Ich habe es schon oft gesagt und sage es heute, am letzten Tag eines Pontifikates, wieder: Die von außen und innen von der römisch-katholischen Kirche geforderten „Reformen“ zielen auf nichts anderes als auf die Zerstörung des Katholizismus als solchen ab. Abschaffung des Zölibats, Frauenordination, noch mehr Mitsprache der Laien, Ermöglichung der Ehescheidung (also Abschaffung der Ehe als Sakrament), Erlaubnis von Abtreibung und Verhütung, von vor- und außerehelichem Geschlechtsverkehr, Lockerung oder Aufhebung der Verbindlichkeit von Lehrsätzen — all das ist im liberalen Protestantismus längst durchgesetzt, doch siehe da: Den Evangelischen laufen (wo sich nicht evangelikal, also antiliberal sind) die Leute in noch größeren Scharen davon als der katholischen Kirche in Europa.
In Deutschland zum Beispiel, wo Katholizismus und Protestantismus in derselben Gesellschaft koexistieren und darum und wegen ihres ungefähr gleich großen Anteils an der Bevölkerung gut miteinander zu vergleichen sind, war die Zahl der Austritte evangelischerseits stets höher als bei den Katholiken; selbstverständlich nur bis zum medial geschürten „Missbrauchsskandal“ (dessen wesentliches Skandalon in Wahrheit darin besteht, jeden Missbrauchsvorwurf als erwiesenen Missbrauchsfall gelten zu lassen und jeden katholische Kleriker von vornherein unter Verdacht zu stellen).
Wie kann es aber sein, dass die Zahl der Austritte und der Mangel an Gottesdienstbesuchern und in den Gemeinden aktiven Mitgliedern bei den in der EKD zusammengeschlossenen Vereinigungen noch viel höher ist als bei der römisch-katholischen Kirche? Die haben doch alles, was man dem Katholizismus erst als „Reformen“ abverlangt: keinen Zölibat, Pastorinnen, entscheidende Laienmitsprache, Ehescheidung und Wiederverheiratung, weitgehenden sexualmoralischen Laxismus, größtmögliche Unverbindlichkeit von Dogmen. Trotzdem ist der deutsche Mehrheitsprotestantismus für die Leute noch unattraktiver als der in der säkularen Öffentlich systematisch diskreditierte Katholizismus.
Die römisch-katholische Kirche, heißt es, sei in der Krise. In Wahrheit wächst sie weltweit und hat übrigens, im Ganzen gesehen, auch keinen Priestermangel. Tatsächlich ist es die Krise des säkular-religionsfeindlichen Europa, die auf den europäischen Katholizismus (mit Ausnahme Polens) projiziert wird. Man will den Katholizismus einfach weghaben, ihn durch einen Protestantismus zweiter Ordnung ersetzen. Damit will man das Christentum insgesamt schwächen und letztlich abschaffen, denn dieselben „Reformen“, die man von der römisch-katholischen Kirche fordert, wären ja prinzipiell den orthodoxen Kirchen und den orientalischen Nationalkirchen auch abzuverlangen. Übrig blieben Atheismus und sektiererische Fundamentalismen. Letztere fügen sich viel harmonischer in das spirituelle Marktgeschehen ein und stehen so dem kapitalistischen Konsumismus nicht im Wege.
Man muss die Überzeugungen, die die römisch-katholische Kirche vertritt, nicht teilen, um zu verstehen, was ihre „Reformierung“, also Prostestantisierung und damit faktische Abschaffung, bedeuten müsste. Die letzte Bastion des Widerstandes gegen die menschenverachtende Moderne wäre gestürmt. Danach gäbe es weit und breit nichts mehr, was der vom Verwertungsterror erzeugten Beliebigkeit noch etwas Sinnvolles entgegenzusetzen hätte.
Will sie in einer ihr geleichgültig oder feindlich gegenüberstehenden Welt bestehen, sind an den Zeitgeist anpassende „Reformen“ der falsche Weg für die Kirche. Offensichtlich müsste sie, um an Stärke zu gewinnen, noch viel katholischer werden, nicht Stück für Stück weniger katholisch
Der Katholizismus wächst zwar, aber sein Einfluss schwindet. Echte Katholizität ist unmodern. Nur seine Verhimmelung der Familie und seine Angst vor Homosexualität machen den Katholizismus derzeit noch nützlich für Konservative und Fundamentalisten. Sollte aber die katholische Kirche eines Tages endlich einsehen, dass beides, Familienkult und Schwulenverachtung, nichts mit dem Evangelium zu tun ha, ja diesem widerspricht — Jesus lebte mit Männern zusammen, nicht mit Weib und Kind! —, spitzte die lage sich gewiss zu, ja dann begänne vermutlich die finale Schlacht von Harmagedon: die Heerscharen der „Reform“ gegen die Verteidiger des echten katholischen Glaubens.
In Deutschland zum Beispiel, wo Katholizismus und Protestantismus in derselben Gesellschaft koexistieren und darum und wegen ihres ungefähr gleich großen Anteils an der Bevölkerung gut miteinander zu vergleichen sind, war die Zahl der Austritte evangelischerseits stets höher als bei den Katholiken; selbstverständlich nur bis zum medial geschürten „Missbrauchsskandal“ (dessen wesentliches Skandalon in Wahrheit darin besteht, jeden Missbrauchsvorwurf als erwiesenen Missbrauchsfall gelten zu lassen und jeden katholische Kleriker von vornherein unter Verdacht zu stellen).
Wie kann es aber sein, dass die Zahl der Austritte und der Mangel an Gottesdienstbesuchern und in den Gemeinden aktiven Mitgliedern bei den in der EKD zusammengeschlossenen Vereinigungen noch viel höher ist als bei der römisch-katholischen Kirche? Die haben doch alles, was man dem Katholizismus erst als „Reformen“ abverlangt: keinen Zölibat, Pastorinnen, entscheidende Laienmitsprache, Ehescheidung und Wiederverheiratung, weitgehenden sexualmoralischen Laxismus, größtmögliche Unverbindlichkeit von Dogmen. Trotzdem ist der deutsche Mehrheitsprotestantismus für die Leute noch unattraktiver als der in der säkularen Öffentlich systematisch diskreditierte Katholizismus.
Die römisch-katholische Kirche, heißt es, sei in der Krise. In Wahrheit wächst sie weltweit und hat übrigens, im Ganzen gesehen, auch keinen Priestermangel. Tatsächlich ist es die Krise des säkular-religionsfeindlichen Europa, die auf den europäischen Katholizismus (mit Ausnahme Polens) projiziert wird. Man will den Katholizismus einfach weghaben, ihn durch einen Protestantismus zweiter Ordnung ersetzen. Damit will man das Christentum insgesamt schwächen und letztlich abschaffen, denn dieselben „Reformen“, die man von der römisch-katholischen Kirche fordert, wären ja prinzipiell den orthodoxen Kirchen und den orientalischen Nationalkirchen auch abzuverlangen. Übrig blieben Atheismus und sektiererische Fundamentalismen. Letztere fügen sich viel harmonischer in das spirituelle Marktgeschehen ein und stehen so dem kapitalistischen Konsumismus nicht im Wege.
Man muss die Überzeugungen, die die römisch-katholische Kirche vertritt, nicht teilen, um zu verstehen, was ihre „Reformierung“, also Prostestantisierung und damit faktische Abschaffung, bedeuten müsste. Die letzte Bastion des Widerstandes gegen die menschenverachtende Moderne wäre gestürmt. Danach gäbe es weit und breit nichts mehr, was der vom Verwertungsterror erzeugten Beliebigkeit noch etwas Sinnvolles entgegenzusetzen hätte.
Will sie in einer ihr geleichgültig oder feindlich gegenüberstehenden Welt bestehen, sind an den Zeitgeist anpassende „Reformen“ der falsche Weg für die Kirche. Offensichtlich müsste sie, um an Stärke zu gewinnen, noch viel katholischer werden, nicht Stück für Stück weniger katholisch
Der Katholizismus wächst zwar, aber sein Einfluss schwindet. Echte Katholizität ist unmodern. Nur seine Verhimmelung der Familie und seine Angst vor Homosexualität machen den Katholizismus derzeit noch nützlich für Konservative und Fundamentalisten. Sollte aber die katholische Kirche eines Tages endlich einsehen, dass beides, Familienkult und Schwulenverachtung, nichts mit dem Evangelium zu tun ha, ja diesem widerspricht — Jesus lebte mit Männern zusammen, nicht mit Weib und Kind! —, spitzte die lage sich gewiss zu, ja dann begänne vermutlich die finale Schlacht von Harmagedon: die Heerscharen der „Reform“ gegen die Verteidiger des echten katholischen Glaubens.