beschäftigungsverhältnis oder einen Aufenthaltsstatus an. Heute sagt man „Menschen mit Migrationshintergrund“ und will damit oft keineswegs auf Individual- oder Familiengeschichte als solche hinaus, sondern auf eine Herkunft von „da unten“, eine Herkunft, die weniger wert ist als andere Herkünfte, weil sie mit Rückständigkeit und Bedrohung konnotiert wird.
Typisch ist an Osterkorns Debattenbeitrag, dass sich dabei Antisexismus — für den ja gerade der „Stern“ sehr bekannt ist — ganz zwanglos mit Rassismus verbindet. Im Namen einer gerade für gut befundenen Sache treibt man sein übliches Geschäft. Alte Ressentiments werden in neueste Aufklärungen verpackt. Vom Chefredakteur eines Halbschmuddelbättchens mehr als solch leicht gehobenes Stammtischblabla zu erwarten, wäre ohnehin illusorisch gewesen. Dass aber niemand Osterkorns Geschwätz spontan widerspricht, könnte überraschen, wenn man solches Ignorieren nicht bereits als Standardreaktion in der Mitte der Gesellschaft voraussetzen müsste. Und so ein bisschen unwidersprochene Fremdenfeindlichkeit passt ja auf perverse Weise auch sehr gut zum Sendetermin, nämlich dem Abend des „Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“, an dem landauf und landab immer wieder gern ein „Nie wieder“ beschworen wurde.
Tagtäglich werden in Deutschland (und Österreich und …) Menschen wegen ihrer Herkunft, ihrer tatsächlich oder einer ihnen unterstellten, verächtlich gemacht und benachteiligt. Kulturelle Traditionen werden abgewertet, für unterentwickelt und unerwünscht erklärt. Setzen Diskriminierte dem ihre Begriffe von Würde und Anstand entgegen, werden sie erst recht verhöhnt oder gar als Gefährder westlicher Werte gebrandmarkt. (Die berüchtigten „Kopftuchmädchen“ etwa, die sich der Bordsteinschwalbenästhetik ihrer Geschlechtgenossinnen nicht anschließen möchten.)
Nun wird gewiss niemand wird behaupten wollen, Sexismus sei kein Problem. Und selbstverständlich hat sexistisches Verhalten Entstehungsbedingungen, die nicht bloß individuell divers, sondern soziokulturell geprägt sind. Keineswegs aber rechtfertigt angeblicher Antisexismus rassistische Unter- oder Obertöne. (Auch wenn der Kampf für Frauenrechte ebenso wie der für Menschenrechte im globalen Maßstab längst gerade von denen propagandistisch instrumentalisiert wird, die im Zweifelsfall jedes Recht mit Füßen treten. Man denke etwa daran, dass Afghanistan bekanntlich nur deshalb von den USA und ihren Verbündeten überfallen wurde, damit Mädchen zur Schule und Frauen ohne Burka auf die Straße gehen können.)
Sicherlich, Osterkorns Gerede ist für sich genommen unerheblich. Wer eine Zeitschrift macht wie den traditionell mit softpornographischen Mitteln arbeitenden „Stern“, ist als Kronzeuge gegen Sexismus so glaubwürdig, wie Samson aus der Sesamstraße es als Ernährungsberater wäre. Schlimm ist nur, dass dem Mann nach seinem xenophoben Statement niemand über den Mund gefahren zu sein scheint. Rassismus ist wohl so selbstverständlich, dass man ihn nicht einmal mehr bemerkt, vor allem nicht, wenn man gerade mit viel Wichtigerem befasst ist. Wie der Frage, wer wem wann warum das Tragen eines Dirndls empfehlen darf.
Da frage ich mich doch: Wen mag Herr Osterkorn mit „unseren Freunden mit Migrationshintergrund“ meinen? Eingewanderte Österreicher (er selbst wurde in Linz an der Donau geboren) oder Finnen, Monegassen oder Sanmarinesen, Kanadier oder Neuseeländer? Wohl kaum. „Unsere Freunde“ ist offenkundig abschätzig gemeint, wie mancher ja auch gern jemanden „mein Freundchen“ nennt, der gewiss nicht sein kleiner Freund ist. Und „mit Migrationshintergrund“ soll wohl so viel bedeuten wie „orientalisch“.
Früher, als man’s noch sagen durfte — und Osterkorn gehört anscheinend zu denen, die immer wieder darum kämpfen müssen, etwas noch sagen zu dürfen —, sprach man von Ausländern und bezog sich damit nicht unbedingt auf die Staatsbürgerschaft, man sprach von Gastarbeitern und spielte damit nicht eigentlich auf ein Beschäftigungsverhältnis oder einen Aufenthaltsstatus an. Heute sagt man „Menschen mit Migrationshintergrund“ und will damit oft keineswegs auf Individual- oder Familiengeschichte als solche hinaus, sondern auf eine Herkunft von „da unten“, eine Herkunft, die weniger wert ist als andere Herkünfte, weil sie mit Rückständigkeit und Bedrohung konnotiert wird.
Typisch ist an Osterkorns Debattenbeitrag, dass sich dabei Antisexismus — für den ja gerade der „Stern“ sehr bekannt ist — ganz zwanglos mit Rassismus verbindet. Im Namen einer gerade für gut befundenen Sache treibt man sein übliches Geschäft. Alte Ressentiments werden in neueste Aufklärungen verpackt. Vom Chefredakteur eines Halbschmuddelbättchens mehr als solch leicht gehobenes Stammtischblabla zu erwarten, wäre ohnehin illusorisch gewesen. Dass aber niemand Osterkorns Geschwätz spontan widerspricht, könnte überraschen, wenn man solches Ignorieren nicht bereits als Standardreaktion in der Mitte der Gesellschaft voraussetzen müsste. Und so ein bisschen unwidersprochene Fremdenfeindlichkeit passt ja auf perverse Weise auch sehr gut zum Sendetermin, nämlich dem Abend des „Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“, an dem landauf und landab immer wieder gern ein „Nie wieder“ beschworen wurde.
Tagtäglich werden in Deutschland (und Österreich und …) Menschen wegen ihrer Herkunft, ihrer tatsächlich oder einer ihnen unterstellten, verächtlich gemacht und benachteiligt. Kulturelle Traditionen werden abgewertet, für unterentwickelt und unerwünscht erklärt. Setzen Diskriminierte dem ihre Begriffe von Würde und Anstand entgegen, werden sie erst recht verhöhnt oder gar als Gefährder westlicher Werte gebrandmarkt. (Die berüchtigten „Kopftuchmädchen“ etwa, die sich der Bordsteinschwalbenästhetik ihrer Geschlechtgenossinnen nicht anschließen möchten.)
Nun wird gewiss niemand wird behaupten wollen, Sexismus sei kein Problem. Und selbstverständlich hat sexistisches Verhalten Entstehungsbedingungen, die nicht bloß individuell divers, sondern soziokulturell geprägt sind. Keineswegs aber rechtfertigt angeblicher Antisexismus rassistische Unter- oder Obertöne. (Auch wenn der Kampf für Frauenrechte ebenso wie der für Menschenrechte im globalen Maßstab längst gerade von denen propagandistisch instrumentalisiert wird, die im Zweifelsfall jedes Recht mit Füßen treten. Man denke etwa daran, dass Afghanistan bekanntlich nur deshalb von den USA und ihren Verbündeten überfallen wurde, damit Mädchen zur Schule und Frauen ohne Burka auf die Straße gehen können.)
Sicherlich, Osterkorns Gerede ist für sich genommen unerheblich. Wer eine Zeitschrift macht wie den traditionell mit softpornographischen Mitteln arbeitenden „Stern“, ist als Kronzeuge gegen Sexismus so glaubwürdig, wie Samson aus der Sesamstraße es als Ernährungsberater wäre. Schlimm ist nur, dass dem Mann nach seinem xenophoben Statement niemand über den Mund gefahren zu sein scheint. Rassismus ist wohl so selbstverständlich, dass man ihn nicht einmal mehr bemerkt, vor allem nicht, wenn man gerade mit viel Wichtigerem befasst ist. Wie der Frage, wer wem wann warum das Tragen eines Dirndls empfehlen darf.