Dienstag, 10. Januar 2017

Notiz zur Zeit (16): Über Sicherheit

Sicherheit, Sicherheit, Sicherheit. Man kann es schon nicht mehr hören. Sicher ist, dass es Sicherheit nicht gibt. Oder nur für die, die sie sich leisten können, weil andere den Preis dafür zahlen. Ja, es gibt Terroranschläge. Es gibt aber auch Kriege. Ja, es gibt Wohnungseinbrüche. Es gibt aber auch Obdachlosigkeit, miserable Wohnverhältnisse und Flüchtlingslager. Ja, es gibt systembedingte Überforderungen der öffentlichen Hand durch Zuwanderung. Es gibt aber auch Gewinne aus Finanzspekulationen, Steuervermeidung durch Konzerne und Milliarden und Abermilliarden für Bankenrettungen. Da frage man sich doch: Wem nützt eigentlich das Gerede von Sicherheit, Sicherheit, Sicherheit? Mit Sicherheit nicht denen, die jetzt schon in unsicheren Verhältnissen leben.
Der ganze Sicherheitsdiskurs ist doch nicht anderes als ein Angebot an die berüchtigte Mitte der Gesellschaft, sich nach oben zu solidarisieren statt nach unten.
Dabei geht für die bestehenden Verhältnisse von den Schwachen und Schwächsten der Gesellschaft weder national noch global eine Gefahr aus. Gefährlich würde es erst, wenn besagte Mitte aufhörte, sich zu fürchten, und den Pakt mit der Obrigkeit gegen die Habenichtse aufkündigte. Dem gilt es vorzubauen. Darum gibt es Politik, die ständig versichert, wie bedroht alles ist: Unsere Werte, unser Wohlstand, unsere Sicherheit. Und siehe da: Es funktioniert. Aus Angst, am Ende als Verlierer dazustehen, stellen sich viele auf die Seite derer, die für Entwürdigung, Ausbeutung, Zerstörung sorgen. Lieber etwas einbüßen (Freiheit, Würde, den Verstand), als mit Leuten, die man gar nicht kennt, teilen zu müssen, was einem gar nicht gehört. Lieber ein gesicherter Wohlstand für wenige als das Wagnis der Gerechtigkeit für jeden. Das aber geht mit Sicherheit für alle schief.

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