Immanentisten kommen mir vor wie Gefängnisinsassen, die sich selbst und ihren Mitgefangenen einzureden versuchen, es gebe nichts als das Gefängnis, ein Draußen existiere nicht. Damit müsse man sich abfinden und das Beste daraus zu machen versuchen. Eine Fraktion dieser Insassen möchte gerne mit den wechselnden Gefängnisdirektoren bessere Haftbedingungen aushandeln, wird aber nicht vorgelassen. Petitionen zur Verbesserung der Gefängnisordnung werden verfasst und Unterschriften gesammelt, aber die Wärter werfen all die Zettel achtlos weg, bevor sie ihren Adressaten überhaupt erreichen können. An den tatsächlichen Verhältnissen ändert sich somit nichts. Eine andere Fraktion will die Revolte. Die Wärter sollen überwältigt, der Direktor gestürzt und das Gefängnis von den Gefangenen selbst verwaltet werden. Aber weil dadurch nur die Wärter zu Gefangenen und Gefangene zu Wärtern gemacht würden, änderte auch das nichts an der Wirklichkeit des Gefängnisses, selbst wenn es gelänge.
Die Gegner der Immanentisten, also solche Insassen wie ich, behaupten, dass es sehr wohl ein Draußen gebe und dieses sogar viel wichtiger sei als das Drinnen. Das Streben nach Freiheit begründe die menschliche Würde; sich mit dem Eingesperrrtsein abzufinden, erniedrige und verdumme hingegen. Darum sei jeder Plan für Ausbruch und Flucht zu begrüßen, zu prüfen und, wenn erfolgversprechend, nach Möglichkeit umzusetzen. Lieber wollen wir beim Versuch, in die Freiheit zu gelangen, scheitern, als unsere Unfreiheit für unvermeidlich zu halten.
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