Sonntag, 3. Oktober 2010

Unglaublich gebildet?

Ein schönes Beispiel, für die Dümmlichkeit der Berichterstattung, die zeitgenössische Medien gerne pflegen: Ungläubige wüssten besser über Religionen Bescheid als Gläubige, wird in Presse und Internet als Nachricht verbreitet. Dabei beruft man sich auf eine Umfrage eines US-amerikanischen Demoskopieinstitutes, die ergeben habe, dass Atheisten im Durchschnitt 21 von 32 einschlägige Fragen richtig beantworten konnten, Protestanten hingegen durchschnittlich nur 16, Katholiken 14,7, Juden 20,5 und Mormonen 20,3. Der Durschnitt aller habe bei 16 richtigen Antorten gelegen.
Man darf allerdings an der Aussagekräftigkeit dieser "Ergebnisse" zweifeln. Nicht nur, weil anscheinend keine Muslime, Buddhisten, Hindus usw. befragt wurden ...
Bekanntlich ist Bildung als solche in den USA ein rares Gut und, wie überall sonst in der Welt, eng gekoppelt an Herkunft und Einkommen. Wer was und wie viel über Religionen weiß, hat weniger mit seinen religiösen Überzeugungen zu tun als mit seiner sozialen und ökonomischen Position. Grob gesagt: Unter den armen Migranten und deren Nachfahren sind mehr Katholiken, während der Anteil von Juden und Atheisten unter den Reichen hoch ist.
Dass Atheisten mehr über Religionen wüssten als Theisten, mag als Schlagzeile vielen in den Kram passen. Aber es ist falsch. Nicht Ungläubigkeit oder Gläubigkeit entscheiden über religiöse Bildung, sondern wer mehr Geld hat, kann auch mehr davon für die Erziehung seiner Kinder ausgeben.

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