Freitag, 1. Januar 2016

Antiterrorismushysterie

Oben auf der Seite von www.faz.net, unter einem Foto von zwei Polizisten von hinten, die in einem Bahnhof herumstehen, sind heute zwei sehr verschiedene Überschriften und Kurztexte nebeneinander zu sehen gewesen. Zum einen: „Der Fratze des Terrors die Stirn geboten — Die Münchner haben in der Neujahrsnacht demonstriert, dass sie sich ihr Leben nicht von Terroristen bestimmen lassen wollen. Und zugleich zeigte ihr Staat Stärke.“ Zum anderen: „Polizei hat keine konkreten Erkenntnisse zu Verdächtigen — Vor der Terrorwarnung in München hat die Polizei auch die Namen möglicher Attentäter übermittelt bekommen. Ob es diese aber tatsächlich gibt und ob sie sich in Deutschland aufhalten, haben die Sicherheitsbehörden noch nicht ermitteln können.“
Was denn nun? Wurde dem Terrorismus die Stirn geboten oder gab es die terroristische Bedrohung gar nicht? Zeigte der Staat Stärke oder verbreitete er bloß Hysterie?
Bemerkenswerterweise beantwortet die Zeitung dieses von ihr nicht gestellte Frage recht eindeutig. Indem neben dem aufgeregten Kommentar der nüchterne Bericht steht, wird jener zur Makulatur. Der willfährige Kommentierer erledigt offensichtlich bloß das Geschäft derer erledigt, die von wiederholten Terrorwarnungen profitieren und sich gern damit als Schutz- und Trutzmacht profilieren, dass sie angeblich etwas verhindert haben, von dem niemand sagen kann, ob es je stattgefunden hätte. Der Bericht erledigt den Kommentar. Wenn die Polizei weder Personen noch Dinge noch Handlungen vor- und beweisen kann, die zur Vorbereitung eines terroristischen Aktes nun einmal gehören, dann ist dessen Existenz bloß spekulativ. Und dann erübrigt sich auch jedes Gerede vom Fratzentrotzen. Leider finden sich aber immer „Journalisten“, die die unbewiesenen Behauptungen von Polizei und Politik zur Grundlage ihrer Sicht der Dinge machen. Im Effekt ist das, wo nicht paranoid, so doch zumindest unterschwellig hysterisierend.
Bei solcher Antiterrorismushysterie geht es um Verbreitung von Angst und darum, den Staat als Beschützer hinzustellen, der es den tapferen Bürgerinnen und Bürgern erlaubt, ihr Leben lustig weiterzuführen, wenngleich unter den Bedingungen eingeschränkter Bürgerrechte, aber das ist ja nur zum allgemeinen Besten. Wer’s glaubt, wird nicht selig, aber dumm.

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