Was soll eigentlich der oft zu lesende oder zu hörende Satz bedeuten, Deutschland dürfe (oder wolle) nicht der „Zahlmeister“ Europas sein? Ein Zahlmeister, liebe Dummschwätzerinnen und Dummschwätzer, war früher ein Offizier der militärischen Verwaltung, der mit den Finanzangelegenheiten seiner Einheit befasst war. Oder er ist in der Zivilschifffahrt der für die Schiffskasse Zuständige, der die Mannschafts- und Passagierlisten führt, die Heuer auszahlt, sich um Provianteinkauf kümmert und auch mit Zoll- und Passangelegenheiten zu tun hat. Oder aber Zahlmeister ist, etwa bei Schützenvereine, bloß ein anderer Name für Kassenwart oder Schatzmeister. In jedem Fall also ist ein Zahlmeister jemand, der Geld verwaltet, das ihm nicht gehört.
Die Redewendung vom „Zahlmeister der Nation“ oder eben „Zahlmeister Europas“ meint aber offensichtlich etwas ganz anderes, nämlich, dass jemand mit seinem eigenen Geld für anderer Leute Aufwand aufkommen muss oder soll. Mit anderen Worten: Hier liegt eindeutig einen Fall dummes Geschwätzes vor, weil das dabei gebrauchte Wort gar nicht das bedeutet, was man es bedeuten lassen will. Es handelt sich freilich auch nicht um eine Umdeutung oder Bedeutungserweiterung, weil das Wort ja außer in der besagten Wendung weiter die alte Bedeutung behält und auch in der Wendung selbst nicht eigentlich eine klar angebbare neue Bedeutung bekommt, sondern bloß schlicht falsch gebraucht wird.
Der Sinn freilich ist klar: Ein Ressentiment wird angesprochen. Die anderen verprassen unser Geld! Zahlmeister assoziiert dabei wohl Weltmeister, und das ist (oder wäre) man in Deutschland ja immer gern. Und weil es beim Fußballspielen nur selten gelingt, es wirklich zu werden, revanchiert sich die Nation und legt sich selbst gern den Titel „Exportweltmeister“ bei. Das klingt nach Fleiß, Geschick und Erfindergeist. Andere, die keine Exportweltmeister sind, sind dann vermutlich faul, schlecht organisiert, inkompetent und ein bisschen dumm. Eben nicht so wie die Deutschen, die sich (auch,a ber nicht nur) in ökonomischen Dingen mit Vorliebe für vorbildlich halten.
Die Kehrseite der selbstverliehenen Goldmedaille ist allerdings, dass jedem Außenhandelsüberschuss notwendigerweise ein Außenhandelsdefizit entspricht, denn es ist schlechterdings unmöglich, dass alle Länder mehr exportieren als importieren. Von Vorbildlichkeit kann also keine Rede sein. Vielmehr ist Deutschlands auf Exportüberschüsse gegründeter Wohlstand die Bedingung für Exportdefizite anderswo und damit auch, vereinfacht gesagt, für weniger Wohlstand dort.
Der vermeintliche „Zahlmeister Europas“ wirtschaftet also traditionell in die eigene Tasche. Und wenn er nun derzeit einmal mehr damit konfrontiert wird, dass nicht nur er selbst, sondern auch andere Staaten Schuldenberge aufgehäuft haben, deren Abtragung in den Sternen steht, so wird er gut daran tun, das als sein ureigenstes Problem aufzufassen und engagiert zur Lösung beizutragen, den erstens sind es nicht zuletzt deutsche Banken, bei denen die Schulden bestehen, und zweitens können bankrotte Kunden auch keine deutschen Waren mehr kaufen. (Folgerichtig wird darum zum Beispiel zwar Griechenland nahegelegt, heftig zu „sparen“ — gemeint ist weniger neue Schulden zu machen —, aber zugleich wird darauf bestanden, dass die Verträge über den Kauf deutscher Rüstungsgüter selbstverständlich trotzdem einzuhalten sind …)
Deutschland ist also nichts weniger als ein „Zahlmeister“, sondern einfach eine Volkswirtschaft unter anderen, aber eben eine, die besonders viel relativen Reichtum produziert, der selbstverständlich mit relativer Armut anderswo erkauft ist.
Für gewöhnlich verlagert man ja die Kosten des eigenen Wohlstandes ins ferne Ausland. Diesmal freilich hat man sich verrechnet und verspekuliert, die „Krise“ ist allzu nahe gekommen. Immerhin zwar nicht so nahe, dass in der eigenen Gesellschaft die vom Verteilungsunrecht erzeugten Gegensätze aufbrächen (wobei die Rede vom kollektiven „Zahlmeister“ die soziale Gegensätzlichkeit ja gerade verschleiern will), aber doch so nahe, dass man wohl tief ins Säckel greifen wird müssen, um wieder einigermaßen Ruhe ins Geschäftsleben zu bringen.
Die Redewendung vom „Zahlmeister der Nation“ oder eben „Zahlmeister Europas“ meint aber offensichtlich etwas ganz anderes, nämlich, dass jemand mit seinem eigenen Geld für anderer Leute Aufwand aufkommen muss oder soll. Mit anderen Worten: Hier liegt eindeutig einen Fall dummes Geschwätzes vor, weil das dabei gebrauchte Wort gar nicht das bedeutet, was man es bedeuten lassen will. Es handelt sich freilich auch nicht um eine Umdeutung oder Bedeutungserweiterung, weil das Wort ja außer in der besagten Wendung weiter die alte Bedeutung behält und auch in der Wendung selbst nicht eigentlich eine klar angebbare neue Bedeutung bekommt, sondern bloß schlicht falsch gebraucht wird.
Der Sinn freilich ist klar: Ein Ressentiment wird angesprochen. Die anderen verprassen unser Geld! Zahlmeister assoziiert dabei wohl Weltmeister, und das ist (oder wäre) man in Deutschland ja immer gern. Und weil es beim Fußballspielen nur selten gelingt, es wirklich zu werden, revanchiert sich die Nation und legt sich selbst gern den Titel „Exportweltmeister“ bei. Das klingt nach Fleiß, Geschick und Erfindergeist. Andere, die keine Exportweltmeister sind, sind dann vermutlich faul, schlecht organisiert, inkompetent und ein bisschen dumm. Eben nicht so wie die Deutschen, die sich (auch,a ber nicht nur) in ökonomischen Dingen mit Vorliebe für vorbildlich halten.
Die Kehrseite der selbstverliehenen Goldmedaille ist allerdings, dass jedem Außenhandelsüberschuss notwendigerweise ein Außenhandelsdefizit entspricht, denn es ist schlechterdings unmöglich, dass alle Länder mehr exportieren als importieren. Von Vorbildlichkeit kann also keine Rede sein. Vielmehr ist Deutschlands auf Exportüberschüsse gegründeter Wohlstand die Bedingung für Exportdefizite anderswo und damit auch, vereinfacht gesagt, für weniger Wohlstand dort.
Der vermeintliche „Zahlmeister Europas“ wirtschaftet also traditionell in die eigene Tasche. Und wenn er nun derzeit einmal mehr damit konfrontiert wird, dass nicht nur er selbst, sondern auch andere Staaten Schuldenberge aufgehäuft haben, deren Abtragung in den Sternen steht, so wird er gut daran tun, das als sein ureigenstes Problem aufzufassen und engagiert zur Lösung beizutragen, den erstens sind es nicht zuletzt deutsche Banken, bei denen die Schulden bestehen, und zweitens können bankrotte Kunden auch keine deutschen Waren mehr kaufen. (Folgerichtig wird darum zum Beispiel zwar Griechenland nahegelegt, heftig zu „sparen“ — gemeint ist weniger neue Schulden zu machen —, aber zugleich wird darauf bestanden, dass die Verträge über den Kauf deutscher Rüstungsgüter selbstverständlich trotzdem einzuhalten sind …)
Deutschland ist also nichts weniger als ein „Zahlmeister“, sondern einfach eine Volkswirtschaft unter anderen, aber eben eine, die besonders viel relativen Reichtum produziert, der selbstverständlich mit relativer Armut anderswo erkauft ist.
Für gewöhnlich verlagert man ja die Kosten des eigenen Wohlstandes ins ferne Ausland. Diesmal freilich hat man sich verrechnet und verspekuliert, die „Krise“ ist allzu nahe gekommen. Immerhin zwar nicht so nahe, dass in der eigenen Gesellschaft die vom Verteilungsunrecht erzeugten Gegensätze aufbrächen (wobei die Rede vom kollektiven „Zahlmeister“ die soziale Gegensätzlichkeit ja gerade verschleiern will), aber doch so nahe, dass man wohl tief ins Säckel greifen wird müssen, um wieder einigermaßen Ruhe ins Geschäftsleben zu bringen.
Die „Nicht-Leisungsträger“ im eigenen Land kann man auf Hartz IV setzen, aber Griechenland und andere Schuldenschurken bilden sich ja immer noch ein, sie seien „souverän“. Da wird dann letztlich doch nichts anderes helfen, als erheblich umzuverteilen: In diesem Fall die Schulden, die die einen machen müssen, um die der anderen zu finanzieren … Und damit dann „Zahlmeister“ adé.
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