Dieser Rücktritt passt zum Leben
und Wirken dieses Mannes, der sich stets durch Bescheidenheit
ausgezeichnet hat. Anders als so viele andere Theologen des 20.
Jahrhunderts wollte er nie durch Originalität auffallen, sondern immer
nur weitergeben und vertiefen, was er als ihm Anvertrautes erkannt
hatte, dabei nie über das hinausgehend, was die Kirche immer schon
gelehrt hat, aber auch nie dahinter zurückfallend. Er ist also ein
Konservativer im besten Sinne, nicht aus Starrsinn oder Unfähigkeit,
sondern aus Rücksicht und eben Bescheidenheit. Auch sein heute bekannt
gewordener Entschluss, auf das Amt des Papstes zu verzichten, ist ein
Akt der Demut, offensichtlich Ergebnis der Abwägung, wie er der Kirche
am besten dienen kann: Indem er im Amt verbleibt und damit einen
unvorhersehbar langen Weg der Schwächung und des Verfalls öffentlich
geht, was gewiss einen geistlichen Sinn haben, aber auch zu unwürdigem
Spektakel missbraucht werden kann. Oder indem er durch einen
ungewöhnlich Schritt Platz macht für einen Nachfolger, der, wohl jünger
und unverbrauchter, der weltweiten Herde der tatkräftige Hirte sein
kann, den sie braucht. Die Entscheidung mag überraschend sein, aber sie
leuchtet ein und kann durch ihre Konsequenz beeindrucken.
Dies ist, finde ich, nicht die Stunde des Witzchenmachens und zwanghaften Lästerns. Es ist ein kirchenhistorischer und damit welthistorischer Moment, der zum Innehalten und Nachdenken anregen sollte. Denn wie auch immer man zu Theologie und Kirchenpolitik dieses Mannes stehen mag, man wird ihm redlicherweise seine große Bedeutung nicht absprechen können, und es gibt gute Gründe, sein selbstloses Wirken zu würdigen, ja zu bewundern. Er gehört noch zur Generation von leitenden Geistlichen, die unter ganz anderen Voraussetzungen ihren Weg begonnen und dann das Zweite Vatikanische Konzil mitgeprägt hatten, von ihm geprägt wurden und seine Folgen verarbeiten mussten; im Konklave von 2005 war er bereits der einzige Kardinal, den nicht Johannes Paul II. ernannt hatte, aber 67 der 90 von ihm selbst ernannten Kardinäl können an der Wahl seines Nachfolgers teilnehmen; mit dem Ende dieses Pontifkats geht nun also unverkennbar ein Zeitalter der Kirche zu Ende — und eines neues wird beginnen
Dies ist, finde ich, nicht die Stunde des Witzchenmachens und zwanghaften Lästerns. Es ist ein kirchenhistorischer und damit welthistorischer Moment, der zum Innehalten und Nachdenken anregen sollte. Denn wie auch immer man zu Theologie und Kirchenpolitik dieses Mannes stehen mag, man wird ihm redlicherweise seine große Bedeutung nicht absprechen können, und es gibt gute Gründe, sein selbstloses Wirken zu würdigen, ja zu bewundern. Er gehört noch zur Generation von leitenden Geistlichen, die unter ganz anderen Voraussetzungen ihren Weg begonnen und dann das Zweite Vatikanische Konzil mitgeprägt hatten, von ihm geprägt wurden und seine Folgen verarbeiten mussten; im Konklave von 2005 war er bereits der einzige Kardinal, den nicht Johannes Paul II. ernannt hatte, aber 67 der 90 von ihm selbst ernannten Kardinäl können an der Wahl seines Nachfolgers teilnehmen; mit dem Ende dieses Pontifkats geht nun also unverkennbar ein Zeitalter der Kirche zu Ende — und eines neues wird beginnen
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