Ich versteh’s nicht. Ich hab’s noch nie verstanden. Was gibt es da zu feiern? Dass ein neues Jahr beginnt? Das ist doch ein ganz willkürliches Datum. Die römischen Konuln traten am ersten Tag des Januars ihr Amt an, das römische Kalenderjahr freilich begann mit dem Monat März (der also der erste Monat war, wovon September, Oktober, November und Dezember noch Zeugnis ablegen). Da man aber die Jahre nach den Konsuln datierte, verschob sich der Jahresbeginn schließlich auf den ersten Januartag. Später, als es längst keine eponymen Konsuln mehr gab, ließ man das Jahr mit Mariä Verkündigung (25. März, sogenannter Annunziationsstil) beginnen oder mit Ostern oder mit Weihnachten. Oder mit dem Beginn des Kirchenjahres, im Westen ist das der erste Adventssonntag, im Osten der 1. September. Juden, Muslime, Buddhisten usw. haben sowieso alle ihre eigenen Jahresanfänge. Und auch all jene, die, wie die alten Perser und vor ihnen die Babylonier, das Jahr mit dem 21. März, dem Frühlingsanfang beginnen lassen — der zufällig auch mein Geburtstag ist.
Was also gibt’s am 31. Dezember zu feiern? Dass der Heilige Abend eine Woche her ist und man nach all der verlogenen Sentimentalität nun derben Karnevalismus braucht?
Viele haben ja mehr oder minder feste Ritulae, um Silvester zu begehen. Sie müssen „Dinner for one“ im Fernsehen gucken, Sekt trinken, unter Leute gehen, tanzen und singen. Österreicher sind, wie ich wiederholt mit Erstaunen festgestellt habe, genetisch dazu veranlagt und vermutlich per Gesetz dazu verpflichtet, um Mitternacht die Glockenschläge der Pummerin (der großen Glocke des Stephansdomes) zu hören — nicht in Wien Wohnhafte müssen das Radio einschalten — und den Donauwalzer zu tanzen.
Und dann, schon lange im voraus, die schreckliche Knallerei und vielleicht ein Feuerwerk. Überflüssig zu sagen, dass ich davon nichts halte. Zum Glück musste ich nie eine Krieg erleben und bin insofern nicht traumatisiert, aber die akustische Imitation der Belagerung von Stalingrad, die jedes Jahr unter meinem Schalfzimmerfenster stattfindet, ist mir trotzdem zuwider. Lärm um des Lärms willen finde ich noch schlimmer als bloßen Lärm. Ohne Ohrenschutz würde ich das so wenig überstehen wie ein neurotischer Hund.
Der 31. Dezember ist also der einzige Abend, an dem ich mit Sicherheit früh zu Bett gehe. Ich mache mich schalldicht, lese, höre über Kopfhörer Musik, wenn’s geht, und versuche, vor Mitternacht einzuschlafen. Dann bricht draußen die Hölle los und versucht, mich aufzuwecken. Manchmal gelingt es ihr, manchmal triumphiere ich.
Die ganze Silvesterfeierei ist mir also unverständlich und geht mir völlig gegen den Strich. Weder ein religiöser noch ein säkularer Anlass steht dahinter. Bloß gesellschaftliche Konvention. In ihrer hässlichsten Gestalt. Laut und vulgär. Sinnlos. Da mache ich nicht mit.
Allen Leserinnen und Lesern dieses Blogs trotzdem ein frohes neues Jahr. Aber Achtung, ein Text kommt noch!
Was also gibt’s am 31. Dezember zu feiern? Dass der Heilige Abend eine Woche her ist und man nach all der verlogenen Sentimentalität nun derben Karnevalismus braucht?
Viele haben ja mehr oder minder feste Ritulae, um Silvester zu begehen. Sie müssen „Dinner for one“ im Fernsehen gucken, Sekt trinken, unter Leute gehen, tanzen und singen. Österreicher sind, wie ich wiederholt mit Erstaunen festgestellt habe, genetisch dazu veranlagt und vermutlich per Gesetz dazu verpflichtet, um Mitternacht die Glockenschläge der Pummerin (der großen Glocke des Stephansdomes) zu hören — nicht in Wien Wohnhafte müssen das Radio einschalten — und den Donauwalzer zu tanzen.
Und dann, schon lange im voraus, die schreckliche Knallerei und vielleicht ein Feuerwerk. Überflüssig zu sagen, dass ich davon nichts halte. Zum Glück musste ich nie eine Krieg erleben und bin insofern nicht traumatisiert, aber die akustische Imitation der Belagerung von Stalingrad, die jedes Jahr unter meinem Schalfzimmerfenster stattfindet, ist mir trotzdem zuwider. Lärm um des Lärms willen finde ich noch schlimmer als bloßen Lärm. Ohne Ohrenschutz würde ich das so wenig überstehen wie ein neurotischer Hund.
Der 31. Dezember ist also der einzige Abend, an dem ich mit Sicherheit früh zu Bett gehe. Ich mache mich schalldicht, lese, höre über Kopfhörer Musik, wenn’s geht, und versuche, vor Mitternacht einzuschlafen. Dann bricht draußen die Hölle los und versucht, mich aufzuwecken. Manchmal gelingt es ihr, manchmal triumphiere ich.
Die ganze Silvesterfeierei ist mir also unverständlich und geht mir völlig gegen den Strich. Weder ein religiöser noch ein säkularer Anlass steht dahinter. Bloß gesellschaftliche Konvention. In ihrer hässlichsten Gestalt. Laut und vulgär. Sinnlos. Da mache ich nicht mit.
Allen Leserinnen und Lesern dieses Blogs trotzdem ein frohes neues Jahr. Aber Achtung, ein Text kommt noch!
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