Dort sitzt (...) eine Frau in rotem Petit-Pois-Kleid (...) Aber Erbsen sind doch grün! Handelt es sich nicht vielleicht eher um Petit-point-Kleid?
Mittwoch, 30. Dezember 2015
Samstag, 19. Dezember 2015
Der Ruf der Moral
Moral hat einen schlechten Ruf. Nichts hören und sagen die Leute lieber, als dass es da eben verschiedene Auffassungen gibt, dass moralische Normen in stetigen Wandel begriffen sind, dass mal dieses, mal jenes gilt und überhaupt das meiste davon nicht mehr zeitgemäß ist. Moralvorstellungen werden fast immer nur mit Beiwörtern wie „überkommen“ oder „veraltet“ versehen und nie mit dem Zusatz „hochaktuell“. Dass Moral etwas von gestern ist, ist der schlimmste Vorwurf in einer immer nur am gerade Angesagten orientierten Zeit.
Und warum das alles? Weil Moral natürlich lästig ist. Wenn es nämlich Regeln dafür gibt, was man darf und nicht darf, was man soll oder muss, dann hindert das entweder daran, ganz nach Belieben zu handeln, oder aber, weil man’s ja trotzdem tut, es droht einem ein schlechtes Gewissen.
Also kehrt man den Spieß um und erklärt Moral für etwas Schlechtes. Oder zumindest etwas Spießiges und Verklemmtes, etwas, was der freien Entfaltung im Wege steht. Manche behaupten sogar, Moral sei etwas für Heuchler. Die Logik dahinter: Wir tun sowieso, was wir wollen, wer also sagt, man dürfe nicht alles, widerspricht sich selbst, weil er eigentlich ja doch tun will, was er will. Kriterium der Moralkritik ist somit die Unmoral, die Nichtbeachtung von Regeln gilt als deren Widerlegung, Normen werden als „kontrafaktisch“ abgekanzelt.
Aber selbstverständlich handeln in Wahrheit auch die, für die moralisch ein Schimpfwort ist, sehr wohl nach Normen. Nur begreifen sie sie nicht. Der Wandel von moralischen Systemen kommt ja nicht von ungefähr. Dass er durch „Aufgeklärtheit“, also Erkenntinsgewinn, zu Stande komme, ist bloß Propaganda. Es sind äußere Bedingungen, die Veränderungen fordern oder erzwingen. Irgendwer profitiert davon, wenn Menschen nicht mehr nach den bisherigen Regeln handeln, sondern sich neuen unterwerfen.
Der Trick besteht darin, die Unterwerfung als Gewinn an Freiheit zu verkaufen. Als es beispielsweise nicht mehr als unmoralisch galt, für verliehenes Geld Zinsen zu verlangen, war dem Kapitalismus Tür und Tor geöffnet. Das große Geldverdienen konnte beginnen. Dass dabei den Reichtum der einen die anderen, Verarmenden, finanzieren, stand nicht einmal im Kleingedruckten. (Die römisch-katholische Kirche betrachtete das Zinsennehmen bis 1830 offiziell als Sünde, erst dann passte sie sich an. Der moralische Umbau hatte drei- bis vierhundert Jahre früher eingesetzt und den Protestantismus erzeugt: Ablasshandel pfui, kapitalistische Ausbeutung hui!)
Nicht jeder Wandel in den Moralvorstellungen ist allerdings schlecht. Die Kriterien dafür sind aber nicht dem zu entnehmen, was ist, sondern die Frage lautet, was sein soll. Darum geht es in der Ethik. Einmal wollte mir einer aufschwatzen, in der Ethik gehe es um Potenzialität und Intensitäten und solchen Kram. Nein, erwiderte ich, es geht um richtig oder falsch, darum was man tun und was man lassen soll. Wäre das, was ist, immer schon das, was sein soll, wäre jede Schweinerei a priori gerechtfertigt (zumindest wenn sie möglichst „intensiv“ ist …) Dem ist aber nicht so. Es gibt einen Unterschied von Sein und Sollen. Und das soll auch so sein.
Ethisch reflektierte und begründete Moral ist ein Mittel, das Verhalten und damit die Verhältnisse einer praktischen Kritik zu unterziehen und der Unterwerfung unter Moden und Hegemonien Widerstand entgegenzusetzen. Das wollen viele nicht. Sie wollen nicht kritisiert werden und sich nicht selbst kritisch betrachten. Sie wollen sein, wie sie glauben, dass alle sind oder zumindest sein wollen. Darum orientieren sich an dem, was sie meinen, dass praktisch gilt, nicht an dem, was theoretisch gelten soll. Moral, verstanden nicht als deskriptive, sondern als präskriptive, ist da nur lästig. Und darum hat sie einen schlechten Ruf.
Und warum das alles? Weil Moral natürlich lästig ist. Wenn es nämlich Regeln dafür gibt, was man darf und nicht darf, was man soll oder muss, dann hindert das entweder daran, ganz nach Belieben zu handeln, oder aber, weil man’s ja trotzdem tut, es droht einem ein schlechtes Gewissen.
Also kehrt man den Spieß um und erklärt Moral für etwas Schlechtes. Oder zumindest etwas Spießiges und Verklemmtes, etwas, was der freien Entfaltung im Wege steht. Manche behaupten sogar, Moral sei etwas für Heuchler. Die Logik dahinter: Wir tun sowieso, was wir wollen, wer also sagt, man dürfe nicht alles, widerspricht sich selbst, weil er eigentlich ja doch tun will, was er will. Kriterium der Moralkritik ist somit die Unmoral, die Nichtbeachtung von Regeln gilt als deren Widerlegung, Normen werden als „kontrafaktisch“ abgekanzelt.
Aber selbstverständlich handeln in Wahrheit auch die, für die moralisch ein Schimpfwort ist, sehr wohl nach Normen. Nur begreifen sie sie nicht. Der Wandel von moralischen Systemen kommt ja nicht von ungefähr. Dass er durch „Aufgeklärtheit“, also Erkenntinsgewinn, zu Stande komme, ist bloß Propaganda. Es sind äußere Bedingungen, die Veränderungen fordern oder erzwingen. Irgendwer profitiert davon, wenn Menschen nicht mehr nach den bisherigen Regeln handeln, sondern sich neuen unterwerfen.
Der Trick besteht darin, die Unterwerfung als Gewinn an Freiheit zu verkaufen. Als es beispielsweise nicht mehr als unmoralisch galt, für verliehenes Geld Zinsen zu verlangen, war dem Kapitalismus Tür und Tor geöffnet. Das große Geldverdienen konnte beginnen. Dass dabei den Reichtum der einen die anderen, Verarmenden, finanzieren, stand nicht einmal im Kleingedruckten. (Die römisch-katholische Kirche betrachtete das Zinsennehmen bis 1830 offiziell als Sünde, erst dann passte sie sich an. Der moralische Umbau hatte drei- bis vierhundert Jahre früher eingesetzt und den Protestantismus erzeugt: Ablasshandel pfui, kapitalistische Ausbeutung hui!)
Nicht jeder Wandel in den Moralvorstellungen ist allerdings schlecht. Die Kriterien dafür sind aber nicht dem zu entnehmen, was ist, sondern die Frage lautet, was sein soll. Darum geht es in der Ethik. Einmal wollte mir einer aufschwatzen, in der Ethik gehe es um Potenzialität und Intensitäten und solchen Kram. Nein, erwiderte ich, es geht um richtig oder falsch, darum was man tun und was man lassen soll. Wäre das, was ist, immer schon das, was sein soll, wäre jede Schweinerei a priori gerechtfertigt (zumindest wenn sie möglichst „intensiv“ ist …) Dem ist aber nicht so. Es gibt einen Unterschied von Sein und Sollen. Und das soll auch so sein.
Ethisch reflektierte und begründete Moral ist ein Mittel, das Verhalten und damit die Verhältnisse einer praktischen Kritik zu unterziehen und der Unterwerfung unter Moden und Hegemonien Widerstand entgegenzusetzen. Das wollen viele nicht. Sie wollen nicht kritisiert werden und sich nicht selbst kritisch betrachten. Sie wollen sein, wie sie glauben, dass alle sind oder zumindest sein wollen. Darum orientieren sich an dem, was sie meinen, dass praktisch gilt, nicht an dem, was theoretisch gelten soll. Moral, verstanden nicht als deskriptive, sondern als präskriptive, ist da nur lästig. Und darum hat sie einen schlechten Ruf.
Sonntag, 13. Dezember 2015
Notiz im Advent (3)
Gott ist der Sinn von allem. Er ist der, um den es geht, zuerst und zuletzt. Alles, was ist, ist auf ihn hin ausgerichtet. Was nicht auf ihn hin ausgerichtet ist, also das Böse, ist sinnlos und existiert im Grunde gar nicht. Wohl aber gibt es die Wirkungen des Bösen, also zum Beispiel das Leiden. Zum Leiden kommt es, wenn das, was ist, nicht damit übereinstimmt, wie es sein soll. Denn Gott hat die Welt gut geschaffen, aber die Sünde, also die nicht auf Gott hin ausgerichtete, um Gottes willen getane Tat (oder Unterlassung), macht sie schlecht.
Wir leiden an der Schlechtigkeit der Welt. Wir leiden am Widerspruch zwischen dem, was sein könnte und sein sollte, und dem, was nicht sein soll, aber sinnloserweise ist. Niemand soll krank sein, hungrig, einsam, bedroht, verfolgt, verletzt, gequält usw. usf. Viele aber sind es. Das ist gegen Gottes Willen. Denn Gott will nur das Gute. Alles, was er will, ist gut.
Wir kennen oft weder die Ursachen unserer Lage, noch überblicken wir immer die Folgen unseres Handelns. Aber wir können wissen: Wer gegen Gottes Willen handelt, verursacht Schlechtes, handelt böse. Es ist sinnlos, nach einer letzten Ursache des Bösen zu suchen, es hat keine, es gibt keinen Grund dafür, es ist sinnlos.
Nur das Gute ist sinnvoll. Alles Gute kommt von Gott. Alles Gute führt zu Gott. Er ist der Sinn von allem. Ohne ihn ist alles sinnlos.
Man könnte auch sagen, der Sinn Gottes ist seine Schöpfung, sind seine Geschöpfe. Denn er ist für sie da. Er schuf sie und erhält sie. Er ist der Ursprung alles Guten, das ihnen widerfährt. Gottes Dasein ist die Güte selbst.
Alles strebt nach dem Guten. Darum müssen wir in unserem Tun und Lassen nach der Erfüllung von Gottes Willen streben, denn etwas Besseres als das, was Gott (für uns) will, gibt es nicht. Das Leid, das uns widerfährt, darf uns nicht hindern, aber die Freude, die wir auch erfahren, soll uns antreiben. Dann wird alles gut.
Wir leiden an der Schlechtigkeit der Welt. Wir leiden am Widerspruch zwischen dem, was sein könnte und sein sollte, und dem, was nicht sein soll, aber sinnloserweise ist. Niemand soll krank sein, hungrig, einsam, bedroht, verfolgt, verletzt, gequält usw. usf. Viele aber sind es. Das ist gegen Gottes Willen. Denn Gott will nur das Gute. Alles, was er will, ist gut.
Wir kennen oft weder die Ursachen unserer Lage, noch überblicken wir immer die Folgen unseres Handelns. Aber wir können wissen: Wer gegen Gottes Willen handelt, verursacht Schlechtes, handelt böse. Es ist sinnlos, nach einer letzten Ursache des Bösen zu suchen, es hat keine, es gibt keinen Grund dafür, es ist sinnlos.
Nur das Gute ist sinnvoll. Alles Gute kommt von Gott. Alles Gute führt zu Gott. Er ist der Sinn von allem. Ohne ihn ist alles sinnlos.
Man könnte auch sagen, der Sinn Gottes ist seine Schöpfung, sind seine Geschöpfe. Denn er ist für sie da. Er schuf sie und erhält sie. Er ist der Ursprung alles Guten, das ihnen widerfährt. Gottes Dasein ist die Güte selbst.
Alles strebt nach dem Guten. Darum müssen wir in unserem Tun und Lassen nach der Erfüllung von Gottes Willen streben, denn etwas Besseres als das, was Gott (für uns) will, gibt es nicht. Das Leid, das uns widerfährt, darf uns nicht hindern, aber die Freude, die wir auch erfahren, soll uns antreiben. Dann wird alles gut.
Sonntag, 6. Dezember 2015
Notiz im Advent (2)
Gott ist eine ausgezeichnete Ausrede. Wenn man sich auf Gott beruft, scheint alles erlaubt. Auch die größte Schweinerei. Der Grund ist einfach: Mit der Offenbarung diskutiert man nicht. Entweder ist etwas Gottes Wille oder nicht. Wenn es aber Gottes Wille ist, dann ist es unbedingt zu tun und es zu unterlassen wäre Sünde. Wer also nicht sündigen will, aber etwas nicht zu tun bereit ist, was als Gottes Wille gilt (oder etwas tun möchte, von dem es heißt, es verstoße gegen Gottes Willen), dem bleibt nichts anderes übrig, als die Gültigkeit der Berufung auf Gottes Willen in Frage zu stellen.
Und genau hierin liegt die Gefahr, wenn jemand sich zu Unrecht auf Gott beruft. Denn nicht nur werden dadurch, was schlimm genug ist, Menschen zum Falschen, gar zum Bösen verführt, sondern indem Gott fälschlich als Begründung für dies und jenes herangezogen wird, droht für viele die Berufung auf Gott überhaupt unglaubwürdig zu werden.
Darum machen manche, besonders in den westlichen Konsumgesellschaften, es sich leicht: Man wisse weder, ob es Gott überhaupt gebe, noch was er genau wolle. Einige gehen den leichtesten Weg: Gott gibt es nicht, darum ist es Unsinn, seinen Willen tun zu wollen. Glaube erscheint dann als Uneinsichtigkeit, als Rückständigkeit, als Marotte.
Dabei gibt es ein einfaches Mittel, wahre von falschen Berufungen auf Gott zu unterscheiden. Man muss nur die Frage stellen, welcher Glaube und welche sich aus diesem ergebenden Handlungen machen den Menschen frei, lassen ihm seine Würde, unterstützen die Entfaltung seiner Möglichkeiten, erlauben ihm ein freies und gerechtes Zusammenleben mit anderen Menschen?
Und da zeigt sich nun, dass sowohl die religiösen Fundamentalismen wie auch die fundamentalen Atheismen zutiefst menschenverachtend waren und sind. Der einzelne Mensch gilt ihnen nichts, sie berauben ihn seiner Handlungsmöglichkeiten, unterdrücken seine Potenziale, erniedrigen ihn und beschädigen seine Gesundheit, zerstören sein Leben. Dasselbe tut übrigens auf sehr viel raffiniertere Weise der nahezu jede Opposition integrierende (oder zumindest instrumentalisierende) Marktiberalismus der westlichen Demokratien, in denen jeder, solange er den Betrieb nicht stört, nach seiner Façon selig werden darf, weil er ohnehin nur als statistisches Moment in Produktion und Konsumation zählt. Vielfalt, Freiheit und Selbstbestimmung werden groß geschrieben, aber im Kleingedruckten steht, dass aufwändig kontrolliert, geängstigt, bespaßt, manipuliert und gegängelt werden muss, damit keiner auf die Idee kommt, kluge Fragen zu stellen und von deren Beantwortung den Sinn des Funktionierens abhängig zu machen.
An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Welche Religion (oder Religionsverweigerung) sorgt sich wirklich um die Menschen, welche muss als bloßer Vorwand gelten, um Ausbeutung, Krieg, Elend, Wohlstands-verwahrlosung, Umweltzerstörung usw. usf. zu rechtfertigen?
Und genau hierin liegt die Gefahr, wenn jemand sich zu Unrecht auf Gott beruft. Denn nicht nur werden dadurch, was schlimm genug ist, Menschen zum Falschen, gar zum Bösen verführt, sondern indem Gott fälschlich als Begründung für dies und jenes herangezogen wird, droht für viele die Berufung auf Gott überhaupt unglaubwürdig zu werden.
Darum machen manche, besonders in den westlichen Konsumgesellschaften, es sich leicht: Man wisse weder, ob es Gott überhaupt gebe, noch was er genau wolle. Einige gehen den leichtesten Weg: Gott gibt es nicht, darum ist es Unsinn, seinen Willen tun zu wollen. Glaube erscheint dann als Uneinsichtigkeit, als Rückständigkeit, als Marotte.
Dabei gibt es ein einfaches Mittel, wahre von falschen Berufungen auf Gott zu unterscheiden. Man muss nur die Frage stellen, welcher Glaube und welche sich aus diesem ergebenden Handlungen machen den Menschen frei, lassen ihm seine Würde, unterstützen die Entfaltung seiner Möglichkeiten, erlauben ihm ein freies und gerechtes Zusammenleben mit anderen Menschen?
Und da zeigt sich nun, dass sowohl die religiösen Fundamentalismen wie auch die fundamentalen Atheismen zutiefst menschenverachtend waren und sind. Der einzelne Mensch gilt ihnen nichts, sie berauben ihn seiner Handlungsmöglichkeiten, unterdrücken seine Potenziale, erniedrigen ihn und beschädigen seine Gesundheit, zerstören sein Leben. Dasselbe tut übrigens auf sehr viel raffiniertere Weise der nahezu jede Opposition integrierende (oder zumindest instrumentalisierende) Marktiberalismus der westlichen Demokratien, in denen jeder, solange er den Betrieb nicht stört, nach seiner Façon selig werden darf, weil er ohnehin nur als statistisches Moment in Produktion und Konsumation zählt. Vielfalt, Freiheit und Selbstbestimmung werden groß geschrieben, aber im Kleingedruckten steht, dass aufwändig kontrolliert, geängstigt, bespaßt, manipuliert und gegängelt werden muss, damit keiner auf die Idee kommt, kluge Fragen zu stellen und von deren Beantwortung den Sinn des Funktionierens abhängig zu machen.
An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Welche Religion (oder Religionsverweigerung) sorgt sich wirklich um die Menschen, welche muss als bloßer Vorwand gelten, um Ausbeutung, Krieg, Elend, Wohlstands-verwahrlosung, Umweltzerstörung usw. usf. zu rechtfertigen?
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