Wie ich dieses Wort hasse! Es ist so
grässlich wie die Verstopfung der Buchhandlungen mit sonst im Jahr
nicht vorhandenen Kaufwilligen in den Wochen vor Weihnachten. Mir ist
schon klar, dass 99,9 Prozent der Buchproduktion Wegwerfware ist.
Aber die Bücher, die es sich zu lesen und wiederzulesen lohnt, sind
keine Konsumgüter wie Zahnstocher oder Klopapier. Ein gutes Buch ist
etwas, in das mehrere Leute viel Arbeit gesteckt haben und an das sie
mit Recht die Erwartung knüpfen, der Leser nehme das Ergebnis ernst
und gehe entsprechend damit um. Ob nun Belletristik oder Sachbuch:
Man sollte lesen, wie man hoffentlich schreibt: um ein anderer zu
werden. Aber selbstverständlich lesen die Leute, wie sie Musik hören
und Filme glotzen: um sich zu zerstreuen. Um sich abzulenken. Um
davon abzulenken, wie falsch sie ihr Leben leben. Ja, ich sagte
„falsch“, ich urteile. Ich meine: konformistisch, eingepasst ins
System, ein kleines, erbärmliches Rädchen im Herrschaftsgetriebe.
Zugegeben, nicht jedes Buch ist ein Beitrag zur Revolution. Nicht
jedes Buch verbessert die Welt. Aber man kann es daraufhin lesen. Man
kann lesen, um etwas aus seinem Leben zu machen. Etwas, das mehr ist
als ein bisschen Spaß und viel Abstumpfung. Dass man irgendwann
sterben muss, kann man bedauern, weil man dann vieles nicht gelesen
haben wird. Aber warum eigentlich Menschen den Tod fürchten, die
ohnehin nichts mit ihrem Leben anzufangen wissen, verstehe ich nicht.
Und keine „Sommerlektüre“ wird es mir je verraten können. Nehme ich an.
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