Rechnen müsste man können. Aber daran hapert’s oft in Deutschland, wie ich mir schon anderswo festzustellen erlaubt habe. Nicht einmal bei FAZ-online kommt man anscheinend mit Zahlen gut zurecht. In dem mit „Reich schon mit 3009 netto“ überschriebener Beitrag von Johannes Pennekamp und Manfred Schäfers vom 18. Juni heißt es: „Als Meinungsforscher zuletzt danach fragten, ob die Steuern für die Reichen erhöht werden sollten — so wie von SPD und Grünen gefordert — stimmen drei von vier Befragten zu. Man selbst fühlt sich offenbar nicht betroffen. Diese Vermutung könnte ein Trugschluss sein, legt eine neue Einkommensauswertung des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) nah. Demnach gehörte in Deutschland im Jahr 2010 schon Singles mit einem Nettoeinkommen von 3009 Euro im Monat zu den einkommensstärksten 10 Prozent der Bevölkerung. Ein Paar mit zwei Kindern fiel in das obere Einkommenszehntel, wenn es 6319 Euro netto im Monat zur Verfügung hatte.“
Noch mal nachrechnen. Drei von vier, das macht 75 Prozent. So viele wollen. heißt es, Steuererhöhungen für Reiche. (Wie viele davon sich selbst zu den Reichen zählen, wissen Pennekamp und Schäfers genauso wenig wie ich.) Nicht zu den reichsten zehn Prozent gehören offensichtlich 90 Prozent. Das sind demnach 15 Prozentpunkte mehr als die vorhin errechneten 75 Prozent, die Steuererhöhungen befürworten. Daraus ergibt sich nun rein rechnerisch gerade nicht, wie Pennekamp und Schäfers behaupten, dass einige der Reichen für sich höhere Steuern fordern (und zwar womöglich unwissentlich), sondern umgekehrt, dass bis zu einem Sechstel derer, die nicht zu den „happy few“ der reichsten zehn Prozent gehören, keine Reichensteuer will.
Damit kollabiert die zentrale These der beiden Rechenkünstler. Nicht manche der Reichen verkennen, dass erhöhte Reichenbesteuerung sie betrifft, sondern ein Teil der Nichtreichen will keine solche.
Andererseits mag es ja sein, dass jemand mit einem monatlichen Nettoeinkommen von 3.009 Euro (bei Paaren 6.319 Euro) sich selbst nicht für reich hält. Tatsächlich gibt es Reichere. aber eben auch Ärmere — und zwar 90 Prozent der Bevölkerung. Fürs persönliche Empfinden kommt es eben ganz darauf an, ob man sich beim Wohlstandsvergleich nach oben orientiert (Sportler, Filmstars, Politiker) oder nach unten (Hartz-IV-Empfänger).
Es mag also sein, dass mancher sich mit dreitausend Euro im Monat eher der „Mittelklasse“ zurechnet als den Reichen. Fakt ist, dass er statistisch zum oberen Zehntel gehört. Wenn jemand sein 3-Mille-Einkommen für relativ wenig hält, sollte sich klar machen, dass die allermeisten viel weniger haben, dass also schon die vermeintliche Mittelklasse gar keine solche ist, sondern eine höchst minoritäre Elite.
Doch davon abgesehen ist Steuerrecht üblicherweise keine Frage der subjektiven Einschätzung. Egal, dem FAZ-Artikel geht es wohl ohnehin bloß darum, Stimmung zu machen. Was, ich soll reich sein!, soll der wohlhabende Leser denken. Ich doch nicht. Reich sind ganz andere, die sollen was abgeben. Bevor mir jemand an mein Wohlverdientes geht, wähl ich lieber Mutti, die sorgt schon dafür, dass zwischen Reich und Arm merkbar unterschieden wird. Diese Rechnung nun freilich, fürchte ich, könnte tatsächlich aufgehen.
Noch mal nachrechnen. Drei von vier, das macht 75 Prozent. So viele wollen. heißt es, Steuererhöhungen für Reiche. (Wie viele davon sich selbst zu den Reichen zählen, wissen Pennekamp und Schäfers genauso wenig wie ich.) Nicht zu den reichsten zehn Prozent gehören offensichtlich 90 Prozent. Das sind demnach 15 Prozentpunkte mehr als die vorhin errechneten 75 Prozent, die Steuererhöhungen befürworten. Daraus ergibt sich nun rein rechnerisch gerade nicht, wie Pennekamp und Schäfers behaupten, dass einige der Reichen für sich höhere Steuern fordern (und zwar womöglich unwissentlich), sondern umgekehrt, dass bis zu einem Sechstel derer, die nicht zu den „happy few“ der reichsten zehn Prozent gehören, keine Reichensteuer will.
Damit kollabiert die zentrale These der beiden Rechenkünstler. Nicht manche der Reichen verkennen, dass erhöhte Reichenbesteuerung sie betrifft, sondern ein Teil der Nichtreichen will keine solche.
Andererseits mag es ja sein, dass jemand mit einem monatlichen Nettoeinkommen von 3.009 Euro (bei Paaren 6.319 Euro) sich selbst nicht für reich hält. Tatsächlich gibt es Reichere. aber eben auch Ärmere — und zwar 90 Prozent der Bevölkerung. Fürs persönliche Empfinden kommt es eben ganz darauf an, ob man sich beim Wohlstandsvergleich nach oben orientiert (Sportler, Filmstars, Politiker) oder nach unten (Hartz-IV-Empfänger).
Es mag also sein, dass mancher sich mit dreitausend Euro im Monat eher der „Mittelklasse“ zurechnet als den Reichen. Fakt ist, dass er statistisch zum oberen Zehntel gehört. Wenn jemand sein 3-Mille-Einkommen für relativ wenig hält, sollte sich klar machen, dass die allermeisten viel weniger haben, dass also schon die vermeintliche Mittelklasse gar keine solche ist, sondern eine höchst minoritäre Elite.
Doch davon abgesehen ist Steuerrecht üblicherweise keine Frage der subjektiven Einschätzung. Egal, dem FAZ-Artikel geht es wohl ohnehin bloß darum, Stimmung zu machen. Was, ich soll reich sein!, soll der wohlhabende Leser denken. Ich doch nicht. Reich sind ganz andere, die sollen was abgeben. Bevor mir jemand an mein Wohlverdientes geht, wähl ich lieber Mutti, die sorgt schon dafür, dass zwischen Reich und Arm merkbar unterschieden wird. Diese Rechnung nun freilich, fürchte ich, könnte tatsächlich aufgehen.
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