Keine Ahnung, wovon da bei den Damen und Herren vom journalistischen Kunstgewerbe die Rede ist. Weder war, wie man bis Sonntag behauptet hat, der Wahlkampf zuletzt spannend, noch ist, wie man seit Sonntag behauptet, der Wahlausgang überraschend. Zumindest nicht für mich. Seit Monaten habe ich vorausgesagt, was bei den Wahlen zum 18. Deutschen Bundestag herauskommen wird — und habe Recht behalten: Merkel bleibt Kanzlerin, es gibt eine (parlamentarische) Mehrheit links von der Union und die SPD wird Juniorpartnerin einer Großen Koalition.
Gut, offiziell muss Letzteres erst „verhandelt“ werden. (In Wahrheit steht es im impliziten Programm der Sozialdemokratie: Von zwei Möglichkeiten wähle immer die schlechtere.) Und zugegeben, ich hatte nicht vorhergesagt, dass CDU/CSU so knapp an der absoluten Mandatsmehrheit vorbeischrammen würden. Was ja freilich nur einen wahlrechtsbedingten Nebeneffekt des überaus erfreulichen, kaum zu erhoffen gewesenen Umstandes bildet, dass die FDP an der undemokratischen Fünfprozenthürde gescheitert ist.
Von wegen „Leihstimmen“! Umgekehrt: Es wurde recyclt. Die Schwarzen können einen Teil, aber keineswegs alle Stimmen, die die Gelben nicht erhalten haben, für sich verbuchen. Zählt man nun freilich die Prozente für die bisherige Regierungskoalition zusammen, kommt man zwar für 2013 auf einen schwarzgelben Zugewinn von 1,9 Prozentpunkten. In absoluten Zahlen hingegen entfielen 2009 auf CDU, CSU und FDP zusammen 20.974.595 Zweitstimmen, 2013 jedoch (nach vorläufigen Ergebnis) nur noch 20.239.561. Weil aber von den schon erwähnten Damen und Herren journalistischen Gewerbetreibenden und all ihren „Experten" anscheinend kaum jemand rechnen kann (oder will oder darf), gilt die Regierungschefin als „Wahlsiegerin".
Von wegen „Leihstimmen“! Umgekehrt: Es wurde recyclt. Die Schwarzen können einen Teil, aber keineswegs alle Stimmen, die die Gelben nicht erhalten haben, für sich verbuchen. Zählt man nun freilich die Prozente für die bisherige Regierungskoalition zusammen, kommt man zwar für 2013 auf einen schwarzgelben Zugewinn von 1,9 Prozentpunkten. In absoluten Zahlen hingegen entfielen 2009 auf CDU, CSU und FDP zusammen 20.974.595 Zweitstimmen, 2013 jedoch (nach vorläufigen Ergebnis) nur noch 20.239.561. Weil aber von den schon erwähnten Damen und Herren journalistischen Gewerbetreibenden und all ihren „Experten" anscheinend kaum jemand rechnen kann (oder will oder darf), gilt die Regierungschefin als „Wahlsiegerin".
Was soll an all dem überraschend sein? Seit langem war klar, dass Schwarzgelb keine Mehrheit mehr zu Stande bringen wird, egal, ob die Liberalen es nun ins Parlament schaffen oder nicht. Und ebenso klar war, dass Rotgrün nicht stärker sein würde als Schwarz bzw. Schwarzgelb und Linke zusammen, mit anderen Worten: dass es eine rechnerische Mehrheit links von Merkel gibt.
Da nun sowohl SPD als auch Bündnis90/Die Grünen immer und immer wieder die Bildung einer rotrotgrünen Koalition ausgeschlossen haben, bleibt nur die Große Koalition. Denn so dumm, dass sie nicht lieber mit den folgsamen Sozen als mit den profilneurotischen Grünen klüngelt, ist „Mutti“ nun auch wieder nicht. Obwohl — eine bürgerliche Kleinpartei hat sie bereits verschlissen. Sollte sie, welch teuflischer Plan, doch Schwarzgrün ansteuern, um auch noch die zweite Gurkentruppe in den Orkus zu koalieren?
Ach was, ich vermute, die SPD wird bei Verhandlungen die Latte in vorauseilender Diensteifrigkeit so tief hängen, dass die Kanzlerin problemlos drüberhüpfen kann. Und wird dann vier Jahre lang an allem schuld sein, während Merkel sich die Lorbeeren in den Streuselkuchen knetet.
Zwischenbemerkung: Eine der hoffentlich letzten dümmlichen Bemerkungen, die ich vom Kanzlerkandidatenersatz P.S. hören musste, lautete, es sei jetzt an Frau Merkel, sich eine Mehrheit zu beschaffen. Nun, dazu, dass ihr dies nicht schwerfallen wird, hat der Mann im Rahmen seiner Möglichkeiten ja wirklich alles getan. Warum aber die SPD sich nicht selbst eine Mehrheit, und zwar ohne die Union, suchen soll, obwohl sie das den Mehrheitsverhältnissen nach — die doch den Wählerwillen ausdrücken — könnte, bleibt wohl auf ewig ein offenes Geheimnis sozialdemokratischer Weltsicht.
Wie auch immer. Der demokratische Sourverän hat gesprochen. Weil er aber anscheinend nicht Wörter artikuliert, sondern nur Zahlen, Säulchen und Tortenstückchen, muss man ihn übersetzen. Die es angeblich wissen müssen, erklären: Der Wähler will „Mutti" und wird sie auch bekommen. Ich interpretiere: Die Leute wollen ein Weiterso, keinen Aufbruch, wollen Stabilität, nicht soziale Gerechtigkeit, wollen ihre Gewohnheiten beibehalten, nicht neue Ideen verstehen müssen. Das ist vielleicht furchtbar, aber ganz bestimmt nicht überraschend.
Zwischenbemerkung: Eine der hoffentlich letzten dümmlichen Bemerkungen, die ich vom Kanzlerkandidatenersatz P.S. hören musste, lautete, es sei jetzt an Frau Merkel, sich eine Mehrheit zu beschaffen. Nun, dazu, dass ihr dies nicht schwerfallen wird, hat der Mann im Rahmen seiner Möglichkeiten ja wirklich alles getan. Warum aber die SPD sich nicht selbst eine Mehrheit, und zwar ohne die Union, suchen soll, obwohl sie das den Mehrheitsverhältnissen nach — die doch den Wählerwillen ausdrücken — könnte, bleibt wohl auf ewig ein offenes Geheimnis sozialdemokratischer Weltsicht.
Wie auch immer. Der demokratische Sourverän hat gesprochen. Weil er aber anscheinend nicht Wörter artikuliert, sondern nur Zahlen, Säulchen und Tortenstückchen, muss man ihn übersetzen. Die es angeblich wissen müssen, erklären: Der Wähler will „Mutti" und wird sie auch bekommen. Ich interpretiere: Die Leute wollen ein Weiterso, keinen Aufbruch, wollen Stabilität, nicht soziale Gerechtigkeit, wollen ihre Gewohnheiten beibehalten, nicht neue Ideen verstehen müssen. Das ist vielleicht furchtbar, aber ganz bestimmt nicht überraschend.
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